Hätten wir uns
länger gekannt, hätte ich vielleicht gewagt, ihm zu gestehen, was mich da
wirklich fesselte: die Möglichkeit, ein Leben voller Fehler und Peinlichkeiten,
Halbheit und Unaufrichtigkeit in einem einzigen Moment zu einem guten zu machen
- und zwar durch ein Bekenntnis, das man vorher oft verraten hatte und, lebte
man weiter, wieder verriete, das aber durch den Tod zum letzten und einzig
wichtigen wurde. Alles, was man gewesen war, schmolz in diesem letzten Punkt
zusammen, der gegenüber der Vergangenheit dann allein zählte. Viele Jahre
verfehltes Leben erhielten durch das Martyrium jenes positive Vorzeichen, das
alles in Heiligkeit verwandelte."[1]
Wir hören es nicht so gern, dass auch die Heiligen
Menschen waren. Denn Heiligkeit klingt nach Perfektion und Fehlerlosigkeit.