Inmitten meiner Nacht schenkst du mir: Einen Ausblick auf dich im Licht der Zukunft.
Samstag, 7. März 2020
Donnerstag, 5. März 2020
Bibel-Mini 2 - Heimatloser Abraham
Es gibt in Christoph Heins Roman
„Landnahme“ eine Schlüsselszene, in welcher der Nachkomme eines
aus den ehemals deutschen Ostgebieten Vertriebenen nun
fremdenfeindliche Parolen brüllt - und klar wird, wie kurz die
Erinnerung währte. Es brauchte nur eine Generation, bis die Kinder
der nach dem Krieg verunglimpften Flüchtlinge sich selbst als Herren
im Lande fühlen.
In der Bibel existieren viele Stellen, die die Erinnerung daran wachhalten sollen, dass die Hörenden selbst Nachkommen eines Heimatlosen sind. Eine dieser Stellen findet sich im Buch Deuteronomium:
In der Bibel existieren viele Stellen, die die Erinnerung daran wachhalten sollen, dass die Hörenden selbst Nachkommen eines Heimatlosen sind. Eine dieser Stellen findet sich im Buch Deuteronomium:
Montag, 2. März 2020
Bibel-Mini 1 - Hanna betet
In dieser Fastenzeit möchte ich ein
paar biblische Exkursionen machen und die sich dabei (hoffentlich /
wahrscheinlich / sicher) ergebenden Entdeckungen hier mit kurzen
Beiträgen reflektieren.
Weil ich sonst sehr viel in den
Evangelien unterwegs bin, wird es schwerpunktmäßig um das Alte
Testament gehen.
Heute also Hanna aus dem Ersten Buch
Samuel. Wie so viele Frauen der Bibel hat sie ein Problem damit, dass
sie keine Kinder, besonders keinen Sohn bekommt. In ihrer
Verzweiflung geht sie in den Tempel in Schilo und betet.
Dienstag, 25. Februar 2020
Freier! Tiefer! Liebevoller! Akzente an Aschermittwoch
Vier Akzente setzt das Evangelium vom
Aschermittwoch (Mt 6,1-6.16-18): Gutes Tun, Beten, Fasten.
Der vierte Akzent ist eine Haltung und prägt diese drei Handlungsanweisungen: all das soll nicht vor anderen und für andere geschehen, sondern vor Gott und für Gott.
Der vierte Akzent ist eine Haltung und prägt diese drei Handlungsanweisungen: all das soll nicht vor anderen und für andere geschehen, sondern vor Gott und für Gott.
Als Eingangstor zur Fastenzeit wird der
Aschermittwoch dadurch
nicht nur selbst geprägt, sondern er zeigt auch die Richtung, in die
wir bei unserer Vorbereitung auf Ostern gehen sollen.
Mit diesen Akzenten wollen
Aschermittwoch und Fastenzeit unsere Konzentration von der
Beschäftigung mit Nichtigkeiten wegführen hin zu größerer Tiefe,
tieferer Freiheit, freierer Liebe.
Freitag, 21. Februar 2020
Feindesliebe: Überblick und/oder Überforderung
1. Überblick
Auch wenn es unter einem anderen
Vorzeichen geschrieben ist, so halte ich das folgende Gedicht von
Barbara Zeizinger doch für eine gute Erläuterung zur Thematik der
christlichen Feindesliebe, die im Evangelium
des nächsten Sonntags (Mt 5,38-48) erscheint.
Sonntag, 16. Februar 2020
Modernisierung der Normen. Noch einmal zur Bibel und zu Jesu Antithesen
Ein Abschnitt aus meiner
aktuellen Lektüre passt so gut zum heutigen Sonntagsevangelium, dass
ich ihn der Predigt einfach noch nachschieben muss.
In "Die Entstehung
der Bibel"1
las ich gerade, wie die israelitische Elite, die im Anschluss an den
Untergang Jerusalems 587 v.C. nach Babel deportiert worden war, dort
nicht nur trauerte und ihre Theologie vom Handeln Gottes in der
Geschichte grundlegend neu entwarf. Diejenigen, die später die
Autoren der biblischen Schriften wurden, taten überdies einen
grundlegenden Schritt über sich hinaus, indem sie "sich der
Intellektualität ihrer Umgebung öffneten".2
Samstag, 15. Februar 2020
Innerlicher und intensiver! Was größere Gerechtigkeit heißen kann.
Es gibt beliebte Vorstellungen davon,
wie Christen sein sollten:
Viele sagen, dass man von ihnen mehr
erwarten könne als von anderen.
Sie sollten diejenigen sein, die sich
auszeichnen durch Gutes. Die moralisch besser handeln. Die, wenn sie
das nicht schaffen, sich wenigstens mehr bemühen. Und wenn auch das
nicht klappt, dass sie immerhin zu ihren Fehlern stehen.
Mittwoch, 12. Februar 2020
Meine fünf schönsten Sätze aus "Querida Amazonia"
Schon schlagen die Wellen wieder hoch,
was der Papst in seinem neuen Schreiben alles verhindert und
verbietet. Keine Weihe für Verheiratete, keine Weihe für Frauen...
Auch ich kann nicht mit jeder
Argumentationskette etwas anfangen und nicht jeder Akzent in diesem
Dokument gefällt mir.
Aber ich habe es in Kürze einfach mal
nach fünf schönen Sätzen durchsucht, die (ja, das ist nicht
textgerecht und elende Rosinenklauberei...) auch für sich stehend
eine gute Figur machen, ganz abgesehen von allem, was
kirchenpolitisch noch dahinter steht oder stehen könnte.
Zitiert wird nach dem Wortlaut von
Vatican
News.
Dienstag, 11. Februar 2020
Politik vs. Familie. Im Gedenken an Nelson Mandela
Welche Prioritäten setzt ein
Freiheitskämpfer, wenn er zugleich noch eine Familie hat?
Aus Anlass des 30. Jahrestages der
Freilassung von Nelson Mandela aus seiner Haft am 11. Februar 1990
möchte ich diesen Gedanken aus seiner Autobiographie aufgreifen.
Nach einigen Jahren der Arbeit als
Anwalt und der politischen Tätigkeit in Johannesburg besuchte
Mandela seine Mutter in der alten Heimat und fragte sich, wie er
selbst gesteht "nicht zum erstenmal -, ob es gerechtfertigt
sei, das Wohlergehen der eigenen Familie zu vernachlässigen, um für
das Wohlergehen anderer zu kämpfen."1
Samstag, 8. Februar 2020
Was für ein Licht? - Was für ein Licht! Drei Reflexionen zu Mt 5,14
"Ihr seid das Licht der Welt."
(Mt 5,14), sagt Jesus im Evangelium
des Sonntags (Mt 5,13-16).
1.
Es muss am Mittwoch eine Menge
geborstener Leuchtstoffröhren im Thüringer Landtag gegeben haben.
Jedenfalls kann ich mir nur so die
moralische Verdunkelung erklären, die sich in den Fraktionen von CDU
und FDP breitgemacht hatte. Blindheit und Borniertheit waren
anscheinend so groß, dass die Abgeordneten dieser beiden Parteien
sich lieber für ein Spiel
mit Nazis entschieden haben, als den gemütlich-linken Ramelow zu
wählen.
Mittwoch, 5. Februar 2020
Irgendwie unbeteiligt. Über kirchenpolitische Debatten.
Es ist so fern von mir,
was da in der Kirche gerade passiert.
Vielleicht liegt es daran,
dass ich mich aktuell wenig im katholischen Milieu bewege – und
wenn, dann eher, um Persönliches zu besprechen und nicht
Kirchenpolitik.
Und ich bin darüber
selbst ein wenig überrascht, wie wenig mich das alles berührt –
ein emeritierter Papst, der zurückgezogen leben und schweigen will,
mischt sich mit diversen Vorworten und Artikeln immer wieder in
aktuelle Debatten ein, ein getriebener US-Präsident versucht bei
einem Pro-Life-March, sich katholisches Wählerklientel zu erobern,
die deutschen Kardinäle Woelki und Müller betonen mehr oder weniger
ungeniert und unhöflich ihre Missachtung der ersten Versammlung des
Synodalen Wegs in der deutschen katholischen Kirche.
Es gäbe also Gründe
genug, um sich aufzuregen oder mitzuschreiben.
Samstag, 1. Februar 2020
"Urlaub vom Galgen" Zum 75. Todestag von Alfred Delp
„LL., heute ist ein
harter Tag. Nun sind alle meine Freunde und Gefährten tot, nur ich
bin zurückgeblieben. Hier jetzt der Einzige im Eisen. Was
dahintersteht, weiß ich noch nicht, vermute jedoch nichts Gutes. …
Ich bin sehr müde vor Traurigkeit und Schrecken. Menschlich wäre es
leichter, mitzugehen. …“1
So schreibt der Jesuit
Alfred Delp am 23. Januar 1945 in der Berliner Strafanstalt Tegel.
