Die Musiklehrerin Anne
gerät mit ihrem Leben an die Grenze der Überforderung, als sie
mitbekommt, dass ihr Freund sie betrügt. Darum wird sie im Verlauf
von Dörte Hansens Bestseller aus Hamburg in das titelgebende Alte
Land entfliehen. Zuvor jedoch holt sie ihren Sohn Leon aus der Kita
ab, allerdings leicht verspätet:
Donnerstag, 6. Dezember 2018
Mittwoch, 5. Dezember 2018
Ankunftszeit 5 – Schmerzhaft in "Neujahr" von Juli Zeh
Henning
macht mit seiner Familie Urlaub auf Lanzarote. Am Neujahrsmorgen
setzt er sich nach einer Reihe ruhig verbrachter Tage endlich aufs
Fahrrad und will ein bisschen Sport machen.
Es
folgt eine unerwartet anstrengende Strecke bergauf.
Schließlich
kommt er völlig ausgelaugt in Femés an:
Dienstag, 4. Dezember 2018
Ankunftszeit 4 – Verzweifelt in "Der Reisende" von Ulrich Alexander Boschwitz
Es ist eine erschütternde
Abstiegsgeschichte, die der junge Autor Ulrich Alexander Boschwitz
1938 niederschreibt (2018 erstmals erschienen). Wie viele deutsche Juden erlebt auch sein
Romanheld Otto Silbermann die Erschütterungen in den ersten Jahren
der nationalsozialistischen Herrschaft als radikalen Umsturz seines
bisher so geordneten Lebens. Nach einigen Tagen der Angst ist der
Kaufmann kurz in seine von einem SA-Trupp durchsuchte Wohnung
zurückkehrt, um einige Dinge an sich zu nehmen.
Kein Bleiben...? Fassade des Willy-Brand-Hauses, Berlin-Kreuzberg 2015. |
"Er war im
Schlafzimmer angelangt und ließ sich auf sein Bett fallen. Ich muss
fort, dachte er und schloss die Augen. 'Ach, ich möchte bleiben,
schlafen ... Und nun zur Grenze? Aber dem bin ich niemals gewachsen.
Das kann ich doch gar nicht. Heimlich über die Grenze...' Er
schüttelte sich bei dem Gedanken. 'Was wollen die Leute eigentlich
alle von mir?', fragte er dann leise. "Ich will doch nichts, als
in Ruhe leben, mein Brot verdienen ... Die Grenze! Ich und die
Grenze – mein Gott!'
Er sprang auf!"1
Es ist klar, dass
Silbermann hier nicht bleiben kann.
Verzweiflung und Müdigkeit
führen einen inneren Kampf in ihm, und doch spürt er genau: Die
Ankunft ruft schon nach Aufbruch. Hier ist kein Bleiben.
Das Gefühl der Gefahr ist
uns Heutigen möglicherweise unbekannt, aber das Gefühl des
Gehetztseins von einem Ort zum nächsten kennen die meisten von uns.
Und der Advent soll anders
sein – aber er kippt doch oft genug um in Hast. Nicht Ankunft,
sondern Flucht würde er in manchen Fällen richtiger lauten.
Die Anregung für heute:
Welcher Ort hilft mir, um ruhig zu werden? Wo kann ich mich fallen
lassen und entspannen?
Mehr zu U.A. Boschwitz'
Roman findet sich hier.
1 U.A.
Boschwitz, Der Reisende. Stuttgart 2018 (Original 1938), 105f.
Montag, 3. Dezember 2018
Ankunftszeit 3 – Störungsfrei in "Die Kieferninseln" von Marion Porschmann
Der Dozent Gilbert
reist auf einen eigenartigen Traum hin spontan nach Japan. Im Verlauf
von Marion Porschmanns Roman macht er sich in den Spuren des
legendären Dichters Bashō auf den Weg in
Richtung der von diesem besungenen Kieferninseln.
Doch zunächst kommt er
erst einmal an:
Sonntag, 2. Dezember 2018
Ankunftszeit 2 – Zurückgezogen in "Wie hoch die Wasser steigen" von Anja Kampmann
Kampmanns Roman ist ein
Roadmovie in fast lyrischer Sprache, eine Geschichte mit vielen
Stationen, doch ohne wirklich Ankünfte: Nach dem Unfalltod seines
Freundes verlässt Waclaw die Bohrinsel, auf der er gearbeitet hat
und macht sich auf den Weg in ein neues Leben.
