So könnte die
beschauliche Geschichte der ungarischen Prinzessin beginnen, die als
Elisabeth von Thüringen (1207-1231) bekannt wurde. Doch wie in
vielen Märchen endet die romantisch-beschauliche Phase recht bald.
Denn Elisabeth fühlte sich angezogen vom Armutsideal ihres
Zeitgenossen Franz von Assisi (ca. 1182-1226).
Dienstag, 19. November 2019
Fremd durch Armut. Gedanken zu Elisabeth von Thüringen
Es war einmal eine
Königstochter aus einem fernen Land, die schon früh einem Grafen
versprochen worden war. Sie verließ in jungen Jahren ihre Heimat, um
bei ihm zu leben. In seinem Lande wohnte sie in feinen Gemächern auf
den verschiedenen Burgen des Grafen und kleidete sich in Samt und
Seide...
Freitag, 15. November 2019
Trauriges Auseinanderfallen – Andreas Knapp und der Weltuntergang
Jesus verkündet den Evangelien am Ende
des Kirchenjahres eine Zeit, in der alles endet.
Vom Tempel, der wichtigsten Stätte der
Gottesanbetung für Israel über die Beziehungen zwischen den Völkern
und diverse Klimakatastrophen auf der Erde bis hin zu den
traditionellen Familiengefügen – alles wird auseinanderfallen (Lk
21,5-19).
Die Endlichkeit gilt für alles, nicht
nur für den Menschen!
Andreas Knapp sieht die Schöpfung
angesichts ihres Vergehens selber trauern.
Samstag, 9. November 2019
In Freude und Bitterkeit: Die Erinnerung an den 09. November 1989.
Die Erinnerung an das große Ereignis
von 1989 ist in diesem Jahr von Enttäuschung durchsetzt.
Enttäuscht sind die Ossis über
jahrelang fehlende Wertschätzung, enttäuscht sind die Wessis über
die Undankbarkeit nach massiven Investitionen in die marode
Infrastruktur. Und drei Viertel der ganzen Republik sind 2019
enttäuscht über die Wahlergebnisse im scheinbar abgerutschten
Osten.
Dabei begann alles so hoffnungsfroh.
Die nach Massenfluchten und
Massendemonstrationen unter größtem inneren Druck vollzogene
Öffnung der Grenzen, "sofort, unverzüglich", sie
gab der DDR den Todesstoß.
Freiheit konnte neu beginnen.
Sonntag, 3. November 2019
Jesus begegnet Donald Trump
Wir lesen die Geschichte von Zachäus
(Lk
19,1-10) ja immer aus der Sicht von danach. Wissend, dass er sich
bekehrt, sein Geld verschenkt und sein Leben ändert.
Aber die eigentliche Herausforderung
liegt doch vorher, als noch nicht klar ist, wie sich dieser Typ, der
sich so oft als mieses Arschloch erwiesen hat, benehmen wird!
Kurzes Gedankenexperiment: Angenommen,
Jesus würde sich mit einem Donald Trump, inzwischen weltweit ein
Symbol für Lüge, Brutalität und Korruption, gemeinsam an einen
Tisch setzen und mit ihm schwatzen. Einzige Voraussetzung: Er muss vorher
aus seinem Haus kommen und interessiert sein.
Donnerstag, 31. Oktober 2019
Alles heiligen. Oder: Wo sind die heiligen Familien?
Es ist zum Haareraufen:
Wenn ich auf den Heiligenkalender der
katholischen Kirche schaue, muss ich feststellen, dass dort viele
Mönche, Bischöfe, Pfarrer, Missionare, Prediger, Päpste, Nonnen
und heilige Jungfrauen zu finden sind.
Aber fast keine Heiligen, die eine
Familie außer ihrer Herkunftsfamilie hatten – mithin fast keine
heiligen Väter oder Mütter.
Während für die frühe Kirche noch
das Martyrium, und damit der Tod, die wichtigste Basis der Heiligkeit
war, wurde mit der Zeit auch das heiligmäßige Leben bedeutsamer –
und das schien sich vor allem in den heiligen Kirchenlehrern,
Eremiten, Wüstenvätern Jungfrauen und Bischöfen zu finden.
Dienstag, 29. Oktober 2019
Wankt der Zölibat?
