Das Brot im Glanz des christlichen Glaubens - das ist die Eucharistie in der Monstranz - hält nicht, was es zu versprechen scheint.
Denn das eucharistische Brot nährt nicht den Körper, es macht den Bauch nicht satt und ist echtem Brot auf diese Weise unähnlicher, als manche schönen Schriften glauben machen wollen.
Die Analogie vom Himmelsbrot, das uns die Speise der Engel schon hier verkosten lässt, und der Hinweis auf die biblische Geschichte von der Sättigung der 5000 sind also verfehlt. Jedenfalls dann, wenn man sich die Eucharistie als wörtliche Fortsetzung dessen vorstellt.
Mittwoch, 13. Juli 2016
Samstag, 9. Juli 2016
Begegnungen mit einem blutenden Gott oder nur Dekonstruktion? "El Siglo de Oro" in der Gemäldegalerie Berlin
"Ich krieche fast hinein, aus
solcher Nähe betrachte ich den am Kreuz hängenden Körper. Er ist
von Nägeln durchschlagen, das Handgelenk und der Fußrücken. Rote
Farbe ist aufgetragen, das ist das Blut. Auf dem Kopf eine
Dornenkrone, auf dem Gesicht Blutstropfen. Ich würde sie abkratzen,
doch ich habe Angst, ihn anzufassen. Gottes Sohn, das ist
gefährlich."1
Solch eine emotionale Nähe zu
Darstellungen des Gekreuzigten, wie sie Peter Esterhazy in seinem
letzten Buch beschreibt, wirkt heute nahezu unverständlich – und
doch können solche für den religiösen Gebrauch bestimmten Werke
sogar im musealen Kontext eine erschreckend-berührende Kraft
entfalten, wenn man beispielsweise die Skulptur des gekreuzigten
Leichnams Jesu von Gregorio Fernández
in der Ausstellung "El Siglo de Oro" in der Gemäldegalerie
Berlin betrachtet und umschreitet. Und es gibt gleich eine ganze
Reihe solcher Werke in dieser Ausstellung zu sehen.
Montag, 4. Juli 2016
Der Hass wandert aus, aber er bleibt. Aktuelle Gedankensplitter
Ich bin der Meinung, dass die Menschen
sich durch die Jahrtausende ziemlich gleich geblieben sind. Es mag
hier und da etwas mehr Reflektiertheit und breitere Bildung geben und
sogar etwas mehr Zivilisiertheit, aber wenn die Zeiten prekär
werden, bleibt sich im Grunde vieles gleich.
Was wir an Hass und Wut im Netz und (nach dem Verfassungsschutzbericht des letzten Jahres) auch in der nichtvirtuellen Realität vor allem an den politischen Rändern wahrnehmen können, war doch nie wirklich verschwunden. Vielleicht wurden Ressentiment und Verachtung Anderer von Wohlstand und Behaglichkeit leidlich zugedeckt, aber doch nicht einfach fort.
Sonntag, 3. Juli 2016
An Hiobs Seite - Elie Wiesel zum Gedächtnis
Elie Wiesel ist tot.
Der Autor und
Friedensnobelpreisträger, dem das eigene Überleben in Buchenwald
und das massenhafte Sterben seines Volkes angesichts eines
schweigenden Gottes zum beherrschenden Thema seiner Schriften wurde,
er ist nun im Alter von 87 Jahren gestorben.
Sein aus tiefer jüdischer
Frömmigkeit inspiriertes Werk verdient es nach meiner Meinung,
wieder und wieder gelesen zu werden. Denn in seinen Romanen und
Erinnerungen, Essays und Reden spiegelt sich das Ringen eines
Versehrten um den Gott Israels mitsamt den Zweifeln am
Bundesversprechen gegenüber seinem Volk, das sich im Holocaust dann
so verlassen fühlte.
Donnerstag, 30. Juni 2016
"Ich habe zu knien begonnen" – Ringen um den Glauben in "Gott braucht dich nicht"
Esther Maria Magnis erzählt ihre
persönliche Geschichte mit und ohne und wieder mit Gott – und
dabei wirft sie eine Unzahl philosophischer, existenzieller,
theologischer Fragen auf, die sie in souverän eigener und
eindringlicher Sprache präsentiert.
Kurz: ein Lesegenuss, der herausfordert
und der, trotz mancher kleinen Längen, eine äußerst
empfehlenswerte Lektüre für alle Glaubenden und mit Gott Ringenden
ist. Formal handelt es sich dabei um einen Hybriden: neben
essayistische Passagen treten Erinnerungen, neben Kommentaren zu
grundsätzlichen Fragen stehen poetische oder romanhafte Passagen.
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Freitag, 24. Juni 2016
"Bis ins Wurzelwerk" - Brexitlyrik
Nun ist es also geschehen.
Das britische Wahlvolk hat mit knapper
Mehrheit für den Austritt seines Landes aus der EU gestimmt. Der
Vertrag, der Europas Völker zusammenführen wollte, wurde
konterkariert und hat zu einer Abstimmung über Geld und Handel,
voller Selbstbehauptungsdrang und Misstrauen geführt.
Dabei gibt es wenig, was Menschen in
der abendländischen Geschichte mehr geprägt hat, als der Gedanke
vom Bund – sei es der Bund einzelner Menschen, der Bund zwischen
Völkern oder der Bund Gottes mit den Menschen.
Donnerstag, 23. Juni 2016
Axt und Schlangenbrut - Predigte Johannes der Täufer Gewalt im Namen Gottes?
In Tagen wie diesen, wo religiös
motivierte Gewalt und Hass auf Anderslebende an vielen Orten neu
aufbrechen, stelle ich mir die Frage, wie die Gestalt von Johannes
dem Täufer, dessen Geburtstag die Kirche heute begeht, dazu
positioniert ist.
Die Evangelien malen ihn als den
letzten Propheten der alten Zeit, mit dem schon die neue Zeit des
Messias anbricht. Wie so viele alttestamentliche Gottesmänner eifert er für den Gott Israels und predigt in drastischen Bildern die
innere Umkehr zu diesem Gott, deren äußeres Zeichen er mit seinen
Taufen anbietet.
Seine Urteile über seine Zeitgenossen
sind extrem: "Ihr Schlangenbrut, wer hat euch denn gelehrt,
dass ihr dem kommenden Gericht entrinnen könnt? ... Schon ist die
Axt an die Wurzel der Bäume gelegt; jeder Baum, der keine gute
Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen."
(Lk 3,7.9)
Dienstag, 21. Juni 2016
Degradierung Gottes zum Bettler
Das passiert mir nicht so oft: Ich
hänge noch etwas an einer meiner eigenen Formulierungen fest. Denn
auf die Frage, wer Jesus für mich ist, schrieb ich unter anderem,
dass er ein "Bettler am Rande meines Alltags“ sei.
Und je länger ich dem nachhänge,
desto mehr muss ich zugeben, dass es nicht selten genau so ist: Gott
steht am Rande meines alltäglichen Lebens und ich lasse ihn dort
stehen. Da steht er und bittet, dass ich ihm Zeit schenke, damit er
an meinem Leben teilhaben kann. Ich aber erkenne seinen Anspruch
nicht an – oder ignoriere ihn.
Sonntag, 19. Juni 2016
Wer bin ich für euch? 44 persönliche Antwortversuche.
Wer bin ich für euch, fragt Jesus
seine Jünger im Evangelium des Sonntags (Lk 9,18-24).
Was sagen wir ihm?
Freitag, 17. Juni 2016
Selbstkritik als politische Tugend – Über Polen und Deutsche
Zurückblicken heißt immer auch,
Geschichte zu deuten – gerade in Polen und Deutschland jedoch kommt
es durch die verschiedenen Perspektiven auf die Geschichte regelmäßig
zu Konflikten. In diesem Jahr allerdings wird am 17. Juni besonders
an 25 Jahre freiwillige gute Nachbarschaft mit den Polen erinnert.
Was Deutsche, jedenfalls zu Teilen, in
ihr kollektives Gedächtnis aufgenommen haben, ist eine (auf anderen
Feldern bisweilen arg vernachlässigte) politische Tugend: die der
Selbstkritik.
Als historisch angewandter
Perspektivwechsel bezeichnet sie die Fähigkeit, sich auch mit den
Schattenseiten der eigenen Kultur auseinander zu setzen. So kann sie
bestenfalls Gewissen schärfen und Verantwortungsbereitschaft nähren.
Dienstag, 14. Juni 2016
Die Ecke macht's – Altarwand und Hauskapelle im Christian-Schreiber-Haus
Das Jugendbildungshaus, in dem ich
arbeite, hat eine bemerkenswerte Kapellenarchitektur. Im Halbrund
sitzt die Gemeinde einer großen, abstrakt gestalteten Wand
gegenüber, davor befinden sich der Altar und die Sedilien der
Liturgen. In die grau gehaltene Wandgestaltung eingebunden sind
sowohl der Tabernakel als auch das Kreuz und ein buntes Fenster.
Samstag, 11. Juni 2016
"Geliebt sein und noch nichts davon wissen" - Oder: Wo findet ein Mensch heute Vergebung?
Das Evangelium des Sonntags (Lk
7,26-8,3)
handelt vom Besuch Jesu bei einem Pharisäer und der Begegnung mit
einer "Sünderin", die Jesu Füße salbt und ein Gespräch
über Vergebung in Gang bringt. Damit berührt diese Geschichte
Fragen, die mich immer wieder beschäftigen: die Problematik von
Vergebungsbereitschaft und Vergebungsmöglichkeit, die ich, unter
anderen Vorzeichen als zur Zeit Jesu, gerade in unserer heutigen
säkularen Gesellschaft für äußerst gewichtig halte.
Donnerstag, 9. Juni 2016
Freier glauben! Von den theologischen Vorzügen der Säkularisierung
Es gibt einen Gemeinplatz zum Thema
Säkularisierung, der öffentlich fast unwidersprochen ist: Er geht
davon aus, dass eine weniger religiös geprägte Gesellschaft (wie
die unsere) automatisch auch schlechtere Bedingungen für die
religiöse Praxis bedeutet.
Und bisweilen mag das auch so sein,
dann nämlich, wenn Religion immer mehr ins Private gedrängt wird
und öffentlich geäußerte religiöse Meinungen in dieser oder jener
Weise unterdrückt oder gar diffamiert werden.
Ich glaube aber, dass es im Gegensatz zu diesen tatsächlich vorkommenden Fällen im Grundsatz genau andersherum ist – und dass aus christlich-theologischer Perspektive die Vorteile des Lebens in einer säkularisierten Umgebung überwiegen.
Ich glaube aber, dass es im Gegensatz zu diesen tatsächlich vorkommenden Fällen im Grundsatz genau andersherum ist – und dass aus christlich-theologischer Perspektive die Vorteile des Lebens in einer säkularisierten Umgebung überwiegen.
Dienstag, 7. Juni 2016
Mein Unglaube steht auf
...
und verlässt den Raum. Immer mal wieder. Aber er kommt auch verlässlich wieder
herein.
Jedenfalls der praktische, der alltägliche Unglaube.
Meine religiösen Überzeugungen und Vernunftgründe dagegen bleiben schön an ihrem Platz und gaukeln mir meine Religiosität vor. Ob sie sich den Raum teilen müssen mit meiner faktischen Gottlosigkeit schert sie meistens nicht.
Mittwoch, 1. Juni 2016
Grauzonen der Erlösung - "Noah" von Darren Aronofsky fragt nach Gottes Willen
Mein Fazit: trotz des bekannten
Endes und viel Pathos ein spannender, mit seinen existenziellen theologischen und
ethischen Fragen in die Tiefe gehender Film. Der Actionkrach rings um
den Plot kann manchmal etwas ablenken, aber insgesamt eine sehr
sehenswerte Adaption der biblischen Erzählung von der Rettung der
Schöpfung in der Arche des Noah.
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