Am Ende kehrt der traurige
Held in die Stadt seiner Kindheit Bottrop zurück:
Samstag, 1. Dezember 2018
1. Adventssonntag – Bildmeditation zu "Richtet euch auf und erhebt euer Haupt"
Aus dem Evangelium am Ersten
Adventssonntag:
Wenn ihr den Menschensohn mit
großer Macht und Herrlichkeit auf einer Wolke kommen seht, dann
richtet euch auf und erhebt eure Häupter, denn eure Erlösung ist
nahe. (vgl. Lk 21,28)
Ankunftszeit 1 – Geglückt in "Mogador" von Martin Mosebach
Martin Mosebachs Roman
erzählt die Geschichte einer überstürzten Flucht. Der
Bankangestellte Patrick Elff ist voller Angst vor den juristischen
Folgen seiner Finanzgeschäfte aus dem Fenster des Polizeipräsidiums
gesprungen, hat das nächstbeste Flugzeug genommen und ist nach
Marokko geflogen.
Donnerstag, 29. November 2018
"Ankunftszeit" – Blog-Adventskalender in diesem Jahr
Dass „Advent“ auf
Deutsch „Ankunft“ heißt, hat sich an vielen Stellen
herumgesprochen.
Der ganze Advent feiert
Gottes Ankunft und bereitet zugleich vor auf sie.
Darum lautet das Thema des
Adventskalenders auf meinem Blog in diesem Jahr „Ankunftszeit“.
Wie schon im letzten Jahr
wird an jedem Tag ein kurzer Impuls zu diesem Thema veröffentlicht,
in diesem Jahr steht jedes Mal ein Ausschnitt aus einem (mehr oder
weniger) aktuellen Roman im Zentrum.
Die Palette ist breit
gefächert:
Wie sieht es aus, wenn
einer ankommt? Was geschieht mit dem, der kommt? Was mit denen, bei
denen er ankommt? Was geschah vorher?
Mal liegt der Fokus auf
dem Weg und seiner Beschwerlichkeit vor der Ankunft, mal beim
Ankommen selbst. Mal liegt er auf den Gefühlen, der Vorfreude oder
der Furcht. Mal geht es um die Person, die ankommt, mal um die
Personen, bei denen jemand ankommt.
Sonntag, 25. November 2018
Machtlos glücklich und trotzdem DIE Zukunft. Christkönigspredigt
0. Überblick über
Thema und Lesungen
Als Pius XI. das heutige
Fest einführte, war die Monarchie in den meisten Ländern Europas
schon Geschichte. Sieben Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs, 1925,
stellte dieser Papst zum Jubiläum eines der wichtigsten Konzilien
der Antike (1600 Jahre Konzil von Nizäa) Jesus Christus als König
in den Mittelpunkt.1
Königswürde für den Gottessohn, das scheint sehr einleuchtend zu
sein.
Aber die dazu passenden
biblischen Lesungen weisen in sehr verschiedene Richtungen und sind
alles andere als klar.
Samstag, 24. November 2018
„Pamiętaj o mnie!“ Radio-Worte auf den Weg
In dieser Woche bin ich von Montag
bis Samstag jeweils dreimal mit kurzen spirituellen Beiträgen aus
dem Gefängnisalltag im Radio zu hören: 5.50 Uhr auf Radio Berlin
88.8; 6:45 Uhr auf Kulturradio; 9:12 Uhr auf Antenne Brandenburg.
Hier die
(ungefähr so vorgetragene) Textfassung von heute:
Das Gefängnis Plötzensee, in dem ich
als Seelsorger arbeite, hat verschiedene Hafthäuser, die durch eine
mehrfach unterteilte große Grünfläche miteinander verbunden sind.
Man kann sich also auch über weite Entfernungen sehen. Aber nicht
immer kann man auch zueinander kommen. So werden wichtige Nachrichten
gern mal über den Hof geschrien, natürlich in verschiedenen
Sprachen.
Freitag, 23. November 2018
High five! Radio-Worte auf den Weg
In dieser Woche bin ich von Montag
bis Samstag jeweils dreimal mit kurzen spirituellen Beiträgen aus
dem Gefängnisalltag im Radio zu hören: 5.50 Uhr auf Radio Berlin
88.8; 6:45 Uhr auf Kulturradio; 9:12 Uhr auf Antenne Brandenburg.
Hier die
(ungefähr so vorgetragene) Textfassung von heute:
In Berliner Gefängnissen sitzen
Menschen aus sehr vielen Nationen und mit den unterschiedlichsten
Muttersprachen. Viele der Inhaftierten nichtdeutscher Herkunft können
sich durch ihren Alltag in der Haft inzwischen ganz gut auf Deutsch
ausdrücken.
Aber nicht alles möchte man
auch in einer fremden Sprache sagen.
Für sehr persönliche oder gar peinliche Sachen verwenden viele Menschen gern die Sprache ihrer Herkunft, eben ihre eigene Sprache.
Für sehr persönliche oder gar peinliche Sachen verwenden viele Menschen gern die Sprache ihrer Herkunft, eben ihre eigene Sprache.
Donnerstag, 22. November 2018
Auf Seiten der Täter. Radio-Worte auf den Weg
In dieser Woche bin ich von Montag
bis Samstag jeweils dreimal mit kurzen spirituellen Beiträgen aus
dem Gefängnisalltag im Radio zu hören: 5.50 Uhr auf Radio Berlin
88.8; 6:45 Uhr auf Kulturradio; 9:12 Uhr auf Antenne Brandenburg.
Hier die (ungefähr so vorgetragene)
Textfassung von heute:
Manchmal komme ich mit meiner Arbeit
als Gefängnisseelsorger an die Sympathie-Grenze. Denn zu meiner
Aufgabe gehört es, Mitgefühl für Menschen aufzubringen, die
bisweilen Furchtbares getan haben. Das gelingt mir mal mehr, mal
weniger.
Vor einiger Zeit beispielsweise traf
ich einen Mann, der mir nach einer Reihe von Gesprächen eröffnet
hat, dass er wegen des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen in
Haft ist. Da er auf mich zuvor einen sehr freundlichen und
sympathischen Eindruck machte, war ich einigermaßen geschockt.
Mittwoch, 21. November 2018
„Sie verurteilen mich nicht!“ Radio-Worte auf den Weg
In dieser Woche bin ich von Montag
bis Samstag jeweils dreimal mit kurzen spirituellen Beiträgen aus
dem Gefängnisalltag im Radio zu hören: 5.50 Uhr auf Radio Berlin
88.8; 6:45 Uhr auf Kulturradio; 9:12 Uhr auf Antenne Brandenburg.
Hier die (ungefähr so vorgetragene)
Textfassung von heute:
Als Gefängnisseelsorger bin ich
während der Aufschlusszeiten oft auf den langen Gängen der
Hafthäuser unterwegs. Da ergeben sich manchmal gute Gespräche mit
Leuten, die nicht von sich aus in den Gottesdienst kommen. Die lockere Atmosphäre auf dem Gang
gibt uns Gelegenheit, ganz frei zu plaudern und uns über dies und
das auszutauschen.
Besonders eindrücklich ist mir eine
Begegnung mit einem muslimischen Inhaftierten im Gedächtnis
geblieben. Er interessierte sich sehr dafür, was ich als Seelsorger
mache. Ich erklärte, dass ich in erster Linie aufmerksam zuhöre und
versuche, das Problem meines Gegenübers gut zu verstehen. Dann könne
ich gemeinsam mit ihm herausfinden, was für ihn hilfreich wäre. Als
er das hörte, fragte er, ob auch er einmal zum Gespräch kommen
kann.
Dienstag, 20. November 2018
„Ich kann doch nix machen!“ Radio-Worte auf den Weg
In dieser Woche bin ich von Montag
bis Samstag jeweils dreimal mit kurzen spirituellen Beiträgen aus
dem Gefängnisalltag im Radio zu hören: 5.50 Uhr auf Radio Berlin
88.8; 6:45 Uhr auf Kulturradio; 9:12 Uhr auf Antenne Brandenburg.
Hier die (ungefähr so vorgetragene)
Textfassung von heute:
Vor mir sitzt ein völlig
verunsicherter Mann in meinem Alter. Er trägt Krankenhauskleidung
und hat einen riesigen Verband am Kopf. In seinem Leben ist vieles
schief gelaufen, von Drogensucht über den Verlust der Familie bis zu
Obdachlosigkeit und Kleinkriminalität.
In meinen Gesprächen als Seelsorger im
Haftkrankenhaus habe ich es häufig mit solchen vielfach gebrochenen
Lebensgeschichten zu tun. In den meisten Fällen weiß ich auch keine
Antwort auf die hilflosen Fragen meines Gegenübers. Im Gespräch
versuchen wir zusammen herauszufinden, wie es weitergehen könnte.
Montag, 19. November 2018
Verwaist. Radio-Worte auf den Weg
In dieser Woche bin ich von Montag bis Samstag jeweils dreimal mit kurzen
spirituellen Beiträgen aus dem Gefängnisalltag im Radio zu hören:
5.50 Uhr auf Radio Berlin 88.8; 6:45 Uhr auf Kulturradio; 9:12 Uhr auf
Antenne Brandenburg.
Hier die (ungefähr so vorgetragene) Textfassung von heute:
Wer eine Haft antreten muss, wird zu
einem gewissen Grad zu einem Waisen, einem Einsamen. Und er
hinterlässt Waisen in seinem persönlichen Umfeld außerhalb des
Gefängnisses.[1]
Kinder verlieren ihre Väter,
Schwestern ihre Brüder und Eltern ihre Söhne. Sie verschwinden
zeitweise aus dem Leben ihrer Angehörigen. Denn zum Aufenthalt in
einer Haftanstalt gehört naturgemäß die starke Einschränkung des
Kontakts mit Familie, Bekannten und Freunden.
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