Das in diesem Jahr neu aufgelegte Buch
„Hunger und Seide“ (Erstauflage 1995) versammelt diese
Texte, in denen sich auch verblüffend aktuelle Beobachtungen zur
Flüchtlingsfrage in Deutschland finden lassen. Zu diesem letzten
Themenkomplex einige Ausschnitte, die ebenso zu heutigen Flüchtlingen
aus Syrien, dem Irak, Zentralafrika oder dem Balkan passen und den
Finger in manche Wunde legen.
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Mittwoch, 19. August 2015
Erschrockenes Herz – Herta Müller über Flüchtlinge in „Hunger und Seide“
Herta Müller kam als Deutsche aus dem
rumänischen Banat 1987 in die BRD. Ihre Erfahrungen und Reflexionen
darüber, wie das Leben in Unterdrückung beengt, wie sich Ausländer
in Deutschland fühlen und wie Deutsche sich ihnen gegenüber
benehmen, hat sie, teils aus Perspektive der Beteiligten, teils aus
der der Beobachterin, Anfang der 1990er in Reden und Essays
vorgetragen.
Samstag, 18. Juli 2015
Gregor Gysi und die Interkommunion
Vielleicht sind meine Assoziationen zu
freizügig, aber nachdem ich bei der gestrigen Bundestagsdebatte zum
Hilfspaket für Griechenland den Linken-Fraktionsvorsitzenden Gregor
Gysi hörte, schoss mir die Ökumene und vor allem die
Eucharistiefrage quer.
Mittwoch, 24. Juni 2015
Wer kommt nach uns? - Johannes der Täufer, Hilde Domin und die Umweltethik
Das Geburtstagskind des Tages, Johannes
der Täufer, hat sein Leben als Vorläufer Jesu gelebt.
In diesem Vorläufer-Sinne kann er ein
gutes Vorbild sein, um Bescheidenheit zu lernen. Denn Johannes wusste
sich als Glied einer Kette, in der er eine wichtige, aber letztlich
nur vorletzte, hinweisende Funktion hatte: er stand in der Tradition
der zornigen alttestamentlichen Propheten – und zugleich war er
ganz ausgerichtet auf den, der nach ihm kommen sollte.
Sonntag, 7. Juni 2015
Lebendiger und toter Leib – Über die "Kreuzabnahme nach HBG" von Volker Stelzmann und die Kirche
Dieses Jahr hatte ich einen besonderen
Fronleichnamsdonnerstag. Während an vielen Orten Menschen in
Prozessionen hinter dem "lebendigen Leib des Herrn"
hergingen, war ich auf einer Beerdigung, bei der wir den toten Leib
eines Kindes unter die Erde begleiteten.
Im Nachhinein regen sich neben
Betroffenheit und Mitgefühl auch reflektierende Gedanken über
dieses Zusammentreffen in mir. Die Feier des lebendigen und die
Trauer um den toten Leib gehören in der Christentumsgeschichte
schließlich eng zusammen.
Samstag, 30. Mai 2015
Nachkriegswehen – Literarische Zeugnisse vom Weiterleben
Vor 70 Jahren endete der Zweite
Weltkrieg. Doch den jetzt nach und nach sterbenden Generationen der
Menschen, die ihn unmittelbar erlebten, steckt er noch in den
Knochen. Welche Veränderungen der Krieg in einem Leben bewirkt hat,
hängt wohl weitgehend vom psychischen Grundgerüst ab, mit dem die
verschiedenen Widerfahrnisse verarbeitet werden müssen.
Ich habe in den letzten Monaten mehr
oder weniger zufällig literarische Zeugnisse aus mehreren
unterschiedlich in den Krieg verstrickten Nationen gelesen, die das
nachträgliche Spuken in verschiedener Weise thematisieren. Einige
(nicht exemplarische!) möchte ich kurz vorstellen:
Donnerstag, 7. Mai 2015
Versehrt neu beginnen – Das Kriegsende vor 70 Jahren
Überall kann man man dieser Tage
Informationen, Meinungen und Reflexionen zum Kriegsende vor 70 Jahren
bekommen. Jegliche Gruppe von Beteiligten oder Betroffenen wird
bedacht, die deutsche und die internationale Perspektive mit allen
erdenklichen Folgen, die regionale Kultur und die Spuren in unseren
Städten, alles wird rege angeschaut und kommentiert.
Eigentlich ist alles von allen gesagt.
Und doch frage ich mich, über all die mediale
und politische Aktion hinaus: Warum fasziniert mich persönlich
dieses Ende des nationalsozialistischen Regimes mit seiner
Terrorherrschaft und die militärische Niederschlagung Deutschlands
mit der folgenden Teilung und dem Frieden so?
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Freitag, 24. April 2015
Erde und Dichte - Tod und Auferstehung in John Williams' "Stoner"
William Stoner stirbt in diesem Roman
viele Tode. Mobbing, Ehekrach, Entfremdung vom Kind, eine zerstörte
Romanze und vieles mehr. Außerdem beginnt und endet alles mit dem
Tod des Protagonisten. Vom Tod her und auf ihn hin wird der ganze
Roman entwickelt. Aber dazwischen erscheinen auch einige (wenige)
Auferstehungserfahrungen.
Montag, 20. April 2015
Spiritualität der Nichtgleichgültigkeit – Gegen das Flüchtlingssterben
Wenn ich die Nachrichten höre, wird
mir schlecht. Ich kann nur schwer aushalten zu hören, wie viele
Menschen wieder und wieder im Wasser vor Europa umkommen und wie
abgebrüht und weichgekocht die Reaktionen der zuständigen Politiker
sind.
Die todbringende Devise heißt augenscheinlich: Schleuser bekämpfen anstatt Menschen zu retten.
Die todbringende Devise heißt augenscheinlich: Schleuser bekämpfen anstatt Menschen zu retten.
Samstag, 7. März 2015
Tempelreinigung am Weltfrauentag
Mit dieser
Zusammenstellung ist eigentlich alles gesagt.
Nicht gemeint
sind Putzen und Saubermachen.
Vielmehr geht es
um das Eintreten für Gottes Ehre (Joh 2,13-25).
Nicht Gewalt, sondern Liebe fordert diese Ehre von uns.
Nicht Krämertum,
sondern Versöhnung in Gottes Namen.
Dienstag, 3. März 2015
"Der Herr zeige es euch" – Über die Gewissensprüfung
Am letzten Sonntag waren die
Erstkommunionkinder in Vorbereitung auf ihr großes Fest
aufgefordert, sich im Gottesdienst die Dialoge zwischen dem Liturgen
und den Gläubigen zu notieren. Manche machten das sehr
pflichtbewusst, andere eher lässig. Als ich einen Blick auf einen
der Zettel warf, las ich "Der Herr zeige es euch" und
musste grinsen. Da war wohl etwas durcheinander geraten, denn das
hatte der Priester sicher nicht gesagt.
Donnerstag, 26. Februar 2015
Was ist normal? - Kulturkritik im Roman "Herr Jensen steigt aus" von Jakob Hein
Der
alleinstehende Herr Jensen steckt nach seiner Entlassung in einer
Lebenskrise. Zum einen hat er sein Studium nicht abgeschlossen, da er
sich nach und nach immer mehr auf seinen ursprünglich zur
Finanzierung des Studiums begonnenen Job als Postbote konzentrierte
und nun ohne Ausbildung oder Beruf da steht, zum anderen, weil ihm
nur wegen seiner langanhaltenden Tätigkeit gekündigt wird, und er
fest übernommen werden müsste, was sich die Firma nicht leisten
kann. Dergestalt vom Arbeitsmarkt ausgespuckt beginnt er, wie viele
Menschen mit seinem Schicksal, exzessiv fernzusehen. Nach und nach
durchsucht der pedantische und ordnungsliebende Einzelgänger das
Fernsehprogramm nach einem versteckten Sinn, zeichnet auf,
vergleicht, notiert, führt Listen. Plötzlich kommt ihm die
Erkenntnis:
Mittwoch, 11. Februar 2015
Kühlschränke sehen, Zukunft denken
Eine Gesellschaft, die mit der Institution Kühlschrank sowie den
Werten und Prinzipien dieser weißen Riesen zunehmend weniger
anzufangen weiß, benötigt vor allem zwei Dinge: Einmal eine Antwort
darauf, wie die Sehnsucht nach Kühle und (neudeutsch) Coolness in
der postinstitutionellen Ära befriedigt werden kann. Und zum anderen
intelligente Umnutzungskonzepte für die nun nicht mehr gebrauchten
alten Modelle mit ihrer spezifischen Aura und den darin liegenden
Möglichkeiten.
Zur ersten Frage einige grundsätzliche Thesen, zur zweiten eine repräsentative Bilderreihe aus der Region.
Zur ersten Frage einige grundsätzliche Thesen, zur zweiten eine repräsentative Bilderreihe aus der Region.
Samstag, 31. Januar 2015
"Wovon sollen wir träumen?" - Frida Gold und die Dämonen
Wenn es um Religiöses in der
zeitgenössischen Popmusik geht, ist man gut beraten, genau
hinzuschauen. Denn nicht überall will es sich so leicht zu erkennen
geben wie bei Herbert Grönemeyers kritischem "Stück vom
Himmel" oder im neulich hier betrachteten "OMG!" von
Marteria.
Gerade in Frida Golds Hit "Wovon sollen wir träumen" werden am laufenden Band religiöse
Themen angestoßen und existenzielle Fragen aufgerissen, die in ihrer
Aktualität doch religiöse Erfahrungen schon der ältesten Zeiten
reflektieren – auch wenn sie sich zunächst hinter der klagenden
Beschreibung der typischen Lebensweise vieler junger Leute in Berlin
und anderswo verbergen.
Dienstag, 27. Januar 2015
Jakob Wassermann - Es ist vergeblich
Bundespräsident Gauck hat ihn heute in
seiner Rede während der Gedenkstunde des Bundestages für die Opfer
des Nationalsozialismus erwähnt – Jakob Wassermann, den großen
Erzähler, den meisten nur durch den Caspar Hauser bekannt.
Beim Zitat des Bundespräsidenten
fielen mir die folgenden Zeilen aus dem autobiographischen Buch
Wassermanns "Mein Weg als Deutscher und Jude" ein, das ich
vor einigen Jahren mit großem Interesse gelesen habe – und das mit
einem gewaltigen Klage-Monolog schließt.
Die Resignation und Enttäuschung des
deutschen Juden muss beim Abfassen 1921 schon gewaltig gewesen sein.
Sonntag, 25. Januar 2015
Ausrottung und Würde – Gedanken zum Holocaust und seinen Opfern
Die Zeitungen sind voll von diesem
Thema, jetzt, da sich der Tag der Befreiung von Auschwitz zum
siebzigsten Mal jährt und nur wenige Zeitzeugen noch leben. In mir
kommen eine Menge Gedanken wieder, vor allem wenn ich auf mein Jahr
Freiwilligendienst mit ehemaligen Häftlingen in der Westukraine vor
13 Jahren zurück schaue – und darauf, wie ich seitdem von diesen
Erfahrungen geprägt bin.
Montag, 12. Januar 2015
Sonnenfinsternis oder Universalismus? Was der Gewalt folgt
Der erste Schock nach den
grausigen Taten der islamistischen Terroristen in Frankreich ist
gerade vorbei. Sicherheitsmaßnahmen und öffentliche Trauer
bestimmen das mediale Bild. Zugleich versuchen der Front National und
die deutschen Pegidisten, die Angst auf ihre islamophoben Mühlen zu
leiten, während andere dem interreligiösen Dialog und sozialer
Einhegung das Wort reden.
Doch was folgt aus diesem
Exzess der Gewalt, wenn man von politischen Reden, polizeilichen
Vorsichtsmaßnahmen und religionsdialogischen Absichten absieht?
Einige unspezifische Gedanken.
Dienstag, 6. Januar 2015
Ausrasten vor Freude – Ein Übersetzungsreigen zu Matthäus 2,10
Es ist, wie es immer war: Aus dem
Morgenland kommen Leute, die den Eingesessenen Angst machen. Der sich
andeutende Statusverlust gebiert Panik (vgl. Mt 2,3f.16).
Montag, 22. Dezember 2014
Weihnachtsgraffiti-Contest
Alle Jahre wieder kann man allerorten
auf das Hohe Fest einstimmende Texte finden,
manchmal in Form von Forderungen, manchmal als Statement oder
lyrische Kurzmeditation, gelegentlich als paradox formulierter Koan.
Samstag, 20. Dezember 2014
Vierter Advent - Engelskuss statt Pegida
Kurz vor Weihnachten bietet das
Evangelium vom heutigen Vierten Advent (Lk 1,26-38) einen Rückblick,
wie all das begann, was in den nächsten Tagen gefeiert wird. Der
Gruß des Engels
an Maria zeigt Gottes Vertrauen in die Aufnahmebereitschaft der
Menschen, verkörpert in der jungen Frau aus Nazareth.
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Sonntag, 30. November 2014
Adventskalender als Wächter
Einerseits...
Der Einstieg in die in die
Vorbereitungszeit auf Weihnachten kann zur Kritik an allem Möglichen
dienen. Auch ich bin skeptisch angesichts voradventlicher
Weihnachtsmärkte, Weihnachtsfeiern und Weihnachtssüßigkeiten.
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