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Montag, 11. Mai 2015

JosephsReligion 2 – Isaaks Tod und Jesu Tod

Wie vor ein paar Wochen schon angekündigt, folgt hier nun ein weiteres literarisch-theologisches Gedankenstück zu Thomas Manns Josephs-Roman. Abrahams Monotheismus aus der Sicht des Autors hatte ich damals in den Blick genommen – darum wird es hier folgerichtig um Isaak gehen.

Montag, 4. Mai 2015

Dem Grenzenlosen preisgegeben - Glaube, Wissenschaft und Wahnsinn in Remarques "Der schwarze Obelisk"

Es gibt Momente, in denen Menschen eine Art neuer Offenbarung der Realität haben. Die Dinge und Menschen um sie herum bekommen eine neue Qualität und erscheinen in anderem Licht. Das Vorzeichen der Welterfahrung ändert sich, vielleicht nur für Augenblicke, vielleicht so lebensprägend, dass einer für sein Leben gezeichnet ist.

Ich habe solche Momente in den letzten Wochen hier in meinen Gedanken zum Film "Superwelt" und zum Roman "Stoner" beschrieben. Möglicherweise liegen solche Momente auch den biblischen Erzählungen der Begegnungen mit dem Auferstandenen bei den Emmausjüngern oder beim skeptischen Thomas zugrunde. Ich persönlich erlebe das manchmal in den atemberaubenden Augenblicken, wenn mir klar wird, was für ein Wunder dieses Kind ist, dessen Vater ich jetzt seit einem halben Jahr bin.

Freitag, 24. April 2015

Erde und Dichte - Tod und Auferstehung in John Williams' "Stoner"

William Stoner stirbt in diesem Roman viele Tode. Mobbing, Ehekrach, Entfremdung vom Kind, eine zerstörte Romanze und vieles mehr. Außerdem beginnt und endet alles mit dem Tod des Protagonisten. Vom Tod her und auf ihn hin wird der ganze Roman entwickelt. Aber dazwischen erscheinen auch einige (wenige) Auferstehungserfahrungen.

Dienstag, 14. April 2015

JosephsReligion – Der Monotheismus Abrahams bei Thomas Mann

Das Romanepos "Joseph und seine Brüder" von Thomas Mann sei hier unbedingt empfohlen. Neben der titelgebenden Konstellation geht es darin unter anderem auch um die Vorfahren Josephs und um die Entwicklung des Ein-Gott-Glaubens dieser frühen Gläubigen und Vorfahren der Juden und Christen.

Thomas Mann theologisiert bekanntermaßen auf hohem literarischen Niveau, das er sich durch jahrelange Beschäftigung mit den altorientalischen und ägyptischen Religionszeugnissen und Gedankengängen erarbeitet hatte. Die Konflikte Jakobs mit seinem polytheistisch praktizierenden Schwiegervater Laban stellt er dabei ebenso heraus wie Fragen nach Orakeln und Opfern, Gründe für Eingottverehrung und Eingottglaube und Bezüge zu christlichen Deutungsmustern.

Sonntag, 5. April 2015

Ostersonntag: Erhebet die Herzen - Der Herr ist auferstanden!

Halleluja!
Der Herr ist mit uns, er ist lebendig und erhebt unsere Herzen zu ihm.
Bei ihm sind unsere Herzen und so singen wir voller Dank und freuen uns in ihm, wie es der Gegenwart des lebendigen Gottes unter uns würdig und angemessen ist.
Was in der Eucharistiefeier als liturgischer Dialog das Hochgebet einleitet, verbirgt manchmal etwas die jubelnde Fülle der christlichen Freude angesichts der Auferstehung, die da gefeiert wird. Das neue Leben wirkt ja schon in uns, es gestaltet uns um, wir feiern es und bekommen immer wieder Anteil an diesem Leben Christi in der Teilnahme am eucharistischen Mahl.

Freitag, 3. April 2015

Kafreitag: Nacht auf Erden - Charles Péguy zum Tod Jesu

In seinem großen Hymnus "Das Tor zum Geheimnis der Hoffnung" schließt Charles Péguy mit einem Lied Gottes an die Nacht. In der biblischen Tradition hat die Nacht vielfältige Bedeutungen: die Nacht des Auszugs aus Ägypten, die Nacht der Geburt Jesu, die Nacht des Verrats, die Nacht der Auferstehung. In Péguys kraftvoller Sprache und in der Frömmigkeit des beginnenden 20. Jahrhunderts lässt Gott sich von der Nacht erinnern an seine Schöpfung und an seinen Sohn:

