Jesus sendet die Jünger aus, immer zu zweit (Mk 6,7ff). Sie haben keine Taschen, kein Wifi, keine Wechselwäsche, keine Gehhilfen.
Sie haben nur einander.
Und natürlich „haben“ sie Jesu Vollmacht und Auftrag. Die jedoch bleiben unsichtbar und nicht zu fassen.
Fassbar und im besten Sinne an-greifbar ist auf diesem Weg, auf den ihr Herr sie schickt, nur der Gefährte. Jede weitere Hilfe entfällt.
Das ist Sharing-Kultur in ihrem Ursprung.
Mich fasziniert das.
Samstag, 14. Juli 2018
Mittwoch, 11. Juli 2018
Die Kunst des einladenden Strafens. Impulse aus der Benediktsregel
Heute feiert die Kirche den heiligen
Benedikt von Nursia, den Mönchsvater des Abendlandes. Er lebte Mitte
des 6. Jahrhunderts in Italien und führte das zuvor schon bestehende
Ordensleben in der Westkirche unter einer Regel zusammen, die viele
Jahrhunderte lang die Vorstellung vom Mönchtum bei uns prägte.
Nun mag man der Meinung sein, das sei
alles lang her und betreffe uns, die wir nicht den Wunsch nach
klösterlichem Leben haben, gar nicht mehr. Und bei manchen einzelnen
Bestimmungen ist das sicher auch der Fall. Aber es gibt einen Geist
der Menschenfreundlichkeit, den diese Regel atmet und der auch uns
heute durchaus etwas zu sagen hat.
Ich möchte das zeigen an der Art und
Weise, wie in der Benediktsregel mit Strafen umgegangen wird, auch
weil dies besonders gut zu dem Kontext passt, in dem ich mich gerade
häufig bewege (und heute beim Gottesdienst im Gefängniskrankenhaus
ein paar Worte diesbezüglich sagen will).
Samstag, 7. Juli 2018
Von Mutationen und Wunderblockern. Eine Predigt im Gefängnis
Das heutige Evangelium (Mk 6,1-6) ist
ein Evangelium über Vorurteile, über die Bindung an die Familie und
über die Voraussetzung von Wundern.
Wie wir schon vor ein paar Wochen
gehört haben, versucht Jesus alles, um sich von seiner Familie
abzugrenzen. Er emanzipiert sich radikal. Und doch versuchen jetzt
Leute, die ihn von klein auf kennen, Jesus eben auf seine Familie zu
reduzieren.
Sie können nicht glauben, dass dieser
ihnen schon altbekannte Jesus plötzlich wirklich was Neues zu sagen
hat: „Woher hat er das bloß?“ (v2) Wie kommt er denn auf so etwas,
als Kind war er doch immer normal?! Was will er uns da plötzlich
erzählen? Welche Fähigkeiten bildet er sich da ein? Kann er nicht
einfach ein Zimmermann bleiben und nicht versuchen, jemand anderes zu
sein?
Donnerstag, 5. Juli 2018
„I don't believe in an interventionist God“ – Von Zweifel und Liebe
"Ich glaube nicht an einen
Gott, der in das Weltgeschehen eingreift".
So würde ich die Liedzeile aus dem
wunderbaren Song „Into my arms“ von Nick Cave mal frei
übersetzen. Cave, der eine ganze Reihe sehr religiöser (aber auch
verstörender) Songtexte veröffentlichte, formuliert darin seinen
Zweifel an christlichen Glaubenswahrheiten.
Aber, und das ist entscheidend, er
weicht seinen Unglauben sofort wieder auf – um seiner Liebe willen:
Sonntag, 1. Juli 2018
"Mein Herz ist bereit, ich will dir singen und spielen." (Ps 57,8) - Ein Radiobeitrag
Mit folgenden Worten war ich heute morgen im Radio Berlin 88,8 zu hören:
Dämmriges Licht, dunkles Holz des
Chorgestühls, Weihrauchschwaden ziehen vorüber – und ein
Sonnenstrahl fällt durch das bunte Fenster des hohen gotischen
Chores.
Dann stimmt die Schola die Psalmen des
Abendlobs an und singt sie im Wechsel mit der Gemeinde. Es ist ein
Fest für die Sinne.
Unlängst war ich in Erfurt und habe
dort im Dom die samstägliche Vesper mitgefeiert. Es war ein wirklich
erhebendes Gefühl, in diesen alten Mauern zu beten und zu singen.
Mittwoch, 27. Juni 2018
Radikale Lebensreife. Aus Rudyard Kiplings „Brief an meinen Sohn“
Aus Konflikten, Enttäuschungen,
Zweifeln und vielen Begrenztheiten besteht das Leben zu weiten
Teilen. In der großen Politik ebenso wie im Privatleben, im Fußball
wie in der Religionsausübung.
Mit diesen Problemen umzugehen
erfordert charakterliche Reife, die oftmals schmerzhaft erworben
werden muss. Durch die Drangsal hindurch erst lernen wir mit der
Drangsal umzugehen.
Aber wir können uns natürlich
vorbereiten - oder es wenigstens versuchen.
Eine kritische Hilfestellung bietet der
Brief des Schriftstellers und Nobelpreisträgers Rudyard Kipling an
seinen Sohn von 1910. Seine Aufzählung von Haltungen einer reifen
Persönlichkeit ist weise und immer noch gültig, wenn wir auch
manches anders ausdrücken würden, weniger pathetisch vor allem.
Sonntag, 24. Juni 2018
Zyklus und Ziel. Johannes der Täufer gilt vor und nach der WM
In einer formalen Sache sind die WM und
das christliche Kalenderjahr sich gleich. Beide imaginieren für
rhythmisch wiederkehrende Ereignisse eine Bedeutung, die diesen schon
wegen ihrer ständigen Wiederholung nicht zukommt.
Wer vor vier Jahren Weltmeister war,
hat keinen Bonus in der aktuellen Partie. Und wenn ich letztes Jahr
an Weihnachten nicht in der Kirche war, kann ich dieses Mal gehen,
ohne dass ich damals etwas Entscheidendes verpasst hätte.
Freitag, 22. Juni 2018
Tiefe schlägt Weite. Vom Beten am Meer
Ich knie vor meinem Gott und bete.
Der Wind zerrt an meiner Jacke, die
Gischt spritzt mir ins Gesicht.
Wieder und wieder spülen Wellen
blasiges Wasser vor mich hin und der Sand umschließt meine
Unterschenkel warm. Hier habe ich festen Halt.
Wenn mein Blick über die Brandung
hinausgeht, sehe ich das grüne Gewoge der Wellen und ich höre ihr
rhythmisches Rauschen.
Mittwoch, 20. Juni 2018
Elternschaft und Mord
Weil Sommer ist, beschränke ich mich
einstweilen auf hilfreiche Inspirationen anderer Leute.
Der folgende Text findet sich in der
raffinierten und irritierenden Biographie Gottes von Jack Miles;
passenderweise führt er das Kapitel über Abraham und seine
Versuchung (Gen 22) ein.
„Ethisch könnte es so aussehen,
als liege ein abgrundtiefer Unterschied zwischen Elternschaft und
Mord; dieser ist ein Verbrechen, jene ist einfach ein moralisch
neutrales Faktum. Psychologisch jedoch sind die beiden so miteinander
verknüpft, wie Leben und Tod verknüpft sind.
Samstag, 16. Juni 2018
Von Beklemmung zur Hoffnung – Das Evangelium und der Papstfilm von Wim Wenders
Ich bin wirklich kein pessimistischer
Mensch.
Aber wenn ich mir das Weltgeschehen
anschaue, dann kommt mir die Hoffnung schon etwas abhanden:
Internationale Verabredungen wie das Klimaabkommen oder
Handelsbündnisse tragen nicht oder werden gleich über den Haufen
geworfen, im deutschen Bundestag zeigt sich eine Radikalisierung in
Ton und Meinnung, die Unionsfraktion zerstreitet sich vollends über
der Flüchtlingspolitik und in der deutschen katholischen Kirche
zerfetzen sich traditionelle und liberale Bischöfe mehr oder weniger
öffentlich.
Und mitten in dieses Chaos hinein hören wir im Sonntagsevangelium, wie Jesus von einem Bauern erzählt, der sich gar nicht sorgt, sondern sich nach der Aussaat niederlegt und schläft, während draußen alles von allein gut geht: „es wird Nacht und wird Tag, der Samen keimt und wächst und der Mann weiß nicht, wie.“ (v27)
Das Gute geschieht hier einfach. Ohne übertriebene Mühe und ohne Angst.
Und mitten in dieses Chaos hinein hören wir im Sonntagsevangelium, wie Jesus von einem Bauern erzählt, der sich gar nicht sorgt, sondern sich nach der Aussaat niederlegt und schläft, während draußen alles von allein gut geht: „es wird Nacht und wird Tag, der Samen keimt und wächst und der Mann weiß nicht, wie.“ (v27)
Das Gute geschieht hier einfach. Ohne übertriebene Mühe und ohne Angst.
Die Bibel kennt natürlich auch die
Perspektive von Versuchung und Gefahr. Aber der Punkt des heutigen
Evangeliums ist das Vertrauen darauf, dass alles gut wird.
Und das passt wunderbar zum aktuellen Film von Wim Wenders über den Papst - „Papst Franzismus – Ein Mann seines Wortes“. Ich habe ihn gerade gesehen.
Und das passt wunderbar zum aktuellen Film von Wim Wenders über den Papst - „Papst Franzismus – Ein Mann seines Wortes“. Ich habe ihn gerade gesehen.
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Dienstag, 12. Juni 2018
Gespalten 3. Das Ideal des Simon Strauß und mein spirituelles Versagen
Die "Sieben Nächte"1
von Simon Strauß schlugen im letzten Jahr richtig ein – da
schreibt ein Noch-nicht-Dreißiger an gegen die Gesetztheit und
Mentalität der Absicherung, gegen das gepolsterte Leben und allzu
anpassungswilligen Pragmatismus. Dagegen setzt er seine Sehnsucht
nach mehr, nach einem Mehr an Phantasie, Risikobereitschaft und
Empfindsamkeit. Eingebettet in die Geschichte vom Auftrag eines
Unbekannten, der ihn in sieben Nächten die sieben Todsünden zu
begehen auffordert, sucht der FAZ-Journalist noch einmal neu das
radikale Leben, sehnt sich nach "wilderem Denken ... Nach
Ideen ohne feste Ordnung, Utopien ohne berechenbaren Sinn, nach Ecken
und Kanten".2
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Montag, 11. Juni 2018
Gespalten 2 – "agree to disagree" und Frank Richters Aufruf "Hört endlich zu!"
Da sich mir die Parallelen nur so
aufdrängen, hier noch ein Beispiel zu dem Jesuswort des letzten
Sonntagsevangeliums: Wenn etwas "in sich gespalten ist, kann
es keinen Bestand haben." (Mk 3,24)
Frank Richter,
ehemaliger Direktor der Sächsischen Landeszentrale für politische
Bildung, macht die zentrale Aufforderung seines aktuellen Büchleins
auch zu dessen Titel: "Hört endlich zu!"1
Darin beklagt er vornehmlich die
weitgehende Diskursunfähigkeit sowohl vieler liberaler Bürger als
auch jener "besorgten Bürger", die sich von der
Globalisierung und allem Fremden unter Druck gesetzt fühlen, in
ihrer Auseinandersetzung mit den Positionen der je andern Seite.
Samstag, 9. Juni 2018
Gespalten. Oder: Wie Iron Man und Captain America einmal miteinander kämpften
Teil zwei der Predigt zum Evangelium vom 10. Sonntag im Jahreskreis, Mk 3,20-35. (Erster Teil hier.)
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Ich weiß nicht, ob Sie den Marvel-Film
"Captain America: Civil War" kennen, der vor zwei
Jahren in den Kinos war.
Die Avengers sollen darin nach einer Reihe
von Einsätzen, bei denen auch viele Unschuldige ums Leben kamen,
durch die Vereinten Nationen überwacht werden. Das spaltet die
Superhelden – vor allem Captain America (Chris Evans) und Iron Man
(Robert Downey jr.) stehen sich in dieser Frage unnachgiebig
gegenüber: Während Iron Man mit einem persönlichen Schicksal
konfrontiert für eine Limitierung der eigenen Verantwortung ist,
fragt Captain America nach Konsequenzen und Motivation, wenn sie
nicht mehr selbst über ihr Tun und Lassen entscheiden könnten. Sie
gehen uneins auseinander.
Von Sinnen. Oder: Es ist die Welt, die völlig daneben ist, nicht wir
Zum Evangelium Mk 3,20-35 vom 10. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr B). Der Predigt erster Teil. (Zweiter Teil hier)
Sie hielten Jesus also für einen
Verrückten. Seine Familie behauptet, er sei von Sinnen und will ihn
wohl am liebsten einsperren, seine Gegner holen gleich die ganz große
Keule raus und erklären, dass er vom Teufel selbst besessen sei.
Wie kamen sie zu diesen Behauptungen?
Mittwoch, 6. Juni 2018
Jesus der Influencer!?
Was ist das Influencer-Potenzial eines
Jesus von Nazareth im 21. Jahrhundert?
Diese (vielleicht etwas unerwartete)
Frage stellt sich mir, wenn ich auf die Lage des Christentums in
unserer Zeit, in unserem Land schaue.
Und natürlich bin ich nicht der
Einzige, der dies tut. Mit anderen Formulierungen fragen sich das
auch eine aktuelle Publikation wie das „Mission Manifest“ oder
die Mehr-Konferenz des Gebetshauses Augsburg, es fragt sich der Papst
mit seinen eingängigen Sprachbildern, es fragen diverse Theologen
und geistliche Autoren wie Heiner
Wilmer, Anselm
Grün und Tomas Halik, etwas fokussierter auf die Institution
Kirche ebenso Erik Flügge, Martin
Werle und Thomas Frings.
Und natürlich finden sie alle auch
ihre jeweiligen Antworten darauf.
Nur dass eben keine Antwort bisher so
fruchtbar ist, dass Christsein wieder in wäre.
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