Es ist ein Blick in den Abgrund.
Während eines Konzertes in Las Vegas
eröffnet ein Mann aus einem nahestehenden Hotel das Feuer, er
schießt wahllos mitten in die Menge.
Laut aktueller Berichterstattung sind
keine Motive oder Gründe erkennbar.
In diesem Moment, ohne die Aufladung
mit irgendwelchen religiösen oder politischen Fanatismen, zeigt
sich, was solches Morden eigentlich und immer ist – sinnlos.
Sicher wird man vielerlei Erklärungen
finden – das aufgeheizte politische Klima und den us-amerikanischen
Waffenfanatismus, mögliche Traumatisierungen oder einfach nur
sozialer Frust, am Ende vielleicht doch irgendwelche religiösen
Motivlagen oder sonstwas.
Aber diese Dinge erklären vielleicht
Einzelheiten, die den Hergang und die Person erhellen können.
Nur
werden sie auf die Frage, warum dies geschehen ist, keine Antworten
geben. Einfach, weil es keine gibt.
Ich neige auf diesem Blog dazu, Sinn zu
suchen, wo immer ich ihn finden kann. Vielleicht verbindet dieses
Suchen und Sehen von Sinnüberschuss mitten in der Welt ja manische
und religiöse Menschen.
In solchen Momenten wie jetzt jedoch
wird mir besonders klar, was auch das ganze massenhafte Töten im 20.
Jahrhundert kennzeichnet – es gibt zwar die Faszination des
Grausamen, der auch ich oft erliege.
Aber im Hinschlachten von Menschen kann
es keinen Sinn geben.
Gerade dann nicht, wenn ich an einen
Gott glaube, der die Welt in seinen Händen hält und erleiden muss,
was Menschen einander antun. Heute und andauernd.
Ich bete für die Getöteten, die
Verwundeten, die Angehörigen, die Davongekommenen.
Denn das ist alles, was ich angesichts
der Sinnlosigkeit allein denken und tun und hoffen kann – dass Gott
diese Menschen hält.
"Einen Menschen lieben heißt
sagen: Du wirst nicht sterben", heißt es irgendwo bei
Gabriel Marcel.
Wenn Menschen jedoch schon gestorben
sind, erhoffe ich das von Gott – dass er sagt: Bei mir wirst du
nicht sterben.