So ähnlich bin ich am Sonntag, 22.12., gegen 10 vor 10 Uhr auf Radio rbb 88,8 zu hören:
Das Ende des Advents ist
wirklich eine Herausforderung für mich.
Kurz vor Weihnachten immer
noch auszuhalten, dass das richtige Fest erst noch kommt, das
strapaziert meine Geduld schon sehr.
Wenn ich mich umschaue,
sehe ich, dass mir das Warten auch nicht leicht gemacht wird. Die
aktuellen Adventskalender werden immer größer und bestehen aus
thematischen Geschenkesammlungen vor dem Fest, zu dem es dann noch
einmal viele Geschenke gibt.
Geschenke als Vorbereitung
auf Geschenke? – Ehrlich gesagt erschließt sich mir der Sinn
solcher Adventskalender nicht, außer dass auf diese Weise noch mehr
gekauft und konsumiert wird.
Die machens richtig!? Charlottenburg, Berlin, 2015. |
Ich habe den Eindruck: Die
Zeit vor Weihnachten als Zeit der Vorfreude und des Wartens gibt es
eigentlich nicht mehr. Schokolade, Glühwein und Geschenke sind schon
den ganzen Advent über gegenwärtig. Ich muss gar nicht mehr
abwarten können.
Den Rest des Jahres über
muss ich das ja auch nicht: Ich kann sofort bestellen, wenn mir eine
Hose besonders gut gefällt. Ich kann sofort checken, was meine
Freunde so machen, wenn ich in meine sozialen Netzwerke schaue. Ich
kann sofort nachprüfen, ob etwas richtig oder falsch ist.
Ich kann sofort die Musik
von der Weihnachtsfeier auf mein Telefon laden. Und so weiter.
Das Gegenbild dazu besteht
in der Geduld, mit der das jüdische Volk auf seinen Messias wartet,
seit er in den Schriften des Alten Testaments angekündigt wurde. Das
finde ich beeindruckend. Auch Christen versuchen während des Advents
in diese Übung von Geduld hineinzugelangen.
Denn obwohl Jesus schon
vor über 2000 Jahren geboren wurde, gehört das geduldige Warten zu
jeder Vorbereitung des Festes seiner Geburt.
Wenn wir genauer
hinschauen, können wir in dieser Art der Vorbereitung zwei
Weisheiten zum Wert des Wartenkönnens erkennen, die auch jenseits
von Weihnachten eine Rolle spielen.
Zum einen zeigt sich
darin: Nicht alles kommt sofort. Nicht alles liegt nur einen Klick
entfernt, wie es uns die digitalen Marktplätze manchmal vorgaukeln.
An den Paketboten, den Mittlern zwischen der Welt des Internets und
unserem Alltag, lässt sich das besonders gut sehen – mit viel
Arbeit auf ihrer Seite und oftmals viel Ärger auf Seite der
Paketempfänger müssen all die Bestellungen und Retouren hin- und
hergeschleppt werden.
Manche Sachen brauchen
eben ihre Zeit. Das gilt besonders für unsere mentale Vorbereitung
auf das große Fest. Denn es soll uns ja in ein paar Tagen nicht noch
mehr Stress, sondern Liebe und Entspannung bringen. Darauf müssen
wir uns auch innerlich vorbereiten.
Wenn aber alle Freude
schon im Advent genossen wird, hat die Vorfreude keinen Platz mehr.
Zum anderen können wir
durch die Übung des Abwartens lernen: Das Beste kommt erst noch!
Ein Spiel, die ich mir
wünsche, schnell und preiswert auf Ebay zu ersteigern, ist eine
Sache. Eine andere Sache ist, es ein paar Tage später an Weihnachten
überraschend geschenkt zu bekommen. Dann ist die Freude ungleich
größer.
In der Bibel können wir
mehrfach lesen, dass Menschen lange warten mussten, damit sie zum
Beispiel das lang ersehnte Kind in Armen halten konnten.
Aber das, was sie nach der
Zeit des Abwartens bekamen, war ihnen dann um so kostbarer. Ihr
Warten hatte sich gelohnt.
Ich wünsche Ihnen in
diesen letzten Tagen vor die nötige Geduld zur Vorbereitung auf das
Weihnachtsfest. Und einen schönen Vierten Advent.
Nur Geduld!? Flughafengebäude Tempelhof, Berlin, 2018. |
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