Mittwoch, 4. Dezember 2019

Waffen weg und losgehen - Jesaja-Predigt im Advent

1.
Advent ist ein Sich-auf-den-Weg-machen.
So hören wir es in der Lesung aus dem Buch Jesaja (Jes 2,1-5) - „Viele Nationen machen sich auf den Weg" (v3), es wird darum gebeten, dass Gott seine Wege zeigt (ebd.), Jesaja fordert auf, die eigenen Wege im „Licht des Herrn" (v5) zu gehen.
Der Advent ist der Weg in Richtung auf ein großes Ziel. Hier in Haft ist Ihr Ziel, das eigene Leben draußen wieder leben zu können. Der Advent gibt uns einen Hinweis, wie das aussehen kann: Adventlich gestimmte Menschen warten darauf, dass etwas Neues geboren wird.
Der Weg besteht darin, abwarten zu können, bis dieses Neue ankommt.
Denn Advent heißt: nicht alles kommt sofort.

Neues ist nötig. Berlin, 2019. 
Sie müssen das hier in Haft leider besonders intensiv lernen. Die Dinge brauchen alle so lange...
Wenn Sie sich aber im Vertrauen auf Gottes Nähe auf diesen Weg des Wartens machen, dann können Sie viel für Ihr Leben mitnehmen.
Denn: Etwas Neues soll auch in Ihnen geboren werden - und es kommt, wenn Sie achtsam und abwartend weitergehen.

2.
Ein zweiter Gedanke: Der Prophet Jesaja malt in seinen Schriften eine Vision des Friedens (vgl. Jes 2,1-5).
Er glaubte daran, dass eines Tages der wirkliche Wille zum Frieden in die Herzen der Menschen einziehen wird.
Dass sie aus ihrem Innersten heraus bereit sind, Frieden zu schließen.
Wenn wir auf die heutige Welt schauen, müssen wir allerdings einsehen, dass es noch lange nicht so weit ist. Denn auch der Frieden ist ein Weg, den zu gehen wir uns erst einmal trauen müssen.
Wir müssten dazu nämlich unsere Waffen fortlegen, woraus auch immer sie bestehen - ob aus der Raffgier, mit der wir alles auf Kosten anderer an uns ziehen wollen. Oder aus den harten Worten, die Wut so viel leichter finden als die guten Worte. Oder aus der Wut auf alles, was uns bedrängt. Oder aus den vielen Argumenten, mit denen wir uns rechtfertigen können.
Lasst uns alle diese Waffen im Advent fortlegen!
Wenn Gott auf unserer Seite ist, brauchen wir sie nicht!
Diesen Weg schaffen wir in seinem Geist - ohne Waffen.

3.
Jesaja fordert seine Leserschaft auf: „Kommt, wir wollen unsere Wege gehen im Licht des Herrn." (v5)
Die Haft soll auch eine Zeit der Reflexion und des Nachdenkens sein.
Wenn Sie es schaffen, auf Ihr Leben zu schauen „im Licht des Herrn", das heißt so, als ob Sie es immer schon in Gottes Gegenwart leben würden, dann schlagen Sie zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie werden adventliche Menschen und Sie erreichen das Ziel der Haft.
Denn „im Licht des Herrn" angeschaut, werden Sie sehen, dass Ihr Leben strahlt und glänzt - auch wenn viele Brüche und Fehler, viele Enttäuschungen und Ärgernisse da sind. Gott hat Großes mit Ihnen vor - und im Advent gibt er uns die große Chance, dass wir uns auf seine Wege einlassen.

Dazu lädt der Advent uns ein: Loszugehen, friedlich zu werden, und alles anzuschauen in Gottes Licht.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen