Im fantastischen Logos-Hymnus vom Anfang des Johannes-Evangelium wird die ganze Weihnachtsgeschichte noch einmal in eher philosophischen Worten präsentiert. Auffällig ist dabei, dass im griechischen Text zwischen lauter abstrakten Vokabeln wie Anfang, Wort, Leben und Licht auch vom Zelten die Rede ist.
Sonntag, 3. Januar 2021
Freitag, 1. Januar 2021
Am Anfang steht der Name. Neujahrsgedanke
Am Anfang eines neuen Jahres stehen oft gute Vorsätze und Wünsche. Am Anfang dieses Jahres steht vor allem die Hoffnung, dass die Corona-Pandemie bald vorbei ist.
Am Anfang der Geschichte Jesu steht sein Name. Das heutige Evangelium am Fest der Gottesmutter Maria betont: „Man gab ihm den Namen Jesus, den der Engel genannt hatte, bevor das Kind im Mutterleib empfangen war.“ (Lk 2,21)Über dieses Leben, von dem noch niemand etwas wissen konnte, stellt Gott in der Botschaft des Engels diesen Namen: Jesus. Es ist wie ein Motto, eine Überschrift, fromm ausgedrückt eine Verheißung.
Donnerstag, 24. Dezember 2020
"Einseitiges Telefonat" zum Weihnachtsfest
Die wunderbare Nora Gominger hat die Weihnachtsgeschichte aus Sicht einer Person geschrieben, die alle Ereignisse mit eigenen Augen miterlebt und sie kurz und bündig für ihr Gegenüber am anderen Ende des Telefons darstellt.
Es ist sehr erhellend, wie das Mitteilungsbedürfnis und die dürren Worte, das neuzeitliche Beschäftigtsein und die Perspektive der Rechtfertigung zusammen zu einem lyrischen Weihnachtserlebnis werden:
Heilszeit 24 – Name in "Die Stille" von Don DeLillo
Während des Super-Bowl-Sonntags sitzen
Max und seine Frau Diane mit ihrem ehemaligen Studenten Martin
zusammen, um das Spiel zu schauen – als der Strom ausfällt.
Jeder
reagiert anders auf die Lage. Während Max trinkt und auf den stummen
Fernseher starrt, zitiert Martin aus Einsteins Werken. Dann entspinnt
sich ein Gespräch zwischen ihm und Diane.
Mittwoch, 23. Dezember 2020
Heilszeit 23 – Sehnsucht in "Der Freund" von Sigrid Nunez
Mitten in die Gedanken über einen verstorbenen Freund und die Gestaltung der Trauer um ihn streut Sigrid Nunez eine Erinnerung ihrer Ich-Erzählerin:
Dienstag, 22. Dezember 2020
Heilszeit 22 – Nett in "Fuchs 8" von George Saunders
Die kurze Erzählung eines Fuchses, der
(mehr oder weniger gut) die menschliche Sprache gelernt hat und nun
einen Brief an die Menschen schreibt. Sein Fazit ist zwar wenig
originell, aber, wie sich auch in Krisenzeiten immer wieder zeigt,
trotzdem äußerst nötig:
Montag, 21. Dezember 2020
Heilszeit 21 – Prozess in "I put a spell on you" von John Burnside
Das Buch über "Liebe und
Magie", wie es mit deutschem Untertitel heißt, ist eine
große Selbstbefragung und Reflexion über verschiedenste menschliche
Fragen.
So allgemein ist das Themenfeld dieses
anstrengenden Buches tatsächlich.
In einem Halbsatz über die
Trauer gab es auch etwas zum Thema Heilung:
Sonntag, 20. Dezember 2020
Heilszeit 20 – Sex in "Das lügenhafte Leben der Erwachsenen" von Elena Ferrante
In diesem tollen Buch geht es um
Brüche, Verletzungen und Leid. Ich habe lange gesucht, bis ich in
der Geschichte der heranwachsenden Giovanna einen passenden Abschnitt
gefunden habe, der nicht nur Unheiles in den Blick nimmt.
Im
Hintergrund der folgenden Zeilen steht die von Giovannas Eltern seit
langem verstoßene Schwester des Vaters, Vittoria, zu der sich
Giovanna hingezogen fühlt.