Die gerade zu Ende gegangene
Bischofssynode schlägt in ihrem Abschlussdokument "die
Erarbeitung von Kriterien und Verfügungen durch die kompetente
Behörde vor, um geeignete Männer, die in der Gemeinschaft anerkannt
sind, zu Priestern zu weihen, wobei sie auch eine legitim gebildete,
stabile Familie haben können, um das Leben der christlichen
Gemeinschaft durch die Verkündigung des Wortes und die Feier der
Sakramente in den entlegensten Gebieten der Amazonasregion zu
unterstützen." (hier in einer Arbeitsübersetzung von
vaticannews.va)
Samstag, 26. Oktober 2019
Alles richtig machen reicht nicht. Predigt am 30. Sonntag im Jahreskreis
1. Der Pharisäer
„Die kommen
doch alle nur wegen dem Kuchen“ ist
der Satz, der mir zu diesem Evangelium (Lk
18,9-14) als erstes einfällt.
Manchmal sagt ein
Inhaftierter diesen Satz zu mir über diejenigen, die hier im
Gottesdienst sitzen – aber der das sagt, kommt selbst nicht.
Möglicherweise betet er tatsächlich selbst, wie mancher das
behauptet. Möglicherweise ist er wirklich ein frommer Mensch.
Aber trotzdem habe ich ein
ungutes Gefühl dabei. Das hängt auch mit diesem Evangelium zusammen
– denn selbst wenn einer alles richtig macht, was man an religiösen
Übungen so probieren kann, so wertet er doch einen anderen durch
diese Aussage ab.
Ich weiß weder, ob die
Einen nur wegen des Kuchens hier sind, noch ob der Andere tatsächlich
betet. Und das ist auch nur begrenzt wichtig.
Dienstag, 22. Oktober 2019
Überraschungsgott und Fürsorgemensch. Predigt zu Lk 12,39-48
Wenn Gott zu uns kommt, dann schleicht
er sich an uns heran wie ein Dieb in der Nacht (vgl. Lk 12,39f).
So predigte es jedenfalls Jesus.
Diesen Gott, der wie ein Dieb kommt,
sollten wir tunlichst erwischen. Denn so wie der Dieb uns etwas
entwenden will, würde uns auch eine Menge entgehen, wenn wir Gott
davonkommen ließen.
Wachsamkeit heißt also das Gebot der
Stunde. Denn Gott ist ein Überraschungsgott. Immerhin das hat er mit
dem Brexit gemeinsam.
Und es ist die erste Einsicht dieses
Evangeliums. Es ist eine Einsicht über Gott. Denn Gott überrascht
uns nicht nur zu einem Zeitpunkt, den wir nicht kennen, sondern auch
an Stellen in dieser Welt, die wir nicht für möglich gehalten
hätten.
Samstag, 19. Oktober 2019
Der Gott des Rechts und die menschliche Beharrlichkeit
Zwei ungewöhnliche Schlaglichter auf Mensch und Gott zeigen sich im Evangelium des Sonntags (Lk 18,1-8), in dem Jesus mit der Geschichte einer auf ihr Recht drängenden Witwe und dem endlich nachgebenden Richter operiert:
Nicht Liebe, nicht Begeisterung, nicht Wohltaten - nein: Beharrlichkeit wird vom Menschen erwartet.
Nicht Liebe, nicht Begeisterung, nicht Wohltaten - nein: Beharrlichkeit wird vom Menschen erwartet.
Mittwoch, 16. Oktober 2019
"Wie ein Baum am Wasser gepflanzt" Meine Kraftquellen und meine Früchte
Vor ein paar Tagen habe ich einen
geistlichen Impuls für die Mitarbeiterinnen (und einen Mitarbeiter)
eines Berliner Altenheims der Caritas gehalten. Das ging ungefähr so:
Das Bild des Baumes
als Symbol des Lebens und der Kraft ist in vielen Religionen und auch
im Christentum bekannt.
Menschen sind zwar
keine Bäume – aber auch sie brauchen Wurzeln und auch sie bringen
Früchte. Ein prominentes Bild aus der Bibel findet sich beim
Propheten Jeremia:
„Gesegnet der Mensch, der auf den
HERRN vertraut und dessen Hoffnung der HERR ist. Er
ist wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist und zum Bach seine
Wurzeln ausstreckt: Er hat nichts zu fürchten, wenn Hitze kommt;
seine Blätter bleiben grün; auch in einem trockenen
Jahr ist er ohne Sorge, er hört nicht auf, Frucht zu tragen."
(Jer 17,7f)
Samstag, 12. Oktober 2019
Jesu miese Erfolgsquote. Von Heilung und Dank und Glaube und Liebe
Im Vordergrund des Evangeliums vom Sonntag (Lk
17,11-19) steht Jesus als Heiler.
Jedenfalls auf den ersten Blick.
Denn schnell schiebt
sich etwas ganz anderes in den Vordergrund – nämlich die Tatsache,
dass da einer der Geheilten zu Jesus zurückkehrt, um ihm zu danken.
