Sonntag, 16. Juli 2017

Augen zu und ruhig sein!

... und niemandem zuhören 
... und jeden Anspruch abweisen 
... und nichts lesen
... und die Hände frei haben 
... und keine Aufgabe schultern 
... und mich aufrichten
... und nicht gleich wieder aufstehen müssen 
... und mir keine klugen Gedanken machen 
... und kein Telefon dabei haben 
... und die Augen schließen 
... und nichts weiter

Sonntag, 9. Juli 2017

Unmündig werden leicht gemacht! Ein Gedanke zum Sonntagsevangelium

Man muss nichts können, um Christ zu sein.
Man braucht keine speziellen „soft skills“, kein Expertenwissen, keine bessere Lebensweise, keine intensive Gebetspraxis.
All diese Dinge mögen bisweilen helfen, ein Christ zu sein. Aber sie sind keine Voraussetzung für christliches Leben. 

Freitag, 7. Juli 2017

Ein Busch und ein Fisch – Zwei Tabernakelbetrachtungen

Gottes Gegenwart wird in Gotteshäusern katholischer Provenienz vornehmlich in der geweihten Hostie gesucht. Dieses kleine Stück Brot hat seinen regulären Aufbewahrungsort im Tabernakel. In Erinnerung an Gottes Anwesenheit bei seinem durch die Wüste wandernden Volk im Bundeszelt gilt für Christen nun dieses vergängliche "Zelt" (lat. tabernaculum) als Möglichkeit, dem Gott, der über alles hinaus ist, verlässlich zu begegnen.
In der Kunst- und Architekturgeschichte hat der Tabernakel verschiedenste Formen mit unterschiedlichen theologischen Akzentuierungen erhalten:
Von der hängenden Taube, in der die Heilige Gabe als Geschenk des göttlichen Geistes herabzuschweben scheint, über das Schmuckkästchen, das den größten Schatz der Christen bewahrt, bis zur Himmel und Erde, Boden und Gewölbe verbindenden Stele sind zahlreiche Ausformungen zu finden (vgl. auch die Gedanken zum Tabernakel in der Kirche St. Canisius in Berlin Charlottenburg).

An dieser Stelle möchte ich zwei Tabernakel aus meinem derzeitigen Umfeld vorstellen: den Tabernakel aus St. Clara in Berlin Neukölln und den aus dem Christian-Schreiber-Haus in Alt-Buchhorst.
Tabernakelgestalt und theologischer Hintergrund können sich dabei gegenseitig erhellen.

Samstag, 1. Juli 2017

Worum dreht sich mein Leben? Predigtgedanken zu Mt 10,37-42

Jesus zeigt, was in ihm steckt – dieses Evangelium ist wieder einmal ein Hammer!
Ich konzentriere mich nur auf einen Satz, den ich neben den anderen spannenden Aussagen für besonders sperrig und anstößig halte:
"Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig." (Mt 10,37)

Drei Schritte, ein biblischer, ein heilsgeschichtlicher und ein persönlich-existenzieller, sollen helfen, sich diesem Text anzunähern.

Donnerstag, 29. Juni 2017

Alles für alle!? Theologische Gedanken über die gleichgeschlechtliche Ehe

Mit diesem Thema kann man sich nur Feinde machen.
Wer versucht, sich mit der Frage der vollen rechtlichen Gleichstellung von Ehen zwischen Partnern gleichen Geschlechts nicht einseitig auseinanderzusetzen, sondern die unterschiedlichen Positionen wahrnehmen und differenziert bewerten will, setzt sich wahlweise dem Vorwurf des Glaubensverrats (hierzulande zumeist von konservativ-katholischer Seite) oder der homophoben Intoleranz (von den meisten anderen Seiten) aus.
Die nette Form der Verachtung zeigt sich in der Titulierung dieses Versuchs als Meinungsschwäche.

Ich oute mich also und sage gleich zu Beginn, dass ich mir in dieser Sache einigermaßen unklar bin.
Einerseits kann ich das Bedürfnis nach dieser Gleichstellung voll und ganz nachvollziehen und halte die Ehe für Homosexuelle auch theologisch problemlos für begründbar.
Andererseits habe ich ein großes Unbehagen bei der Frage der Begrifflichkeit und dem, was unter dem Begriff Ehe dann noch verstanden werden kann.

Montag, 19. Juni 2017

Barmherzig wie ein Samariter? Vier Haltungen in Jesu Gleichnis.

