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Mittwoch, 21. Oktober 2015

Alle Macht der Welt - Ein Gedanke aus "Judas" von Amos Oz

Im Roman "Judas" von Amos Oz steht ein bemerkenswerter Gedanke, der in unterschiedlichen Fassungen an diversen Orten in der Literatur, der Philosophie oder in religiösen Werken auftaucht - die Frage nach der Macht und ihren Grenzen. Im vorliegenden Roman taucht sie auf im Kontext der politischen Probleme des Nahen Ostens, die immer noch höchste Relevanz besitzen, wie nämlich der Staat Israel und seine Nachbarn koexistieren könnten.

Samstag, 19. September 2015

Nicht mein Vorwärtskommen, sondern Gottes Ankommen bei mir

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Jesus spricht im Evangelium des Sonntags (Mk 9,30-37) zunächst von Leid und Tod und Rettung. Dass "der Menschensohn" an die "Menschen" ausgeliefert wird, ist aber für die Jünger zu weit weg, sie sind emotional nicht angesprochen von dieser Aussage.
Denn sie hatten bei diesen Worten im Hinterkopf sicher die Vorstellung der endzeitlichen Gestalt eines "Menschensohnes" aus dem Himmel, der eine "ewige, unvergängliche Herrschaft" (Dan 7,14) antritt. Diese Verknüpfung wird nun durch die Worte Jesu auf den Kopf gestellt, wenn gerade jener von Gott kommende Herrscher in Menschengestalt nun an Menschen ausgeliefert werden soll.
Augenscheinlich können sie weder "Leid" und "Menschensohn" noch den "Menschensohn" und sich selbst in eine sinnvolle Beziehung zueinander bringen. Dabei hatte sie Jesus extra mitgenommen, um ihnen gerade diese wichtige Sache zu sagen.

Montag, 24. August 2015

JosephsReligion 4 – Hiobtrauer und Allmachtsphantasie

Eine großartige Idee Thomas Manns in seiner Josephssaga war es, den um seinen totgeglaubten Sohn Joseph trauernden Jakob (vgl. Gen 37,33-35) als Hiobsgestalt darzustellen (mehr zu Jakob hier).
Bis in einzelne Formulierungen hinein orientert sich der Autor an der mit Gott hadernden biblischen Klagegestalt des Hiob – während der biblische Text über Jakobs Trauer dürre zwei Verse umfasst.
Es zeigen sich da einerseits die biblischen Kenntnisse des Autors als auch seine Lust am Hinüberziehen dessen, was ihm aus der alttestamentlichen Tradition als für seine Dramaturgie verwendbar erscheint. Und Hinüberziehen kann er mit großem Geschick.

Dienstag, 30. Juni 2015

mürbe werden

Müde bin ich.
Das Kind den ganzen Tag schon so unruhig. Etwas Sammlung täte gut. Aber überall drängt Unruhe sich vor. Innen und außen Druck und Geschrei und Leerlauf. Neuköllner Vorherrschaft einer aggressiven, sich selbst ungewissen Menschheit. Die eigene Aggression im Straßenverkehr bemerken. Arbeitet sich das in mich hinein?
Und überall Baustellen!

Mittwoch, 24. Juni 2015

Wer kommt nach uns? - Johannes der Täufer, Hilde Domin und die Umweltethik

Das Geburtstagskind des Tages, Johannes der Täufer, hat sein Leben als Vorläufer Jesu gelebt.
In diesem Vorläufer-Sinne kann er ein gutes Vorbild sein, um Bescheidenheit zu lernen. Denn Johannes wusste sich als Glied einer Kette, in der er eine wichtige, aber letztlich nur vorletzte, hinweisende Funktion hatte: er stand in der Tradition der zornigen alttestamentlichen Propheten – und zugleich war er ganz ausgerichtet auf den, der nach ihm kommen sollte.

Dienstag, 28. April 2015

Das Kind als Sakrament – Geheimnis, Zeichen, Werkzeug, Heil

Ein Kind ist mehr als es selbst. Wie jeder Mensch lässt es etwas ahnen von der Größe des Schöpfers und der Schönheit seiner Welt. Und am Kind treten für Gläubige (und bisweilen auch für Ungläubige) beide, wundersame Schöpfergröße und überwältigende Weltschönheit, besonders leuchtend hervor.

Donnerstag, 9. April 2015

Die Wunden zeigen - "Das verschwundene Museum" im Bode-Museum

Zerstörtes Gesicht. Bode-Museum, Berlin, 2015.
Krieg tangiert immer auch die Kunst. Die Zerstörungen von jahrtausendealten Kulturgütern durch die IS-Terroristen im Nahen Osten zeigen dies ebenso wie die Streitigkeiten um mögliche Restituierungen bei der Sammlung Gurlitt und in staatlichen Sammlungen. Im letzten Jahr zogen zudem die "Monuments Men" von George Clooney durch die Kinos und versuchten, Kunstwerke vor dem Krieg und den Nazis zu retten.
Im Berliner Bode-Museum wird seit einigen Tagen in einer beeindruckenden Ausstellung gezeigt, welche Verluste der von deutschem Boden ausgehende Krieg den Berliner Skulpturen- und Gemäldesammlungen zugefügt hat.

Dienstag, 3. März 2015

"Der Herr zeige es euch" – Über die Gewissensprüfung

Am letzten Sonntag waren die Erstkommunionkinder in Vorbereitung auf ihr großes Fest aufgefordert, sich im Gottesdienst die Dialoge zwischen dem Liturgen und den Gläubigen zu notieren. Manche machten das sehr pflichtbewusst, andere eher lässig. Als ich einen Blick auf einen der Zettel warf, las ich "Der Herr zeige es euch" und musste grinsen. Da war wohl etwas durcheinander geraten, denn das hatte der Priester sicher nicht gesagt.

Samstag, 21. Februar 2015

"Gott gottungleich" bei Jan Twardowski - Über Distanzlosigkeit

Die beginnende Fasten- oder Passionszeit stellt Jesu leidende Menschlichkeit in den Mittelpunkt des liturgischen Gedenkens. Als ganz auf der Seite der Menschen Stehender nimmt er jede Distanz zwischen Gott und seinen Geschöpfen fort.
Aber kommt Gott so auch heute noch an? Macht die Distanzlosigkeit Gottes ihn in Jesus nicht verletzbar, zum Beispiel durch religiöse Satire und ihre ganz anders geartete Distanzlosigkeit?

Sonntag, 25. Januar 2015

Ausrottung und Würde – Gedanken zum Holocaust und seinen Opfern

Die Zeitungen sind voll von diesem Thema, jetzt, da sich der Tag der Befreiung von Auschwitz zum siebzigsten Mal jährt und nur wenige Zeitzeugen noch leben. In mir kommen eine Menge Gedanken wieder, vor allem wenn ich auf mein Jahr Freiwilligendienst mit ehemaligen Häftlingen in der Westukraine vor 13 Jahren zurück schaue – und darauf, wie ich seitdem von diesen Erfahrungen geprägt bin.

Dienstag, 30. Dezember 2014

Weihnachten beginnt das Christsein neu

An Weihnachten geht der Blick auf den Anfang, besser gesagt auf den Neueinsatz der Geschichte Gottes mit seinem Volk.
Wer sich die seither stattgehabte Geschichte des Christentums anschaut, kann, wie Karlheinz Deschner eine Kriminalgeschichte darin erkennen. Auch eine "von oben" bestätigte Heilsgeschichtsschreibung ist, je nach Argumentationsgang, möglich. Möglicherweise beides.

Mittwoch, 24. Dezember 2014

Weihnachten: Gott-Vater-Sohn umarmt die Welt

Zu Weihnachten tritt der welterschaffende Gott endgültig hinter den Kulissen der Schöpfung hervor. Doch nicht als oberster Dramaturg erscheint er, sondern als Kind. Gott wird nicht nur ein Mensch, er wird ein kleiner Mensch, ein Kind, auf das wir herunterschauen.

Samstag, 20. Dezember 2014

Vierter Advent - Engelskuss statt Pegida

Kurz vor Weihnachten bietet das Evangelium vom heutigen Vierten Advent (Lk 1,26-38) einen Rückblick, wie all das begann, was in den nächsten Tagen gefeiert wird. Der Gruß des Engels an Maria zeigt Gottes Vertrauen in die Aufnahmebereitschaft der Menschen, verkörpert in der jungen Frau aus Nazareth.

Sonntag, 14. Dezember 2014

Freu Dich, Du bist nicht der Messias

Leuchten am Grimm-Zentrum. Berlin-Mitte, 2014.
Freu dich, Du bist nicht der Messias.
Freu Dich, Du musst die Welt nicht retten.
Freu Dich, Du brauchst nur Dein Kreuz zu tragen.

Sonntag, 16. November 2014

Talent und Furcht - Kafkas Brief an den Vater

Du hast mich letzthin einmal gefragt, warum ich behaupte, ich hätte Furcht vor Dir.“ So beginnt Franz Kafka seinen "Brief an den Vater"1, der mir vorkommt wie ein Kommentar zum Talente-Gleichnis im heutigen Sonntagsevangelium (Mt 25,14-30). Der ganze Brief ist ein Antwortversuch auf die Frage des Vaters – oder eben, als würde der Knecht, der ein einziges Talent erhielt, erklären wollen, wie er ein solches Bild seines Herrn bekam, das er bekennen muss: “Herr, ich wusste, dass du ein strenger Mann bist [...] weil ich Angst hatte, habe ich dein Geld in der Erde versteckt.“ (24f)

Donnerstag, 13. November 2014

"Beeilen wir uns" - Ein Gedicht von Jan Twardowski

Es ist das bekannteste Gedicht von Jan Twardowski, und jetzt, da ich endlich eine zweisprachige Ausgabe1 seiner Gedichte im Hause habe, möchte ich ein paar Worte dazu schreiben.
"Śpieszmy się" heißt es im Original und mit der Selbstaufforderung, sich nur ja zu beeilen, deutet sich schon an, worum es dem polnischen Priesterdichter geht, hier wie auch sonst: um eine individuelle Haltung, die ein "magis", ein "mehr" sucht und dabei natürlich Allgemeinheit, Gesellschaft sucht.

Samstag, 8. November 2014

Selbstermächtigung, praktisch – Mauerfall und Sterbehilfe

Der Mauerfall war (jaja, neben vielem anderen) vor allem ein Ergebnis des kollektiven Wunsches, das eigene Leben selbst in die Hand zu nehmen und sich nicht länger fremdbestimmen zu lassen. Individueller Mut und gemeinsames Engagement führten zur Selbstermächtigung in einem System, das gerade dies nicht zulassen wollte und lange Zeit gewaltsam dagegen vorging.

Dienstag, 4. November 2014

Wo ist die Kirche? - Kurt Kardinal Koch über die Ökumene

Als Auftakt der Jubiläums-Ringvorlesung "Ökumene einer Streitkultur?" zum 10-jährigen Bestehen der katholischen Guardini-Professur an der evangelischen Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin sprach gestern der Kardinal und Präsident des Päpstlichen Einheitsrates Kurt Koch über den Stand und die Perspektiven der ökumenischen Beziehungen zwischen römisch-katholischer und lutherischer Kirche.

Samstag, 18. Oktober 2014

Umweht vom Heiligen – Biblisch-literarische Gedanken zum Neugeborenen

Auch wenn sich die Familiensynode des Weltepiskopats nur am Rande damit beschäftigt: Alle meine Gedanken und meine Aufmerksamkeit für kirchliche und politische Neuigkeiten sind dieser Tage durch das neue Erlebnis des Vaterseins geprägt, alles denkt sich von dort her und darauf hin. Da ist die Ruhe der ersten Tage des Willkommenheißens für mein Kind und die Zeit zum Kennenlernen ein großes Glück!

Donnerstag, 9. Oktober 2014

Jesus für Brave

Ich möchte mal überspitzt formulieren, worüber ich regelmäßig nachdenken muss und auch an dieser Stelle schon geschrieben habe: So wie die christliche Botschaft heute landläufig verstanden und oft auch angepriesen wird, kann sie nicht wirklich anziehend auf Menschen jenseits der konservativen, etablierten und traditionellen Milieus wirken.