Sonntag, 24. September 2017

Der Souverän teilt aus. Wahl im Weinberg

Ich übe mich weiter in schiefen Bildern...

Denn: Eigentlich könnte die Wahl so sein wie das Sonntagsevangelium (Mt 20,1-16). 

Da sucht sich ein Herr im Laufe des Tages Arbeiter für seinen Weinberg. Sie arbeiten nach Absprache bei ihm, also unterschiedlich lang, je nachdem, wann er sie ansprach und sie beginnen konnten. Am Ende bekommen sie ihren Lohn – jeder einen Denar, so viel, wie man für den einen Tag zum Leben braucht.

Auch Christen wählen.
St. Peter, Bremen, 2015.
Heute gehen die Deutschen zur Wahl - der Souverän teilt aus und belohnt die politischen Arbeiter. Aber wer bekommt etwas? 
Ich selbst finde in vielen Wahlprogrammen Dinge, die mich ansprechen:
  • Umweltschutz ist mir wichtig, dass Kohleenergie weiter gefördert werden soll, verstehe ich wirklich nicht.
  • Arbeitsplatzsicherheit gerade für Einsteiger finde ich wichtig, die vielgenannten sachgrundlosen Befristungen halte ich für problematisch.
  • Sichere Innenstädte finde ich wichtig, Videoüberwachung sehe ich nicht als ernsthafte Bedrohung meiner Freiheiten.
  • Lebensschutz ist mir wichtig, die Aushöhlung des §218 beunruhigt mich.
  • Integration und sprachliche und berufliche Qualifikation von Flüchtlingen halte ich für wichtig, darum auch den Nachzug ihrer Familien.
  • Friedenssicherung finde ich wichtig und halte angesichts der Welt wie sie nun einmal ist, auch eine gute Ausstattung unserer Streitkräfte für sinnvoll.

Das ließe sich alles noch erweitern und diskutieren und verfeinern und gegebenenfalls abändern.

Wichtig aber ist mir:
Am liebsten hätte ich es gemacht wie der Besitzer des Weinbergs und meine Stimme für verschiedene Politikbereiche auf verschiedene Parteien aufgeteilt. Jeder bekommt etwas von mir dafür, wofür ich ihn wähle. Keine Partei bekommt nichts (zur Auflockerung des Mainstreams auch den neuen Aufmischern fon Deutschland ein paar Krumen), keiner bekommt alles.

Dunkle Wolken ziehen auf, der Strand bleibt hell.
Hiddensee, 2017.
Aber so ist es, wie Jesus ja sagt, eben nur im Himmelreich – hier auf Erden muss ich mich entscheiden. Und habe dies getan, indem ich möglichst verantwortlich versucht habe, mir ein Urteil zu bilden, mir viele Dinge angeschaut und durchgelesen habe.  

Am Ende werden trotzdem viele Parteien kommen und dem Herrn, denn das ist das Volk als Souverän der Wahl ja, sagen: "Diese anderen Parteien haben nur wenig gearbeitet und noch dazu in der Opposition, und du hast sie uns gleichgestellt; wir aber haben den ganzen Tag über die Last der Regierung und die Häme der Medien ertragen." (vgl. v12)

Mit dem Unverständnis oder Unmut der Mandatsträger oder der Ungewählten muss das Wahlvolk leben.
Immerhin haben wir gegeben, was wir hatten – unsere Stimme, die eine, die wir hatten.
Das ist das Privileg des Souveräns.


P.S. Mehr Gedanken zum Evangelium hier (ein wenig auch hier und hier), mehr zur Bundestagswahl hier.