Die Zeitungen sind voll von diesem
Thema, jetzt, da sich der Tag der Befreiung von Auschwitz zum
siebzigsten Mal jährt und nur wenige Zeitzeugen noch leben. In mir
kommen eine Menge Gedanken wieder, vor allem wenn ich auf mein Jahr
Freiwilligendienst mit ehemaligen Häftlingen in der Westukraine vor
13 Jahren zurück schaue – und darauf, wie ich seitdem von diesen
Erfahrungen geprägt bin.
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Sonntag, 25. Januar 2015
Samstag, 20. Dezember 2014
Vierter Advent - Engelskuss statt Pegida
Kurz vor Weihnachten bietet das
Evangelium vom heutigen Vierten Advent (Lk 1,26-38) einen Rückblick,
wie all das begann, was in den nächsten Tagen gefeiert wird. Der
Gruß des Engels
an Maria zeigt Gottes Vertrauen in die Aufnahmebereitschaft der
Menschen, verkörpert in der jungen Frau aus Nazareth.
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Donnerstag, 27. November 2014
Der Welle Tod – Gedanken über "Schweigeminute" von Siegfried Lenz
Jetzt, kurz nach dem Tod von Siegfried
Lenz, habe ich eine seiner letzten Novellen gelesen, die
Liebesgeschichte "Schweigeminute".1
Darin erzählt Lenz die Beziehung des Schülers Christian zu seiner
Lehrerin Stella in einem Ostseehafenstädtchen, aufgebaut als
Rückblick Christians während der Gedenkstunde anlässlich ihres
Unfalltodes.
Es ist eine anrührende und traurige
Geschichte, und trotz der recht arglos geschilderten Verstrickungen
von Bewertungsmacht der deutlich älteren Lehrerin bei scheinbar
leicht sich entspinnender Liebe, ein Faktum, das durch die
Aufdeckungen der vergangenen Jahre noch einmal in anderem Licht
erscheint, trotz dieser Fragwürdigkeit also war ich ergriffen von der
und tiefen inneren Bewegtheit Christians.
Sonntag, 16. November 2014
Talent und Furcht - Kafkas Brief an den Vater
“Du hast mich letzthin einmal
gefragt, warum ich behaupte, ich hätte Furcht vor Dir.“ So
beginnt Franz Kafka seinen "Brief an den Vater"1,
der mir vorkommt wie ein Kommentar zum Talente-Gleichnis im heutigen
Sonntagsevangelium (Mt 25,14-30). Der ganze Brief ist ein
Antwortversuch auf die Frage des Vaters – oder eben, als würde der
Knecht, der ein einziges Talent erhielt, erklären wollen, wie er ein
solches Bild seines Herrn bekam, das er bekennen muss: “Herr,
ich wusste, dass du ein strenger Mann bist [...] weil ich Angst
hatte, habe ich dein Geld in der Erde versteckt.“ (24f)
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Samstag, 18. Oktober 2014
Umweht vom Heiligen – Biblisch-literarische Gedanken zum Neugeborenen
Auch wenn sich die Familiensynode des Weltepiskopats nur am Rande damit beschäftigt: Alle meine Gedanken und meine
Aufmerksamkeit für kirchliche und politische Neuigkeiten sind dieser
Tage durch das neue Erlebnis des Vaterseins geprägt, alles denkt
sich von dort her und darauf hin. Da ist die Ruhe der ersten Tage des
Willkommenheißens für mein Kind und die Zeit zum Kennenlernen ein
großes Glück!
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Mittwoch, 1. Oktober 2014
Therese von Lisieux - Im Regen geschrieben
Eines
der ersten Gedichte von Hilde Domin, die mich gefesselt haben, ist
"Im Regen geschrieben"1
Es geht um die Gewissheit, dass das Gute auch in Finsternissen
ausstrahlt.
Dienstag, 30. September 2014
Die Welt von außen – Über "Bilder deiner großen Liebe"
Das Nachwort sagt, "am Ende
sollte ein zusammenhängender Text dastehen, der vorhandene Lücken
aber nicht verbirgt."1
Das ist gelungen.