Sie lebt ganz im
pubertären Zwiespalt: gefallen wollen – eigensinnig sein wollen;
Suche nach ersten sexuellen Erfahrungen – Furcht vor Verletzung;
Sehnsucht nach Freiheit – Schranken der Erwachsenen. Vittoria rückt Giovannas BH zurecht
und sagt:
Samstag, 19. Dezember 2020
Vierter Advent: Verkündigung an ... dich (Predigt nach Lk 1,26-38)
Im letzten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in einen Berliner Knast namens Plötzensee zu einem Inhaftierten gesandt. Der war zwar einige Zeit lang straffrei geblieben, aber dann gab es einen klitzekleinen Vorfall und er saß wieder einmal ein.
Der Name des Inhaftierten war Robert.
Der Engel trat in seine Zelle und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadeter, der Herr ist mit dir.
Robert erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe.
Da sagte der Engel zu ihm: Fürchte dich nicht, Robert; denn du hast bei Gott Gnade gefunden.
Heilszeit 19 – Echt in "Herkunft" von Saša Stanišić
Dieser Textabschnitt hat mich auf das Thema dieses Adventskalenders gebracht.
Saša Stanišić schreibt autobiographisch erzählend von sich und von seinen Ursprüngen, vom Weggehen, vom Ankommen, vom Zurückkehren und immer wieder auch von der Familie.
Freitag, 18. Dezember 2020
Heilszeit 18 – Ganzheit in "Hölderlins Geister" von Karl-Heinz Ott
Ganzheit und allumfassenden Sinn wünschte sich der Dichter Friedrich Hölderlin. Davon raunt es in nahezu all seinen Werken, wie Karl-Heinz Ott in "Hölderlins Geister" breit auffächert. Unter Bezugnahme auf Hölderlins Zeitgenossen, Vorläufer und spätere Nach-Denker zeigt Ott die mystisch-mythischen Vorstellungen Hölderlins auf – und ihre Grenzen.
Donnerstag, 17. Dezember 2020
Heilszeit 17 – Fieber in "Die Dame mit der bemalten Hand" von Christine Wunnicke
Auf der Insel Elephanta treffen sich im
Jahre 1764 ein Perser und ein Deutscher, Es handelt sich um den
Astronomen "Meister" Musa und den Forscher Carsten Niebuhr,
der von Musa als "Kapitän" identifiziert wird.
Allerdings
ist es am Anfang keine wirkliche Begegnung, denn Niebuhr fiebert lang
und heftig.
Mittwoch, 16. Dezember 2020
Heilszeit 16 – Spritze in "Der Tod Jesu" von J.M. Coetzee
Die Jesus-Trilogie von J.M.Coetzee hat
mit "Der Tod Jesu" ihren Abschluss gefunden.
Auf dem Krankenbett schöpft der junge David, die Jesusfigur der Romane, noch einmal Hoffnung. Denn sein alter Bekannter Dmitri hatte ihm erzählt, dass es eine wundersame Chance auf Heilung gibt. So tritt David nun voller Hoffnung an seinen skeptischen Ziehvater Simón heran, der seinerseits überzeugt ist, dass David ganz von selbst bald wieder laufen und lachen und Fußball spielen wird.
Dienstag, 15. Dezember 2020
Heilszeit 15 – Lachen in "Picknick im Dunkeln" von Markus Orths
Die Geschichte dieses Romans ist denkbar absurd: In einer dunklen Welt treffen sich der Komiker Stan Laurel und der Theologe Thomas von Aquin. Sie lernen sich langsam kennen und versuchen herauszufinden, was sie in diese komische Lage vollkommener Finsternis gebracht hat. Dabei lernen beide etwas – über den jeweils anderen, aber auch über sich selbst. Gegen Ende des Buches spürt der Theologe eine ungeahnte Macht in sich:
Montag, 14. Dezember 2020
Heilszeit 14 – Abstand am Gedenktag des heiligen Johannes vom Kreuz
Johannes vom Kreuz, das muss man fürs bessere Verständnis vorwegschicken, war ein Ordensmann. Er liebte die geistliche Strenge und wollte zusammen mit Teresa von Avila seinen Orden, die Karmeliter, reformieren. Seine Strenge aber war kein Selbstzweck, sondern stand im Dienst der Gottesnähe und Heilung des Einzelnen vom Egoismus.
Davon zeugen auch die "Klugheitsregeln", die er 1578/1579 für die Karmelitinnen von Beas verfasste. Der Anfang der ersten Regel hat viel von der buddhistischen Spiritualität des Loslassens: