Dieses Buch ist, was der Titel
verspricht – psycho. Abgesehen von den äußerst unappetitlichen
Szenen kommt es zu einer Reihe von Reflexionen und Dialogen, aus
denen die dissoziale Persönlichkeit des snobistisch-psychopatischen
Ich-Erzählers Patrick Bateman gleichfalls nur so trieft.
Hier ist eine davon, ein Restaurantgespräch mit einem Liebesbekenntnis seiner Sekretärin Jean, eingeleitet von einem
Gedankenstrom der Hauptfigur, der seine Weltsicht gut auf den Punkt
bringt:
Graffito, Berlin, 2014. |
"... Nachdenken ist zwecklos,
die Welt ist sinnlos. Das Böse ist alles, was bleibt. Gott gibt es
nicht. Liebe ist Betrug. Oberfläche, Oberfläche, Oberfläche ist
alles, dem jemand Bedeutung zumißt ... das war die Zivilisation, wie
ich sie sah, monströs und zerklüftet.
'... und ich weiß nicht mehr, mit
wem du geredet hast ... ist ja auch egal. Es geht jedenfalls darum,
daß du sehr bestimmt warst, und gleichzeitig ... irgendwie lieb, und
ich glaube, da wußte ich, daß...' Sie legt ihren Löffel hin, aber
ich beachte sie nicht. Ich schaue nach draußen auf die Taxis, die
zum Broadway rauf fahren, aber ich kann den Lauf der Dinge nicht
aufhalten, denn Jean sagt folgendes: 'Die meisten Menschen
scheinen...' sie bricht ab, fährt dann zögernd fort, 'den Kontakt
zum Leben verloren zu haben, und ich möchte keiner von ihnen sein.'
Nachdem der Kellner ihr Gedeck abgeräumt hat, setzt sie hinzu: 'Ich
will nicht... verletzt werden.'
Ich glaube, ich nicke.
'Ich habe gelernt, was es heißt,
einsam zu sein und ... ich glaube, ich liebe dich.' Den letzten Teil
sagt sie hastig, stößt ihn hervor.
Fast abergläubisch drehe ich mich
zu ihr um, nippe mein Evian, sage dann lächelnd, ohne nachzudenken:
'Ich liebe eine andere.'"1
Bemerkung zum Text:
Seine Außenseite ist dem Protagonisten
wichtig – sein Aussehen, seine Kleidung, sein Evian-Wasser, sein
...
Gefühle dagegen müssen am Rande verbleiben,
die Personen in seiner Umgebung sind lediglich Komparsen. Das gilt
besonders für die Frauen, die für Bateman bloß Sexobjekte sein können. Innenleben ist nicht vorgesehen.
Alles zusammen genommen zerstört dies
jegliche Möglichkeit normaler sozialer Beziehungen.
Impuls:
Wie ist es um meine Aufmerksamkeit für
die Gefühle anderer Personen in meiner Umgebung bestellt? Bin ich hier verantwortungsvoll?
Heute
nehme ich mir vor, nicht nur auf Worte, sondern auch auf kleine Gesten zu achten.
1 B.E.
Ellis, American Psycho. 3. Aufl. Köln 2001, 516f.
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