Die "Sieben Nächte"1
von Simon Strauß schlugen im letzten Jahr richtig ein – da
schreibt ein Noch-nicht-Dreißiger an gegen die Gesetztheit und
Mentalität der Absicherung, gegen das gepolsterte Leben und allzu
anpassungswilligen Pragmatismus. Dagegen setzt er seine Sehnsucht
nach mehr, nach einem Mehr an Phantasie, Risikobereitschaft und
Empfindsamkeit. Eingebettet in die Geschichte vom Auftrag eines
Unbekannten, der ihn in sieben Nächten die sieben Todsünden zu
begehen auffordert, sucht der FAZ-Journalist noch einmal neu das
radikale Leben, sehnt sich nach "wilderem Denken ... Nach
Ideen ohne feste Ordnung, Utopien ohne berechenbaren Sinn, nach Ecken
und Kanten".2
Dienstag, 12. Juni 2018
Gespalten 3. Das Ideal des Simon Strauß und mein spirituelles Versagen
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Montag, 11. Juni 2018
Gespalten 2 – "agree to disagree" und Frank Richters Aufruf "Hört endlich zu!"
Da sich mir die Parallelen nur so
aufdrängen, hier noch ein Beispiel zu dem Jesuswort des letzten
Sonntagsevangeliums: Wenn etwas "in sich gespalten ist, kann
es keinen Bestand haben." (Mk 3,24)
Frank Richter,
ehemaliger Direktor der Sächsischen Landeszentrale für politische
Bildung, macht die zentrale Aufforderung seines aktuellen Büchleins
auch zu dessen Titel: "Hört endlich zu!"1
Darin beklagt er vornehmlich die
weitgehende Diskursunfähigkeit sowohl vieler liberaler Bürger als
auch jener "besorgten Bürger", die sich von der
Globalisierung und allem Fremden unter Druck gesetzt fühlen, in
ihrer Auseinandersetzung mit den Positionen der je andern Seite.
Samstag, 9. Juni 2018
Gespalten. Oder: Wie Iron Man und Captain America einmal miteinander kämpften
Teil zwei der Predigt zum Evangelium vom 10. Sonntag im Jahreskreis, Mk 3,20-35. (Erster Teil hier.)
---
Ich weiß nicht, ob Sie den Marvel-Film
"Captain America: Civil War" kennen, der vor zwei
Jahren in den Kinos war.
Die Avengers sollen darin nach einer Reihe
von Einsätzen, bei denen auch viele Unschuldige ums Leben kamen,
durch die Vereinten Nationen überwacht werden. Das spaltet die
Superhelden – vor allem Captain America (Chris Evans) und Iron Man
(Robert Downey jr.) stehen sich in dieser Frage unnachgiebig
gegenüber: Während Iron Man mit einem persönlichen Schicksal
konfrontiert für eine Limitierung der eigenen Verantwortung ist,
fragt Captain America nach Konsequenzen und Motivation, wenn sie
nicht mehr selbst über ihr Tun und Lassen entscheiden könnten. Sie
gehen uneins auseinander.
Von Sinnen. Oder: Es ist die Welt, die völlig daneben ist, nicht wir
Zum Evangelium Mk 3,20-35 vom 10. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr B). Der Predigt erster Teil. (Zweiter Teil hier)
Sie hielten Jesus also für einen
Verrückten. Seine Familie behauptet, er sei von Sinnen und will ihn
wohl am liebsten einsperren, seine Gegner holen gleich die ganz große
Keule raus und erklären, dass er vom Teufel selbst besessen sei.
Wie kamen sie zu diesen Behauptungen?
Mittwoch, 6. Juni 2018
Jesus der Influencer!?
Was ist das Influencer-Potenzial eines
Jesus von Nazareth im 21. Jahrhundert?
Diese (vielleicht etwas unerwartete)
Frage stellt sich mir, wenn ich auf die Lage des Christentums in
unserer Zeit, in unserem Land schaue.
Und natürlich bin ich nicht der
Einzige, der dies tut. Mit anderen Formulierungen fragen sich das
auch eine aktuelle Publikation wie das „Mission Manifest“ oder
die Mehr-Konferenz des Gebetshauses Augsburg, es fragt sich der Papst
mit seinen eingängigen Sprachbildern, es fragen diverse Theologen
und geistliche Autoren wie Heiner
Wilmer, Anselm
Grün und Tomas Halik, etwas fokussierter auf die Institution
Kirche ebenso Erik Flügge, Martin
Werle und Thomas Frings.
Und natürlich finden sie alle auch
ihre jeweiligen Antworten darauf.
Nur dass eben keine Antwort bisher so
fruchtbar ist, dass Christsein wieder in wäre.