Doch auch daran schließt sich in der Lesung noch ein weiteres Thema
an: Die Frage, was für Jesus ein Erfolg gewesen wäre – die
Heilung all dieser Kranken oder ihre dankbare Umkehr.
Es wird also in meiner
Predigt drei Punkte geben: 1. Aussatz und Heilung, 2. Dankbarkeit und
Glaube, 3. Erfolg und Misserfolg.
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Samstag, 5. Oktober 2019
Gottes Großzügigkeit stärkt den Glauben
Ich habe gerade eine Woche Wanderexerzitien, das heißt eine Woche Wandern in Gebet und Schweigen, hinter mir.
In den Bergen Österreichs klappt das (trotz wechselndem Wetter) ganz wunderbar.
Dort wurde mir in gewisser Weise auch die Bitte erfüllt, die die Jünger im heutigen Evangelium vor Jesus bringen (Lk 17,5-10): „Stärke unseren Glauben." (v5)
Ich habe gespürt: Die Welt ist so voll von der Großzügigkeit Gottes. Wer sehenden Auges und offenen Herzens durch die Natur geht, kann erfahren: Gott teilt seine Gaben im Überfluss aus und wer sich diesem Reichtum öffnet (so wie ich es versucht habe), fühlt sich beschenkt. Dann wird Dankbarkeit sich ausbreiten. So jedenfalls war es bei mir.
Einen Teil dieser Überfülle der Natur möchte ich hier mit Fotos andeuten.
Samstag, 28. September 2019
"Lauft so, dass ihr den Siegespreis gewinnt!" (1Kor 9,24). Vom Üben und Trainieren.
So ähnlich bin ich am Sonntag,
dem 29.09.2019, gegen zehn vor 6 Uhr auf Radio rbb 88,8 zu hören:
Wie habe ich es gehasst!
Immer dieses Üben, jeden Tag musste
ich wenigstens ein paar Minuten an dieser blöden Gitarre sitzen. Und
trotz des Übens war kein wirklicher Fortschritt spürbar. Auf
eventuelle Auftritte hatte ich deshalb erst Recht keine Lust.
Alles andere in meinem Leben
funktionierte doch auch so einigermaßen, warum also hier diese ganze
überflüssige Anstrengung?
Ich konnte also lange Zeit nicht viel
anfangen mit dem Thema Üben.
Aus Anlass des heutigen
Berlin-Marathons aber möchte ich noch einmal einen neuen Anlauf
wagen.
Dienstag, 24. September 2019
Welcher Ruf? Welche Heilung? Welcher Staub?
Am 25. September feiern wir einen
Heiligen, der es in sich hat: den heiligen Nikolaus von Flüe. Er ist
der Nationalheilige der Schweiz und wird als Einsiedler, als
Visionär, als Friedensstifter verehrt.
Ich beziehe mich in meiner Predigt im
Berliner Haftkrankenhaus auf das Evangelium vom Tage (Lk
9,1-6).
1. Jesus ruft und sendet
"Jesus rief die Zwölf zu sich"
und gab ihnen "Kraft" und "Vollmacht"
(v1).
Wenn katholische Christen von den
Aposteln (denn das sind die "Zwölf") sprechen, dann geht
es ihnen in der Regel darum, auf Menschen hinzuweisen, die etwas
besonderes sind.
Aber wenn wir uns anschauen, wen Jesus
da zu sich ruft, können wir uns leicht wieder erkennen: da sind
Betrüger, Aufschneider, Vordrängler, Angsthasen, Vorlaute,
Spätzünder, Jähzornige und Lachnummern aller Art dabei. Man denke
nur den mit den römischen Besatzern kollaborierenden Zöllner
Matthäus, an den Petrus, der Jesus belehren will und zurechtgewiesen
wird, an die beiden Söhne des Zebedäus, die sich an den anderen
vorbei den besten Platz bei Jesus sichern wollen und so fort.
Freitag, 20. September 2019
Die Gnade der Diaspora. Zu einem Vortrag von Kardinal Arborelius
Während der letzten Tage hat der
schwedische Kardinal Lars Anders Arborelius das Erzbistum Berlin
besucht und mehrere Male öffentlich gesprochen. Ich kannte ihn
vorher nicht und habe ihn das erste Mal bei der Wallfahrt des
Pastoralen Personals nach Brandenburg (Havel) am Mittwoch dieser
Woche gehört.
Es war ein inspirierender Vortrag.
Zunächst hat der Kardinal sich über
die Suche nach Gott im Alltag geäußert. Die Anwesenheit Gottes in
jedem Moment entdecken war eines der hauptsächlichen Themen. Dazu
gehört für ihn auch die Möglichkeit, Gottes Ebenbild im Nächsten
zu entdecken. Soweit, so bekannt.
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