Liebe will den Anderen berühren. Hass
leider auch.
Am Karfreitag treffen sich beide Formen
körperlicher Berührung auf intensivste Weise. Sie machen besonders
deutlich, was Passion alles heißen kann: passiv, erleidend,
zulassend...
Zuerst bei der Kreuzigung.
Schattenbild der Kreuzigung. Kinderkartage Alt-Buchhorst, 2019. |
Wir kennen die vielen Darstellungen des
Leidens Jesu: Soldaten schlagen und halten Jesus fest, sie demütigen
ihn durch das Behängen mit einem Purpurmantel, entkleiden ihn
schließlich brutal und zwingen ihn auf das Holz des Kreuzes.
Es ist die Berührung der Gewalt, die
dem Anderen Schmerzen zufügen und ihn körperlich bezwingen will.
Jesus lässt dies zu. Es "passiert"
ihm. Er flieht nicht und kämpft nicht.
Er lässt sich berühren –
betatschen, schlagen, schubsen, niedertreten, entblößen.
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Nach seinem Tod wird Jesus wieder
berührt, allerdings ganz anders.
Zunächst bei der Kreuzabnahme. Danach
wird er in den Schoß seiner Mutter gelegt, das entsprechende Bild
ist die Pietà.
Giovanni Bellini, Pietà. Feder und Pinsel auf Papier, 1465/1470. (Foto: R. Pachmann, Gemäldegalerie Berlin, 2019) |
Eine besonders berührende Darstellung
habe ich vor Kurzem in der Ausstellung "Mantegna und Bellini
– Meister der Renaissance"gesehen, die gerade in der
Berliner Gemäldegalerie bewundert werden kann.
Mich hat die Berührung Marias
angesprochen, als sie ihren geliebten Sohn in den Armen hält.
Aus dieser Berührung spricht Innigkeit
und Liebe, tiefe Zärtlichkeit und der Wunsch, nie mehr loszulassen.
Diese Berührung ist mehr ein
Umschlingen und Umarmen, ist ein Halten, das selbst nach Halt zu
suchen scheint.
So sieht Liebe aus.