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Mittwoch, 23. Mai 2018

Religiöse Ekstase in James Baldwins "Von dieser Welt"

"... etwas regte sich in Johns Körper, das nicht John war. Etwas war in ihn eingedrungen, hatte ihn entwürdigt und besetzt. Diese Kraft hatte John in den Kopf oder ins Herz getroffen und auf einen Streich, indem sie ihn ganz und gar mit einer Qual erfüllte, die er sich niemals hätte vorstellen können und sicher nicht aushalten und selbst jetzt noch nicht fassen konnte, geöffnet, mittendurch aufgeknackt wie Holz unter einer Axt, wie brechendes Gestein; hatte ihn auf einen Streich mitgerissen und hingestreckt, sodass John nicht die Wunder spürte, sondern nur den Schmerz, nicht den Fall, sondern nur die Furcht. Und so lag er nun da, hilflos, schreiend, am Grund der Finsternis."1

Ein Sturz in die Tiefe, Finsternis, Tränen, Schreie, endlos tiefes Wasser, Feuer und einsame Verzweiflung – der gerade vierzehn Jahre alt gewordene John hat beim abendlichen Gottesdienst eine Vision.

Samstag, 19. Mai 2018

So viele Sprachen! So viele Deutungen! Und Pfingsten heißt: Love is the way.

Auch wenn Menschen innerhalb verschlossener Räume und hinter Mauern leben, wirkt der Geist Gottes!
Das ist für mich die erste wirklich gute Botschaft der Geschichten, die eben vorgelesen wurden (vgl. Apg 2,1-11; Joh 20,19-23). 
Denn es bedeutet, dass der Heilige Geist, dessen Ausgießung wir heute feiern, Sie auch innerhalb der Gefängnismauern problemlos erreichen kann. Gott will Ihnen nahe sein im Heiligen Geist – auch in dieser Zeit der Unfreiheit!
Soweit klingt das ziemlich gut, wie ich finde. Aber was bedeutet es konkret für unser Leben?

Samstag, 12. Mai 2018

Gott ist weg – was nun? Eine Gemeindepredigt.

Gott ist weg.
Das ist die Situation, in der sich die Jünger zwischen Himmelfahrt und Pfingsten befunden haben.
Ich weiß nicht, ob Sie sich in die Lage hineinversetzen können, in der sich die Jünger befunden haben müssen, nachdem Jesus zuerst verhaftet wurde, dann am Kreuz gestorben war und schließlich zu Himmelfahrt gänzlich verschwand.
Der Lebensmittelpunkt der Jünger war damit verschwunden. Monate- oder sogar jahrelang waren sie mit Jesus durch Galiläa und Judäa gelaufen, hatten dafür ihre Familien verlassen und sich ganz auf dieses neue Leben des Messias eingestellt. Und nun ist er weg, auf den Schock seines Todes folgte zunächst der Schock seiner Auferstehung, aber selbst darauf aber hatten sie sich eingelassen. Aber nun ist er weg. Keine Erscheinungen mehr, kein Brotbrechen mit dem Auferstandenen, keine Sicherheit, dass da überhaupt jemand ist.

Dienstag, 8. Mai 2018

"Niemals im Leben vergessen". Heinrich Bölls Kriegsende

Im Mai 1945 muss es wieder sehr kalt gewesen sein.
Noch am 01. Mai notiert Heinrich Böll in seinem Tagebuch "Schnee-Morast"1 für sein Kriegsgefangenenlager in Attichy nordöstlich von Paris.

Dementsprechend fühlt sich der spätere Literat auch: "Kälte, Schmutz Elend, Hunger und Jammer, Jammer!"2 sind die Stichworte während dieser Zeit, die er wie alles in seinen Tagebüchern in äußerst knappen Worten festhält. Diese Schlaglichter beschreiben nichts, sie deuten nur auf das, was die hauptsächlichen Emfindungen gewesen sein müssen. Besonders der Hunger zieht sich seitenlang als immer wiederkehrende Notiz über die Seiten jener Wochen.
Unordnung und Dreck.
Müllrose, 2017.

