Ich bin wirklich kein pessimistischer
Mensch.
Aber wenn ich mir das Weltgeschehen
anschaue, dann kommt mir die Hoffnung schon etwas abhanden:
Internationale Verabredungen wie das Klimaabkommen oder
Handelsbündnisse tragen nicht oder werden gleich über den Haufen
geworfen, im deutschen Bundestag zeigt sich eine Radikalisierung in
Ton und Meinnung, die Unionsfraktion zerstreitet sich vollends über
der Flüchtlingspolitik und in der deutschen katholischen Kirche
zerfetzen sich traditionelle und liberale Bischöfe mehr oder weniger
öffentlich.
Und mitten in dieses Chaos hinein hören wir im Sonntagsevangelium, wie Jesus von einem Bauern erzählt, der sich gar nicht sorgt, sondern sich nach der Aussaat niederlegt und schläft, während draußen alles von allein gut geht: „es wird Nacht und wird Tag, der Samen keimt und wächst und der Mann weiß nicht, wie.“ (v27)
Das Gute geschieht hier einfach. Ohne übertriebene Mühe und ohne Angst.
Und mitten in dieses Chaos hinein hören wir im Sonntagsevangelium, wie Jesus von einem Bauern erzählt, der sich gar nicht sorgt, sondern sich nach der Aussaat niederlegt und schläft, während draußen alles von allein gut geht: „es wird Nacht und wird Tag, der Samen keimt und wächst und der Mann weiß nicht, wie.“ (v27)
Das Gute geschieht hier einfach. Ohne übertriebene Mühe und ohne Angst.
Die Bibel kennt natürlich auch die
Perspektive von Versuchung und Gefahr. Aber der Punkt des heutigen
Evangeliums ist das Vertrauen darauf, dass alles gut wird.
Und das passt wunderbar zum aktuellen Film von Wim Wenders über den Papst - „Papst Franzismus – Ein Mann seines Wortes“. Ich habe ihn gerade gesehen.
Und das passt wunderbar zum aktuellen Film von Wim Wenders über den Papst - „Papst Franzismus – Ein Mann seines Wortes“. Ich habe ihn gerade gesehen.
Papst am Haus. Kino International, Berlin-Mitte, 2018. |
Mithilfe von überwältigenden und
anrührenden (oft auch pathetisch musikalisch untermalten) Bildern
und in den Aussagen des Papstes kommen hier die beiden genannten
Sichtweisen zum Tragen: die Beklemmung auf der einen und die Kraft
der Hoffnung auf der anderen Seite.
Der Film zeigt die vielen
Tragödien der kaputten und zerbrechlichen Welt, die schreiende Armut
und die Entrechtung der Armen, die Flüchtlinge, die Gefangenen, die
Kranken, die vom Schicksal Gebeutelten wie jene Menschen auf den
Philippinen, die Anfang 2015 im Orkan fast alles verloren und dann
trotzdem in Massen zur Papstmesse strömten.
Und der Film zeigt einen Papst, der
dennoch hofft.
Darin gleicht er dem Bauern in Jesu
Gleichnis: Ohne Angst tut er, was getan werden muss, sicher in Sorge
um die vielen Probleme, aber immer im Vertrauen auf Gott. Dieses
Vertrauen schenkt sowohl dem Bauern im Gleichnis als auch dem Papst
Gelassenheit – und die Überzeugung, dass das Reich Gottes schon
wachsen wird, wenn wir ohne Angst nur das unsere tun.
Das wiederum ist die konkrete
Herausforderung an jeden Menschen (die natürlich über dieses
konkrete Gleichnis Jesu hinausgeht).
In den bekannten und zum Teil oft
wiederholten großen Schlagworten seines Pontifikats kommt alles noch
einmal in eingängigen Sprachbildern und Beispielen zur Sprache, was
Papst Franziskus bewegt: die arme Kirche für die Armen; die
Brüderlichkeit aller Menschen untereinander, unabhängig von
Religion oder Herkunft oder Geschlecht oder sexueller Orientierung;
die Zärtlichkeit als Handlungsorientierung an Gott; der Kampf gegen
Ausgrenzung und Entwürdigung durch so viele gesellschaftliche
Faktoren; der Einsatz für "Mutter Erde" und die Liebe
Gottes allen Menschen gegenüber, was auch immer sie getan haben oder
glauben.
Die Schlagworte gewinnen Farbe und
Leben vor allem durch die pointierten Formulierungen des Papstes: Ich
fand besonders einprägsam die Aufforderung an Eltern, regelmäßig
mit ihren Kindern zu spielen und sich nicht von der Zeitnot hetzen zu
lassen.
Die vielen wichtigen Fragen werden aber
auch konkret fassbar in den (vom Vatikan zur Verfügung gestellten)
Bildern vieler Begegnungen – und vor allem werden durch Gesichter,
die der Film ausgiebig zeigt: Besucher bei den Gottesdiensten,
Häftlinge bei der Fußwaschung, Kardinäle bei der Standpauke...
Bei allem Vertrauen auf das Gute führt Franziskus vor Augen, dass es Widerstand braucht gegen die Welt, so wie sie nun einmal ist. Und genau den will der Film mit all seiner Emotionalität wecken – was ihm durchaus gelingen kann.
Kurz: Dieser Papst (und dieser Film) zeigt dankenswerterweise auf das, was uns so oft fehlt, Gelassenheit und Vertrauen. Und er fordert heraus zu einer Brüderlichkeit, die teilt und den Menschen in die Mitte stellt.
Beides lässt meinen aufkeimenden
Optimismus höher wachsen als meinen Pessismismus – und fast weiß
ich nicht, wie...
Gelassenheit in einer kaputten Welt - und brüderliche Hilfe. Linum, 2018. |