Und nicht nur das: ein geniales Buch
ist aus dem Zusammenstellen der hinterlassenen Romanfragmente von
Wolfgang Herrndorf entstanden. Da sind hinreißende Passagen von
Begegnungen am Straßenrand, aber auch abseitige Erfahrungen mit
Mensch und Natur, und immer wieder Einblicke in eine extreme
Innenwelt, die eine Interpretation nicht leicht machen. Aus all dem
ergibt sich eine bisweilen lyrische, bisweilen kritisch-ironische
Perspektive auf die Welt, in der wir uns bewegen.
Freitag, 26. September 2014
Pesthelden und Himmelsrapper. Über die Trennung von der Kirche und die Sehnsucht nach dem Himmel.
Die Bischöfe haben nach Beendigung
ihrer Herbstvollversammlung in Fulda wie üblich eine Pressekonferenz
gegeben. Dabei ging es neben vielem anderen auch um die stark
diskutierten Kirchenaustrittszahlen, die ja oft in Verbindung
gebracht werden (a) mit dem Beginn der Aufdeckung von
Missbrauchsfällen durch katholische Seelsorger 2010, (b) dem Ärger
über die Bauvorhaben des damaligen Limburger Bischofs Tebartz-van
Elst 2013 oder (c) dem automatisierten Einzug der Kirchensteuer auf
Kapitalerträge durch die Banken 2014.
Samstag, 20. September 2014
Was von Jehovas Zeugen zu lernen wäre
Vielleicht beruhte mein eleganter
Hochmut ja nur auf einem Missverständnis. Vielleicht ist das Ganze
ja bewusst und gewollt und der bisherige Eindruck einfach falsch:
Vielleicht lässt sich von den Zeugen Jehovas in ungeahnter Weise
Demut lernen.
Samstag, 16. August 2014
Umgang mit dem Licht
Das heutige Evangelium stellt die Kinder als Vorbilder in die Mitte (Mt 18,13-15).
Selbiges tut der Philosoph Heinrich Spaemann, den ich aus diesem Anlass zu Wort kommen lassen möchte:
Selbiges tut der Philosoph Heinrich Spaemann, den ich aus diesem Anlass zu Wort kommen lassen möchte:
Freitag, 8. August 2014
„ich bin ja hier“ - Ein neuer alter Satz von Saša Stanišić
„ich bin ja hier“ – so lautet der
letzte Satz in Saša Stanišić' Roman „Wie der Soldat das
Grammofon repariert“1,
der anrührend-komischen Geschichte einer Kindheit im zerfallenden
Jugoslawien und damit im beginnenden Krieg. Beim Lesen des Romans war
ich zunächst in Sorge, ob der locker-flockige eigenwillige Beginn
sich stilistisch so durchziehen würde. Im Verlauf bleibt auch ein
starker Stilwille erkennbar, auch die lockere Sprache besteht weiter,
aber sie fängt zunehmend sensibler die Kriegserfahrungen aus
Kinderaugen ein.
Samstag, 28. Juni 2014
Apostelfest Petrus und Paulus - Erwartetes und Übererwartetes
Wenn Petrus und Paulus als
"Apostelfürsten" bezeichnet werden, dann sind sie,
wörtlich verstanden, die "ersten Gesandten" – und zwar
nicht im chronologischen Sinn, sondern in ihrer Bedeutung.
Als "bedeutende" Gesandte
sind zu etwas gesandt, so wie alle Christen, ja wie alle
Menschen.
Donnerstag, 5. Juni 2014
Regelbruch, Anverwandlung, Wohlwollen, Selbsteinsatz
Wenn Selbstverwirklichung und
Individualität Werte sind, die heute zählen, dann hat es das
Christentum schwer. Doch insofern sie Werte sind, bleiben sie doch in
den meisten Fällen imaginäre Größen – denn sich selbst erst
einmal zu finden ist längst von der Werbewirklichkeit des
Kapitalismus eingeholt und absorbiert worden.
Und Individualität wirkt oft eher wie ein Oberflächenphänomen auf der Grundlage einer tieferliegenden Selbstgleichschaltung,1 was sich mit Blick auf die in meinem Viertel herumstreifenden, nahezu identisch aussehenden Hipster mindestens am Äußeren bewahrheitet.
