In dieser Woche bin ich von Montag
bis Samstag jeweils dreimal mit kurzen spirituellen Beiträgen aus
dem Gefängnisalltag im Radio zu hören: 5.50 Uhr auf Radio Berlin
88.8; 6:45 Uhr auf Kulturradio; 9:12 Uhr auf Antenne Brandenburg.
Hier die
(ungefähr so vorgetragene) Textfassung von heute:
In Berliner Gefängnissen sitzen
Menschen aus sehr vielen Nationen und mit den unterschiedlichsten
Muttersprachen. Viele der Inhaftierten nichtdeutscher Herkunft können
sich durch ihren Alltag in der Haft inzwischen ganz gut auf Deutsch
ausdrücken.
Aber nicht alles möchte man
auch in einer fremden Sprache sagen.
Für sehr persönliche oder gar peinliche Sachen verwenden viele Menschen gern die Sprache ihrer Herkunft, eben ihre eigene Sprache.
Für sehr persönliche oder gar peinliche Sachen verwenden viele Menschen gern die Sprache ihrer Herkunft, eben ihre eigene Sprache.
Hohe Mauer und Himmel. Propsteikirche St. Trinitats, Leipzig, 2018. |
Wenn kroatische, spanische, polnische
oder russische Inhaftierten bei mir für eine Beichte anfragen, bitte
ich darum oft einen Priester aus dem jeweiligen Land in die
Haftanstalt, damit sich der Inhaftierte bei der Beichte wenigstens
sprachlich sicher und komfortabel fühlt.
Vor ein paar Wochen war es wieder
soweit.
Ich begleite den muttersprachlichen Priester und den Inhaftierten zu einem ruhigen Raum und warte draußen, während drinnen gebeichtet wird.
Ich begleite den muttersprachlichen Priester und den Inhaftierten zu einem ruhigen Raum und warte draußen, während drinnen gebeichtet wird.
Als sie fertig sind, öffnet sich die
Tür und zwei über beide Ohren grinsende Männer kommen heraus. Ich
frage erstaunt, was los ist.
Da erklärt mir der Inhaftierte, der
Priester habe ihm am Schluss zum Segen die Hand auf den Kopf legen
wollen und er habe seinerseits gedacht, er solle dem Geistlichen nach
der gelungenen Beichte ein „high five“ geben. Gemeint ist jene
Geste, bei der zwei Personen eine Hand heben, um sie in die erhobene
Hand des Gegenübers zu schlagen. Sie dient normalerweise dem
Ausdruck gemeinsamer Zufriedenheit über einen Erfolg.
Der
Inhaftierte war der Meinung, so eine Geste gehört zur Beichte dazu.
Nun lache auch ich. Eigentlich
ein wunderbares Missverständnis!
Der Priester wollte dem Beichtenden wie
ein guter Vater etwas Gutes zusagen und ihm dazu die Hand auf den
Kopf legen. Als Zeichen, dass es ernst gemeint ist und mit göttlicher
Vergebung zu tun hat. Und für den Inhaftierten war es ein Ausdruck
der Freude von zwei Menschen, die etwas gemeinsam geschafft haben.
Ich glaube, beide Gedanken haben ihren
Platz in der Beichte – die Zusage der Vergebung und die ehrliche
Freude darüber. Egal, ob dies mit einer Handauflegung oder mit einem
„high five“ zum Ausdruck gebracht wird.