Das in diesem Jahr neu aufgelegte Buch
„Hunger und Seide“ (Erstauflage 1995) versammelt diese
Texte, in denen sich auch verblüffend aktuelle Beobachtungen zur
Flüchtlingsfrage in Deutschland finden lassen. Zu diesem letzten
Themenkomplex einige Ausschnitte, die ebenso zu heutigen Flüchtlingen
aus Syrien, dem Irak, Zentralafrika oder dem Balkan passen und den
Finger in manche Wunde legen.
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Mittwoch, 19. August 2015
Erschrockenes Herz – Herta Müller über Flüchtlinge in „Hunger und Seide“
Herta Müller kam als Deutsche aus dem
rumänischen Banat 1987 in die BRD. Ihre Erfahrungen und Reflexionen
darüber, wie das Leben in Unterdrückung beengt, wie sich Ausländer
in Deutschland fühlen und wie Deutsche sich ihnen gegenüber
benehmen, hat sie, teils aus Perspektive der Beteiligten, teils aus
der der Beobachterin, Anfang der 1990er in Reden und Essays
vorgetragen.
Freitag, 14. August 2015
Heimflucht - Mariä Himmelfahrt
Mittwoch, 22. Juli 2015
JosephsReligion 3 – Jakob und die fremden Götter
Thomas Manns Josephsroman ist ein
religionskundlich-theologischer Leckerbissen. Nach einigen Gedanken
zur Darstellung von Abraham und Isaak möchte ich heute auf eine
Stelle im ersten Teil hinweisen, in der es um den künftigen
Stammvater Jakob geht.
Zusammen mit seinem Schwiegervater
Laban, der die Landsgötter verehrt und ihre Kultstätten in der
Stadt stolz anpreist, geht Jakob nach Vertragsabschluss durch
Charran. Szenen, die um die Ereignisse in Gen 29 kreisen und sie
ausformulieren, bebildern Thomas Manns Darstellung der
verschiedenartigen Religionen beider. Die Stadt wird als Moloch
gezeichnet, die für den Hirten Jakob nichts von Interesse bietet.
Stattdessen erinnert er sich (bemerkenswerterweise gemeinsam) an
seinen Gott – und an die Augen der geliebten Rahel.
Montag, 20. April 2015
Spiritualität der Nichtgleichgültigkeit – Gegen das Flüchtlingssterben
Wenn ich die Nachrichten höre, wird
mir schlecht. Ich kann nur schwer aushalten zu hören, wie viele
Menschen wieder und wieder im Wasser vor Europa umkommen und wie
abgebrüht und weichgekocht die Reaktionen der zuständigen Politiker
sind.
Die todbringende Devise heißt augenscheinlich: Schleuser bekämpfen anstatt Menschen zu retten.
Die todbringende Devise heißt augenscheinlich: Schleuser bekämpfen anstatt Menschen zu retten.
Dienstag, 3. März 2015
"Der Herr zeige es euch" – Über die Gewissensprüfung
Am letzten Sonntag waren die
Erstkommunionkinder in Vorbereitung auf ihr großes Fest
aufgefordert, sich im Gottesdienst die Dialoge zwischen dem Liturgen
und den Gläubigen zu notieren. Manche machten das sehr
pflichtbewusst, andere eher lässig. Als ich einen Blick auf einen
der Zettel warf, las ich "Der Herr zeige es euch" und
musste grinsen. Da war wohl etwas durcheinander geraten, denn das
hatte der Priester sicher nicht gesagt.
Samstag, 17. Januar 2015
Zugehörigkeit? - Gedanken über "The Homesman"
Dies ist ein sehr drastischer Film.
Nicht in erster Linie wegen der vielen intensiven Szenen voll
körperlicher und seelischer Versehrtheit. Sondern mehr noch wegen
der moralischen und philosophischen Fragen, die er aufwirft.
Samstag, 20. Dezember 2014
Vierter Advent - Engelskuss statt Pegida
Kurz vor Weihnachten bietet das
Evangelium vom heutigen Vierten Advent (Lk 1,26-38) einen Rückblick,
wie all das begann, was in den nächsten Tagen gefeiert wird. Der
Gruß des Engels
an Maria zeigt Gottes Vertrauen in die Aufnahmebereitschaft der
Menschen, verkörpert in der jungen Frau aus Nazareth.
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Samstag, 22. November 2014
Eine Heimat namens Liebe
Das klingt kitschig.
Möglicherweise aber formuliert es sich so am
leichtesten mitten in einem Leben der Heimatlosigkeit, wie es Mascha
Kaléko zu führen hatte, auf die diese Wortzusammenstellung zurück
geht. Ihr Leben - eine Odyssee: von Galizien über Berlin in die USA
und nach Israel, oft getrieben und innerlich verwundet, ausgefüllt
mit großem Sehnen und dem Wunsch nach Geborgenheit.
Freitag, 8. August 2014
„ich bin ja hier“ - Ein neuer alter Satz von Saša Stanišić
„ich bin ja hier“ – so lautet der
letzte Satz in Saša Stanišić' Roman „Wie der Soldat das
Grammofon repariert“1,
der anrührend-komischen Geschichte einer Kindheit im zerfallenden
Jugoslawien und damit im beginnenden Krieg. Beim Lesen des Romans war
ich zunächst in Sorge, ob der locker-flockige eigenwillige Beginn
sich stilistisch so durchziehen würde. Im Verlauf bleibt auch ein
starker Stilwille erkennbar, auch die lockere Sprache besteht weiter,
aber sie fängt zunehmend sensibler die Kriegserfahrungen aus
Kinderaugen ein.
Samstag, 8. Februar 2014
„La voie de l'ennemi“ – Die Berlinale zeigt Heimatlosigkeit.
Die Story des Films von Rachid Bouchareb ist leicht erzählt. Der Polizistenmörder
William Garnett (Forest Whitaker) wird nach 18 Jahren Haft auf
Bewährung aus dem Gefängnis entlassen. Er hat sein Leben geändert,
ist Muslim geworden und möchte nun ein friedliches und normales
Leben führen. Und genau so wirkt er auch – ein ruhiger,
nachdenklicher und frommer Mann. So wird er zurück in die kleine
Stadt geschickt, aus der er kam, erhält ein schäbiges Zimmer und
eine Menge Auflagen von seiner Bewährungshelferin. Er findet einen
Job, bald auch eine Freundin und tut überhaupt sein Bestes, um sich
tatsächlich zu bewähren. Aber es soll nicht sein.
Samstag, 19. Oktober 2013
Lange bitten. Oder: Gesprächsbereitschaft bei Flüchtlingsprotesten
Das Sonntagsevangelium (Lk 18,1-8) ermuntert zum Bitten. Doch nicht der bittenden Witwe gilt das Hauptaugenmerk des Evangelisten, sondern dem ungebeten Gebetenen.
Ohne dass der Mann, der sich verschließt, endlich beginnt zuzuhören, kommt keine der beiden Personen weiter: Nicht die an ihrem ungeklärten Schicksal leidende Bittstellerin vor dem Hause des faulen Richters und nicht dieser pflichtvergessene bedrängte Mann selbst.
Ohne dass der Mann, der sich verschließt, endlich beginnt zuzuhören, kommt keine der beiden Personen weiter: Nicht die an ihrem ungeklärten Schicksal leidende Bittstellerin vor dem Hause des faulen Richters und nicht dieser pflichtvergessene bedrängte Mann selbst.
Samstag, 5. Oktober 2013
Nutzlos und verschuldet – welch Glück!
Der Kernsatz im Evangelium
des heutigen Sonntags (Lk 17,5-10) stellt Gott in das Bild der
antiken Sklavenhaltergesellschaft, wobei die Haltung, die aufgrund
dessen von uns Christen erwartet wird, von Jesus mit der Haltung von
Sklaven gegenüber ihrem Herrn verglichen wird:
„Wenn ihr alles getan
habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze
Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.“ (v10)
Donnerstag, 29. August 2013
Scham und Ehre
Was an diesem Sonntag im
Evangelium (Lk 14,7-14) von den Tischsitten des Orients zu hören
sein wird, bewegt sich innerhalb einer Kultur, die uns Europäern
weitgehend nur durch Einwanderer aus dem Nahen Osten bekannt sein
dürfte. Es geht um Vorstellungen von Scham und Ehre, die immer dann
unrühmlich in unserer Lebens- und Medienwelt auftauchen, wenn es um
so genannte Ehrenmorde und um emotional entgleiste Reaktionen auf
Verletzungen des Stolzes geht, mit denen wir wenig anfangen können.
Es sind Bestandteile einer Schamkultur, in der das öffentliche
Ansehen handfest verteidigt werden muss und in der eine Menge Tabus
walten, die mit traditionellen Vorstellungen von Hierarchien und
Grenzsetzungen zu tun haben.
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