Zum Geburtstag von Johannes dem
Täufer mal wieder ein Gedicht von Andreas Knapp.1
Mittwoch, 24. Juni 2020
Samstag, 20. Juni 2020
Fürchte dich nicht! Du bist ein wertvoller Mensch
Bist du ein wertvoller Mensch?
Wenn ja, woran erkennst du das?
Es sollte nicht an einer Uniform oder einer Hautfarbe hängen!
Es sollte nicht an einer Uniform oder einer Hautfarbe hängen!
Was macht deinen Wert aus?
Kann man dir deinen Wert nehmen?
Und überhaupt: Was macht es aus, ob du
wertvoll bist oder nicht?
Das sind einige der Fragen, die in mir
auftauchten, als sich meine Aufmerksamkeit an einigen Zeilen des
Sonntagsevangeliums festhakte.
Kunstvoll kurvt dieser Text (Mt
10,26-33) an verschiedene Themen heran – an den Stellenwert von Heimlichkeiten, an das Verhältnis von Leib und Seele, an die
Bedeutung von missionarischen Bekenntnissen – und eben an die Frage
nach dem Wert eines Menschen.
Freitag, 19. Juni 2020
„…eine unglaubliche Energie oder Strahlung…“ Pierre Teilhard de Chardin und das Herz Jesu
Es wirkt wie ein seltsam aus der Zeit gefallenes Fest – das heutige
„Fest des Heiligsten Herzens Jesu“. Die Verehrung des Herzens Jesu und seine
Frömmigkeit mit ihren eigenartig kitschigen und auf verstörende Weise verdinglichenden
Darstellungen ließen mich oft schaudern.
Nicht meine Spiritualität.
Aber ich bin damit nicht allein: auch Teilhard de Chardin hat sich kritisch gegenüber den Ausdrucksformen dieser Frömmigkeit geäußert – und es zugleich geschafft, eine innere Erweiterung des Festinhalts zu denken, die mich versöhnlicher stimmt.
Aber ich bin damit nicht allein: auch Teilhard de Chardin hat sich kritisch gegenüber den Ausdrucksformen dieser Frömmigkeit geäußert – und es zugleich geschafft, eine innere Erweiterung des Festinhalts zu denken, die mich versöhnlicher stimmt.
Samstag, 13. Juni 2020
Bloß nicht zu denen! Über Jesu Verbot, zu Heiden und Samaritern zu gehen
Es ist eine Aussage, die mir regelmäßig
aufstößt – Jesu Verbot, zu den Nichtjuden zu gehen. "Geht
nicht den Weg zu den Heiden und betretet keine Stadt der Samaríter"
(Mt 10,5), sagt er im Evangelium
des Sonntags (Mt 9,36-10,8) zu seinen Aposteln. Nur den "verlorenen
Schafen des Hauses Israel" (v6) sollen sie die Frohe
Botschaft von Gottes heilender Nähe verkünden.
Das schockiert mich und passt nicht
recht zu meiner sonstigen Auslegung des Christentums.
Bedeutet das den Ausschluss aller
anderen Gruppen von der Gottesherrschaft? Will Gott nicht bei ihnen
sein? Kurz: Gibt es Menschen, die bei Gott nicht gewünscht sind?
Donnerstag, 11. Juni 2020
Fronleichnam und die Frage nach dem "überwesentlichen" Brot für morgen
Es ist nicht wichtig, wie dieses Brot
schmeckt. Es ist nicht wichtig, wie es aussieht. Es ist noch nicht
einmal besonders wichtig, aus welchen Körnern es zubereitet wurde.
Wichtig ist in erster Linie das, was es
zuinnerst ausmacht, also sein Wesen, seine tiefste Bedeutung. Noch
konkreter schreibt Eckhard Nordhofen: "Sein Wesen ist seine
Geschichte. Die ist unsichtbar, man kann sie aber erzählen."1
1.
In seinem viel diskutierten Buch
"Corpora. Die anarchische Kraft des Monotheismus",
dem ich hier
auch schon einen begeisterten Beitrag gewidmet habe, beschäftigt
sich Nordhofen mit den Medien, durch die Gott mit den Menschen in
Kontakt tritt. Waren für die Israeliten das Offenbaren des
göttlichen Namens und die Heilige Schrift die entscheidenden
Kontaktstellen Gottes mit der Welt, so steht für die Christen mit
dem Johannesprolog fest: "Gott, das ewige Wort, wird nicht
Schrift, sondern Fleisch."2
(Auch Jesus selbst hat in seiner Auseinandersetzung mit besonders
schrifttreuen Juden regelmäßig die Schrift relativiert und das
menschliche Herz
ins Zentrum gestellt.)
Das neue Gottesmedium ist ein Mensch.
Doch Jesus ist nicht nur als Mensch geboren, sondern auch als Mensch
gestorben – wie aber kann der in Jesus menschgewordene Gott dann
seine Gegenwart in der Welt retten?
Samstag, 6. Juni 2020
Der Gott der Liebe und des Friedens. Dreifaltigkeit und Gesellschaft
„…freut euch, kehrt zur Ordnung zurück, lasst euch ermahnen,
seid eines Sinnes, haltet Frieden!
Dann wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein.
…
Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und
die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“ (2Kor 13,11-13)
Diese Sätze aus der zweiten Lesung fallen in eine Zeit, in
der die Welt auf die Proteste in den USA schaut.
Nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd durch einen Polizisten
hat sich der Zorn auf Polizeigewalt und Willkür immer mehr Bahn gebrochen. Die
bizarren Auftritte des US-Präsidenten vor verschiedenen Kirchen der
US-Hauptstadt bei gleichzeitiger Androhung von Militäreinsätzen gegen die Protestierenden
lassen erkennen, dass eine adäquate Reaktion auf den Protest von der Spitze des
Staates nicht zu erwarten ist.
Donald Trump spaltet, so wie er es seit eh und je tut. Und
die USA verlieren mehr und mehr die Ordnung und den Frieden.
Donnerstag, 4. Juni 2020
Das Kreuz auf dem Schloss mit der Schrift. Eine Berliner Farce
Wäre es nicht so bitter,
so müsste man es als wirre Komödie ansehen.
Da wird mit ungeheurem
Aufwand und nach vielerlei Diskussionen in der bundesdeutschen
Politik ein neues Schloss nach altem Maß ins Herz Berlins gesetzt.
Die Wierderherstellung des zerstörten Baus von Andreas Schlüter aus
der Zeit der preußischen Könige soll mit seinen Ausstellungen und
Aktionen fortan für Berlins Aufgeschlossenheit und Multikulturalität
stehen.
Schon hier verbergen sich
eine Reihe ungelöster Fragen und Probleme zwischen dem
architektonisch manifestierten Anspruch der deutschen Monarchen und
dem heutigen Wunsch, sich als Wegbereiter von Weltoffenheit und
Toleranz zu präsentieren.
Freitag, 29. Mai 2020
"pfingstwunder" von Andreas Knapp
... |
pfingstwunder
alle reden
wirrwarr durcheinander
wildes kauderwelsch
ein einziges gebabel
keiner hört mehr zu
gottes geist jedoch
schafft stimmige stille
und im feuer des schweigens
ein verstehen springt über
das keine worte mehr braucht1
Mittwoch, 27. Mai 2020
Der Mensch, eine Maske
Wolfgang Herrndorfs ausgezeichnetes Buch „Sand“ hält auch neun Jahre nach seinem erstmaligen Erscheinen aufschlussreich aktuelle Reflexionen bereit. In diesem Fall die Gedanken eines sich am eigenen Job berauschenden Spions.
Aus diesem Mund erhellen sie auf humorvolle Weise den Zusammenhang von Masken und Verschwörungstheorien:
Aus diesem Mund erhellen sie auf humorvolle Weise den Zusammenhang von Masken und Verschwörungstheorien:
Samstag, 23. Mai 2020
Immer und überall. Christi Himmelfahrt und die Weisen der göttlichen Präsenz
Wir feiern an Christi
Himmelfahrt ein Fest der Zwischenzeit – zwischen Ostern und
Pfingsten, zwischen Frühling und Sommer, in diesem Jahr außerdem
zwischen Corona-Shutdown und dem noch unklaren Danach.
Für heutige Christen ist
klar, dass unser ganzes religiöses Leben ebenso eine Zwischenzeit
ist: Jesus können wir nicht mehr sehen, wir leben alle nach seiner
Himmelfahrt. Vom Heiligen Geist spüren wir mal mehr und mal weniger.
Das Weltende ist noch fern. Dieser Zustand der Zwischenzeit kennt
wenig Klarheit und fördert die Unsicherheit, wo Gott denn in unserem
Leben zu finden sei.
In der Bibel und der
christlichen Tradition kommen verschiedene Vorstellungen zum Tragen,
wo Gott zu finden ist. Hier können wir auch einiges lernen für
unsere persönliche Beziehung zu Gott.
Montag, 18. Mai 2020
Der 100. Geburtstag von Johannes Paul II. Eine persönliche Rückschau
1.
Zuerst war da nur der in jeder
Messfeier genannte Name des Papstes, für den gebetet wurde. Sonntag
für Sonntag, Jahr für Jahr der gleiche. Da ich es nicht anders
kannte, fiel mir erst später auf, dass Johannes Paul II. auf diese
Weise in meiner ganzen Kindheit und Jugend präsent war.
2.
Dann beschäftigte ich mich mit seinen
Schriften,
da ich (immer noch) der Meinung bin, dass es gut ist, sich mit
grundlegenden Texten der eigenen Tradition auseinanderzusetzen. Die
päpstlichen Lehrschreiben des aktuellen Pontifex zählte ich dazu.
Ich muss zugeben, dass ich den Stil der Enzykliken von Johannes Paul
II. schätze. Nicht an jedem Punkt teile ich seine theologische
Meinung, aber er bringt seine Themen elegant auf den Punkt und hat
eine überaus spirituelle Perspektive auf alle Fragestellungen.
Außerdem bildete er mit der Vielzahl seiner Äußerungen zu den
unterschiedlichsten Fragestellungen – von der menschlichen Arbeit
über die Ostkirchen und die Frage der Mission bis hin zu Trinität
und Eucharistie – eine gute Basis zum Verständnis des
Katholischen, jedenfalls des Katholischen aus seiner Sicht. Es ist
ein sehr kirchliches Katholischsein, das aber gleichzeitig eine große
Weite über die Grenzen der Kirche hinaus kennt.
Samstag, 16. Mai 2020
Ich höre auf den, den ich liebe. Gedanke zum Evangelium am 6. Sonntag der Osterzeit
„Wenn ihr mich liebt, werdet ihr
meine Gebote halten.“ (Joh 14,15) am Anfang und "Wer
meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt"
(v21) am Ende.
Oder auch ein Kapitel später:
„Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage.“ (Joh 15,14)
Oder auch ein Kapitel später:
„Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage.“ (Joh 15,14)
Die Verknüpfung von Liebe und
Freundschaft mit dem Einhalten von Regeln zu verbinden, ist mir auf
den ersten Blick nicht wirklich sympathisch.
Das klingt wie: Regeln
einhalten ist ein Zeichen von Zuneigung. Und: Nähe gibt’s nur bei
Gehorsam.
Dienstag, 12. Mai 2020
"Sind Gräber Atempause für die Sehnsucht?" Zum 50 Todestag von Nelly Sachs
Ich weiß nicht viel von
ihr, und das wenige, das ich weiß, lässt sich überall
zusammenlesen:
Nelly Sachs wurde 1891 in
Berlin in einer jüdischen Familie geboren und lebte bis zu ihrem
Exil 1940 ein recht stilles Leben, abseits vom Kulturbetrieb der
flimmernden Großstadt. Sie veröffentlichte einige wenige Gedichte
und konnte 1940 nach Schweden fliehen. Dieses Exil wurde "ihr
buchstäblich zur künstlerischen Neugeburt",1
so schreibt es Hilde Domin in ihrem Nachwort zu einer Gedichtauswahl
der Suhrkamp Bibliothek.
Samstag, 9. Mai 2020
Dreimal W: Den Weg kennen. Große Werke tun. Eine Wohnung finden.
Wir feiern wieder Gottesdienst. Aber
kann man das wirklich eine Feier nennen – unter diesen vom
Pandemieplan diktierten Bedingungen ? Ohne gemeinsamen Gesang, mit
riesigen Abständen zwischen uns, ohne anschließendes Beisammensein?
Es ist das, was wir daraus machen! Wir
können feiern, weil wir glauben, dass Gott in unserer Mitte sein
will, wenn wir uns treffen. Egal unter welchen Umständen.
Mit meinen Gedanken war ich in den
letzten Tagen immer wieder bei den Geschehnissen der letzten Tage des
Krieges, an dessen Ende vor 75 Jahren vielerorts erinnert wurde.
Unter welchen Umständen dort manchmal Gottesdienste gefeiert wurden.
Wie wird es diesen Menschen zumute
gewesen sein, wenn sie in den Gottesdienst gegangen sind? Waren sie
dankbar und erleichtert, dass alles vorbei ist? Oder doch eher
verbittert über die Niederlage? Ängstlich angesichts der Besatzung
und der vielen Unsicherheiten?
Auch wir haben einige der aktuellen
Einschränkungen schon hinter uns – aber gerade hier im Gefängnis
bestehen noch viele besondere Begrenzungen fort, vom Besuchsverbot
bis zum Ausfall der Gruppenangebote.
Wie die Menschen damals stehen auch wir
mit unseren unterschiedlichen Gefühlen vor Gott.
Freitag, 8. Mai 2020
Ausschleichen. Kriegsende, Corona-Lockerungen und die Religion
Deutschland befindet sich nicht im
Krieg.
Auch nicht gegen ein Virus. Angesichts
der martialischen Kriegsrhetorik anderer Staatsführer bin ich sehr
froh über das besonnene und zugleich verantwortliche Vorgehen
unserer Politikerinnen und Politiker in der Corona-Krise.
Jetzt, da wesentliche Lockerungen in
dieser Sache beschlossen und zum Teil schon eingeführt sind, drängt
sich mir trotzdem der Vergleich mit dem heutigen Feiertag auf.
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