Als ich dieser Tage in der Ausstellung
"Der Luthereffekt" im Berliner Martin-Gropius-Bau war und
mich an den Spuren von "500 Jahre[n] Protestantismus in der
Welt" erfreuen wollte, musste ich mich gleich zu Beginn sehr
aufregen.
Im Lichthof des Museums befindet sich
eine Raum-Klang-Installation des Künstlers Hans Peter Kuhn in Form
einer sich windenden Doppelhelix, die für den Übergang vom
Katholizismus zum Protestantismus stehen soll und eine ärgerlich
simplifizierte Gegenüberstellung der Konfessionen betreibt. Im
Begleittext heißt es nämlich, es sei eine "simple Metapher"
gewählt worden:
"Die katholische Kirche ist die
Mittlerin zwischen Mensch und Gott. Dadurch ergibt sich eine
räumliche Einschränkung in der Vertikalen, eine Deckelung von oben.
Dafür ist in der Breite Raum für lässliche Sünden. Der
Protestantismus gewährt die direkte Beziehung zu Gott. Diese Öffnung
in der Vertikalen geht jedoch einher mit einer Einengung in der
Horizontalen, denn kleine Sünden sind nicht mehr erlaubt."1
Diese Art von intellektueller
Schieflage im öffentlichen Raum eines Museums finde ich nun wirklich
frech.