"Wer ist mein Nächster?" (Lk 10,29) – So lautet die Frage, auf die Jesus im Lukasevangelium mit einer der bekanntesten biblischen Geschichten, nämlich dem Beispiel vom barmherzigen Samariter, antwortet.
Da wird ein Reisender von Räubern zusammengeschlagen und blutig liegengelassen. Als fromme Männer vorbeikommen und ihn sehen, lassen sie ihn liegen. Nur ein Ausländer hilft dem Verletzten, eben der namengebende Samariter. So weit, so bekannt.

Mittwoch, 14. Juni 2017

Zeichen und Werkzeug – Fronleichnam und die Herausforderung der Ökumene

Die ökumenisch bedeutendste Aussage über die Eucharistie ist eine, die leider jeglicher Popularität entbehrt.
Denn es handelt sich um eine etwas sperrige und technisch klingende Doppelaussage – dass die Eucharistie "Zeichen und Werkzeug" kirchlicher Einheit sei.1
Einheit ist in der eucharistischen Feier darum zentral, weil sich durch das Zusammenkommen der Vielen zum einen Mahl zugleich die Einheit der Kirche verwirklicht. Sie teilen den einen (eucharistischen) Leib Christi und werden darum selbst der (kirchliche) Leib Christi. Paulus schreibt in der zweiten Lesung des heutigen Festes: "Ein Brot ist es. Darum sind wir viele ein Leib; denn wir alle haben teil an dem einen Brot." (1Kor 10,17)

Die Crux ist nun, dass die Christenheit bekanntlich nicht eine einzige Kirche ist, sondern aus vielen verschiedenen Kirchen besteht. 

Sonntag, 11. Juni 2017

Liebesdreiheit: Vergebung – rund um die Uhr – ekstatisch

Der dreifaltige Gott ist ein Gott. Gegen theologische und spirituelle Wildwüchse ebenso wie gegen Angriffe aus anderen Religionen muss im Christentum immer wieder daran erinnert und festgehalten werden – trotz und gerade wegen des heutigen Festes der Dreifaltigkeit.
Die Klammer, die das christliche Gottesbild als Bild des einen Gottes am besten zusammenhält, ist die Liebe. In Vater, Sohn und Heiligem Geist drückt sie sich mit je unterschiedlichem Schwerpunkt aus.

Mittwoch, 7. Juni 2017

Gott ohne Garantie, ohne Maß – und ohne Bild

Und hier noch ein Nachschlag zu meinen Gedanken an Pfingsten, die um die Nichtdarstellbarkeit des Geistes Gottes kreisten.

Klar, das biblische Bilderverbot (Ex 20,4) erinnert uns daran, dass Gott über alle Vorstellungen hinaus geht und mit unseren menschlichen Vorstellungen nicht zu fassen ist. Gott ist größer – darum reichen all unsere Versuche, ihn zu verstehen und in Worte zu fassen nicht aus. Und eine bildliche Darstellung verbietet sich darum noch viel mehr.

Samstag, 3. Juni 2017

Pfingsten – Geist ohne Taube bei Volker Stelzmann

Es ist ein Kreuz mit dem Geist Gottes.
Unbefriedigend ist vor allem, sich keine befriedigende visuelle Vorstellung, kein Bild von ihm machen zu können. Entweder wird er durch ein fliegendes Tier symbolisiert oder mithilfe eines kleinen Feuerflämmchens, was jeweils seine theologischen und künstlerischen Gründe hat, aber für befriedigend halte ich auch das nicht. Vielleicht sollte man ihn einfach überhaupt nicht darstellen.
Diese letztere Möglichkeit passt nämlich für Gott überhaupt am besten – zur Theologie genauso wie zu Kunst mit christlichen Motiven.

Mittwoch, 31. Mai 2017

Eine aber erinnert sich – Vom Geisteswehen in "Saint Mazie"

Vor Pfingsten ruft die Kirche nach dem Heiligen Geist. Der aber weht bekanntlich nicht nur in den Mauern der Kirche und zeigt sich bevorzugt dort, wo Menschen einander zugewandt sind und sich besonders gegenüber den Bedürftigen öffnen.

Daran musste ich denken, als ich vor kurzem den neuen Roman von Jamie Attenberg, "Saint Mazie", las. Attenberg greift die Lebensgeschichte der New Yorkerin Mazie Phillips-Gordon auf und erzählt, aus verschiedenen Sichtweisen wie eine Reportage zusammengesetzt, deren Leben vor allem in den 1920er Jahren. Hauptsächliche Erzählperspektive ist das fiktive Tagebuch, aber es kommt neben sich erinnernden Bekannten auch die historische echte Mazie in nachgelassenen autobiographischen Fragmenten zu Wort.
Auf diese Weise entspannt sich nach und nach ein Leben, dass in seinen Suchbewegungen und dem Einsatz für die obdachlosen Opfer der Wirtschaftskrise, aber auch in den spirituellen Andockversuchen bisweilen an Simone Weil oder Dorothy Day erinnert.

Samstag, 27. Mai 2017

Was ist diese Verherrlichung?? – Ein Gedanke zum Sonntagsevangelium

Ich verzweifle an diesem Text. Während mir bei allen Evangelienlesungen irgendwann etwas Handfestes einfällt, ist es mir beim Text des heutigen Sonntags (Joh 17,1-11a) fast unmöglich, ein vernünftig aussagbares Kondensat zu finden.
Also suche ich und erwäge und frage und lese und meditiere.

Am Ende dann das:
Jesus bittet Gott in seinem großen "Abschiedsgebet" um seine "Verherrlichung" (v1). Diese Verherrlichung ist zugleich die Verherrlichung Gottes selbst – und auch in den Menschen, die seine Worte "angenommen" (v8) und ihn "erkannt" (v7) haben, und also an Jesus als den Gesandten Gottes glauben, auch "in ihnen bin ich verherrlicht" (v10).
Spannend ist zunächst, dass die Leseordnung augenscheinlich möchte, dass wir diese Gedanken hinlesen auf den Himmelfahrtsabschied, der gerade gefeiert wurde. Doch der Kontext der Lesung im Johannesevangelium ist der Abschied von den Jüngern vor Festnahme und Kreuzigung.

Mittwoch, 24. Mai 2017

Er ist der Weg ins Unermessliche – Himmelfahrtsgedanken

In der Welt, aus der ich komme, machen Männer sich am Himmelfahrtstag mit ihrem Bollerwagen auf den Weg und trinken, was das Zeug hält.
Vor ein paar Jahren war ich am bayerischen Ammersee und habe mich am Himmelfahrtstag mit vielen Pilgern auf den Weg zum Kloster Andechs gemacht.
Und in diesem Jahr habe ich Gäste, die den langen Weg aus Hessen nach Berlin zum Evangelischen Kirchentag über Himmelfahrt gekommen sind.

Was haben diese drei Dinge miteinander zu tun?
Natürlich, es werden Wege zurückgelegt. Nicht nur das Wetter ermöglicht es, dass so viele unterwegs sind, auch das Thema des Tages fordert dazu geradezu auf.

Samstag, 20. Mai 2017

Ein Anwalt voller Nähe – Predigt zum Sonntagsevangelium Joh 14,15-21

Der sich durchziehende Grundton vieler biblischer Texte, die zwischen Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten gelesen werden, entspricht dem, was wir an diesem Sonntag im Johannesevangelium (Joh 14,15-21) hören: Gott ist bei uns, auch wenn wir ihn nicht sehen oder erfahren können.

Die Jünger Jesu hatten nach seinem grausamen Tod ganz persönliche Erfahrungen der Auferstehung Jesu, die ihnen zeigten, dass er lebt.
Als sich die junge Kirche einige Jahrzehnte später fragte, was denn angesichts des Ausbleibens solch exorbitanter Erfahrungen nun werden solle, entwickelte sich bei Lukas und Johannes, aber auch bei Paulus die Überzeugung, dass Gott ihnen fortan in anderer Weise nahe sein wollte als durch den leibhaftig-menschlichen Wanderprediger Jesus und auch anders als durch übernatürliche Erscheinungen des Auferstandenen.
Denn dass Gott bei den Menschen sein will, erschien ihnen klar, darauf vertrauten sie. Nur auf welche Weise würde er es sein?

Freitag, 19. Mai 2017

Sehnsucht und Individualität – Thomas Frings' Gedanken zu Entscheidungsgemeinden

Seinen Krisendiagosen schickt der ehemalige Münsteraner Pfarrer einige Ideen hinterher, die ich einigermaßen einleuchtend finde. 
Darum seien sie hier präsentiert, wenngleich die Phänomene einer kirchlichen Krise in der Diaspora Ostdeutschlands ein ganz anderes Gesicht haben als in der (noch) volkskirchlichen Situation des Rhein- und Münsterlandes. Undifferenzierte Forderungen an die Kirche, Familienfeste mit religiösem Unterfutter zu versorgen und die zugleich eingegangenen Verpflichtungen zu ignorieren, stellen m.E. nicht den Regelfall dar.
Doch die abnehmende Zahl der aktiven Christen und der Mitglieder einer Kirche lassen natürlich auch in unserem Umfeld die Frage aufkommen, was religiös Suchenden denn seitens der Kirche anzubieten wäre.