Auf kleinen Zetteln notiert er seine Gedanken und Bitten und lässt
sie durch den evangelischen Gefängnispfarrer Harald Poelchau an
Freunde und Unterstützer übermitteln. Helmuth James von Moltke,
Nikolaus Groß und Eugen Bolz waren an jenem 23. Januar hingerichtet
worden, so wie es auch Delp für sich erwartete.
Doch er wurde erst am 02.
Februar 1945, heute vor 75 Jahren, in Plötzensee hingerichtet.
Montag, 27. Januar 2020
Vor dem Tod erinnern! Persönlicher Gedanke zum 27. Januar
So wie jedes Jahr wollte ich viele Worte zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus schreiben.
Aber nun ist gestern mein Großvater gestorben. Jahrgang 1935, nach dem Krieg aus Schlesien vertrieben, kein Opfer der Nationalsozialisten, aber ein von der kriegsbedingten Vertreibung lebenslang Geprägter.
Am Totenbett wurde mir einmal mehr klar: Erinnerung und ehrendes Gedenken sind gut und schön, nur leider ersetzen sie nicht das Gespräch.
Aber nun ist gestern mein Großvater gestorben. Jahrgang 1935, nach dem Krieg aus Schlesien vertrieben, kein Opfer der Nationalsozialisten, aber ein von der kriegsbedingten Vertreibung lebenslang Geprägter.
Am Totenbett wurde mir einmal mehr klar: Erinnerung und ehrendes Gedenken sind gut und schön, nur leider ersetzen sie nicht das Gespräch.
Samstag, 25. Januar 2020
Kafarnaum und Višegrad. Herkunft bei Jesus und Saša Stanišić
"Ich sehe zum
verfallenen Haus meiner Urgroßeltern, ich verstehe so vieles nicht.
Nicht, wie das Knie funktioniert. Ernsthaft religiöse Menschen so
wenig wie Menschen, die Geld und Hoffnung in Magie, Wettbüros,
Globuli oder Hellseherei (außer Nena Mejrema) setzen. Ich verstehe
das Beharren auf dem Prinzip der Nation nicht und Menschen, die süßes
Popcorn mögen. Ich verstehe nicht, dass Herkunft Eigenschaften mit
sich bringen soll, und verstehe nicht, dass manche bereit sind, in
ihrem Namen in Schlachten zu ziehen. Ich verstehe Menschen nicht, die
glauben, sie könnten an zwei Orten gleichzeitig sein (falls das aber
wirklich jemand kann, möchte ich es gern lernen)."1
So schreibt Saša Stanišić
in seinem preisgekrönten Buch "Herkunft" von seiner
Skepsis gegenüber bestimmten Vorstellungen von Abstammung und
Herkunft. Ihn scheint das Fluide und nicht Festgelegte mehr zu
faszinieren und zu überzeugen. Und ich muss sagen, dass ich mir viel
von dieser Skepsis einerseits und Faszination andererseits zu eigen
machen kann. Wenn auch nicht alles.
Donnerstag, 23. Januar 2020
"Leb wohl, mein Herz." Helmuth James von Moltke schreibt den letzten Brief an seine Frau.
Helmuth James von Moltke gehört zu den
großen Persönlichkeiten des Widerstandes gegen den
Nationalsozialismus. Als Mitinitiator des Kreisauer Kreises wollte er
eine andere gesellschaftliche und ethische Ordnung errichten als
jene, die vom NS-Regime erzwungen wurde.
Dafür bezahlte er am 23. Januar 1945,
heute vor 75 Jahren, mit dem Leben. Er wurde hingerichtet in
Plötzensee, dem Gefängnis, in dem ich derzeit als
Gefängnisseelsorger arbeite.
Die letzten Monate vor seinem Tod stand
er noch einmal in intensivem Kontakt mit seiner Frau Freya von
Moltke. Nach der Verhaftung im Januar 1944 verbrachte Moltke die
meiste Haftzeit im Gefängnis des Konzentrationslagers Ravensbrück.
Seit dem 28. September 1944 war er in Tegel inhaftiert.
Dort half der evangelische
Gefängnispfarrer Harald Poelchau unter der beständigen Gefahr
entdeckt und selbst hingerichtet zu werden, fast täglich die Briefe
zwischen Freya und Helmuth zu schmuggeln. Sie sind ein Dokument der
Liebe, publiziert als "Abschiedsbriefe Gefängnis Tegel.
September 1944 – Januar 1945."1
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