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Samstag, 14. Dezember 2019

Geliebt 14 – Kissen in "All das zu verlieren" von Leila Slimani

Die Nymphomanin hat eine Familie. Der Zwiespalt zwischen ihrer sexuellen Obsession und dem Kind, um das sie sich kümmern muss, zeigt sich in ihrer emotionalen Gespaltenheit bei der Pflege des Säuglings. Diese Gespaltenheit kann man auch nachvollziehen, ohne nymphoman zu sein:

Freitag, 13. Dezember 2019

Geliebt 13 – Tolpatsch in "Der Widersacher" von Emmanuel Carrère

Jean-Claude Romand scheint ein durchschnittlicher Franzose mit einem durchschnittlichen Leben und einem guten Job zu sein. Eines Tages aber ermordet er erst seine Frau und seine beiden Kinder, zündet anschließend sein Haus an, tötet dann seine Eltern und versucht am Ende sich selbst das Leben zu nehmen. Emmanuel Carrère hat seine Geschichte recherchiert und in seinem Buch "Der Widersacher" zu sich selbst ins Verhältnis gesetzt. Hier erzählt er vom frühen Familienglück:

Mittwoch, 11. Dezember 2019

Geliebt 11 – Familienfoto in "Die 21" von Martin Mosebach

Der IS ermordete 2015 in Libyen 21 Männer, die fast alle der koptischen Kirche angehörten. Dort werden sie inzwischen als Märtyrer verehrt. Martin Mosebach reiste nach Ägypten und besuchte viele Personen, die mit den diesen Märtyrern zu tun hatten.
Unter anderem trifft er auf die Witwen, die von ihren gestorbenen Männern erzählen:

Dienstag, 10. Dezember 2019

Geliebt 10 – Bett in "GRM. Brainfuck" von Sibylle Berg

Ich muss gleich zu Beginn betonen, dass dies eins der wenigen Bücher ist, das ich aus Überzeugung nicht bis zu Ende gelesen, sondern fortgelegt habe, weil es mich von Inhalt und Stil angewidert hat. Die hier zitierte Stelle ist auch nicht ganz typisch, da sie einigermaßen positiv klingt und nicht den Sound des Buches wiedergibt (die Auslassung in der Mitte wäre eher dazu geeignet – in der Leseprobe kann man die komplette Stelle und den Kontext erlesen). Gerade deshalb sei sie aber hier aufgenommen.
Sibylle Berg imaginiert eine untergehende Welt voller sozialer, ökomomischer und politischer Abgründe. Einige Jugendliche finden sich zusammen, um gemeinsam zu überleben.
Hier wird eine von ihnen vorgestellt:

Montag, 9. Dezember 2019

Geliebt 9 – Psalmen in "Geronimo" von Leon De Winter

Die Geschichte der Ermordung Osama bin Ladens wird bei Leon De Winter eingebettet in einen größeren Rahmen, der teils Drama, teils Thriller, teils Sozialstudie und teils Liebesgeschichte ist. Nachdem die Amerikaner ihr Werk im pakistanischen Abbottabad vollbracht haben, spinnt der Autor die Geschichte weiter, in der es um ein gerettetes muslimisches Mädchen im Haus pakistanischer Christen geht:

Dienstag, 19. November 2019

Fremd durch Armut. Gedanken zu Elisabeth von Thüringen

Es war einmal eine Königstochter aus einem fernen Land, die schon früh einem Grafen versprochen worden war. Sie verließ in jungen Jahren ihre Heimat, um bei ihm zu leben. In seinem Lande wohnte sie in feinen Gemächern auf den verschiedenen Burgen des Grafen und kleidete sich in Samt und Seide...

So könnte die beschauliche Geschichte der ungarischen Prinzessin beginnen, die als Elisabeth von Thüringen (1207-1231) bekannt wurde. Doch wie in vielen Märchen endet die romantisch-beschauliche Phase recht bald. Denn Elisabeth fühlte sich angezogen vom Armutsideal ihres Zeitgenossen Franz von Assisi (ca. 1182-1226).