Mittwoch, 18. April 2018

Neues von Tieren und Menschen und Gott. Texte von J.M. Coetzee und Monika Maron

Menschen und Tiere haben mehr gemeinsam, als viele von uns, besonders von uns Fleischessern, wahrhaben wollen.
Zugleich sind sie nach christlicher Überlieferung stark voneinander unterschieden, ist der Mensch bestimmt, über das Reich der Tiere und Pflanzen zu herrschen (vgl. Gen 1,26.28).
Diese beiden Meinungen müssen sich nicht ausschließen. Aber Menschen, die eine dieser Meinungen vertreten, neigen dazu, die Unhaltbarkeit der je anderen Meinung zu betonen. Oder sie wenigstens nicht mehr hören zu müssen.
Hinter diesen Meinungen verbirgt sich auch die umfassendere Frage nach der Stellung des Menschen in der Welt, nach seiner Würde und seiner Aufgabe.

Zwei aktuelle Romane bieten für beide Meinungen prägnante Texte an.

Samstag, 14. April 2018

Kein Tropfen darf zu Boden fallen! Hilde Domin und die Auferstehungsbotschaft

Was ist von uns Christen verlangt?
Dass wir von unserer Hoffnung auf die Auferstehung sprechen, die aus dem Zeugnis der Apostel von der Auferweckung Jesu folgt.
In den Evangelien nach Ostern jedenfalls geht es dauernd darum. Das heutige Sonntagsevangelium (Lk 24,34-48) handelt von einer Erscheinung des Auferstandenen vor seinen zweifelnden Jüngern und endet mit dem Satz: "Ihr seid Zeugen dafür." (v48)

Leider ist die Auferstehungshoffnung nicht unter allen heutigen Christen angekommen, und nicht überall wird sie bezeugt, aber ohne sie ist kein Christsein.

Beim Lesen eines Gedichtes habe ich mich an die Aufforderung zum Zeugnis erinnert.

Freitag, 6. April 2018

Die Trauerarbeit des Apostels Thomas

Ich stelle mir den Apostel Thomas als einen Menschen vor, der gut zu trauern gelernt hat.

Denn den anderen Jüngern ließe sich ohne Weiteres unterstellen, sie hätten mit dem Verlust ihres Meisters nicht fertig werden können und befänden sie sich in den Tagen nach Ostern im Zustand des Nicht-wahrhaben-Wollens. So nennt die Psychotherapeutin Verena Kast die Phase des Trauerprozesses direkt im Anschluss an den Tod eines geliebten Menschen.1
Mit dem Tod Jesu, so könnte den Jüngern unterstellt werden, vermögen sie sich nicht abzufinden, weshalb sie Jesu erneute Gegenwart imaginierten.
Die Gestalt des Thomas widerspricht einer solchen Deutung der Auferstehungsbotschaft.

Mittwoch, 4. April 2018

Peinlicher Osterglaube oder: "ein verwandeltes Weinen"

Wie sie sich geschämt haben müssen!
Weggelaufen waren sie, hatten sich verkrochen und waren tagelang nicht mehr aufgetaucht, um auch ja nicht mit ihm in Verbindung gebracht zu werden, hatten abgestritten, mit ihm unterwegs gewesen zu sein und bisweilen sogar geleugnet, ihn überhaupt zu kennen.

Und nun steht er da, mitten unter ihnen, als Lebendiger!
Grüßt sie, wünscht ihnen Frieden!
Wie peinlich!

Sonntag, 1. April 2018

Ostern: Happy End? Nein: Happy Start!

Mit Ostern geht Jesu Geschichte auf Erden zu Ende. Aber es ist kein Happy End!

Wo ein Film nach dem glücklichen Ende abblendet und uns in die wohlige Gewissheit entlässt, dass nun alles gut und gesichert ist, da ist Ostern erst der eigentliche Beginn von allem.

Samstag, 31. März 2018

Liebe bis zum Tod – Liebe bis ins Leben. Ostergedanken

"Warum guckst du zu mir?"
So fragte meine Tochter neulich, als ich sie nach dem Zu-Bett-Bringen noch anschaute.
"Weil ich dich liebhabe", habe ich geantwortet.

Und vielleicht ist in einem solchen Satz auch etwas zum Verständnis des Osterfestes ausgesagt. Denn wie ein liebevoller Vater (und ein solcher bemühe auch ich mich zu sein), so schaut Gott voller Liebe auf uns, egal wo und in welchem Zustand wir uns gerade befinden.

