Samstag, 6. April 2019

Vergeben kann, wer Vergebung erfährt. Jesus und die Ehebrecherin

Schriftgelehrte und Pharisäer wollen Jesus im Sonntagsevangelium (Joh 8,1-11) auf die Probe stellen und degradieren dafür die sowieso schon beim sexuellen Akt erwischte Frau nun auch noch zum Instrument ihres Ärgers auf Jesus.
Durch Jesu bekannte Antwort auf die Frage, was angesichts des eindeutigen Gesetzesverstoßes zu tun sei, ergibt sich ein klarer Fokus auf das Thema Schuld: Jesus fordert die Schuldlosen auf, die Schuld zu sühnen und die Strafe zu vollziehen (v7). Die betretene Reaktion und der Verzicht auf die Bestrafung seitens der Männer (v9) zeigt, dass sie sich ihrer Schuld bewusst werden.
Ob dies auch auf die Schuld der Instrumentalisierung eines Menschen zutrifft, bleibt unklar.

Schaut man die ganze Szene aber nicht aus der Perspektive der Schuld, sondern aus Sicht der Vergebung an, dann verschiebt sich etwas.

Schmutziges Zeugs überall...
Grünheide, 2018.
Denn als Negativfolie lässt sich ein anderer Satz Jesu über eine "sündige" Frau im Angesicht anklagender Pharisäer über das Verhalten dieser Männer legen.
Als eine stadtbekannte Sünderin Jesus im Hause des Pharisäers Simon die Füße salbt und sich einige darüber aufregen antwortet Jesus: "Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie viel geliebt hat. Wem aber nur wenig vergeben wird, der liebt wenig." (Lk 7,47)

Im Umkehrschluss heißt das, dass diese Schriftgelehrten und Pharisäer wohl deshalb so unbarmherzig sind, weil sie selbst nicht erfahren haben, wie gut Vergebung tut.
Oder ganz kurz: Vergeben kann, wer Vergebung erfahren hat.

Wer aber sein Leben auf die möglichst genaue Erfüllung von Geboten abstellt, für den gerät die Möglichkeit von Vergebung, die über Gebote hinaus geht, aus dem Blick.
Die Einsicht in die eigene Bedürftigkeit jedoch öffnet das Herz auch für die Bedürftigkeit Anderer und verzweckt sie nicht, auch nicht aus einem noch so frommen Grund.