Freitag, 19. April 2019

Karfreitag – Zweimal berührt. Bildbetrachtungen

Liebe will den Anderen berühren. Hass leider auch.

Am Karfreitag treffen sich beide Formen körperlicher Berührung auf intensivste Weise. Sie machen besonders deutlich, was Passion alles heißen kann: passiv, erleidend, zulassend...

Zuerst bei der Kreuzigung.

Schattenbild der Kreuzigung.
Kinderkartage Alt-Buchhorst, 2019.

Wir kennen die vielen Darstellungen des Leidens Jesu: Soldaten schlagen und halten Jesus fest, sie demütigen ihn durch das Behängen mit einem Purpurmantel, entkleiden ihn schließlich brutal und zwingen ihn auf das Holz des Kreuzes.
Es ist die Berührung der Gewalt, die dem Anderen Schmerzen zufügen und ihn körperlich bezwingen will.
Jesus lässt dies zu. Es "passiert" ihm. Er flieht nicht und kämpft nicht.
Er lässt sich berühren – betatschen, schlagen, schubsen, niedertreten, entblößen.

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Nach seinem Tod wird Jesus wieder berührt, allerdings ganz anders.
Zunächst bei der Kreuzabnahme. Danach wird er in den Schoß seiner Mutter gelegt, das entsprechende Bild ist die Pietà.

Giovanni Bellini, Pietà.
Feder und Pinsel auf Papier, 1465/1470.
(Foto: R. Pachmann, Gemäldegalerie Berlin, 2019)

Eine besonders berührende Darstellung habe ich vor Kurzem in der Ausstellung "Mantegna und Bellini – Meister der Renaissance"gesehen, die gerade in der Berliner Gemäldegalerie bewundert werden kann.
Mich hat die Berührung Marias angesprochen, als sie ihren geliebten Sohn in den Armen hält.
Aus dieser Berührung spricht Innigkeit und Liebe, tiefe Zärtlichkeit und der Wunsch, nie mehr loszulassen.
Diese Berührung ist mehr ein Umschlingen und Umarmen, ist ein Halten, das selbst nach Halt zu suchen scheint.
So sieht Liebe aus.