Der vermeintliche Psychologe Dr. Cockcroft schwärmt dem Protagonisten Carl, der sein Gedächtnis verloren hat, etwas von der Zukunft neurologisch-technischen Fortschritts vor:
Freitag, 11. Dezember 2020
Donnerstag, 10. Dezember 2020
Heilszeit 10 – Traum in "Die Korrekturen" von Jonathan Franzen
Al lebt mit seiner Frau in einer weitgehend freudlosen, von Missverständnissen geprägten Ehe. Die Kinder sind lange aus dem Haus und in Streitigkeiten verstrickt, die Gesundheit liegt im Argen, vielfältige Verpflichtungen überfordern ihn und die Arbeit eines Lebens hat plötzlich keinen Wert mehr.
Mittwoch, 9. Dezember 2020
Heilszeit 9 – Geste in "Stern 111" von Lutz Seiler
Der junge Carl möchte mit seinen Gedichten an die Öffentlichkeit – doch seine Scheu, zu den eigenen Werken zu stehen, kann er nur schwer ablegen. In den Wirren der Wendemonate hat er im Prenzlauer Berg in Berlin Anschluss an eine anarchische Gruppe gefunden und arbeitet in einer Untergrundkneipe als Barkeeper. Dort sucht ihn unerwartet ein Verleger auf:
Dienstag, 8. Dezember 2020
Heilszeit 8 – Rein in "Milchmann" von Anna Burns
Im folgenden Text wird der Freund der Erzählerin in den höchsten Tönen gelobt.
Und wie das geschieht, erinnerte mich doch sehr an das heutige Fest der "Unbefleckten EmpfängnisMariens" – Inhalt des Festes ist der Glaube daran, dass Maria von Geburt an rein war, also schon vorweg von den Leiden und Sünden des Menschseins geheilt, um Jesus auf die Welt zu bringen. Klingt vielleicht verrückt, aber nicht viel verückter als das folgende Liebesbekenntnis:
Montag, 7. Dezember 2020
Heilszeit 7 – Abschied in "Serpentinen" von Bov Bjerg
Das Erzähler-Ich dieses Buches ist
geprägt von Selbstzerstörungsimpulsen und dem Leiden an einer
kaputten Familie. Dazwischen blitzen immer wieder Momente einer
Versöhnung auf – aber auch Gewaltfantasien. Wie in Serpentinen
geht es hin und her, manchmal haarscharf am Kollaps vorbei.
So wie hier, wo es am Ende zu einer hellsichtigen Erinnerung kommt:
Sonntag, 6. Dezember 2020
Heilszeit 6 – Spende am Gedenktag des heiligen Nikolaus von Myra
Nikolaus von Myra wird weithin als ein
Heiliger der Kinder wahrgenommen, denn die Erinnerung an diesen
altkirchlichen Bischof hängt an unserem Brauchtum: Schuhe putzen –
Süßes rein.
Doch diese Verkürzung wird seinem aufwühlenden Leben nicht gerecht: Nachdem er als junger Bischof um 310 in einer der letzten Verfolgungen von Christen im Römischen Reich gefangen genommen und gefoltert wurde, war er eine Autorität: Denn er hatte seinen Glauben auch unter großem Druck nicht verleugnet.
Zugleich war er tatsächlich ein großer Wohltäter, davon zeugen die vielen Überlieferungen, wie die geheime Spende für junge Frauen durch das Fenster:
Samstag, 5. Dezember 2020
Heilszeit 5 – Weg in "Der lange Weg zur Freiheit" von Nelson Mandela
Heute vor sieben Jahren ist Nelson
Mandela gestorben. Ich habe in diesem Jahr seine Erinnerungen gelesen
und habe sie erlebt als voll von dem Wunsch nach Freiheit und
Gerechtigkeit für seine schwarzen Mitbürger, aber auch voller
Überlegungen dazu, wie sein Land nach dem Ende der Apartheid wieder
geheilt werden kann.
Auf der letzten Seite seines langen Buches schreibt Mandela:
Freitag, 4. Dezember 2020
Heilszeit 4 – Schmerz in "Wilde Freude" von Sorj Chalandon
Jeanne hat Brustkrebs und kämpft auf verschiedenen Ebenen - gegen den Krebs und alles, was er in ihrem Leben anrichtet. Besonders leidet sie darunter, dass ihr Mann sie verlassen hat, weil ihn der Krebs und die Folgen der Chemotherapie für seine Frau überfordert haben.
Jeanne kommt an ihre Grenzen:
Donnerstag, 3. Dezember 2020
Heilszeit 3 – Kraft am Gedenktag des Heiligen Franz Xaver SJ
Dem großen Missionar und Gefährten des heiligen Ignatius lag das Heil der Seelen besonders am Herzen. Deshalb bricht er in die nichtchristlichen Länder Asiens auf und tauft (aus heutiger Sicht) fast manisch, um nur ja viele Menschen vor ewiger Verdammnis zu retten. Am 03.12.1552 stirbt er auf einer Insel vor dem chinesischen Festland.