Freitag, 1. Juni 2018
Ich entscheide mich nicht! Aufgeklärter Liberaler und kirchentreuer Katholik zugleich
Neulich hatte ich einen Arzttermin. Als
wir mit Blick auf meine herumkrabbelnde Tochter darauf kamen, dass
ich derzeit in Elternteilzeit bin, freute sich die Ärztin: "Ah,
ein fortschrittlicher Arbeitgeber!"
Da konnte ich mir nicht verkneifen zu
sagen: "Ja, ich arbeite für die katholische Kirche."
Woraufhin sie erstaunt und fast
entrüstet irgendetwas Relativierendes hinterhersagte.
Mittwoch, 30. Mai 2018
Gegenwart – Gemeinschaft – Gabe. Fronleichnamsschnipsel.
Heute feiert die Katholische Kirche auf
der ganzen Welt das Fest Fronleichnam – die Erinnerung an die
liebevolle Hingabe Christi und die Feier dieser Hingabe in den
Gestalten von Brot und Wein.
Ich möchte an dieses Fest mit drei "G"
heranführen – Gegenwart, Gemeinschaft, Gabe.
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Zachäus
Samstag, 26. Mai 2018
Tief in der Dreidunkelheit
Mittwoch, 23. Mai 2018
Religiöse Ekstase in James Baldwins "Von dieser Welt"
"... etwas regte sich in Johns
Körper, das nicht John war. Etwas war in ihn eingedrungen, hatte ihn
entwürdigt und besetzt. Diese Kraft hatte John in den Kopf oder ins
Herz getroffen und auf einen Streich, indem sie ihn ganz und gar mit
einer Qual erfüllte, die er sich niemals hätte vorstellen können
und sicher nicht aushalten und selbst jetzt noch nicht fassen konnte,
geöffnet, mittendurch aufgeknackt wie Holz unter einer Axt, wie
brechendes Gestein; hatte ihn auf einen Streich mitgerissen und
hingestreckt, sodass John nicht die Wunder spürte, sondern nur den
Schmerz, nicht den Fall, sondern nur die Furcht. Und so lag er nun
da, hilflos, schreiend, am Grund der Finsternis."1
Ein Sturz in die Tiefe, Finsternis,
Tränen, Schreie, endlos tiefes Wasser, Feuer und einsame
Verzweiflung – der gerade vierzehn Jahre alt gewordene John hat
beim abendlichen Gottesdienst eine Vision.
Samstag, 19. Mai 2018
So viele Sprachen! So viele Deutungen! Und Pfingsten heißt: Love is the way.
Auch wenn Menschen innerhalb
verschlossener Räume und hinter Mauern leben, wirkt der Geist
Gottes!
Das ist für mich die erste wirklich
gute Botschaft der Geschichten, die eben vorgelesen wurden (vgl. Apg 2,1-11; Joh 20,19-23).
Denn es bedeutet, dass der Heilige Geist, dessen Ausgießung
wir heute feiern, Sie auch innerhalb der Gefängnismauern problemlos
erreichen kann. Gott will Ihnen nahe sein im Heiligen Geist – auch
in dieser Zeit der Unfreiheit!
Soweit klingt das ziemlich gut, wie ich
finde. Aber was bedeutet es konkret für unser Leben?
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Mittwoch, 16. Mai 2018
Provokation mit Häkchen. Kommentar zu Erik Flügges "Eine Kirche für viele"
Ich bin nah dran an der Situation, die
sich Erik Flügge in seinem neuen Buch wünscht.
Mit „Eine Kirche für viele statt heiligem Rest“ hat der Politikberater und Autor, der auch schon über die Probleme kirchlichen Sprechens publiziert hat, nun eine Art fundamentaler Strukturkritik vorgelegt. Es ist wieder ein Buch herausgekommen, das vor Pauschalisierungen und harten Worten nicht zurückschreckt.
Leichtgewicht oder Überflieger? Berlin, 2018. |
Kurz gesagt geht es ihm darum, dass
möglichst viele Kirchenmitglieder mit der Kirche, der sie angehören,
in Kontakt kommen. Derzeit würden aber, so schreibt er, Angebote für
den Kern von 10 Prozent gemacht, der Rest zahle zwar Kirchensteuer,
würde aber nie etwas von der Kirche sehen. Nötig seien deshalb
statt Gebäuden und Strukturen in erster Linie face-to-face-Kontakte,
konkret schlägt er Besuche von Hauptamtlichen und engagierten
Ehrenamtlichen bei den inaktiven Christen vor. Ziel ist eine "Kirche
für alle", die nicht auf ihren Immobilien hockt und
jammernd wartet, wer noch kommt, sondern sich selbst in Bewegung
bringt und zur "aufsuchenden Kirche" wird.1
Samstag, 12. Mai 2018
Gott ist weg – was nun? Eine Gemeindepredigt.
