Zurückblicken heißt immer auch,
Geschichte zu deuten – gerade in Polen und Deutschland jedoch kommt
es durch die verschiedenen Perspektiven auf die Geschichte regelmäßig
zu Konflikten. In diesem Jahr allerdings wird am 17. Juni besonders
an 25 Jahre freiwillige gute Nachbarschaft mit den Polen erinnert.
Was Deutsche, jedenfalls zu Teilen, in
ihr kollektives Gedächtnis aufgenommen haben, ist eine (auf anderen
Feldern bisweilen arg vernachlässigte) politische Tugend: die der
Selbstkritik.
Als historisch angewandter
Perspektivwechsel bezeichnet sie die Fähigkeit, sich auch mit den
Schattenseiten der eigenen Kultur auseinander zu setzen. So kann sie
bestenfalls Gewissen schärfen und Verantwortungsbereitschaft nähren.