Und Individualität wirkt oft eher wie ein Oberflächenphänomen auf der Grundlage einer tieferliegenden Selbstgleichschaltung,1 was sich mit Blick auf die in meinem Viertel herumstreifenden, nahezu identisch aussehenden Hipster mindestens am Äußeren bewahrheitet.
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Freitag, 18. April 2014
Karfreitag - Ein Fisch, ein Brief, ein Grab
Jesu Tod wird durch verschiedenste
Brillen gesehen und mit vielerlei Deutungen aufgeladen. Drei
Möglichkeiten hier.
Donnerstag, 17. April 2014
Gründonnerstag - Da wird was geboten!
Spargelhof Klaistow, 2014. |
Was aber, wenn die Heutigen etwas völlig anderes wollen als es die christliche Botschaft bieten kann?
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Sonntag, 6. April 2014
"Er ist wieder da"
Einschusslöcher, Berlin-Mitte, 2014. |
Als ich heute morgen das Evangelium von
Lazarus und seiner Auferweckung hörte, durchzuckte es mich
erinnernd. Das war doch fast wie diese Geschichte von Adolf Hitler,
die ich gerade lese. Ein Toter wird wieder wach und lebendig. An
seiner Rückkehr entzünden sich angeregte Diskussionen – und auch
die Öffentlichkeit kocht sich wieder mal hoch.
Nur dass es, okay, bei Lazarus nicht in
erster Linie um diesen selbst geht, sondern um Jesus, der die
Auferstehung und das Leben ist. Und, ja, ich gebe es zu, dass Lazarus
ein guter Freund Jesu war, was man von Hitler nun auch nicht
behaupten kann. Es ließen sich sogar noch mehr Unterschiede finden –
Lazarus war Jude, erwachte nach nur drei Tagen wieder zum Leben und
von seiner weiteren Geschichte wissen wir nichts. Ganz anders im
Roman "Er ist wieder da" von Timur Vermes.
Donnerstag, 20. März 2014
Unordnung im Kopf
Die Lage schien während der
anstrengenden Tage auf dem Majdan noch so schön eindeutig – hier
ein böser Janukowitsch und sein undemokratischer
Machterweiterungstrieb, dort die prowestlichen und damit guten
Kräfte, die demonstrierten.
Aber was ist nun in der Ukraine los?
Dienstag, 14. Januar 2014
Von Staunen und Gottesmord – "Das Kartengeheimnis" von Jostein Gaarder
Vor ein paar Wochen habe ich noch
einmal zu einem meiner früheren Lieblingsbücher gegriffen und mich
erneut über Jostein Gaarders "Das Kartengeheimnis"
hergemacht. Dass der Autor aus Jugendperspektive und für junge Leser
anspruchsvoll über philosophische Themen schreiben kann, ist
hinlänglich bekannt und mit einer Menge Preisen bedacht worden.
Mir fiel darüber hinaus bei der
erneuten Lektüre v.a. der theologische Gehalt des Buches auf, aus
dem ich kurz einige Aspekte nennen möchte.
Samstag, 4. Januar 2014
Liebeswort und Liebestat. Oder: Goethe zu Weihnachten
Ein fundamentaler christlicher
Glaubenssatz lautet: Die Welt führt sich zurück auf einen
vernünftig-sinnvollen Willen.
Darum ist nach dem Johannesevangelium
das, woraus die Welt hervorgeht, der Logos Gottes (altgriechisch:
Wort, Sinn, Rede oder Vernunft).
Nicht Tohuwabohu, blindes Chaos und
physikalische Zwangs- bzw. Zufälligkeit, sondern „Logos“.
Samstag, 30. November 2013
Adventlich: Hunger und Desinfektion
Manchmal gerät die
Lektüre passend zur Zeit. Ich lese momentan Walter Kempowskis
Erinnerungen an seine Zeit im Bautzener Gefängnis, wo er von
1948-1956 wegen „Spionage“ sitzen musste. 1969 erschien „Im
Block. Ein Haftbericht“ als Erstlingswerk. Grandios im Sprachduktus
mit der für ihn typischen Verknappung, bisweilen lakonisch, manchmal
absurd, oft erschütternd.
Die geschilderten
Erlebnisse und Begegnungen lassen sich gut in der beginnenden
Adventszeit spiegeln.
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