So oder so ähnlich werde ich am 28.01.2024 ca. 8:40 Uhr auf rbb 88,8 mit einem "Wort zum Tag" zu hören sein:
Öffentlich zur Schau
gestellte Aggressionen machen mich oft ratlos. Denn ich will auf
Geschrei und Handgreiflichkeiten nicht in gleicher Weise antworten -
und so weiß ich manchmal nicht, wie ich am besten reagieren sollte.
Es
sind unruhige Zeiten: Der Ton ist rau und unwirsch geworden in
unserem Land. Die Nerven scheinen blank zu liegen. Sei es nun bei
Bauernprotesten oder Bahn-Streiks, im Internet oder bei der Arbeit.
Auch
Jesus wurde nicht selten mit Aggressionen und Unzufriedenheit
empfangen – denn seine Botschaft von Gottes überschwänglicher
Liebe kam nicht überall gut an. Dementsprechend berichtet die Bibel
von vielen Streitgesprächen.
Und
auch Jesus musste auf diese Aggressionen reagieren. Einmal wird
erzählt von einem Mann, der sofort losschreit, als Jesus den Raum
betritt: „Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazareth? Bist du
gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen?“ (Mk 1,24)
Jesus
reagiert ganz kurz und klar: „Schweig und verlass ihn!“ (Mk 1,25)
sagt er. Jesus ist nicht ratlos - er weiß, was zu tun ist.
Natürlich
kann es in einer Demokratie nicht darum gehen, anderen einfach das
Wort zu verbieten. Meinungsfreiheit ist schließlich ein hohes Gut in
unserem Land und jeder darf seine Meinung auch auf der Straße
kundtun. Das haben auch die vielen Demonstrationen – von
Frankfurt/Oder über Hamburg bis Spremberg – gezeigt.
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Demo "Nie wieder ist jetzt!" am 27.01.2024 in Frankfurt (Oder)
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Ja,
es gibt viele gute Gründe, für die es sich lohnt, auf die Straße
zu gehen. Und es gibt vieles, über das man unzufrieden sein kann.
Aber
um es ganz deutlich zu sagen: Wer unzufrieden ist, muss deswegen
nicht menschenfeindlichen Positionen nachlaufen. Wer unzufrieden ist,
muss deshalb keine Umsturzideen kultivieren. Wer unzufrieden ist,
muss nicht rechtsextrem werden oder rechtsextrem wählen.
Unzufriedenheit rechtfertigt keine Gewaltfantasien.
Denn
auch wer unzufrieden ist, kann Argumente suchen. Kann Lösungen
vorschlagen, die allen zugutekommen und nicht auf noch mehr
Gegeneinander hinauslaufen.
Eine
Haltung des puren Dagegen führt aus der Unzufriedenheit nicht heraus
– sondern nur tiefer in sie hinein.
Bei
manchen Aggressionen, die mir begegnen wünsche ich mir deshalb vor
allem Jesu Klarheit. Er setzt ein Stoppschild. Wenn die Begrüßung
heißt: „Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen?“,
dann kann man darüber nicht diskutieren. Pöbelei ist kein Diskurs.
Das macht Jesus unmissverständlich klar.
Vielleicht
hilft mir - und Ihnen - das angesichts der nächsten Ratlosigkeit ja
weiter.
Ich
wünsche Ihnen einen schönen Sonntag!