Noch zehn Monate vorher, am 29.01.1552, schreibt er enthusiastisch aus Cochin (Indien) an die Väter der Gesellschaft Jesu in Europa:
Mittwoch, 2. Dezember 2020
Heilszeit 2 – Auge in "Fräulein Nettes kurzer Sommer" von Karen Duve
Festlich gekleidete Menschen, die Geburt eines Kindes, der Blick durch ein Fernrohr – es gibt Tage, die scheinen voll zu sein von Futter für das Auge.
Heinrich Straube, ein Freund der titelgebenden Annette von Droste-Hülshoff in Karen Duves Roman, ist durch ein Unglück am Auge verletzt worden. Nach einigen Tagen der Rekonvaleszenz in seinem Zimmer geht er wieder hinaus und genießt das Sehen neu. Am Ende fasst die Autorin wie folgt zusammen:
Dienstag, 1. Dezember 2020
Heilszeit 1 – Wasser in "Der Regenkönig" von Saul Bellow
Der titelgebende Held Henderson macht sich auf eine Reise zu sich selbst und reist dafür nach Afrika. Die Begegnung mit den Stämmen fernab der westlichen Zivilisation offenbart dem amerikanischen Millionär sein "grun-tu-molani" – übersetzt "ich darbe nach Leben". Dieses Motiv des Durstes nach Leben verbindet sich auf der Rückreise mit dem Bild des Wassers:
Montag, 30. November 2020
Heilszeit 0 – Prolog von Jesus dem Heiler
Ein Advent, der vor dem 1. Dezember beginnt, braucht natürlich einen Prolog. Dieser Adventskalender stellt seinen mehr oder weniger heimlichen Hintergrundspieler vor: Jesus von Nazareth.
Als erste Zusammenfassung seines Tuns
wird im Matthäusevangelium besonders sein heilendes Wirken betont –
und die enormen Begehrlichkeiten, die er damit auslöste.
Sonntag, 29. November 2020
Heilszeit – Ein Adventskalender im Corona-Jahr 2020
Als ich im Laufe des Jahres über ein Thema für diesen Blog-Adventskalender nachdachte, kam mir schnell der Gedanke an Heilung und Heil. 2020, so dachte ich, braucht an seinem Ende eine Pause – eine Zeit, um zu heilen.
Nun ist es leider anders gekommen: Wir können uns (in der Mehrzahl) noch nicht darauf konzentrieren, die Krankheit hinter uns zu lassen, sondern müssen uns weiter vor der Ansteckung und dem Krankwerden schützen. Die fortwährenden Einschränkungen während des Lockdown light haben keinen adventlichen Glanz, auch wenn sie, ganz wie der Advent, vorbereiten sollen auf ein schönes Weihnachtsfest.
Mittwoch, 25. November 2020
Mein Corona-Psalter: Psalmen abschreiben
Momentan schreibe ich an einem Corona-Psalter.
Das ist (seit etwas mehr als einem Monat) meine tägliche geistliche Übung in der Corona-Zeit:
Jeden Tag ein Psalm, handschriftlich abgeschrieben. Manchmal schaffe ich nur einen Teil, aber jeden Tag schreibe ich. Das hilft mir sehr, meinen Alltag und mein Denken mit der Lebenswelt der Psalmen und ihren Hoffnungen in Beziehung zu setzen. Inspiriert von der St. Galler Corona-Bibel.
Hier ein paar Eindrücke (vollständig, laufend aktualisiert und mit einem Mini-Impuls zu jedem Psalm auf Instagram unter @rpachmann oder #coronapsalter):
Corona-Psalter |
Psalm 2 |
Psalm 4 |
Psalm 7 |
Psalm 8 |
Psalm 10 |
Psalm 15 |
Psalm 16 |
Psalm 17 |
Psalm 19 |
Psalm 22 |
Psalm 23 auf polnisch |
Psalm 23 |
Psalm 24 |
Psalm 29 |
Psalm 30 |
Psalm 32 |
Psalm 34 |
Sonntag, 22. November 2020
Christkönig: Christsein als Lebenspraxis und Nächstenliebe als Gottesliebe.
1.
Es gibt verschiedene Maßstäbe, nach
denen Religionen angeschaut werden können.
Zum einen lässt sich philosophisch fragen, ob sie eine in sich konsistente Weltsicht bieten und keine logischen Widersprüche lehren.
Dann kann man soziologisch auswerten, welche Verhaltensweisen in den verschiedenen Religionen vorrangig zu finden sind oder wie sich religiöse Lehren auf den Alltag auswirken.
Natürlich kann man die Religionen auch religionswissenschaftlich miteinander vergleichen oder ökonomisch fragen, wie sich Religiosität auf dem Konto auswirkt. Oder oder oder...
Davon hören wir im heutigen Evangelium (Mt 25,31-46): Der Maßstab, den Christus einmal an uns anlegen wird, ist die Frage, wie wir ihm in unseren leidenden Nächsten begegnet sind.