Angesichts der massenhaften sexuellen
Übergriffe auf Frauen in Köln und anderswo ruft man allerorten nach
der "Härte des Rechtsstaats", was nach meinem Verständnis
so viel heißt wie die konsequente Anwendung der bestehenden Regeln
und Gesetze, um Täter zur Rechenschaft zu ziehen und den Kern des
Rechts zur Geltung zu bringen. Dieser Kern ist in Deutschland durch
den Ersten Artikel des Grundgesetzes und damit durch die Würde des
Menschen bestimmt, deren Schutz in vielen weiteren Artikeln und
Gesetzestexten ausdekliniert wird.
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Donnerstag, 7. Januar 2016
Samstag, 19. Dezember 2015
"Leben und Wirklichkeit wie nie zuvor" - Dietrich Bonhoeffer schreibt im Advent
Am 19.12.1944 schrieb der seit gut
eineinhalb Jahren inhaftierte Dietrich Bonhoeffer aus den Kellern der
Prinz-Albrecht-Straße in Berlin (heute Gelände der "Topographie
des Terrors") an seine Verlobte Maria von Wedemeyer.
Der Brief vermittelt einen kleinen
Eindruck von der Lage und dem Denken des Theologen und Widerständlers
im Advent des letzten Kriegsjahres, der auch sein letzter Advent auf
Erden sein würde:
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Freitag, 27. November 2015
Schätze der Kirchengeschichte – Das Buch "Krypta" von Hubert Wolf
In vielen derzeit geführten
Diskussionen drängt sich der Eindruck auf, dass wir nicht nur
politisch und gesellschaftlich, sondern auch kirchlich vor gewaltigen
Umbrüchen und in einer Art "Wendezeit" stehen. Für die
gesellschaftliche Sphäre hat dies Klaus Mertes gerade in der
Herder-Korrespondenz mit Blick auf die damit gegebenen Potenziale zu
eigenen Kurskorrekturen analysiert.
Aber auch innerhalb der katholischen
Kirche sind spätestens seit den Skandalen um Missbrauch,
Kirchenfinanzen, Vatikanpolitik und angesichts der europäischen
Glaubenskrise die Diskussionen neu geöffnet worden. Kurienreform,
Familienethik, Vatikanfinanzen und eine Reihe weiterer Punkte stehen
im Fokus.
Montag, 9. November 2015
Martinstat statt Pferdefreude
Es gibt in Berlin eine
ganz eigenartige Skulptur, die mit ihrem unpassenden Pathos einen
schalen Nachgeschmack bei mir hinterlässt – aber zugleich eine
Inspiration zum nahenden Gedenktag des Heiligen Martin darstellt.
Samstag, 31. Oktober 2015
Rupert Mayers 70. Todestag - Ausrichtung an Christus
An
einer evangelischen Kirche habe ich mal gelesen:
„Reformation bedeutet: Sein Leben immer wieder neu an
Jesus Christus ausrichten.“
Eigentlich
geht es in jeder christlichen Existenz genau darum. Besonders stark
aber verdichtet sich diese Ausrichtung auf Jesus und die immer neue Angleichung
an Ihn in den Menschen, die wir als Heilige verehren.
Der
selige Rupert
Mayer, an
dessen 70.
Todestag an diesem 1. November erinnert wird,
hat die Gestaltung seines Lebens nach dem
Vorbild Christi so überzeugend gelebt, dass schon viele seiner
Zeitgenossen in ihm einen heiligen Mann sahen. Es war ein Leben des
Dienstes. Illustrieren lässt sich das durch das Jesuswort, das an
seinem Gedenktag in der Lesung zu hören ist: „Der
gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe.“
(Joh 10,11)
Mittwoch, 9. September 2015
Heim-Suche in "Heimsuchung" von Jenny Erpenbeck
Die Sehnsucht nach Heimat, die Suche
nach einer Stelle, an der sich ein Leben bauen lässt, der Wunsch
nach dem Ort für ein Heim treibt Menschen seit Jahrtausenden zur
Sesshaftigkeit. Oder aber zur Flucht fort von den Orten, wo das nicht
möglich ist, dorthin, wo ein solcher Ort ist.
In Jenny Erpenbecks "Heimsuchung"
hat sich ein solches Stück Erde gefunden. Allerdings hieße der
Roman nicht "Heimsuchung", wenn es nicht im wörtlichsten
Sinne gerade um die mehrdimensionale Suche nach Heimat ginge – und
natürlich darum, dass die Heimsuchenden dort auch von den
peinigenden Ereignissen der jeweiligen Epochen heimgesucht werden.
Montag, 31. August 2015
Vertrauen lernen - Innenperspektiven eines Fliehenden bei Hilde Domin
Hilde Domin war Flüchtling, als
Flüchtlinge noch Emigranten oder Exilanten hießen. Über Italien
und Großbritannien führte der Weg dieser außergewöhnlich
sprachbegabten Frau aus jüdischem Hause im Jahr 1940 schließlich
nach Santo Domingo, wo sie zu ersten eigenen Texten fand. Aufbruch
und Abschied, Unterwegssein und Suche nach Heimat gehören zu ihren
Themen, auch in den "Liedern zur Ermutigung". Das zweite
Lied1
fängt viele Aspekte aus dem Leben eines Flüchtlings ein:
Mittwoch, 19. August 2015
Erschrockenes Herz – Herta Müller über Flüchtlinge in „Hunger und Seide“
Herta Müller kam als Deutsche aus dem
rumänischen Banat 1987 in die BRD. Ihre Erfahrungen und Reflexionen
darüber, wie das Leben in Unterdrückung beengt, wie sich Ausländer
in Deutschland fühlen und wie Deutsche sich ihnen gegenüber
benehmen, hat sie, teils aus Perspektive der Beteiligten, teils aus
der der Beobachterin, Anfang der 1990er in Reden und Essays
vorgetragen.
Das in diesem Jahr neu aufgelegte Buch
„Hunger und Seide“ (Erstauflage 1995) versammelt diese
Texte, in denen sich auch verblüffend aktuelle Beobachtungen zur
Flüchtlingsfrage in Deutschland finden lassen. Zu diesem letzten
Themenkomplex einige Ausschnitte, die ebenso zu heutigen Flüchtlingen
aus Syrien, dem Irak, Zentralafrika oder dem Balkan passen und den
Finger in manche Wunde legen.
Montag, 15. Juni 2015
Alles Umrechnen in Sinn – Über Katja Petrowskajas "Vielleicht Esther"
Die Frage, ob Raum und Zeit in Sinn
umzurechnen seien, schien mir zuerst ein wenig spekulativ. Aber dann
habe ich das unglaubliche Buch "Vielleicht Esther"
von Katja Petrowskaja gelesen. In dieser autobiographischen
Spurensuche feiert das eigentlich vormoderne Denken, nach dem sich im
Namen Sinn verbirgt, seine sprachlich-sinngefüllte Auferstehung.
Sonntag, 7. Juni 2015
Lebendiger und toter Leib – Über die "Kreuzabnahme nach HBG" von Volker Stelzmann und die Kirche
Dieses Jahr hatte ich einen besonderen
Fronleichnamsdonnerstag. Während an vielen Orten Menschen in
Prozessionen hinter dem "lebendigen Leib des Herrn"
hergingen, war ich auf einer Beerdigung, bei der wir den toten Leib
eines Kindes unter die Erde begleiteten.
Im Nachhinein regen sich neben
Betroffenheit und Mitgefühl auch reflektierende Gedanken über
dieses Zusammentreffen in mir. Die Feier des lebendigen und die
Trauer um den toten Leib gehören in der Christentumsgeschichte
schließlich eng zusammen.
Samstag, 30. Mai 2015
Nachkriegswehen – Literarische Zeugnisse vom Weiterleben
Vor 70 Jahren endete der Zweite
Weltkrieg. Doch den jetzt nach und nach sterbenden Generationen der
Menschen, die ihn unmittelbar erlebten, steckt er noch in den
Knochen. Welche Veränderungen der Krieg in einem Leben bewirkt hat,
hängt wohl weitgehend vom psychischen Grundgerüst ab, mit dem die
verschiedenen Widerfahrnisse verarbeitet werden müssen.
Ich habe in den letzten Monaten mehr
oder weniger zufällig literarische Zeugnisse aus mehreren
unterschiedlich in den Krieg verstrickten Nationen gelesen, die das
nachträgliche Spuken in verschiedener Weise thematisieren. Einige
(nicht exemplarische!) möchte ich kurz vorstellen:
Mittwoch, 27. Mai 2015
Philosophische Erlösungshoffnung – Anmerkungen zu "Gott denken" von Holm Tetens
Der Berliner Philosoph Holm Tetens hat
sich jüngst einer für zeitgenössische Philosophen ungewöhnlichen
Aufgabe unterworfen – er hat versucht, unter dem Titel "Gott
denken. Ein Versuch über rationale Theologie"1
eine vernunftorientierte Theologie als philosophische Fragestellung
wiederzugewinnen.
In der Reclam-Reihe [Was bedeutet das
alles?] schreibt der (nach eigener Aussage) früher selbst agnostisch
und atheistisch argumentierende und "auf der
zeitgeistsicheren Seite beheimatet"2
gewesene Autor demzufolge über die Plausbilität von Theismus und
Naturalismus, über das Verhältnis von Physischem und Mentalem, über
Leid und Freiheit des Menschen – und macht sich schließlich gegen
einen naturalistisch orientierten philosophischen Mainstream für die
"vernünftige Hoffnung"3
auf Gott in einem "theistischen Idealismus"4
stark.
Donnerstag, 7. Mai 2015
Versehrt neu beginnen – Das Kriegsende vor 70 Jahren
Überall kann man man dieser Tage
Informationen, Meinungen und Reflexionen zum Kriegsende vor 70 Jahren
bekommen. Jegliche Gruppe von Beteiligten oder Betroffenen wird
bedacht, die deutsche und die internationale Perspektive mit allen
erdenklichen Folgen, die regionale Kultur und die Spuren in unseren
Städten, alles wird rege angeschaut und kommentiert.
Eigentlich ist alles von allen gesagt.
Und doch frage ich mich, über all die mediale
und politische Aktion hinaus: Warum fasziniert mich persönlich
dieses Ende des nationalsozialistischen Regimes mit seiner
Terrorherrschaft und die militärische Niederschlagung Deutschlands
mit der folgenden Teilung und dem Frieden so?
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Donnerstag, 9. April 2015
Die Wunden zeigen - "Das verschwundene Museum" im Bode-Museum
Zerstörtes Gesicht. Bode-Museum, Berlin, 2015. |
Krieg tangiert immer auch die Kunst.
Die Zerstörungen von jahrtausendealten Kulturgütern durch die
IS-Terroristen im Nahen Osten zeigen dies ebenso wie die
Streitigkeiten um mögliche Restituierungen bei der Sammlung Gurlitt
und in staatlichen Sammlungen. Im letzten Jahr zogen zudem die
"Monuments Men" von George Clooney durch die Kinos und
versuchten, Kunstwerke vor dem Krieg und den Nazis zu retten.
Im Berliner Bode-Museum wird seit
einigen Tagen in einer beeindruckenden Ausstellung gezeigt, welche
Verluste der von deutschem Boden ausgehende Krieg den Berliner
Skulpturen- und Gemäldesammlungen zugefügt hat.
Dienstag, 27. Januar 2015
Jakob Wassermann - Es ist vergeblich
Bundespräsident Gauck hat ihn heute in
seiner Rede während der Gedenkstunde des Bundestages für die Opfer
des Nationalsozialismus erwähnt – Jakob Wassermann, den großen
Erzähler, den meisten nur durch den Caspar Hauser bekannt.
Beim Zitat des Bundespräsidenten
fielen mir die folgenden Zeilen aus dem autobiographischen Buch
Wassermanns "Mein Weg als Deutscher und Jude" ein, das ich
vor einigen Jahren mit großem Interesse gelesen habe – und das mit
einem gewaltigen Klage-Monolog schließt.
Die Resignation und Enttäuschung des
deutschen Juden muss beim Abfassen 1921 schon gewaltig gewesen sein.
Sonntag, 25. Januar 2015
Ausrottung und Würde – Gedanken zum Holocaust und seinen Opfern
Die Zeitungen sind voll von diesem
Thema, jetzt, da sich der Tag der Befreiung von Auschwitz zum
siebzigsten Mal jährt und nur wenige Zeitzeugen noch leben. In mir
kommen eine Menge Gedanken wieder, vor allem wenn ich auf mein Jahr
Freiwilligendienst mit ehemaligen Häftlingen in der Westukraine vor
13 Jahren zurück schaue – und darauf, wie ich seitdem von diesen
Erfahrungen geprägt bin.
Samstag, 22. November 2014
Eine Heimat namens Liebe
Das klingt kitschig.
Möglicherweise aber formuliert es sich so am
leichtesten mitten in einem Leben der Heimatlosigkeit, wie es Mascha
Kaléko zu führen hatte, auf die diese Wortzusammenstellung zurück
geht. Ihr Leben - eine Odyssee: von Galizien über Berlin in die USA
und nach Israel, oft getrieben und innerlich verwundet, ausgefüllt
mit großem Sehnen und dem Wunsch nach Geborgenheit.
Samstag, 8. November 2014
Selbstermächtigung, praktisch – Mauerfall und Sterbehilfe
Der Mauerfall war (jaja,
neben vielem anderen) vor allem ein Ergebnis des kollektiven
Wunsches, das eigene Leben selbst in die Hand zu nehmen und sich
nicht länger fremdbestimmen zu lassen. Individueller Mut und
gemeinsames Engagement führten zur Selbstermächtigung in einem
System, das gerade dies nicht zulassen wollte und lange Zeit gewaltsam dagegen
vorging.
Freitag, 7. November 2014
Ein stilles Gebet für mein Kind
Die folgenden Zeilen stammen von Mascha Kaléko und sind aus dem Februar 1938, als ihr Sohn Evjatar
eineinhalb Jahre alt war.
Kaléko war damals für ihre melancholisch-heitere
Lyrik in Berlin einigermaßen bekannt, konnte aber als
"Ostjüdin" in Deutschland nicht mehr veröffentlichen,
deshalb verließ sie mit ihrem Mann bald nach der Niederschrift das
nationalsozialistische Deutschland und emigrierte in die USA.
Mittwoch, 10. September 2014
Ein geteiltes Herz oder doppelte Zugehörigkeit? – Verheiratet und Christ zugleich
Selbstverständlich kann man Mitglied
bei der Freiwilligen Feuerwehr und im Kirchenchor sein. Die beiden
Betätigungen schließen sich nicht gegenseitig aus und sind zeitlich
nicht derart aufreibend, dass sie unvereinbar wären.
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