Was heißt es aber, wenn jemand einen anderen liebt? Es gibt einen wundervollen Satz von dem Philosophen Gabriel Marcel, der das expliziert: „Einen Menschen lieben heißt sagen: Du wirst nicht sterben.
Genau das ist es ja, was Liebe will: dass es dem Anderen gut geht, dass er lebt und nicht sterben muss.

Dienstag, 27. März 2018

Das Sterben spüren 5 – Sibylle Knauss' "Der Gott der letzten Tage"

Das ist das beste Buch, das ich in den letzten Monaten gelesen habe! Einfach herrlich!

Die Autorin und Theologin Sibylle Knauss lässt einen evangelischen Pfarrer sein eigenes Sterben erleben.
Zuerst ist das Erwachen. Der Pfarrer bezieht die Bausteine des biblischen Glaubens auf seine Erfahrung des langsamen Aufwachens nach der Reanimation. Ist er aus dem Tod erstanden? Ja und Nein, aber auferstanden zurück in sein Leben. Und zugleich doch nicht, denn er ist vollkommen hilf- und bewegungslos. Er liegt in irgendeinem Krankenhauszimmer, ohne Erinnerung an seinen Tod und die Rettung der Medizin. Doch noch mehr irritierende Erfahrungen werden folgen.

Dienstag, 20. März 2018

Das Kreuz: Schande und Lichtblick zugleich.

"... das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren gehen, Torheit; uns aber, die gerettet werden, ist es Gottes Kraft. ... Die Juden fordern Zeichen, die Griechen suchen Weisheit. Wir dagegen verkündigen Christus als den Gekreuzigten: für Juden ein empörendes Ärgernis, für Heiden eine Torheit, für die Berufenen aber, Juden wie Griechen, Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit.
Denn das Törichte an Gott ist weiser als die Menschen und das Schwache an Gott ist stärker als die Menschen. ... das Törichte in der Welt hat Gott erwählt, um die Weisen zuschanden zu machen, und das Schwache in der Welt hat Gott erwählt, um das Starke zuschanden zu machen. Und das Niedrige in der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt: das, was nichts ist, um das, was etwas ist, zu vernichten, damit kein Mensch sich rühmen kann vor Gott."
(1Kor 1,18.22-25.27-29)

1
In unserer Kultur sind Kreuzabbildungen immer noch an vielen Stellen gegenwärtig. Auf Kirchtürmen und Friedhöfen, als Tätowierung und Kettenanhänger, beim Roten Kreuz und in manchen Gerichtssälen.
Ich persönlich finde das einerseits gut, weil es die überlieferte christliche Kultur markiert, andererseits halte ich es für problematisch, dass das Kreuz so präsent ist, wenn gleichzeitig kein inneres Verständnis für seinen Inhalt vorhanden ist.

Samstag, 10. März 2018

Das Sterben spüren 3 – Mariana Lekys "Was man von hier aus sehen kann"

"Vier Stunden lang, bis der Morgen dämmerte, warf sich Selma in ihrem Bett hin und her, vier Stunden erkannte sie uns nicht und dann doch wieder, und in dem letzten Moment, in dem sie uns erkannte, nahm sie meine Hand, und ich legte meinen Finger auf ihr Handgelenk, auf ihren Puls, wie früher. Selmas Puls ging schnell, die Welt ging schnell, bevor sie gleich stillstehen würde."1

So stellt sich das Sterben von Selma, Großmutter der Ich-Erzählerin und eine der tragenden Figuren in Mariana Lekys Roman, von außen dar.
In ihrem Bett liegt sie, fiebernd, nach ihrem Sohn verlangend und umgeben von vielen Menschen, die sie lieben, dabei pendelnd zwischen anwesend und abwesend sein in der sie umgebenden Welt. So wie Leky es beschreibt, wird das Sterben wohl häufig von außen wahrgenommen.

Im Inneren der Sterbenden aber, erzählt Leky, spielt sich noch etwas ganz anderes ab.

Samstag, 3. März 2018

Zentrumsverschiebung und Doppelpassion – Predigt zur Tempelreinigung Joh 2,13-25

Das Johannesevangelium macht es seiner Hörer- und Leserschaft nicht leicht. Genau genommen ist es ziemlich unverschämt, wie viele verschiedene Gedanken da in einer kurzen Textstelle zusammengepfercht und uns hingeworfen werden.
Im heutigen Abschnitt (Joh 2,13-25) ist die Rede vom Tempel und seinem Abriss, von einem wütenden Jesus, seinem Tod und seiner Auferstehung, von raffgierigen Händlern und argwöhnischen Kritikern, vom "Menschen" allgemein und von "den Juden" im besonderen.