Gott ist weg.
Das ist die Situation, in der sich die
Jünger zwischen Himmelfahrt und Pfingsten befunden haben.
Ich weiß nicht, ob Sie sich in die
Lage hineinversetzen können, in der sich die Jünger befunden haben
müssen, nachdem Jesus zuerst verhaftet wurde, dann am Kreuz
gestorben war und schließlich zu Himmelfahrt gänzlich verschwand.
Der Lebensmittelpunkt der Jünger war
damit verschwunden. Monate- oder sogar jahrelang waren sie mit Jesus
durch Galiläa und Judäa gelaufen, hatten dafür ihre Familien
verlassen und sich ganz auf dieses neue Leben des Messias
eingestellt. Und nun ist er weg, auf den Schock seines Todes folgte
zunächst der Schock seiner Auferstehung, aber selbst darauf aber
hatten sie sich eingelassen. Aber nun ist er weg. Keine Erscheinungen
mehr, kein Brotbrechen mit dem Auferstandenen, keine Sicherheit, dass
da überhaupt jemand ist.
Mittwoch, 9. Mai 2018
Himmelfahrtskommando. Filme zum Fest
Wie die Begriffe sich doch wandeln!
Während die Himmelfahrt Christi noch eine theologisch vollkommen positiv besetzte Begrifflichkeit ist (wenn die Jünger auch zunächst allein zurückgelassen werden), so meint das „Himmelfahrtskommando“, wie man es vorwiegend aus Kriegs- und Actionfilmen kennt, nicht Rettung durch die Rückkehr zum Ursprung, sondern ein nahezu aussichtsloses Unterfangen, in das die Protagonisten, meist Soldaten oder Söldner, ohne große Hoffnung auf Rückkehr geschickt werden.
Himmelfahrt ist damit Synonym für „quasi tot“ geworden.
Während die Himmelfahrt Christi noch eine theologisch vollkommen positiv besetzte Begrifflichkeit ist (wenn die Jünger auch zunächst allein zurückgelassen werden), so meint das „Himmelfahrtskommando“, wie man es vorwiegend aus Kriegs- und Actionfilmen kennt, nicht Rettung durch die Rückkehr zum Ursprung, sondern ein nahezu aussichtsloses Unterfangen, in das die Protagonisten, meist Soldaten oder Söldner, ohne große Hoffnung auf Rückkehr geschickt werden.
Himmelfahrt ist damit Synonym für „quasi tot“ geworden.
Dienstag, 8. Mai 2018
"Niemals im Leben vergessen". Heinrich Bölls Kriegsende
Im Mai 1945 muss es wieder sehr kalt
gewesen sein.
Noch am 01. Mai notiert Heinrich Böll
in seinem Tagebuch "Schnee-Morast"1
für sein Kriegsgefangenenlager in Attichy nordöstlich von Paris.
Dementsprechend fühlt sich der spätere
Literat auch: "Kälte, Schmutz Elend, Hunger und Jammer,
Jammer!"2
sind die Stichworte während dieser Zeit, die er wie alles in seinen
Tagebüchern in äußerst knappen Worten festhält. Diese
Schlaglichter beschreiben nichts, sie deuten nur auf das, was die
hauptsächlichen Emfindungen gewesen sein müssen. Besonders der
Hunger zieht sich seitenlang als immer wiederkehrende Notiz über die
Seiten jener Wochen.
Unordnung und Dreck. Müllrose, 2017. |
Samstag, 5. Mai 2018
Biblische Mathematik: Demut + Offenheit = Liebe
Die Lesungen des Sonntags sind mal
wieder besonders reich an wundervollen Texten, die noch dazu eine
aussagekräftige Gleichung des Christlichen ergeben.
1. "Auch ich bin nur
ein Mensch" (Apg 10,26)
Die Lesungen aus der Apostelgeschichte
erzählen in der Osterzeit von den ersten Gemeinden und reflektieren
die Verkündigung der Apostel. Im heutigen Abschnitt kommt Petrus
nach Caesarea und der römische Hauptmann Cornelius fällt ihm zu
Füßen.
Petrus antwortet ihm daraufhin: "Steh
auf! Auch ich bin nur ein Mensch."
Der Moment größter religiöser Macht
ist auch ein Moment größter Versuchung. Wie leicht könnte Petrus
sich jetzt, wie er es im Beisein Jesu ja mehrfach tat, groß
aufspielen und zeigen, was für ein toller Kerl er ist, wie
glaubensstark und nah beim Herrn.
Nichts dergleichen tut er hier.
Stattdessen macht er den Unterschied zwischen Mensch und Gott groß
und zeigt sich demütig.
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