Sonntag, 17. April 2016

... und sie folgen mir nicht - Der gute Hirte und der Prophet Jona

"Ich kenne meine Schafe und sie folgen mir" (Joh 10,28) heißt es im Evangelium dieses Sonntags aus dem Munde Jesu.
Fromme Christen würden von sich wahrscheinlich auch sagen, dass Gott sie kennt und liebt und sie sich bemühen, in seiner Gegenwart zu leben und ihm in ihren alltäglichen Herausforderungen zu folgen. Aber dass sie es schaffen, dem Ruf Jesu tatsächlich immer zu folgen und sich ihm selbst dadurch wirklich nahe zu fühlen, werden sicher nur wenige behaupten. 

Freitag, 15. April 2016

Amoris Laetitia 2 – Selbstkritik und Selbstbeschränkung der Kirche

Der Blick in das zweite Kapitel des päpstlichen Schreibens bietet einen Rundumschlag über die "Wirklichkeit und die Herausforderungen" (Kapitelüberschrift, AL 311) der Familie. [Hier Gedanken zum ersten Kapitel] Die Welt, in der Familien heute leben, soll wahrgenommen und reflektiert werden – nicht nur gesellschaftliche, sondern auch kirchliche Lichtblicke und Dunkelheiten kommen dabei in den Fokus und bieten spannende Verschiebungen zu bisherigen Äußerungen der Päpste zu diesen Themen.

Dienstag, 12. April 2016

Weißbrot und Leichentuch – "Änderungen" von Hilde Domin eucharistisch gelesen

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Wie wir gerade am Fall des Schmähgedichtes von Jan Böhmermann erleben, entscheidet nicht zuletzt die mögliche oder wirkliche inhaltliche Einbettung über Charakter und Aussageabsicht eines Textes – ob dessen Zeilen also Satire oder Beleidigung oder gar ein "Zwitter" aus beidem (so Bernhard Pörksen bei "Anne Will") seien. Diese tatsächliche oder nur gewollte Einbettung kann, auch je nach persönlicher Betroffenheit, durchaus sehr verschieden erfahren, interpretiert oder gar abgelehnt werden – und wird damit zu einer entscheidenden Größe bei der Beurteilung.
Mehr möchte ich gar nicht dazu sagen, denn kompetentere Kommentatoren haben hier schon viel gesagt.
Was mich an der Frage der Einbettung oder Einordnung aber beschäftigt, ist die Grenze der Interpretierbarkeit. Gewöhnlich verfahre ich in diesem Blog relativ frei damit, ziehe mir die Inhalte auf einen für mich lesbaren Grund und kommentiere im Sinne dieses meines Grundes.

Samstag, 9. April 2016

Erste Gedanken zu Amoris Laetitia – Über Familie und Dreifaltigkeit

Wie viele andere medial aktive Menschen vesuche ich mir gerade eine erste Meinung zur päpstlichen Zusammenfassung der beiden Außerordentlichen Bischofssynoden zum Thema Familie zu erarbeiten. Da sowohl die Konservativen wie auch die Liberalen ihren zum Teil starken Enttäuschungen bereits mehr oder minder polemisch Luft gemacht haben, scheint es spannend, sich mit dem Text selbst auseinander zu setzen.

Ich lese also im Nachsynodalen Apostolischen Schreiben "Amoris Laetitia" und finde bisweilen pointierte Gedanken, die sich teilweise auch schon als Memes im Netz finden.
Vielleicht ist diese Weise des Herauspickens einzelner Sätze wirklich eine gute Möglichkeit der Annäherung, nämlich an mehr oder weniger exemplarischen Passagen eine individuelle Vertiefung zu wagen.

Samstag, 2. April 2016

Zwischen Erfahrung und Vertrauen: Mit William James und Charles Taylor zum Apostel Thomas

Dem Apostel Thomas geht es im Evangelium nach dem Osterfest so wie uns – auch wir haben Jesus nicht selbst gesehen und müssen uns darauf verlassen, dass trotzdem wahr ist, was uns da erzählt wird über seine Auferstehung.
Und doch gibt es oftmals den Wunsch,religiöse Wahrheiten selber tief und existenziell zu erfahren. Religiöse Erfahrung als Bestätigung des Überlieferten, die Wirkung des göttlichen Geistes oder die Gnade Gottes spürbar erleben und sich nicht nur auf das trockene Wort verlassen müssen. 
Da spiegelt sich der Titel des Blogs – hartes Brot des Vertrauens und Glanz des eigenen Erlebens stehen neben- und manchmal auch gegeneinander.

Dabei ist gegen ursprüngliches religiöses Erleben nichts zu sagen – auch die Erstzeugen hatten schließlich ihre ganz persönlichen eigenen Erfahrungen, aus denen heraus sie dann erzählen und bezeugen konnten. Nur ist diese Erfahrung eben nicht jedermann gegeben.

Freitag, 1. April 2016

Die Auferstehung ist kein Schmetterling - Vom Unerwartbaren

Bilder und Vergleiche für das österliche Auferstehungsgeschehen zu suchen, finde ich schwierig. Meist wird irgendein Teilaspekt herausgegriffen, während andere Ebenen des Bildes völlig schief hängen oder das Ganze konterkarieren. 