Um hier etwas mehr Verstehen zu ermöglichen, möchte ich ein paar Verständnisschneisen schlagen, damit klar wird, worum es eigentlicht geht.

Samstag, 24. Februar 2018

Mittendrin ein Aufleuchten. Sonntagsevangelium und Liturgie

"Du erscheinst so schön im Lichtorte des Himmels, / du lebendige Sonne, die zuerst zu leben anfing!"1

Mitten in der Fastenzeit steht wie ein Fremdkörper der Evangelientext des heutigen Sonntags (Mk 9,2-10) mit der Geschichte von der Verklärung Jesu.
Denn dieses plötzliche Aufleuchten des Geheimnisses Jesu vor den drei auf den Berg mitgenommenen Jüngern will nicht so recht passen zum schweren Ernst der Fastenzeit.

Freitag, 26. Januar 2018

Die Gewalt der Gefolterten. Zum Holocaustgedenken

Wenn ich an die Opfer der NS-Diktatur denke, dann in den meisten Fällen an die Überlebenden. Sie, die Zeitzeugen, die inzwischen Uralten, die Gezeichneten, die mit Überleben Beschenkten oder Gestraften, sie können sagen und zeigen, wie es war und wie es danach ist.
Das hat auch mit meinem Freiwilligendienst in der Ukraine zu tun, als ich 2001/2002 einige Überlebende in Lemberg besucht habe.

Diese Überlebenden tragen ihre Gewalterfahrungen über Jahrzehnte mit sich herum. Manche ertragen sie mit Alpträumen, andere mit Schweigen, wieder anderen hilft es, mit sehr vielen Worten zu erzählen und persönlich Zeugnis abzulegen.
Und nicht wenige reagieren auf die Gewalterfahrungen mit Härte und eigener Gewalt.

Freitag, 15. Dezember 2017

KinderStück 15 – Im Spiel ist Heiterkeit und Ernst

Der große Bruder vom großen Karl Rahner hat mindestens ein Buch geschrieben, das zu lesen sich auf jeden Fall lohnt: In "Der spielende Mensch" beleuchtet Hugo Rahner philosophiegeschichtlich und theologisch das Spielen.
Im Spiel wie im Leben gehören Ernst und Gelassenheit zusammen, die konzentrierte Bindung an die Sache und die Welt genauso wie das Losgelöstsein und die Transzendenz.
Über die Erlösung schreibt Rahner:

Samstag, 9. Dezember 2017

Bahne dem Herrn den Weg in deiner Wüste! Eine Predigt im Gefängnis.

Die heutigen Lesungen sprechen mitten im Advent von der Wüste.
Zuerst ist es der Rufer beim Propheten Jesaja, der das Volk Israel auffordert: "Bahnt für den Herrn einen Weg durch die Wüste!" (Jes 40,3)
Und dann ist es Johannes der Täufer, der aus der Zivilisation hinausgeht und in die Wüste zieht, um dort die Leute zur Umkehr aufzurufen. (Mk 1,2-4)

1
Was hat es also mit der Wüste auf sich?
Die Wüste ist ein lebensfeindlicher Ort, ein Ort, der nicht dafür gemacht ist, um lange dort zu verweilen. Es ist karg, ohne ausreichend Abwechslung, das Essen ist schlecht und zumeist freut man sich darauf, endlich wieder draußen zu sein.
Ich glaube, diese Eigenschaften der Wüste und die folgenden biblischen Beispiele passen auch gut auf das Leben im Gefängnis, aber dazu gleich mehr.

Freitag, 6. Oktober 2017

Renatus – Gedenktag der Wiedergeburt

Am 6. Oktober begeht die Kirche nicht nur den Gedenktag des Heiligen Bruno, Gründer der Kartäuser, sondern auch den des weitgehend unbekannten Heiligen Renatus von Sorrent.

1
Beim Blick auf die verfügbaren Informationen vermischen sich wohl die Überlieferungen zweier Traditionen. Renatus soll ein um das Jahr 450 gestorbener Bischof des gleichnamigen Ortes im Golf von Neapel gewesen sein, spätere Legenden machten ihn außerdem zum Bischof des französischen Angers.