Wir feiern wieder Gottesdienst. Aber
kann man das wirklich eine Feier nennen – unter diesen vom
Pandemieplan diktierten Bedingungen ? Ohne gemeinsamen Gesang, mit
riesigen Abständen zwischen uns, ohne anschließendes Beisammensein?
Es ist das, was wir daraus machen! Wir
können feiern, weil wir glauben, dass Gott in unserer Mitte sein
will, wenn wir uns treffen. Egal unter welchen Umständen.
Mit meinen Gedanken war ich in den
letzten Tagen immer wieder bei den Geschehnissen der letzten Tage des
Krieges, an dessen Ende vor 75 Jahren vielerorts erinnert wurde.
Unter welchen Umständen dort manchmal Gottesdienste gefeiert wurden.
Wie wird es diesen Menschen zumute
gewesen sein, wenn sie in den Gottesdienst gegangen sind? Waren sie
dankbar und erleichtert, dass alles vorbei ist? Oder doch eher
verbittert über die Niederlage? Ängstlich angesichts der Besatzung
und der vielen Unsicherheiten?
Auch wir haben einige der aktuellen
Einschränkungen schon hinter uns – aber gerade hier im Gefängnis
bestehen noch viele besondere Begrenzungen fort, vom Besuchsverbot
bis zum Ausfall der Gruppenangebote.
Wie die Menschen damals stehen auch wir
mit unseren unterschiedlichen Gefühlen vor Gott.