Donnerstag, 31. Oktober 2019

Alles heiligen. Oder: Wo sind die heiligen Familien?

Es ist zum Haareraufen:
Wenn ich auf den Heiligenkalender der katholischen Kirche schaue, muss ich feststellen, dass dort viele Mönche, Bischöfe, Pfarrer, Missionare, Prediger, Päpste, Nonnen und heilige Jungfrauen zu finden sind.
Aber fast keine Heiligen, die eine Familie außer ihrer Herkunftsfamilie hatten – mithin fast keine heiligen Väter oder Mütter.

Während für die frühe Kirche noch das Martyrium, und damit der Tod, die wichtigste Basis der Heiligkeit war, wurde mit der Zeit auch das heiligmäßige Leben bedeutsamer – und das schien sich vor allem in den heiligen Kirchenlehrern, Eremiten, Wüstenvätern Jungfrauen und Bischöfen zu finden.

Dienstag, 19. März 2019

War Josef der leibliche Vater Jesu? Zwei Antworten von Joseph Ratzinger

Zum Fest des heiligen Josef möchte ich kurz zwei unterschiedliche Antworten zu oben genannter Frage referieren. Zwei Antworten, die interessanterweise von ein und dem selben Autor stammen, allerdings liegen zwischen ihnen 44 Jahre.

Samstag, 2. Februar 2019

Deine Zukunft gehört dir nicht! Visionen an Darstellung des Herrn

Das Evangelium am Fest der „Darstellung des Herrn" hat eine doppelte Botschaft:
Es sagt nämlich, dass unser Leben eigentlich Gott gehört – aber auch, dass er uns mit einer vollen Zukunft beschenken will. Gott erhebt Anspruch auf unser Leben – und zugleich gibt er uns das Versprechen, dass er eine wunderbare Vision dafür hat.

1. Erläuterung zum jüdischen Hintergrund1
Wenn die Eltern Jesu etwas mehr als einen Monat nach seiner Geburt in den Tempel kommen, um ihren Sohn vor Gott hinzubringen („darzustellen", wie es im Namen des Festes heißt), dann erfüllen sie damit zwei Gebote, die in der Torah zu finden sind.
Das ist sperrige Kost, die ich hier gern nur kurz erläutern und stehen lassen möchte:

Im Tempel.
Propsteikirche, Leipzig, 2018.
Zum einen geht das Denken jener Zeit davon aus, dass eine Frau sich nach der Geburt rituell reinigen, das heißt in einen Zustand versetzen muss, in dem sie vor Gott hintreten kann. Für diese Wiedereingliederung in das religiöse Leben bringt sie im Tempel eine Gabe dar (vgl. Lev 12,1-8).
Das zweite mit dem Besuch erfüllte Gebot besagt, dass der Erstgeborene bei Gott „ausgelöst", also sozusagen umgetauscht werden muss. Dahinter wiederum steht der Gedanke, dass jede männliche Erstgeburt Gott gehört.
Dieser Anspruch Gottes auf das erste Kind zweier Menschen geht nach der biblischen Überlieferung zurück auf die Verschonung der Erstgeborenen der Juden beim Auszug aus Ägypten (im Gegensatz zu den Erstgeborenen der Ägypter). Während die einen (die Juden) gerettet wurden, mussten die anderen (die Ägypter) sterben (Ex 13,12-15).
Diese historische Bevorzugung soll nun gewissermaßen von den einzelnen Gläubigen wieder aufgeholt werden.
Abgesehen von den Hinweisen auf die Exodus-Geschichte stecken aber auch noch grundsätzlichere Hinweise im Text:
Der Evangelist betont außerdem die Gesetzestreue der Eltern Jesu, die sich ganz in der Frömmigkeit ihrer Religion bewegen, die ja nicht die Religion der ersten Leserschaft ist. So zeigt er Kontinuität und Differenz zur Religion Israels auf.
Dazu kommt, dass im Hereinbringen des Kindes in den Tempel die Zugehörigkeit Jesu zu Gott besonders herausgestellt wird – bemerkenswert ist, dass dies eigentlich für alle gilt, der Evangelist (der den Tempel vermutlich nicht mehr gekannt hat) stellt Jesu Verbindung zu seinem im Tempel verehrten Vater jedoch noch einmal besonders heraus, wenn er betont, dass sie das Kind brachten, "um es dem Herrn zu weihen." (v22)

