Dort steht im Zentrum des
Zusammenseins, dass Jesus seinen Jüngern die Füße wäscht.
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Das ist jene Tätigkeit,
die sonst dem Hauspersonal, in reichen römischen Häusern der
damaligen Zeit also den Sklaven zukam. Und diesen Platz des Sklaven
nimmt nun Jesus ein.
Er dient seinen Jüngern –
jenen, die ihm hinterhergingen, weil sie in ihm etwas Besonderes,
einen Propheten oder Wundertäter oder sogar den Sohn Gottes sahen.
Durch Jesu Rollenwechsel
werden sie selbst nun zu etwas Besonderem, zu Auserwählten, denen
sich dieser besondere Mann zuwendet.
Zergehender Weihrauch. Grünheide, 2019 |
Er macht sich selbst
klein, um zu zeigen, wie Gott sich den Menschen nähert: er kommt
ihnen nahe als einer, der sie bedient und sie dadurch groß macht.
Indem er sich selbst zu einem Sklaven macht.
Und genau das ist auch der
Kern des Mahles.
Es mag beim Letzten
Abendmahl in gewisser Weise auch darum gehen, dass Jesus sich mit
allen an einen Tisch gesetzt hat, auch mit den Sündern, dass sie
miteinander gegessen und getrunken haben und dass sie teilen.
Das Wichtigste aber
ist, dass Jesus sich auch hier selbst einsetzt. Durch Mahl und
Fußwaschung deutet er seinen bevorstehenden Tod. Denn im Mahl
reicht er ihnen nicht irgendetwas, sondern er verspricht, dass er
sich ihnen künftig in Brot und Wein selbst reicht: "Das
ist mein Leib für euch." (1Kor
11,24)
Darin liegt auch der Kern von Ostern: Gott
schenkt uns in seinem Sohn sein Leben.
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Das hat Konsequenzen für das Leben der
Christen, besonders für das Leben derer, die Jesu Botschaft
weitertragen wollen, also für die Seelsorger, die Priester, Diakone,
Ordensschwestern, Bischöfe, Päpste...
"Wenn nun ich, der Herr und
Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr
einander die Füße waschen", betont Jesus im Anschluss an
sein ungewöhnliches Tun (Joh 13,14).
Das kann man nun wortwörtlich nehmen,
wie heute am Gründonnerstag.
Man kann und sollte es aber vor allem
in einem weiteren Sinne verstehen – und zwar jeden Tag.
Einander die Füße zu waschen heißt
dann, sich vor dem Anderen nicht aufzuplustern, sondern ihm gut zu
tun; sich nicht bedienen zu lassen, sondern selbst zu helfen und zu
dienen; nicht fromm zu reden, sondern hilfreich zur Seite zu stehen.
Dazu gehören Realismus und
Selbstüberwindung: Jesus wusste, dass seine Jünger ganz normale
Menschen mit Schwächen und Ängsten, Fehlern und Macken waren. Und
er hat sich trotzdem vor sie hingekniet und ihre staubigen Füße
gewaschen. Es war ihm in diesem Moment nicht wichtig, dass sie ihn
nur halbwegs verstanden, wenn er vom Reich Gottes sprach oder von
sich selbst, dass sie ihn enttäuschten, wenn er sie brauchte, dass
sie am Ende sogar verängstigt weglaufen würden.
Er will ihnen trotzdem Gutes, setzt
sich für sie ein, zeigt ihnen seine Bereitschaft, für sie da zu
sein, kurz: wäscht ihnen trotzdem die Füße.
Für uns ist klar: Das ist im Alltag
schwer zu verwirklichen. Einmal im Jahr jemandem die Füße zu
waschen, ist dagegen leicht. Einmal im Jahr eine Karte schreiben, ein
Geschenk besorgen oder anrufen, das ist kein Problem. Aber alltäglich
für jemanden da zu sein mit seinem ganzen Leben, ist eine echte
Herausforderung. Um diese Herausforderung geht es.
Berührend. Pflanze an Kosmetikregal, Linum, 2019. |
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Und im Alltag geht es um Berührung.
Wenn Menschen, die wenig mit Religion
zu tun haben, sich Gedanken machen, was es heißt, religiös zu sein,
dann geht es oft darum, ob man dies oder jenes wirklich glauben kann,
ob man dies oder jenes nicht zu anstrengend finden würde und so
weiter.
Entscheidend ist jedoch nicht die
Theorie, entscheidend ist, die Praxis, also ob wir uns berühren
lassen.
Anders gesagt: Jesus quatscht nicht
nur, sondern er berührt seine Jünger.
Auch dies ist wieder doppelt zu
verstehen, im wörtlichen und im übertragenen Sinn.
Körperliche Berührung ist eine
menschliche Grunderfahrung, die wir als Erwachsene jedoch manchmal,
besonders in Situationen wie einer Haft, beiseite schieben (müssen).
Nicht jeder darf mich anfassen, nicht von jedem möchte ich berührt
werden.
Jesus berührt seine Jünger dort, wo
sie einerseits festen Stand in ihrem Leben fassen, wo sie
andererseits vorwärtskommen in der Welt. Eben an den Füßen.
Im übertragenen Sinn: Lasse ich mich
von Gott berühren, lasse ich ihn an mein Herz? Lasse ich ihn an
meine Fundamente? Lasse ich ihn dort ran und mir helfen, wo ich
festen Stand brauche? Lasse ich ihn an die Pläne, wie ich in meinem
Leben fortkommen möchte?
Wenn ich zulasse, dass Gott mich
berührt, dann werde ich auch bereit, mir sein Leben schenken zu
lassen. Dann werde ich selbst bereiter, mich praktisch für Andere
einzusetzen.