Ich liebe es, das Jahr mit einer Eucharistiefeier zu beginnen. Die Haltungen des Hörens, Betens, Singens, Kniens, Empfangens sollen mein Jahr prägen.
Heute war ich besonders berührt, als von Versöhnung und Frieden die Rede war. Aber auch die liturgischen Dialoge haben mich angesprochen: Priester und Gemeinde sagen sich am Beginn des eucharistischen Hochgebets gegenseitig Gottes Gegenwart zu. Dann fordert der Priester die Versammelten auf: „Erhebet die Herzen!“ und alle antworten: „Wir haben sie beim Herrn.“
Nur gelingt das recht selten.
Mittwoch, 1. Januar 2020
Montag, 30. Dezember 2019
Von Umbruch und Neuanfang. Geistliche Gedanken zum Jahreswechsel
Dieser Radiobeitrag ist als eine Art Mini-Feature am 31.12. um 19:05 Uhr auf rbb Kultur zu hören. Wer viel Zeit hat, kann ihn hier lesen:
Musik 1:
Leonard Cohen, "It seemed the better way" (Anfang,
Instrumental)
O-Ton 1: "Was mich
immer wieder umtreibt, ist, dass ich nicht nur einmal, sondern
mehrfach schon Äußerungen gehört habe, in denen es hieß: "Naja,
das hättste Dir ja vorher überlegen sollen, ne? Jetzt biste ja im
Gefängnis, ne?"
Der Inhaftierte Winfried, der in
Wirklichkeit einen anderen Vornamen hat, lebt seit mehr als zwei
Jahren in der Justizvollzugsanstalt Berlin-Plötzensee. Er hat die
Reaktionen seiner Umwelt erlebt, die meistens nicht freundlich waren:
Und das ist so 'ne Art
Abwehrhaltung gegenüber Wünschen oder Zielen, die man hier im
Vollzug erreichen möchte, um einen dadurch halt zu stoppen.
Und man braucht mir nicht sagen,
dass ich mir das hätte früher überlegen müssen, da ich seit
zweieinhalb Jahren jeden Tag 24 Stunden drüber nachdenke und es mich
quält, hier zu sein. Aber ich möchte ja auch weiterkommen, mich
weiter entwickeln, mich persönlich da rausarbeiten, ja, aber es
führt halt, es führt halt, es führt kein Weg da raus. Man muss die
Zeit absitzen und dann schauen, wie man zurecht kommt."
Samstag, 28. Dezember 2019
Von wahrer Größe. "Marriage Story" und die Heilige Familie
Es ist der beste Film, den ich in
diesem Jahr gesehen habe. Zugegeben, es waren insgesamt nicht viele
Filme, aber "Marriage Story" war wirklich toll.
Auch wenn es herzerweichend und zu
Tränen rührend war, wie dort die Liebe und die Trennung von Nicole
(Scarlett Johansson) und Charlie (Adam Driver) gezeigt wurde. Es sind
zwei, die noch im Auseinanderleben versuchen, vernünftig miteinander
umzugehen und sich gegenseitig mit Respekt zu begegnen. Doch sie
geraten in einen juristischen Kampf hinein, der mit ihren
anfänglichen Wünschen anscheinend nicht viel zu tun hat, in dem
aber jede Kleinigkeit plötzlich eine Rolle spielt.
Dienstag, 24. Dezember 2019
Ich will hier raus! - Gott will hier rein! Oder: Weihnachten macht verletzlich
Wer will dort schon hin? –
Mitten in der Provinz, nicht in der Stadt, nicht mal auf dem Dorf,
sondern irgendwo außerhalb der menschlichen Siedlungen in einem
heruntergekommenen Stall kommt das Kind zur Welt, das die Welt retten
soll.
Wer will hier schon hin? –
Keine Privatsphäre, kein Lieblingsessen, kein Internet, kein
S-Bahnhof, keine Familienzimmer, keine Weihnachtsamnestie. Hier
müssen Sie Weihnachten verbringen, im Haftkrankenhaus am Rande des
Berliner S-Bahnrings, direkt neben der Stadtautobahn.
Aber was soll ich Ihnen
sagen? Das, was Sie sich nicht ausgesucht haben, hat Gott sich
ausgesucht.
Wenn Sie sagen: Ich will
hier raus! - muss ich Ihnen antworten: Gott will hier rein.
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Geliebt 24 – Telefon in "Die Liebe im Ernstfall" von Daniela Krien
Daniela Krien (die schon im
Eingangstext zu Wort kam) beschreibt in mehreren ineinander
verwobenen Geschichten von verschiedenen Gesichtern der Liebe. Paula
und Wenzel lieben einander. Wenzel schreibt Paula regelmäßig:
Montag, 23. Dezember 2019
Geliebt 23 – Pferdeschwänze in "Monster" von Yishai Sarid
Yishai Sarids beeindruckendes Buch über
die Erinnerung an den Holocaust ist als Brief eines Tourguides an
seine Auftraggeber gehalten. Schonungslos erzählt er von seinen
Eindrücken der israelischen Gruppen, die in Polen die Lager und
Erinnerungsstätten besuchen. Hier spricht er über einen Besuch an
den Orten des Aufstands im Warschauer Ghetto:
Sonntag, 22. Dezember 2019
Geliebt 22 – Thron in "Marzahn Mon Amour" von Katja Oskamp
Eine Glanzleistung
der Menschenfreundlichkeit ist das Buch von Katja Oskamp, das in
vielen kleinen "Geschichten einer Fußpflegerin"
liebevoll die Menschen von Marzahn, dem riesigen DDR-Neubaugebiet im
Nordosten Berlins, porträtiert. Das gut eingespielte Zusammenwirken
von Stammkundschaft und Fußpflegerin zeigt sich auch als sich eine
der ersten beschriebenen Kundinnen auf dem Fußpflegestuhl
niederlässt:
Samstag, 21. Dezember 2019
Josef überlegt, liebt und lebt in Gemeinschaft. Drei Adventsgedanken
In der Adventszeit erscheinen viele
Personen rings um die Geburt Jesu, die uns eine Hilfestellung geben
können zu unserem Gehen durch den Advent. Heute ist es Josef, der
seine schwangere Freundin eigentlich verlassen will, sich aber noch
einmal anders entscheidet, als ihm ein Engel des Herrn rät, Maria zu
sich zu nehmen.
1. Josef denkt nach
Das klingt normal, ist es aber nicht.
Wenn ich nur daran denke, wie oft ich
spontan Sachen entscheide oder impulsiv reagiere, wenn ich eine
schlechte Nachricht mitbekomme.
Aber Josef ist einer, der sich die
Entscheidung nicht leicht macht. Ob er betet, ist nicht überliefert. Er bricht es jedenfalls nicht übers Knie,
sondern überlegt noch einmal. Er scheint fast schon entschlossen,
als noch eine Wende kommt. Als er Gottes Stimme das erste Mal hörte, brachte sie ihm Frieden, sagt ein anderer Joseph, nämlich Anthony Hopkins als Benedikt XVI. in dem aktuellen Film "Die zwei Päpste". Manchmal ist der Friede tatsächlich ein Kriterium. Aber nicht immer hören wir Gott so. Manchmal kann die Stimme Gottes auch in Unruhe versetzen. So war es sicher auch bei dem biblischen Josef, als der Engel Gottes ihm bei der Entscheidung half.
Geliebt 21 – Nasen in "Die zweite Frau" von Günter Kunert
Beim Aufräumen und Sortieren hat
Günter Kunert diesen Roman nach eigener Aussage wiedergefunden,
entstanden in den frühen 1970ern, wurde er in diesem Jahr erstmals
veröffentlicht und spiegelt eine Beziehung, ein Lebensgefühl aus
der DDR und eine Liebe.
Nach vielen Seiten Stress und Ärger
liegt das Paar nun im Anschluss an eine alkoholschwere
Geburtstagsfeier nebeneinander im Bett. Sie erzählt aus ihrer
Kindheit:
Freitag, 20. Dezember 2019
Ich kann es nicht mehr abwarten. Ein Radiobeitrag zum Ende des Advents
So ähnlich bin ich am Sonntag, 22.12., gegen 10 vor 10 Uhr auf Radio rbb 88,8 zu hören:
Das Ende des Advents ist
wirklich eine Herausforderung für mich.
Kurz vor Weihnachten immer
noch auszuhalten, dass das richtige Fest erst noch kommt, das
strapaziert meine Geduld schon sehr.
Wenn ich mich umschaue,
sehe ich, dass mir das Warten auch nicht leicht gemacht wird. Die
aktuellen Adventskalender werden immer größer und bestehen aus
thematischen Geschenkesammlungen vor dem Fest, zu dem es dann noch
einmal viele Geschenke gibt.
Geschenke als Vorbereitung
auf Geschenke? – Ehrlich gesagt erschließt sich mir der Sinn
solcher Adventskalender nicht, außer dass auf diese Weise noch mehr
gekauft und konsumiert wird.
Geliebt 20 – Keine Reue in "Schnelle Nachtfahrt" von Reiner Kunze
Bei der Suche nach einem passenden
Gedicht bin ich über viele tolle Gedichte der hier auf dem Blog
schon vertretenen Dichterinnen und Dichter gestoßen, aber ich habe
mich am Ende entschieden, einen Dichter auszusuchen, der hier noch
nicht auftauchte und noch dazu ausnahmsweise ein Gedicht zu wählen,
das ich nicht mehr auf die Seite genau zitieren kann.
Aber es passt so wunderbar in diese
letzten Tage vor Weihnachten:
Donnerstag, 19. Dezember 2019
Geliebt 19 – Evian in "American Psycho" von Bret Easton Ellis
Dieses Buch ist, was der Titel
verspricht – psycho. Abgesehen von den äußerst unappetitlichen
Szenen kommt es zu einer Reihe von Reflexionen und Dialogen, aus
denen die dissoziale Persönlichkeit des snobistisch-psychopatischen
Ich-Erzählers Patrick Bateman gleichfalls nur so trieft.
Hier ist eine davon, ein Restaurantgespräch mit einem Liebesbekenntnis seiner Sekretärin Jean, eingeleitet von einem
Gedankenstrom der Hauptfigur, der seine Weltsicht gut auf den Punkt
bringt:
Mittwoch, 18. Dezember 2019
Geliebt 18 – Appetitlosigkeit in "About a boy" von Nick Hornby
Will ist Lebemann und Junggeselle aus
Überzeugung. Aber da im Kult-Roman von Nick Hornby nichts wie
geplant läuft, tritt nicht nur der besagte Junge Marcus in Wills
Leben, sondern auch eine Frau.
Dienstag, 17. Dezember 2019
Geliebt 17 – Werbung in "Mein Leben – mein Weg" von Papst Franziskus
Heute hat Papst Franziskus Geburtstag.
Das Interview mit S. Rubin und F. Abrogetti, erstmals 2010 lange vor
seiner Wahl zum Papst erschienen, ist zwar kein literarischer Text,
aber aus Anlass des Geburtstags eine gute Gelegenheit, das
Geliebtwerden aus spezifisch religiöser Sicht anzuschauen. Hier
spricht der spätere Papst von seiner Berufung:
Montag, 16. Dezember 2019
Geliebt 16 – Füße in "Rede aus Staub" von Uwe Kolbe
Der
Dichter Uwe Kolbe bezeichnet sein Werk selbst als das eines Heiden.
Aber zugleich als eines Menschen, der sich auf einem spirituellen Weg
befindet. Seine 2017 erschienenen „Psalmen“ seien „aus
dem Feuer der irdischen Liebe“ entstanden und sie verraten doch
eine Sehnsucht nach mehr.
So ist auch dieser Psalm als Anruf
Gottes zu verstehen:
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