James Baldwins früher
Roman (1956) hat die Liebe zweier Männer im Fokus. Allerdings kann sich der
Ich-Erzähler seine Homosexualität nicht vollends eingestehen. Er
ist zerrissen zwischen den gesellschaftlichen Konventionen, die ihn
in die Arme seiner herumreisenden Verlobten führen würden, und den
tiefen Gefühlen für seine Pariser Bekanntschaft Giovanni.
Hier erzählt er vom gemeinsamen Glücksgefühl:
Hier erzählt er vom gemeinsamen Glücksgefühl:
Fußabtreter als Streetart. Jena, 2013. |
"Wir hatten ein
Kilo Kirschen gekauft und aßen sie im Gehen. Wir waren unerträglich
kindisch und übermütig an jenem Nachmittag, und der Anblick, den
wir boten – zwei erwachsene Männer, die sich auf dem breiten
Bürgersteig anrempelten und einander Kirschkerne ins Gesicht spieen
- , muss empörend gewesen sein. Und plötzlich wurde mir klar, wie
fantastisch ein so kindisches Benehmen in meinem Alter war und wie
viel fantastischer noch das Glück, dem es entsprang, denn in diesem
Augenblick liebte ich Giovanni wirklich. Nie war er mir so schön
erschienen wie an jenem Nachmittag. Als ich sein Gesicht betrachtete,
erkannte ich, dass es mir viel bedeutete, dieses Gesicht so heiter
machen zu können, und dass ich viel darum geben würde, diese Kraft
nicht zu verlieren."1
Bemerkung zum Text:
Aus der gemeinsamen
überbordenden Freude wächst die Erkenntnis des Erzählers, dass er
wirklich liebt. Sein kindisches Verhalten entspricht dem kindlichen
Glücksgefühl, dass er in der Liebe zu diesem anderen Mann zu Hause
sein kann.
Tief in seinem Herzen
wächst sein Wunsch, den Anderen glücklich zu machen.
Impuls:
Mit wem bin ich glücklich?
Und wen will ich glücklich machen?
Ich danke Gott für die
Liebe in meinem Leben. Ich bitte ihn um die Kraft, in dieser
Adventszeit andere glücklich machen zu können.
1 J.
Baldwin, Giovannis Zimmer. Hamburg 2015, 99.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen