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Donnerstag, 24. August 2017

Über golden schimmernde Straßen – Das Erinnern in "Lemberg" von Lutz C. Kleveman

Als Infizierter musste ich dieses Buch natürlich lesen.
Denn seit meinem einjährigen Aufenthalt in Lemberg in der Westukraine vor 16 Jahren bin ich mehrfach dort gewesen und bin zudem (trotz der langsamen "Pragisierung" der Altstadt) immer noch der Überzeugung, dass dies eine der schönsten Städte Europas ist.

Und nun hat Lutz C. Kleveman mit "Lemberg. Die vergessene Mitte Europas"1 eine überzeugende Kurzbiographie vorgelegt, in der er den "memoriae urbis der Jahre 1914-1944"2 nachspüren will.

Darum umfasst seine Untersuchung die Herrschaft von Habsburgern und Polen ebenso wie von Deutschen und Sowjets. Einige seiner Ausflüge reichen bis in die Jetztzeit, denn das leitende Motiv des Autors ist die Frage nach den verschiedenen Erinnerungen, die die Stadt prägen. Auslöser seiner Recherchen war der weiterhin andauernde Krieg im Osten der Ukraine, bei dem von besonders seitens der kriegführenden Parteien (inkl. Russland) mit historischen Stereotypen gearbeitet wird, die für Außenstehende schwer aufzuschlüsseln sind.

Samstag, 23. Juli 2016

"Bittet und euch wird gegeben." Eine Gegendarstellung und ein Erfahrungsbericht

Gestern Nacht wurden in München unter dem Hashtag #offenetueren Menschen, die ohne den Nahverkehr nicht mehr nach Hause kamen, auf Übernachtungszüge, Privatquartiere und nicht zuletzt auf Münchner Moscheen hingewiesen, in denen man Untschlupf finden konnte, solange die Lage nach dem Amoklauf noch nicht geklärt war.
Das war einfach die Herausforderung, angesichts einer solchen Greueltat Menschlichkeit zu beweisen und das Sonntagsevangelium (Lk 11,1-13) zu leben!
Denn eigentlich fordert es den Widerspruch geradezu heraus: "wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet." (v10)
Die Erfahrung, dass gerade dies nicht geschieht, kennt wohl jeder.
Darum möchte ich zunächst eine diese negative Erfahrungsperspektive bestätigende Antigeschichte zum Evangelium präsentieren und dann einige positive eigene Erfahrungen aus der Ukraine kundtun, die das Gegenteil zeigen.

Freitag, 26. Februar 2016

Zeit für Frühling - Ein Gedicht von Avraham Ben Yitzhak

Der galizische Jude Avraham Ben Yitzhak scheint ein aufmerksamer Mensch gewesen zu sein; die Stimmung, die ihn umgab, und die Sprache, die ihn die Stimmung formulieren ließ, leuchten aus seinem Gedicht, das er 1912 in Przemyśl, an der heutigen Ostgrenze Polens zur Ukraine gelegen, schrieb.

Samstag, 30. Mai 2015

Nachkriegswehen – Literarische Zeugnisse vom Weiterleben

Vor 70 Jahren endete der Zweite Weltkrieg. Doch den jetzt nach und nach sterbenden Generationen der Menschen, die ihn unmittelbar erlebten, steckt er noch in den Knochen. Welche Veränderungen der Krieg in einem Leben bewirkt hat, hängt wohl weitgehend vom psychischen Grundgerüst ab, mit dem die verschiedenen Widerfahrnisse verarbeitet werden müssen.

Ich habe in den letzten Monaten mehr oder weniger zufällig literarische Zeugnisse aus mehreren unterschiedlich in den Krieg verstrickten Nationen gelesen, die das nachträgliche Spuken in verschiedener Weise thematisieren. Einige (nicht exemplarische!) möchte ich kurz vorstellen:

Sonntag, 25. Januar 2015

Ausrottung und Würde – Gedanken zum Holocaust und seinen Opfern

Die Zeitungen sind voll von diesem Thema, jetzt, da sich der Tag der Befreiung von Auschwitz zum siebzigsten Mal jährt und nur wenige Zeitzeugen noch leben. In mir kommen eine Menge Gedanken wieder, vor allem wenn ich auf mein Jahr Freiwilligendienst mit ehemaligen Häftlingen in der Westukraine vor 13 Jahren zurück schaue – und darauf, wie ich seitdem von diesen Erfahrungen geprägt bin.

Samstag, 24. Mai 2014

Konsequent wählen

Wenn ich mich entscheide oder etwas wähle, dann hat das Konsequenzen.
Das ist so eingängig wie logisch, aber nicht in jedem Fall ohne Weiteres sichtbar.

Wenn Papst Franziskus auf seiner aktuellen Pilgerreise im Heiligen Land bestimmte Orte besucht (Herzls Grab!) und andere nicht, sich mit manchen Menschen trifft (Patriarch Bartholomaios) und mit anderen nicht, dann bedeutet das eine bewusste Beschränkung, die verschiedene Deutungen ermöglicht. Je nach Betroffenheit gehen die Emotionen über diese Auswahl breit auseinander.

Freitag, 9. Mai 2014

Tag des Sieges, Tag der Klage

Während die ganze (westliche) Welt sich über Russlands Ambitionen in der Ukraine erregt, findet wie jedes Jahr die große Militärparade zum Tag des Sieges über Hitlerdeutschland auf dem Roten Platz in Moskau statt. Wladimir Putin bekennt sich aber demonstrativ auch auf der Krim: „Der 9. Mai war, ist und bleibt unser wichtigster Feiertag.“

Donnerstag, 20. März 2014

Unordnung im Kopf

Die Lage schien während der anstrengenden Tage auf dem Majdan noch so schön eindeutig – hier ein böser Janukowitsch und sein undemokratischer Machterweiterungstrieb, dort die prowestlichen und damit guten Kräfte, die demonstrierten.

Aber was ist nun in der Ukraine los?

Donnerstag, 13. März 2014

Gottes Reich im Osten? Oder: Welche Heimat ersehnen?

Frau mit Kind, Halle-Neustadt, 2014.
Wenn ich Nachrichten über die aktuellen Vorgänge auf der Krim höre, kommt mir neben einem Beklemmungsgefühl auch die Frage nach der Heimat. Wohin gehören diese Menschen denn? – Als Russen wurden sie aus machtpolitischen Gründen einst an die ukainische Sowjetrepublik verschenkt oder umgesiedelt, als Tataren vertrieben, als (ehemalige) Soldaten der Schwarzmeerflotte in der Fremde stationiert und oft heimisch geworden. Nun sind sie russische oder jedenfalls russischsprachige Ukrainer, von denen ein Teil einen neuen Pass möchte.

Sonntag, 23. Februar 2014

Feindesliebe im ukrainischen Umbruch?

Ein schiefes Bild bringt die Dinge auf den Punkt: "es passt wie die Faust aufs Auge" – das Evangelium von der Feindesliebe an diesem Sonntag und die aktuellen Vorgänge in der Ukraine.

Mittwoch, 19. Februar 2014

Die Ukraine – Eindrücke aus einem eigenwilligen Land

Ach, die Ukraine! Ach, die Ukrainer!
Seit dreizehn Jahren nehme ich inneren Anteil an dem, was in diesem Land „am Rande“ Europas passiert. Immer wieder bin ich seit 2001 hingereist, weil es mich zieht, weil das Land in seiner Zerrissenheit und Ungleichzeitigkeit mich fasziniert. Einige Eindrücke: