Samstag, 20. Januar 2018

Über "life changing moments", Fremdbestimmung und die Verwandlung meiner Talente

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Es gibt Momente im Leben, die einen Menschen so prägen, dass danach alles anders ist. Lebensverändernde Momente.
Das ist zum Beispiel der Beginn der Schulzeit oder wenn ein Berufswechsel ansteht, oder eine Liebe auf den ersten Blick.
Den ersten Jüngern Jesu passiert im heutigen Evangelium (Mk 1,14-20) genau so etwas. Jesus spaziert am Strand des Sees Genezareth entlang, sieht Simon und Andreas – und sagt: Kommt und folgt mir!
Und sie – zack! – lassen ihre Netze liegen und gehen hinter ihm her. Ein "life changing moment".
Sie lassen ihr altes Leben hinter sich und beginnen noch einmal ganz neu.

Ich bezweifle ja, dass die meisten heutigen Christen solche "life changing moments", solche alles umstürzenden religiösen Erlebnisse, hatten.

Donnerstag, 18. Januar 2018

Wenn Gott "durch den andersgläubigen Bruder in Christo" spricht. Max Josef Metzger schreibt an Papst Pius XII.

Aus Anlass der "Gebetswoche für die Einheit der Christen", die vom 18. bis 25. Januar weltweit stattfindet, hier ein Beitrag zu einem der ersten großen katholischen Vorkämpfer der Ökumene.

Im Gefängnis schreibt der Friedensaktivist und katholische Priester Max Josef Metzger im Advent 1939 an Papst Pius XII.
Schon das zweite Mal war er wegen seiner Opposition zum Nationalsozialismus und seines pazifistischen Engagements inhaftiert, aber der Grund seines Schreibens nach Rom war nicht seine Haft.

Dienstag, 9. Januar 2018

Aus den Psalmen eines Heiden. Zu Uwe Kolbes Gedichtband "Psalmen"

Wenn ein Mensch, der sich explizit nicht zu Gott bekennt, Gedichte, oder vielmehr "Psalmen", an eben diesen Gott adressiert, dann verspricht das eine spannende Lektüre zu werden.
Und das ist es wirklich!
Ich gebe zu, vorher noch nichts von Uwe Kolbe gelesen zu haben, aber schon die wenigen Texte, die ich jetzt in diesem kleinen Büchlein intensiver angeschaut habe, rühren mich sehr an. Sie verströmen einen Hauch von biblischem Ernst, deuten immer wieder die alttestamentliche Bildsprache an und sprechen zugleich ganz individuell aus dem Herzen des Dichters.

Samstag, 6. Januar 2018

Warum meine Kinder nicht getauft sind. Ein Beitrag zum Fest der Taufe des Herrn

Es war das kirchenpolitische Aufregerthema der letzten Tage: In Berlin werden die Christen immer weniger. Nur noch 25% der Berliner gehören einer der beiden großen Kirchen an.
Ich gebe zu - auch ich bin mit schuld daran.
Denn auch meine Kinder sind nicht getauft.

Dazu ein paar Worte:
Ja, es hat auch damit zu tun, dass meine Frau nicht katholisch ist. Wahrscheinlich wären die Kinder einfach getauft worden, wenn es anders wäre.
Doch würde meine Frau selber es jetzt vorschlagen, wäre ich wahrscheinlich dagegen.
Denn es gibt eine Reihe theologischer Gründe gegen die Kindertaufe, die ich, je mehr ich mich mit ihnen beschäftige, immer überzeugender finde.

Freitag, 5. Januar 2018

Sie knien vor dem Kleinsten. Erscheinung des Herrn

Das Knien fasziniert mich schon längere Zeit, wie auch auf diesem Blog schon zu lesen war.
Am heutigen Fest der Erscheinung des Herrn hören wir, wie die weisen Männer vor dem Kinde knien. Nach ihrem weiten Weg aus dem Osten und mit dem Umweg über den Königspalast in Jerusalem waren sie in Bethlehem angekommen. Sie hatten einen König erwartet - und ein Kind armer Leute gefunden.

Samstag, 30. Dezember 2017

Muss ich als Katholik die Jahreslosung kennen?

Nein.

Aber hier ist trotzdem die Losung für 2018: „Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.“ (Off 21,6 - Luther 2017)

Lebensquell? Neukölln, Berlin, 2017

Dienstag, 26. Dezember 2017

Gott unter widrigen Umständen entdecken. Stephanus und Weihnachten

Im Stress der Feiertage zwischen Küche, Kirche und Gabentisch? Beim Suchen, Einpacken und Auspacken der Geschenke? Auf den überfüllten, dauerbimmelnden Weihnachtsmärkten? Mit Kleinkind in der Kirche?

Wo in den Tagen vor und nach Weihnachten wäre Gott denn gut zu entdecken?
Mir fällt es bei oben genannten Gelegenheiten eher schwer, Gott zu entdecken. Ich würde mich am liebsten irgendwo allein mit einem Buch, und sei es die Bibel oder das Gotteslob, zurückziehen und in die Stille gehen. Oder wenigstens in Ruhe in die Kirche. Zur Krippe.

Sonntag, 24. Dezember 2017

Weihnachten ist eine Heilungsgeschichte. Predigt im Gefängniskrankenhaus.

Engel vor der Tür.
Stella Maris, Binz (Rügen), 2016.
Weihnachten ist eine Geschichte von Heilung.
Gott will uns heilen. Es ist sein Weihnachtsgeschenk an uns, dass wir geheilt werden.
Und es ist zugleich der einzige und wahre Grund der Menschwerdung: dass wir geheilt werden.

Allerdings nicht in körperlicher oder psychologischer Hinsicht.
So wichtig das körperliche und psychische Heilwerden ist, Gottes Heilung geht tiefer, sie umfasst den ganzen Menschen.
Denn Gott heilt die Wunden des Menschseins – indem er selbst Mensch wird. Dazu gleich noch mehr.

Und Heilung ist Arbeit – aber nicht wir müssen diese Arbeit erledigen. Vielmehr ist es hier ähnlich wie in der Medizin – manche Krankheiten können die Selbstheilungskräfte des Körpers nicht allein besiegen – dann braucht es Hilfe von außen.
Genau das tut Gott in seiner Menschwerdung, er tritt dort an die Stelle der fehlenden Kräfte, wo es eine Heilung braucht.
Wir kennen das beispielsweise von der Dialyse, wenn die Niere nicht mehr entgiften kann und eine Maschine dafür einspringen muss.

Was macht nun diese Heilung aus? Ich nenne drei Aspekte.

KinderStück 24 – Gott im Kind verstehen

Der Jesuit Alfred Delp wurde im Rahmen der Verhaftungen nach Stauffenbergs gescheiterten Attentat auf Hitler verhaftet und über längere Zeit in der Haftanstalt Berlin-Tegel inhaftiert.
Vor seiner Hinrichtung am 02. Februar 1945 in Berlin-Plötzensee konnte er den Kontakt mit Mitbrüdern, Unterstützern, Freunden durch seine vom Tegeler Gefängnispfarrer Harald Poelchau geschmuggelten "Kassiber" halten.
Am 22. Dezember 1944 schreibt er:

Samstag, 23. Dezember 2017

KinderStück 23 – Gottes Wickelkinder nähren

Charles Péguy ist einer jener französischen Katholiken, deren vorkonziliaren Katholizismus man heute zwar eher distanziert wahrnimmt, den ich aber immer wieder lesenswert finde. Die literarische Herangehensweise seines Großpoems "Das Tor zum Geheimnis der Hoffnung" ist vergleichsweise erfrischend, der direkt angesprochene Leser wird beständig ermuntert und aufgefordert, selbst aktiv zu werden:

Freitag, 22. Dezember 2017

KinderStück 22 – "Mister Gott liebt dich innen drin"

Ein irischer Mathematiker findet ein Kind auf der Straße und schreibt ein Buch darüber – "Hallo Mister Gott, hier spricht Anna" (unrsprünglich von 1974) ist eine Hommage an das kindliche Staunen und eigenwillige Schlussfolgern. Die alltäglichen Erlebnisse von Fynn (Pseudonym des Autors) und Anna sind legendär geworden.
In einer Episode geht es um die Relationen zwischen unendlich unterschiedlichen Größen. Beim Blick durch das Mikroskop hat Anna Mikroorganismen entdeckt:

Donnerstag, 21. Dezember 2017

KinderStück 21 – Nähe suchen, Ferne suchen

Walter Benjamins berühmte Skizzen über eine bürgerliche "Kindheit in Berlin" sind prägnant eingefangene Beobachtungen und Reflexionen. Das Büchlein umfasst 37 Kurztexte, darunter auch die anderthalbseitige Miniatur "Das Karussel".
Erlebnisbeobachtung, Gefühlsbeschreibung und Bildhaftigkeit verschränken sich hier:

Mittwoch, 20. Dezember 2017

KinderStück 20 – Ich kann so klein sein, wie ich bin

In der empfehlenswerten Reihe der "Ignatianischen Impulse" hat der ehemalige Provinzial der Deutschen Provinz der Jesuiten, Stefan Kiechle, vor einigen Jahren ein schönes Büchlein mit dem Titel "Spielend leben" geschrieben. Darin reflektiert er (ähnlich und manchmal in Anlehnung an Hugo Rahner) auch das Kindsein:

Dienstag, 19. Dezember 2017

KinderStück 19 – Nicht alleinlassen!

Peter Høegs Roman "Der Plan von der Abschaffung des Dunkels" handelt von traumatisierender Erziehung in staatlichen Bildungseinrichtungen. Unter dem Anspruch, niemanden zurückzulassen, werden auch stark verhaltensauffällige Kinder durch eine Schule gebracht, deren System für sie nicht gemacht ist und ihnen darum zum Alptraum wird.
In den späteren Reflexionen eines der Kinder fällt der paradigmatische Satz: