Die Frage, ob Raum und Zeit in Sinn
umzurechnen seien, schien mir zuerst ein wenig spekulativ. Aber dann
habe ich das unglaubliche Buch "Vielleicht Esther"
von Katja Petrowskaja gelesen. In dieser autobiographischen
Spurensuche feiert das eigentlich vormoderne Denken, nach dem sich im
Namen Sinn verbirgt, seine sprachlich-sinngefüllte Auferstehung.
Montag, 15. Juni 2015
Sonntag, 7. Juni 2015
Lebendiger und toter Leib – Über die "Kreuzabnahme nach HBG" von Volker Stelzmann und die Kirche
Dieses Jahr hatte ich einen besonderen
Fronleichnamsdonnerstag. Während an vielen Orten Menschen in
Prozessionen hinter dem "lebendigen Leib des Herrn"
hergingen, war ich auf einer Beerdigung, bei der wir den toten Leib
eines Kindes unter die Erde begleiteten.
Im Nachhinein regen sich neben
Betroffenheit und Mitgefühl auch reflektierende Gedanken über
dieses Zusammentreffen in mir. Die Feier des lebendigen und die
Trauer um den toten Leib gehören in der Christentumsgeschichte
schließlich eng zusammen.
Donnerstag, 4. Juni 2015
Fronleichnam – Patronatsfest dieses Blogs
In gewisser Weise kann ein Blog mit dem
Namen "Brot und Glanz" ja nur das Fronleichnamsfest als
Patronat haben. Ein Stückchen Brot, das im Strahlenglanz zu sehen
ist, stellt den ikonographischen Kern des Festes dar. Brot im Glanz
und Glanz ums Brot – das sind die gängigen Bilder für das, um das
es geht.
Sonntag, 31. Mai 2015
Etwas Dreifaltigkeitsmystik von Ignatius von Loyola
Ignatius von Loyola "hatte viel
Andacht zur heiligsten Dreifaltigkeit, und so betete er jeden Tag
unterschieden zu den drei Personen. Und da er auch zur heiligsten
Dreifaltigkeit betete, kam ihm ein Gedanke, wieso er vier Gebete zur
Dreifaltigkeit hielt. Doch dieser Gedanke machte ihm wenig oder keine
Mühe, als eine Sache von wenig Bedeutung."1
In diesen Worten aus seinen (in der
Perspektive der dritten Person verfassten) Lebenserinnerungen kommt
eine Frömmigkeit und ein Fragen zum Vorschein, wie sie uns sicher
nicht sehr geläufig sind.
Dabei hat Ignatius einen genaueren
Blick als beispielsweise ich, wenn ich mich in meinen Gebeten an
"Gott" wende – und dabei nicht nur die Dimension der
Gemeinschaft in Gott weitestgehend außer Acht lasse, sondern ebenso
die Frage, wen ich denn da tatsächlich ansprechen will.
Samstag, 30. Mai 2015
Nachkriegswehen – Literarische Zeugnisse vom Weiterleben
Vor 70 Jahren endete der Zweite
Weltkrieg. Doch den jetzt nach und nach sterbenden Generationen der
Menschen, die ihn unmittelbar erlebten, steckt er noch in den
Knochen. Welche Veränderungen der Krieg in einem Leben bewirkt hat,
hängt wohl weitgehend vom psychischen Grundgerüst ab, mit dem die
verschiedenen Widerfahrnisse verarbeitet werden müssen.
Ich habe in den letzten Monaten mehr
oder weniger zufällig literarische Zeugnisse aus mehreren
unterschiedlich in den Krieg verstrickten Nationen gelesen, die das
nachträgliche Spuken in verschiedener Weise thematisieren. Einige
(nicht exemplarische!) möchte ich kurz vorstellen:
Mittwoch, 27. Mai 2015
Philosophische Erlösungshoffnung – Anmerkungen zu "Gott denken" von Holm Tetens
Der Berliner Philosoph Holm Tetens hat
sich jüngst einer für zeitgenössische Philosophen ungewöhnlichen
Aufgabe unterworfen – er hat versucht, unter dem Titel "Gott
denken. Ein Versuch über rationale Theologie"1
eine vernunftorientierte Theologie als philosophische Fragestellung
wiederzugewinnen.
In der Reclam-Reihe [Was bedeutet das
alles?] schreibt der (nach eigener Aussage) früher selbst agnostisch
und atheistisch argumentierende und "auf der
zeitgeistsicheren Seite beheimatet"2
gewesene Autor demzufolge über die Plausbilität von Theismus und
Naturalismus, über das Verhältnis von Physischem und Mentalem, über
Leid und Freiheit des Menschen – und macht sich schließlich gegen
einen naturalistisch orientierten philosophischen Mainstream für die
"vernünftige Hoffnung"3
auf Gott in einem "theistischen Idealismus"4
stark.
Samstag, 23. Mai 2015
Wie zeigt sich der Geist? - Ein Bilderreigen zur Pfingstsequenz
Graffito, Rixdorf, Berlin, 2015. |
Wenn es um Pfingsten und den Heiligen Geist geht, dann denken viele Gläubige Menschen an Tauben und Feuerflammen, die immer noch beliebtesten typisch biblischen Bilder für den göttlichen Tröster, Lehrer, Beistand, Gabenschenker.
Ich tue mich mit dieser klassischen Bebilderung ehrlich gesagt etwas schwer, auch wenn ich sie im Unterricht teilweise selbst benutze. Finden wir denn keine aussagereicheren Bilder für Gottes Geist als eine nichtssagend friedlich kotende Taube wie links? Dazu kommt: müssen wir IHN überhaupt darstellen?