Dienstag, 17. März 2015

"Ich bin nichts" – Über "Die Gasse der dunklen Läden" von Patrick Modiano

"Ich bin nichts. Nichts als eine blasse Silhouette, an diesem Abend, auf der Terasse eines Cafés. Ich wartete darauf, daß der Regen aufhörte, ein Schauer, der in dem Moment eingesetzt hatte, als Hutte sich von mir verabschiedete."1
So beginnt "Die Gasse der dunklen Läden" von Patrick Modiano. Zugegeben, ich hatte vor der Verleihung des Literatur-Nobelpreises noch nie etwas von ihm gehört oder gelesen. Aber nun habe ich probiert – und wurde nicht enttäuscht. So greife ich ein paar Gedanken heraus, die ich bei der Lektüre interessant fand.

Donnerstag, 26. Februar 2015

Was ist normal? - Kulturkritik im Roman "Herr Jensen steigt aus" von Jakob Hein

Der alleinstehende Herr Jensen steckt nach seiner Entlassung in einer Lebenskrise. Zum einen hat er sein Studium nicht abgeschlossen, da er sich nach und nach immer mehr auf seinen ursprünglich zur Finanzierung des Studiums begonnenen Job als Postbote konzentrierte und nun ohne Ausbildung oder Beruf da steht, zum anderen, weil ihm nur wegen seiner langanhaltenden Tätigkeit gekündigt wird, und er fest übernommen werden müsste, was sich die Firma nicht leisten kann. Dergestalt vom Arbeitsmarkt ausgespuckt beginnt er, wie viele Menschen mit seinem Schicksal, exzessiv fernzusehen. Nach und nach durchsucht der pedantische und ordnungsliebende Einzelgänger das Fernsehprogramm nach einem versteckten Sinn, zeichnet auf, vergleicht, notiert, führt Listen. Plötzlich kommt ihm die Erkenntnis:

Sonntag, 25. Januar 2015

Ausrottung und Würde – Gedanken zum Holocaust und seinen Opfern

Die Zeitungen sind voll von diesem Thema, jetzt, da sich der Tag der Befreiung von Auschwitz zum siebzigsten Mal jährt und nur wenige Zeitzeugen noch leben. In mir kommen eine Menge Gedanken wieder, vor allem wenn ich auf mein Jahr Freiwilligendienst mit ehemaligen Häftlingen in der Westukraine vor 13 Jahren zurück schaue – und darauf, wie ich seitdem von diesen Erfahrungen geprägt bin.

Samstag, 20. Dezember 2014

Vierter Advent - Engelskuss statt Pegida

Kurz vor Weihnachten bietet das Evangelium vom heutigen Vierten Advent (Lk 1,26-38) einen Rückblick, wie all das begann, was in den nächsten Tagen gefeiert wird. Der Gruß des Engels an Maria zeigt Gottes Vertrauen in die Aufnahmebereitschaft der Menschen, verkörpert in der jungen Frau aus Nazareth.

Donnerstag, 27. November 2014

Der Welle Tod – Gedanken über "Schweigeminute" von Siegfried Lenz

Jetzt, kurz nach dem Tod von Siegfried Lenz, habe ich eine seiner letzten Novellen gelesen, die Liebesgeschichte "Schweigeminute".1 Darin erzählt Lenz die Beziehung des Schülers Christian zu seiner Lehrerin Stella in einem Ostseehafenstädtchen, aufgebaut als Rückblick Christians während der Gedenkstunde anlässlich ihres Unfalltodes.
Es ist eine anrührende und traurige Geschichte, und trotz der recht arglos geschilderten Verstrickungen von Bewertungsmacht der deutlich älteren Lehrerin bei scheinbar leicht sich entspinnender Liebe, ein Faktum, das durch die Aufdeckungen der vergangenen Jahre noch einmal in anderem Licht erscheint, trotz dieser Fragwürdigkeit also war ich ergriffen von der und tiefen inneren Bewegtheit Christians.

Sonntag, 16. November 2014

Talent und Furcht - Kafkas Brief an den Vater

Du hast mich letzthin einmal gefragt, warum ich behaupte, ich hätte Furcht vor Dir.“ So beginnt Franz Kafka seinen "Brief an den Vater"1, der mir vorkommt wie ein Kommentar zum Talente-Gleichnis im heutigen Sonntagsevangelium (Mt 25,14-30). Der ganze Brief ist ein Antwortversuch auf die Frage des Vaters – oder eben, als würde der Knecht, der ein einziges Talent erhielt, erklären wollen, wie er ein solches Bild seines Herrn bekam, das er bekennen muss: “Herr, ich wusste, dass du ein strenger Mann bist [...] weil ich Angst hatte, habe ich dein Geld in der Erde versteckt.“ (24f)

Samstag, 18. Oktober 2014

Umweht vom Heiligen – Biblisch-literarische Gedanken zum Neugeborenen

Auch wenn sich die Familiensynode des Weltepiskopats nur am Rande damit beschäftigt: Alle meine Gedanken und meine Aufmerksamkeit für kirchliche und politische Neuigkeiten sind dieser Tage durch das neue Erlebnis des Vaterseins geprägt, alles denkt sich von dort her und darauf hin. Da ist die Ruhe der ersten Tage des Willkommenheißens für mein Kind und die Zeit zum Kennenlernen ein großes Glück!

Mittwoch, 1. Oktober 2014

Therese von Lisieux - Im Regen geschrieben

Eines der ersten Gedichte von Hilde Domin, die mich gefesselt haben, ist "Im Regen geschrieben"1 Es geht um die Gewissheit, dass das Gute auch in Finsternissen ausstrahlt.

Dienstag, 30. September 2014

Die Welt von außen – Über "Bilder deiner großen Liebe"

Das Nachwort sagt, "am Ende sollte ein zusammenhängender Text dastehen, der vorhandene Lücken aber nicht verbirgt."1 Das ist gelungen.
Und nicht nur das: ein geniales Buch ist aus dem Zusammenstellen der hinterlassenen Romanfragmente von Wolfgang Herrndorf entstanden. Da sind hinreißende Passagen von Begegnungen am Straßenrand, aber auch abseitige Erfahrungen mit Mensch und Natur, und immer wieder Einblicke in eine extreme Innenwelt, die eine Interpretation nicht leicht machen. Aus all dem ergibt sich eine bisweilen lyrische, bisweilen kritisch-ironische Perspektive auf die Welt, in der wir uns bewegen.

Freitag, 26. September 2014

Pesthelden und Himmelsrapper. Über die Trennung von der Kirche und die Sehnsucht nach dem Himmel.

Die Bischöfe haben nach Beendigung ihrer Herbstvollversammlung in Fulda wie üblich eine Pressekonferenz gegeben. Dabei ging es neben vielem anderen auch um die stark diskutierten Kirchenaustrittszahlen, die ja oft in Verbindung gebracht werden (a) mit dem Beginn der Aufdeckung von Missbrauchsfällen durch katholische Seelsorger 2010, (b) dem Ärger über die Bauvorhaben des damaligen Limburger Bischofs Tebartz-van Elst 2013 oder (c) dem automatisierten Einzug der Kirchensteuer auf Kapitalerträge durch die Banken 2014.

Samstag, 20. September 2014

Was von Jehovas Zeugen zu lernen wäre

Vielleicht beruhte mein eleganter Hochmut ja nur auf einem Missverständnis. Vielleicht ist das Ganze ja bewusst und gewollt und der bisherige Eindruck einfach falsch: Vielleicht lässt sich von den Zeugen Jehovas in ungeahnter Weise Demut lernen.

Samstag, 16. August 2014

Umgang mit dem Licht

Das heutige Evangelium stellt die Kinder als Vorbilder in die Mitte (Mt 18,13-15).
Selbiges tut der Philosoph Heinrich Spaemann, den ich aus diesem Anlass zu Wort kommen lassen möchte:

Freitag, 8. August 2014

„ich bin ja hier“ - Ein neuer alter Satz von Saša Stanišić

ich bin ja hier“ – so lautet der letzte Satz in Saša Stanišić' Roman „Wie der Soldat das Grammofon repariert1, der anrührend-komischen Geschichte einer Kindheit im zerfallenden Jugoslawien und damit im beginnenden Krieg. Beim Lesen des Romans war ich zunächst in Sorge, ob der locker-flockige eigenwillige Beginn sich stilistisch so durchziehen würde. Im Verlauf bleibt auch ein starker Stilwille erkennbar, auch die lockere Sprache besteht weiter, aber sie fängt zunehmend sensibler die Kriegserfahrungen aus Kinderaugen ein.

Samstag, 28. Juni 2014

Apostelfest Petrus und Paulus - Erwartetes und Übererwartetes

Wenn Petrus und Paulus als "Apostelfürsten" bezeichnet werden, dann sind sie, wörtlich verstanden, die "ersten Gesandten" – und zwar nicht im chronologischen Sinn, sondern in ihrer Bedeutung.
Als "bedeutende" Gesandte sind zu etwas gesandt, so wie alle Christen, ja wie alle Menschen.