Samstag, 11. April 2020

Karsamstag – Unten, im Lebenwechselraum, auf "Stern 111"

Nach dem Fall der Mauer beschließen Carls Eltern, ihr altes Leben in Gera hinter sich zu lassen und sich auf den Weg in den Westen zu machen. Ihrem Sohn übergeben sie die Verantwortung für die alte Wohnung. Mehrere Wochen bleibt er ohne Nachricht von seinen Eltern, aus dem Keller versorgt er sich mit Eingewecktem und Apfelwein.

Freitag, 10. April 2020

Karfreitag – Schläge und Tritte, voller Trauer, in "Fuchs 8"

Fuchs 8 ist ein besonderer Fuchs, der den Kontakt mit den Menschen sucht.
Sogar ihre Sprache hat er (vom Hören so einigermaßen) gelernt und er traut sich immer wieder in ihre Nähe.
Als die Menschen in ihrem Wald eine Mall errichten, beschließen Fuchs 8 und sein Freund Fuchs 7, ihr einen Besuch abzustatten. Auf dem Rückweg sehen sie zwei Arbeiter auf dem Parkplatz:

Donnerstag, 9. April 2020

Gründonnerstag – Verletzlich, mit gewaschenen Füßen, in "Das Reich Gottes"

Der Autor ringt mit dem Christentum.
Ganz besonders kämpft er mit der Frage, ob er selbst glaubt, und wie die Frühgeschichte des Christentums damit zu tun hat. Davon handelt das monumentale Buch"Das Reich Gottes" von Emmanuel Carrère.
Ganz am Ende berichtet er von der Briefbekanntschaft mit einer Leserin, Bérengère, die ihn einlädt, sich in einer "Arche" die Füße waschen zu lassen.

Mittwoch, 8. April 2020

"Ich verstehe deine Wege nicht" – Die Leere und eine neue Art Gottesdienst mitten in der Karwoche

1.
Am Montag hatte ich meine erste Chorprobe via Zoom. Sehr gewöhnungsbedürftig, wie so vieles in dieser Zeit. Dabei sangen wir auch ein Taizé-Lied mit einem Text von Dietrich Bonhoeffer, das mich seitdem begleitet:

"Gott, lass meine Gedanken sich sammeln zu dir. Bei dir ist das Licht, du vergisst mich nicht. Bei dir ist die Hilfe, bei dir ist die Geduld. Ich verstehe deine Wege nicht, aber du weißt den Weg für mich."

So geht es mir gerade im Zugehen auf auf Ostern – ich verstehe Gottes Wege nicht, aber ich hoffe darauf, dass Gott einen Sinn für uns in dieser Corona-Krise versteckt hat. Normalerweise bin ich ja immer schnell beim Deuten und Sinnsuchen (und war es hier ja auch schon), aber ehrlich gesagt stiefelt mir gerade sehr viel Zweifel im Kopf herum.

Samstag, 4. April 2020

Palmsonntag: Kleider liegen auf der Straße

Mit diesen Worten werde ich am Palmsonntag um ca. 10 vor 10 Uhr auf rbb 88,8 zu hören sein:

Massen sind in Jerusalem unterwegs. Es ist fast kein Durchkommen mehr an den Eingangstoren zur Stadt. Denn dieser Wunderheiler aus Nazareth soll kommen. Ein berühmter Mann, den muss man gesehen haben.
Und da ist er endlich, auf einem Esel reitet er ein, seine Jünger bahnen ihm einen Weg durch die Menge. Die Leute reißen Zweige von den Bäumen. "Viele Menschen breiteten ihre Kleider auf der Straße aus" und jubeln ihm zu. So ähnlich beschreibt die Bibel den Einzug Jesu in Jerusalem.

Normalerweise feiern Christen auf der ganzen Welt am heutigen Palmsonntag mit großen Gottesdiensten den Beginn der Karwoche. Ihr Höhepunkt ist nach der Erinerung an den Tod Jesu am Karfreitag die Feier seiner Auferstehung an Ostern.

Donnerstag, 2. April 2020

Bibel-Mini 5 – Elija in der Wüste

In Zeiten von Corona-Quarantäne und Rückzug aus den vertrauten sozialen Begegnungsräumen kann ein Blick auf den biblischen Urvater des Eremitentums vielleicht interessant sein.

Es handelt sich um den alttestamentarischen Propheten Elija, der sich im Konflikt mit König Ahab und vor allem mit dessen Frau Isebel für die Sache Gottes verausgabt (vgl. 1Kön 18). Nachdem Elija einen Wettstreit mit den Baalspriestern gewonnen hat, verkündet Isebel, dass sie sich an ihm rächen will (1Kön 19,1f).

Sonntag, 29. März 2020

Lasst euch nicht anstecken! Sonntag im Gefängnis

1.
Heute war ich das erste Mal nach meiner Quarantäne wieder im Gefängnis. Gottesdienste dürfen zwar aktuell nicht stattfinden, aber mit den Inhaftierten, mit denen ich regelmäßig im Kontakt bin, wollte ich doch ein paar persönliche Worte wechseln. Und natürlich einen kleinen Gruß aus dem Evangelium vorbeibringen, natürlich einzeln und unter Einhaltung der derzeitigen Regeln.

Mein Eindruck: Abstand halten ist auf den Fluren der Hafthäuser sehr schwierig, denn während der Aufschlusszeiten sind alle unterwegs, um zu duschen, zu kochen, sich zu unterhalten, an den öffentlichen Apparaten zu telefonieren oder Dinge zu tauschen. Auch das Gespür für die Sinnhaftigkeit der Abstandsregeln schien mir wenig ausgeprägt, bisweilen ist es hier auch schon schwer, grundlegende hygienische Standards einzuhalten – wie soll man dann erst mit den erweiterten Regeln umgehen...

Samstag, 28. März 2020

Der Ruf, der lebendig macht. Beobachtungen zum Tod des Lazarus und zu "Der Tod Jesu"

"...manchmal erblickt er in der Gestalt eines Kindes, das über die Straße rennt oder die Treppe hochflitzt, das Bild von David und verspürt größte Verbitterung darüber, dass allein sein Kind fortgenommen werden musste, während neunundneunzig andere unbeschadet weiterspielen und glücklich sein können. Es erscheint ungeheuerlich, dass ihn die Dunkelheit verschlungen hat, dass es keinen Aufschrei gibt, kein Klagen, kein Haareraufen oder Zähneknirschen, dass die Welt sich weiter um ihre Achse dreht, als wäre nichts geschehen."1

Ein Mensch ist gestorben und es ist schwer auszuhalten, dass es niemanden groß zu kümmern scheint. Ein Einzelschicksal hebt die Welt nicht mehr aus den Fugen; gerade in diesen Tagen bestehen die Horrormeldungen vor allem in der hohen Anzahl der am Virus Gestorbenen.

Simon aus J.M. Coetzees neu erschienenem Buch "Der Tod Jesu" durchlebt das Durcheinander der Gedanken und Gefühle. Enttäuschung, Wut, Unverständnis kommen in ihm auf, als der aus "Die Kindheit Jesu" und "Die Schulzeit Jesu" bekannte Junge David von einer geheimnisvollen Krankheit langsam dahingerafft wird.

Donnerstag, 26. März 2020

Wie sieht Nähe in der Krise aus?

Viele gute Sachen kommen in einer Krise zum Vorschein. Dazu gehört auch, dass eine Menge Hilfsangebote an Nachbarn oder Bedürftige gemacht werden, das Übernehmen von Einkäufen oder die Berliner Gabenzäune beispielsweise.
Durch solche Aktionen entsteht eine neue Nähe zu Menschen, die sonst unter die Räder kommen könnten. Nachbarn, die sonst nicht mehr als einen Gruß miteinander wechseln, können sich Hilfsangebote machen. Online-Tutorials können neue Horizonte aufschließen.

Und das alles, während es auf den Straßen und Plätzen des Landes (und in vielen anderen Regionen weltweit) weitgehende Kontaktverbote gibt. Physische Nähe fällt aus – mentale Nähe kann entstehen.

Beim heutigen Spaziergang im Wald stand mir plötzlich dieser Satz vor Augen:

Dienstag, 24. März 2020

Bibel-Mini 4 – Renaissance des Gehorsams?

Als ich las, dass 95% der Deutschen die Kontaktverbote der nächsten zwei Wochen für richtig halten, war ich sehr erstaunt. Die Einschränkungen sind massiv – und trotzdem stimmen fast alle Befragten ihnen zu. So geeint und so gehorsam habe ich diese Republik wohl noch nie erlebt.

Samstag, 21. März 2020

Knast im Kopf. Gedanken zu Haft und Ausgangssperre

"Das lasse ich mir nicht bieten! Das ist Nötigung!"

So oder ähnlich höre ich es von Zeit zu Zeit in seelsorglichen Einzelgesprächen in der Haftanstalt, wenn sich Inhaftierte über das Verhalten von Vollzugsbeamten aufregen. Das Gefühl für Beschränkungen der persönlichen Freiheit ist auch in Haft intensiv ausgeprägt. Nach dem Motto: Wenn schon inhaftiert, dann will ich wenigstens nicht noch mehr Einschluss in meiner Zelle als unbedingt nötig.

Da nun in der ganzen Republik Ausgangsbeschränkungen und Betretungsverbote eingeführt werden, fällt mir natürlich sofort ein, dass die Inhaftierten in den Haftanstalten dies tagtäglich erleben: eine strenge Reglementierung der Bewegungsfreiheit.

Donnerstag, 19. März 2020

"verbarrikadier dich, laß mich bloß nicht an mein ziel" Grönemeyers Virus-Track

Herbert Grönemeyer hat den Track zum Corona-Virus schon 1998 auf seinem Album "Bleibt alles anders" veröffentlicht. Jedenfalls hören sich viele Zeilen in "Fanatisch" so an, als wären sie einem anthropomorphen Virus in den Mund gelegt.


"ich find’s wunderbar, daß du mich nicht siehst
ich find’s wunderbar, daß du dich vor mir verkriechst
ich genieße unendlich das gefühl
ich begehr dich fanatisch viel…
"

Dienstag, 17. März 2020

Bibel-Mini 3 – Im Flügelschatten Gottes

Die Corona-Krise und unser vorheriger Italien-Urlaub haben eine Folge: häusliche Quarantäne.
Als Familie „allein“ zu Haus zu sein hat natürlich eine andere Qualität als allein zu Haus zu sein.
Aber das social distancing ist in beiden Fällen sehr prägend.
Dazu gibt es aktuell viele religiös motivierte Hinweise und Tipps im Netz – von der klausurierten Ordensschwester bis hin zu geistlich-praktischen Verhaltensregeln von Johannes Hartl.

Ich nehme hier ein Psalmgebet aus Ps 57 auf, das mich gerade bewegt.

Sonntag, 15. März 2020

Corona-Kirche: Die Stunde der Frauen

Die Corona-Krise ist eine furchtbare Tragödie für alle direkt Betroffenen.
Zugleich bietet sie aber auch eine ungeheure Chance, die Kirche neu zu gestalten.1

Konkret: In vielen Kirchen in Deutschand und an vielen anderen Orten (u.a. auch in Italien und im Vatikan) werden in diesen Tagen keine öffentlichen Messen gefeiert, im Erzbistum Berlin keine Gottesdienste für Gruppen größer als 50 Personen.

Das ist eine ungeheure Möglichkeit für viele kreative und religiös aktive Frauen (und auch für Männer, ja). Denn bisher verdrängen die Eucharistiefeiern in jenen Gebieten mit genügenden Priestern viele andere Ausdrücke des religiösen Lebens. Und die Eucharistiefeier hängt nun einmal am Priester.
Natürlich können und werden und sollen auch Priester weiterhin religiös kreativ sein.

Aber die Kirche im Corona-Modus: das ist auch die Stunde der Laien, besonders die Stunde der Frauen. Ein Freiraum von einigen Wochen, der genutzt werden kann von den Frauen, die sich eine erneuerte Kirche wünschen und die verkrustete patriarchale Strukturen schon lange beklagen.
Der Kairos ist jetzt!

Samstag, 14. März 2020

Der beste Gottes-Dienst ist kein Gottesdienst

Auch in Berlin sollen in den nächsten Tagen und Wochen keine öffentlichen Gottesdienste mit mehr als 50 Personen mehr gefeiert werden (Hinweis auf der Homepage des Erzbistums am 14.03.2020).

Wie passend für diese sich überschlagenden Ereignisse das Evangelium für den morgigen Sonntag: In Jesu Gespräch mit der Samariterin am Jakobsbrunnen (Joh 4,5-42) geht es auch darum, welcher Ort der richtige sei, um Gott anzubeten.
"Glaube mir, Frau, die Stunde kommt, zu der ihr weder auf diesem Berg noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet" (v21), sagt Jesus der Frau.

Wichtig ist für Jesus nicht der Ort des Gebetes, sondern dass gebetet wird – und zwar "im Geist und in der Wahrheit" (v23).