Donnerstag, 31. März 2016

Bloß kein neues Leben 2 – Wiedergeburt und Auferstehung im Vergleich

Ich habe den Eindruck, dass die Zeit vorbei ist, in der man sich im westlich geprägten Teil der Welt den naiven Wunsch nach Wiedergeburt im angeblich buddhistischen Sinne hegen konnte, weil man glaubte, dann könne man in einem weiteren Leben Dinge nachholen oder verbessern oder sonst etwas darausziehen. Außer in esoterischen Kreisen, wo man sich an frühere Leben erinnert, hat sich augenscheinlich die Erkenntnis durchgesetzt, dass das karmische Prinzip der Religionen des Ostens darauf beruht, den Kreislauf der Wiedergeburten zu verlassen und dass ins Nirvana / Moksha einzugehen eigentliches Ziel der religiösen Bemühungen ist.

Mittwoch, 30. März 2016

Bloß kein neues Leben – Gedanken zu "Das Mädchen mit dem Fingerhut"

Ostern spricht vom neuen Leben nach dem Tod. So verweisen auch die Taufen in der Osternacht auf das neue Leben in Christus: Taufe ist Auferstehung in ein neues Leben schon heute!

Aktuell wird das Motiv von neuem Leben und Auferstehen auch in dem Kurzroman "Das Mädchen mit dem Fingerhut" von Michael Köhlmeier literarisch entfaltet. Ich möchte hier einen christlichen Kommentar dazu eingeben.

Dienstag, 29. März 2016

"Osterfrühstück" – Verdichtete Auferstehungspartnerschaft

So soll Lyrik sein! Nah am Leben und doch darüber hinwegweisend. Sprachliche Verdichtung mit Bildern, die frisch und unverbraucht wirken, selbst dann, wenn alle Bestandteile schon bekannt sind. Ein universeller Zugang zur Wirklichkeit, der auch etwas über mein Leben sagen kann.

Ich finde solche Lyrik immer wieder in den Gedichten von Andreas Knapp, dem Kleinen Bruder aus Leipzig. Er bringt Glaubensinhalte auf einen neuen Punkt und eröffnet Räume zum Fern-sehen.

Montag, 28. März 2016

Vulkanfeuer im Inneren – Der Herr ist auferstanden!

"Der Tod ist tot – das Leben lebt. Halleluja!"1

Gott hat den Tod selbst vernichtet, das Ende jedes lebendigen Wesens ist nicht mehr sein wirkliches Ende, sondern der Eingang in neues Leben, das nicht mehr an der irdischen Materie hängt. Im Altgriechischen gibt es dafür zum Glück zwei verschiedene Worte – das biologische Leben ist βíος (bios) und das eigentliche (göttliche) Leben ist ζωή (zoe). Das Deutsche verfügt nicht über diese Differenzierungsmöglichkeiten – und lädt darum zu Fehldeutungen ein.

Sonntag, 27. März 2016

Ostersonntag: Auferstehung Jesu: Gottes große Umkehr

Die Fastenzeit über hat uns der Ruf zur Umkehr begleitet.
Nun, an Ostern, zeigt Gott, wie Er sich die Umkehr zum Leben vorstellt. Die allem Lebendigen eingezeichnete Richtung in den Tod kehrt Er in der Auferweckung Jesu um. Nicht mehr der Tod, sondern das göttliche Leben selbst steht nun da als letzte Sinnspitze des Lebens.

Freitag, 25. März 2016

Karfreitag: Veronikas Schatten - Menschlichkeit auf dem Kreuzweg

Vorbereitung des Bildes. Grünheide, 2016.
Vor ein paar Tagen habe ich wieder Schattenbilder zum Kreuzweg mit Kindern gestaltet. Beim anschließenden Gebet haben wir alle Bilder noch einmal angeschaut und uns dazu ausgetauscht.
Zur Abbildung von Veronika mit dem Schweißtuch gab es besonders eindrückliche Bemerkungen auf meine etwas provokante Frage hin, was Jesus vom Schweißabwischen denn gehabt habe.

Donnerstag, 24. März 2016

Durchfallverbot am Gründonnerstag

Seit heute morgen zeigt meine Tochter Symptome eines Magen-Darm-Infekts, sie übergibt sich und hat Durchfall.
Ich habe einen Moment gebraucht, bis ich verstanden habe, was das an Gründonnerstag geistlich (!) bedeutet. 
Man verzeihe die Vergleicherei.

Der Gekreuzigte 5 – Navid Kermani vor dem Kreuz

Die geplante Verleihung des Hessischen Kulturpreises an Vertreter der drei abahamitischen Religionen wurde 2009 zum Eklat, weil die christlichen Vertreter, darunter Karl Kardinal Lehmann, sich an einem Essay von Navid Kermani über eine Kreuzigungsdarstellung von Guido Reni störten.
Auf der Suche nach dem Text kann man im Internet auf den Seiten der Neuen Zürcher Zeitung fündig werden oder auch in der hochgelobten Essaysammlung "Ungläubiges Staunen. Über das Christentum".1 Kermani sucht sich darin – ganz im Sinne des Titels – auf den Spuren christlicher Kunstwerke, Riten und Zeugen seine Zugänge zu christlichen Glaubenswahrheiten.

Sonntag, 20. März 2016

"Fürchte dich nicht!" als Motto der Heiligen Woche

Als wir den Titel "Fürchte dich nicht" für die heute beginnenden Kinderkartage ausgewählt haben, war das natürlich durchdacht und theologisch wasserdicht. Aber je mehr ich mich damit beschäftigt habe, desto mehr glaube ich, dass dieser Grund-Satz des biblischen Glaubens tatsächlich ein Grundsatz der Heiligen Woche ist.