Sonntag, 17. Mai 2015
Auf Wahrheitssuche: "khroma" - Eine Ausstellung in St. Christophorus Neukölln
"Heilige sie in der Wahrheit"
(Joh 17,17), so bittet Jesus im heutigen Evangelium seinen
himmlischen Vater für die Jünger. Was auch immer "in der
Wahrheit geheiligt zu werden" genau bedeutet, die Frage nach
Wahrheit war für das Christentum immer eine Herausforderung, wenn es
um andere Meinungen ging.
Die Kirche, in der ich dieses
Evangelium heute gehört habe, ist zur Zeit mit einer "khroma"
betitelten Installation der Künstlerin Gabi Schillig ausgestattet.
Mir ging auf dem Weg nach Hause auf, wie gut dieser Text und dieses
Kunstwerk zusammen passen.
khroma von oben. St. Christophorus Neukölln, Berlin, 2015. |
Donnerstag, 14. Mai 2015
Himmlische Liturgie - Die Heimkehr des Sohnes
Die Ostkirche hat zu den Ereignissen des Lebens Jesu und der
Heilsgeschichte schon immer liturgische Linien gezogen. In der Feier
der Liturgie wird durch diese Blickweitung nicht nur die konkret vor
Augen liegende Situation der Feiernden hineingenommen, sondern auch
das Leben Jesu und vor allem die himmlische Liturgie lassen sich in
unserem Feiern erkennen.
Montag, 11. Mai 2015
JosephsReligion 2 – Isaaks Tod und Jesu Tod
Wie vor ein paar Wochen schon
angekündigt, folgt hier nun ein weiteres literarisch-theologisches
Gedankenstück zu Thomas Manns Josephs-Roman. Abrahams Monotheismus
aus der Sicht des Autors hatte ich damals in den Blick genommen –
darum wird es hier folgerichtig um Isaak gehen.
Donnerstag, 7. Mai 2015
Versehrt neu beginnen – Das Kriegsende vor 70 Jahren
Überall kann man man dieser Tage
Informationen, Meinungen und Reflexionen zum Kriegsende vor 70 Jahren
bekommen. Jegliche Gruppe von Beteiligten oder Betroffenen wird
bedacht, die deutsche und die internationale Perspektive mit allen
erdenklichen Folgen, die regionale Kultur und die Spuren in unseren
Städten, alles wird rege angeschaut und kommentiert.
Eigentlich ist alles von allen gesagt.
Und doch frage ich mich, über all die mediale
und politische Aktion hinaus: Warum fasziniert mich persönlich
dieses Ende des nationalsozialistischen Regimes mit seiner
Terrorherrschaft und die militärische Niederschlagung Deutschlands
mit der folgenden Teilung und dem Frieden so?
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Montag, 4. Mai 2015
Dem Grenzenlosen preisgegeben - Glaube, Wissenschaft und Wahnsinn in Remarques "Der schwarze Obelisk"
Es gibt Momente, in denen Menschen eine
Art neuer Offenbarung der Realität haben. Die Dinge und Menschen um
sie herum bekommen eine neue Qualität und erscheinen in anderem
Licht. Das Vorzeichen der Welterfahrung ändert sich, vielleicht nur
für Augenblicke, vielleicht so lebensprägend, dass einer für sein
Leben gezeichnet ist.
Ich habe solche Momente in den letzten
Wochen hier in meinen Gedanken zum Film "Superwelt"
und zum Roman "Stoner" beschrieben. Möglicherweise
liegen solche Momente auch den biblischen Erzählungen der
Begegnungen mit dem Auferstandenen bei den Emmausjüngern oder beim
skeptischen Thomas zugrunde. Ich persönlich erlebe das manchmal in
den atemberaubenden Augenblicken, wenn mir klar wird, was für ein
Wunder dieses Kind ist, dessen Vater ich jetzt seit einem halben Jahr
bin.
Dienstag, 28. April 2015
Das Kind als Sakrament – Geheimnis, Zeichen, Werkzeug, Heil
Ein Kind ist mehr als es selbst. Wie
jeder Mensch lässt es etwas ahnen von der Größe des Schöpfers und
der Schönheit seiner Welt. Und am Kind treten für Gläubige (und
bisweilen auch für Ungläubige) beide, wundersame Schöpfergröße
und überwältigende Weltschönheit, besonders leuchtend hervor.
Freitag, 24. April 2015
Erde und Dichte - Tod und Auferstehung in John Williams' "Stoner"
William Stoner stirbt in diesem Roman
viele Tode. Mobbing, Ehekrach, Entfremdung vom Kind, eine zerstörte
Romanze und vieles mehr. Außerdem beginnt und endet alles mit dem
Tod des Protagonisten. Vom Tod her und auf ihn hin wird der ganze
Roman entwickelt. Aber dazwischen erscheinen auch einige (wenige)
Auferstehungserfahrungen.
Montag, 20. April 2015
Spiritualität der Nichtgleichgültigkeit – Gegen das Flüchtlingssterben
Wenn ich die Nachrichten höre, wird
mir schlecht. Ich kann nur schwer aushalten zu hören, wie viele
Menschen wieder und wieder im Wasser vor Europa umkommen und wie
abgebrüht und weichgekocht die Reaktionen der zuständigen Politiker
sind.
Die todbringende Devise heißt augenscheinlich: Schleuser bekämpfen anstatt Menschen zu retten.
Die todbringende Devise heißt augenscheinlich: Schleuser bekämpfen anstatt Menschen zu retten.
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