Wenn ich auf meine inneren und äußeren
Lebensverläufe schaue, dann mache ich bezüglich der in den
verschiedenen Phasen geweckten oder vergrabenen Talente und Stärken
interessante Entdeckungen (vgl. das Sonntagsevangelium in Mt 25,14-30).
Samstag, 18. November 2017
Montag, 13. November 2017
"Für mich ist Jesus Christus alles." Pedro Arrupe zum Geburtstag
Am 14.11.1907 wurde Pedro Arrupe,
späterer Generaloberer der Gesellschaft Jesu, in Bilbao geboren.
Wäre er nicht am 05.02.1991 gestorben, würde er heute seinen 110.
Geburtstag feiern.
Pedro Arrupe war sicher eine der
wichtigsten kirchlichen Personen des 20. Jahrhunderts.
- Er überlebte 1945 den Atombombenabwurf in Hiroshima und kümmerte sich in der Folgezeit um die Leidenden – eine Zeit, die ihn besonders geistlich sehr prägte. Seine leitende Tätigkeit in Japan machte ihn zu einem besonderen Vermittler zwischen Ost und West. - "Unser Haus war eines der wenigen, die stehenblieben, auch wenn es stark beschädigt war. .... [Es] wurde zu einem Spital. Wir quartierten etwa 200 Verwundete ein, um ihnen zu helfen und sie zu pflegen.
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Freitag, 10. November 2017
Halb bemäntelt – halb erfroren. Ein Erlebnis und ein Zitat zum Martinsfest
Die Martinslegende kreist um die
Mildtätigkeit des römischen Soldaten, der später unfreiwillig zum
Bischof und schließlich zu einem der bekanntesten Heiligen der
Christenheit wird. Diese Legende hat viele Anknüpfungspunkte.
Mir sind in den letzten Tagen zwei
untergekommen.
Donnerstag, 9. November 2017
Die Deutschen vor ihrer Landschaft. Zum 9. November zwei Sätze von Yasmina Reza.
"Man kann nicht erkennen, wer
die Leute sind, wenn man von der Landschaft absieht."1
Dies sei, so äußerte Yasmina Reza im Interview mit dem SPIEGEL, der
Satz, auf den sie in ihrem letzten Roman "Babylon"
besonders stolz ist.
Am 9. November lässt sich viel von der
Landschaft der Deutschen erkennen. Hier spiegelt sich die geistige
Umgebung, in der wichtige Momente deutscher Gemütslagen aufbewahrt
sind.
Einer dieser Momente ist der 9.
November 1938, als in der Reichspogromnacht die Läden vieler
jüdischer Unternehmer und Handwerker zerstört wurden, viele
Synagogen angezündet und verwüstet und viele jüdische Deutsche ins
KZ Sachsenhausen verschleppt wurden. Es war der symbolische Auftakt
der kommenden Greuel bis nach Auschwitz, an die wir heute mit Scham und Ekel denken.
Ein anderer Moment ist mit dem 9.
November 1989 die unverhofft-erhoffte Öffnung der Grenzen in Berlin
und der ganzen DDR, nachdem monatelang demonstriert, diskutiert und
gebetet wurde. Die Mauer war zum Einsturz gebracht worden, die
Freiheit war zum Greifen nah.
Montag, 6. November 2017
Auf der Suche nach den roten Fäden. "Tony Soprano stirbt nicht" von Antonia Baum
Antonia Baum hat 2016 mit "Tony
Soprano stirbt nicht" ein sehr gelungenes Buch
veröffentlicht, in dem sie die Gedanken und Erlebnisse reflektiert,
die sie während des Wartens auf die Heilung ihres verunfallten
Vaters hatte.
Die Ausgangssituation kann absurder
nicht sein: Vor der Veröffentlichung ihres zweiten Romans, in dem es
um einen abwesenden Vaters geht, dessen Leben ständig gefährdet
scheint, hat ihr eigener Vater tatsächlich einen Unfall und liegt im
Koma.
Dieses Zusammenfallen von Motiven des
eigenen Romans und der eigenen Biographie ist, wie man so sagt, eine
Geschichte, die das Leben schreibt – wer sie sich ausdächte, würde
als unrealistisch ausgelacht werden. Und doch scheint sie so
geschehen zu sein.
In dieser Frage nach der Beziehung von
Wunsch und Gedanke zum wirklichen Leben hat das Buch auch sein
Zentrum. Als Autorin ist Antonia Baum gewohnt, dass alles einen roten
Faden hat und auf ein logisches Ende hinausläuft. Das ist der Sinn
des Schreibens.
Samstag, 4. November 2017
Alle gleich vor Gott? Kritisches von Jesus und Luther
"Ihr ... sollt euch nicht Rabbi
nennen lassen; denn nur einer ist euer Meister, ihr alle aber seid
Brüder." (Mt 23,8)
So bringt Jesus auf dem Höhepunkt
seiner Klerikerschelte im Evangelium des heutigen Sonntags (Mt
23,1-12) sein Anliegen auf den Punkt: Alle seine Jünger sind gleich.
Denn sie sind alle Brüder. Keiner ist einem anderen vor- oder
übergeordnet. Nur der Vater im Himmel steht als der eigentliche
"Heilige Vater" über allen (vgl. v9), ebenso wie Jesus
menschlicher Ausleger dieses Vaters und deshalb der einzige
Lehrmeister der Seinen ist.
Alles dagegen, was eine weitergehende
Vorrangstellung aus religiösen Gründen beansprucht, ist reine
Überheblichkeit. Wo menschliche Satzungen die grundlegende
Gleichheit aller vor Gott aushebelt, ist dies nicht im Sinne Jesu.
Auch wenn sich seine Worte auf die jüdischen Autoritäten seiner
Zeit beziehen, sind sie in der Komposition des Matthäus doch klar
ausgerichtet auf die christliche Gemeinde Praxis.
Die revolutionäre Sprengkraft dieses
Evangelienabschnitts ist in den Jahrhunderten, die die Kirche
besteht, nur sehr eingeschränkt verwirklicht worden.
Mittwoch, 1. November 2017
Wer sind sie, "die Heiligen"? Antworten aus einem Gedicht von Andreas Knapp
Wir sind alle zur Heiligkeit berufen!
Dieses Motto aus dem Pontifikat von
Johannes Paul II. hat mich schon immer sehr angesprochen. Heute, da
wir Allerheiligen feiern und nicht nur der kanonisierten, sondern
auch aller unbekannten und unerkannten Heiligen gedenken, bin ich
überzeugt, dass es kein elitärer, weit entfernter Weg ist, sondern
dass wir alle mitten im Alltag immer näher bei Gott, immer heiliger
sein können.
Andreas Knapp beschreibt in seinem
Gedicht "die Heiligen", dass es Versehrte sind.
Es sind solche, die die Erfahrung von
Gottes Licht und Liebe machen durften und danach nicht weiter leben
konnten wie zuvor, weil sie einfach "von innen durchglüht
sind" und ihr neues Inneres ausstrahlen.
Montag, 30. Oktober 2017
Reformationstag 2017 – Thesenartige Kurzstatements
1
Nichts passt besser zu einem
Reformationstag als ein paar knackige kurze Sätze.
2
Leider ist auch nichts naheliegender.
Aber was solls.
Samstag, 28. Oktober 2017
Hütte – Lichtschein – Goldgrund. Von Gottes- und Nächstenliebe
So ungefähr ging meine heutige Predigt im Gefängnis:
Da ist dieser glückliche amerikanische Familienvater Mack, dem es an nichts fehlt und der dann während eines Ausflugs mit seinen drei Kindern das Unglück seines Lebens erlebt: Seine jüngste Tochter verschwindet und bleibt verschwunden, trotz langer und intensiver Suche.
Da ist dieser glückliche amerikanische Familienvater Mack, dem es an nichts fehlt und der dann während eines Ausflugs mit seinen drei Kindern das Unglück seines Lebens erlebt: Seine jüngste Tochter verschwindet und bleibt verschwunden, trotz langer und intensiver Suche.
Das hebt sein Leben aus den Angeln.
Über die Zeit verfliegt seine Trauer nicht etwa, sondern verstärkt sich. Er kann den Verlust nicht ertragen und gleitet mehr und mehr in die Depression. Weder seine zwei verbliebenen Kinder noch seine Frau kann er in seinem Schmerz an sich heranlassen und gibt Gott zudem die Schuld an seinem Leiden und an allem Unglück in der Welt.
Über die Zeit verfliegt seine Trauer nicht etwa, sondern verstärkt sich. Er kann den Verlust nicht ertragen und gleitet mehr und mehr in die Depression. Weder seine zwei verbliebenen Kinder noch seine Frau kann er in seinem Schmerz an sich heranlassen und gibt Gott zudem die Schuld an seinem Leiden und an allem Unglück in der Welt.
Das ist die Ausgangslage des Buches
"Die Hütte. Ein Wochenende mit Gott" von William
Paul Young (2007). Ich habe zugegebenermaßen nur den Film (2017, von
S. Hazeldine) gesehen und kann mein Wissen allein daraus ziehen.
Trotz der sehr rührseligen und kitschig erzählten Geschichte finden
sich im Film einige menschliche und christliche Wahrheiten, die es
wert sind, dass man sich mit ihnen beschäftigt.
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Freitag, 27. Oktober 2017
Spirituelle Impotenz? Religiöse Erfahrung in "Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters"
Die Frage nach der eigenen Identität,
die dieser Tage nicht nur die Katalanen in stürmischer Weise
umtreibt, sondern auch viele verunsichert-besorgte Menschen in den
Demokratien der EU und darüber hinaus, ist eine Frage, die sich auch
alle, die eine Migrationsbiographie haben, immer wieder stellen.
Wo gehöre ich hin, ab wann gehöre ich
dazu, wo will ich überhaupt dazu gehören und wo auf keinen Fall,
welche parallelen oder mehrfachen Zugehörigkeiten habe ich oder habe
ich nicht....?
Der unlängst an diesem Ort schon
erwähnte Roman "Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters"
von Dimitrij Kapitelman hat genau dasselbe Thema – der Erzähler
ist mit seinem Vater nicht nur auf eine biographische, sondern auch
auf eine politische und religiöse Identitätssuche gegangen und nach
Israel gereist.
Samstag, 21. Oktober 2017
Der Kaiser und die Schwachheit. Von Selbstbeschränkung und Kult
Das Evangelium des heutigen Sonntags
(Mt 22,15-21)
behandelt ein Thema, das ich für sehr bedeutsam halte und das
deshalb auch immer wieder im Blog auftaucht. Es geht um das
Verhältnis von Religion und Politik.
Jesus wird hier von den Pharisäern auf
die Probe gestellt und nach seiner Haltung zur kaiserlichen Steuer
befragt – und damit befindet er sich in einer Zwickmühle: als Akt
des Widerstands gegen die nicht nur politisch, sondern auch religiös
übergriffige Besatzungsmacht hätte Jesus die Steuer ablehnen
müssen. Dies aber wäre ein politischer Affront gewesen, der harte
Strafen der Römer nach sich gezogen hätte.
Anstatt nun also die eine oder die
andere Seite zu brüskieren, reagiert Jesus zunächst mit der
Gegenfrage, was denn auf der in Frage stehenden Münze abgebildet
sei.
Da es das Bildnis des Kaisers ist,
antwortet er:
"So gebt dem Kaiser, was dem
Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!" (v21)
Donnerstag, 19. Oktober 2017
Einmal Identität und einmal Berlin. Notizen zu "Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters"
1
In den letzten Jahren hat sich in der
literarischen Landschaft eine faszinierende Fraktion
deutschsprachiger Autoren mit osteuropäischem Migrationshintergrund
etabliert.
Saša Stanišić beispielsweise ist dem großen Publikum seit "Wie der Soldat
das Grammophon repariert" ziemlich gut bekannt, aber auch
die Bücher von Katja Petrowskaja ("Vielleicht Esther"), Alina Bronsky ("Baba Dunjas letzte Liebe") und
Matthias Nawrat ("Die vielen Tode unseres Opa Jurek")
haben ihre Wege zu den Lesern gefunden.
Dienstag, 17. Oktober 2017
Wegen Vandalismus geschlossen. Von Heiligkeit und Verwundbarkeit.
Heute habe ich im Klinikum Neukölln
den Raum der Stille
aufgesucht und fand ihn geschlossen mit nebenstehender Inschrift.
Ich weiß nicht, was genau dort
vorgefallen ist, aber wegen vereinzelter kleinerer Verstöße wäre
er sicher nicht geschlossen worden.
Das Krankenhaus hält einen (multi-
oder überreligiösen) Raum vor, der denen, die dorthin kommen und
Kraft tanken wollen, den Rahmen dazu bieten soll – und es gibt
Menschen, die genau darum dort wüten.
Natürlich finde ich das in erster
Linie traurig und erschreckend und ein Zeichen übler Bosheit.
Aber je länger ich darüber nachdenke,
desto mehr wird mir klar, dass es natürlich diesen Raum, der dem
Äußeren nach zu urteilen, nicht besonders treffen musste.
Es gibt nämlich ein Gespür dafür,
dass manchen Menschen etwas heilig ist.
Freitag, 13. Oktober 2017
Was macht Christsein wirklich aus? Aufbruch in die Tiefe mit "Silence" von Martin Scorsese
Nun endlich bin ich dazu gekommen, mir
den Film anzuschauen, den ich im letzten Jahr leider nicht mehr im
Kino sehen konnte: "Silence" von Martin Scorsese.
Und ich kann ihn vorbehaltlos empfehlen
– es ist ein faszinierender und mitreißender Film, ein Film, den
man gesehen haben muss, wenn man sich mit dem Christentum, Fragen des
Glaubens oder einfach nur mit dem Menschen, seinem Gewissen und
seinen Überzeugungen beschäftigt.
Er reißt jedoch nicht in erster Linie
mit wegen seiner Bilder (so wunderbar sie sind), sondern wegen der
tiefgehenden religiösen und menschlichen Fragen, die er aufwirft:
Was macht religiöses Leben aus? Wie weit gehen Menschen für ihre
(religiösen) Überzeugungen? Wie reagiert eine (christliche)
Gemeinschaft auf Glaubensabfall? Was bringt das Christentum
indigenen Gesellschaften? Wie viel Barmherzigkeit ist möglich?
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Mittwoch, 11. Oktober 2017
Zwei Geburtstage: Kind und Katechismus
Wegen eines Geburtstags hätte ich hier
natürlich nichts geschrieben, aber wenn zwei ins Haus stehen,
ergeben sich doch überraschende Konvergenzen, die benannt werden
sollten...
Meine Tochter, in der Trotzphase und
bei allen damit verbundenen Ärgernissen doch immer wieder so
ungemein liebenswert und niedlich, wird drei Jahre alt.
Sie hat am gleichen Tag Geburtstag wie
der Weltkatechismus (KKK), der heute vor 25 Jahren von Johannes Paul
II. promulgiert wurde.
Wie passt das also zusammen?
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