Ich übe mich weiter in schiefen
Bildern...
Denn: Eigentlich könnte die Wahl so
sein wie das Sonntagsevangelium (Mt 20,1-16).
Da sucht sich ein Herr im Laufe des
Tages Arbeiter für seinen Weinberg. Sie arbeiten nach Absprache bei
ihm, also unterschiedlich lang, je nachdem, wann er sie ansprach und
sie beginnen konnten. Am Ende bekommen sie ihren Lohn – jeder einen
Denar, so viel, wie man für den einen Tag zum Leben braucht.
Auch Christen wählen. St. Peter, Bremen, 2015. |
Heute gehen die Deutschen zur Wahl - der Souverän teilt aus und belohnt die politischen Arbeiter. Aber wer bekommt etwas?
Ich
selbst finde in vielen Wahlprogrammen Dinge, die mich ansprechen:
- Umweltschutz ist mir wichtig, dass Kohleenergie weiter gefördert werden soll, verstehe ich wirklich nicht.
- Arbeitsplatzsicherheit gerade für Einsteiger finde ich wichtig, die vielgenannten sachgrundlosen Befristungen halte ich für problematisch.
- Sichere Innenstädte finde ich wichtig, Videoüberwachung sehe ich nicht als ernsthafte Bedrohung meiner Freiheiten.
- Lebensschutz ist mir wichtig, die Aushöhlung des §218 beunruhigt mich.
- Integration und sprachliche und berufliche Qualifikation von Flüchtlingen halte ich für wichtig, darum auch den Nachzug ihrer Familien.
- Friedenssicherung finde ich wichtig und halte angesichts der Welt wie sie nun einmal ist, auch eine gute Ausstattung unserer Streitkräfte für sinnvoll.
Das ließe sich alles noch erweitern und diskutieren und
verfeinern und gegebenenfalls abändern.
Wichtig aber ist mir:
Am liebsten hätte ich es gemacht wie
der Besitzer des Weinbergs und meine Stimme für verschiedene
Politikbereiche auf verschiedene Parteien aufgeteilt. Jeder bekommt
etwas von mir dafür, wofür ich ihn wähle. Keine Partei bekommt
nichts (zur Auflockerung des Mainstreams auch den neuen
Aufmischern fon Deutschland ein paar Krumen), keiner bekommt alles.
Dunkle Wolken ziehen auf, der Strand bleibt hell. Hiddensee, 2017. |
Aber so ist es, wie Jesus ja sagt, eben
nur im Himmelreich – hier auf Erden muss ich mich entscheiden. Und
habe dies getan, indem ich möglichst verantwortlich versucht habe,
mir ein Urteil zu bilden, mir viele Dinge angeschaut und durchgelesen
habe.
Mit dem Unverständnis oder Unmut der
Mandatsträger oder der Ungewählten muss das Wahlvolk leben.
Immerhin haben wir gegeben, was wir
hatten – unsere Stimme, die eine, die wir hatten.
Das ist das Privileg des Souveräns.
P.S. Mehr Gedanken zum Evangelium hier (ein wenig auch hier und hier), mehr zur Bundestagswahl hier.