Ein weiteres Motiv taucht auf, nämlich dass Kinder, und zwar alle Kinder, als eine Gottesgabe angesehen werden.
Die Eltern kommen zu Gott und bitten ihn mit dem Opfer gewissermaßen noch einmal um ihr Kind, das sie doch schon haben – das zeigt, dass Kinder nicht ihren Eltern gehören. Sie sind, trotz aller Abhängigkeit von den Eltern und trotz der engen Blutsbande, freie Wesen und stehen nicht nur als Kinder von irgendwem, sondern direkt als sie selbst vor Gott.
Das betont die individuelle Freiheit jeder Person vor Gott. 

2. Die Zukunft vorhersagen
Der greise Simeon sagt Jesus etwas Großes voraus. Seit Jahren wartet er darauf, den Erlöser zu sehen und nun wird dieser Wunsch ihm erfüllt. Er sagt vom Kind, dass es das Heil und das Licht der Heiden sei, dass es Herrlichkeit für Israel bedeute (vgl. v31.32) und dass es die Verhältnisse umkehren werde: viele sollen "durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden". (v34)

Aber dieses Vorhersagen ist zutiefst zwiespältig:
Auch in der Situation der Haft gibt es immer wieder Leute, die Ihnen sagen, wo es für Sie - höchstwahrscheinlich – hingeht. Jedes Mal, wenn der Plan für den weiteren Verlauf des Vollzugs geschrieben wird, muss eine Diagnose erstellt werden. Dann entscheidet irgendwer, dass Sie jetzt bereit sind, stundenweise frei hinauszugehen – oder dass es eben noch nicht so weit ist.
Oder es geht gar darum, dass eine Verlegung in den Offenen Vollzug ansteht – auch hier muss jemand sagen: „Ja, er wird es unter den Bedingungen größerer Freiheit schaffen." Oder: „Nein, das kann er nicht."
Was die Zukunft bringt.
Werbetafeln am S-Bahnhof Sonnenallee, Berlin, 2018.
Wir alle wissen, dass Vorhersagen über das Leben eines Menschen unmöglich sind. Alle, die das trotzdem tun müssen, tun es (hoffentlich) im Wissen um ihre eigene Beschränktheit bezüglich solcher Aussagen.

Simeon scheint sich jedoch sehr sicher zu sein, ihm wird vom Evangelisten jedenfalls bescheinigt, dass der Geist ihn in den Tempel geführt habe (vgl. v27).

Als Erwachsener fragen Sie sich natürlich, ob sich das, was andere da über Sie sagen, auch mit dem deckt, was Sie selbst in sich sehen. Im positiven Fall, wenn Ihnen etwas zugetraut wird, ist das wahrscheinlich eher so. 
Man muss ja ehrlicherweise sagen: Wenige Leute möchten gern über sich hören, dass sie zu bestimmten Dingen, die sie tun sollen, nicht in der Lage sind. Mir scheint oft, dass nur selten jemand ausspricht (um im Kontext Haft zu bleiben): Ja, Sie haben recht, es stimmt, für den Offenen Vollzug bin ich doch gar nicht bereit.

Das Schöne ist nun, dass es eine Perspektive gibt, die noch unendlich viel weiter geht als die Perspektive eines Sozialarbeiters oder einer Sozialarbeiterin. Es ist die Perspektive Gottes.

Denn Gott hat Großes mit Ihnen vor! Nicht nur mit einigen Wenigen, sondern mit jedem, der hier sitzt.
Gott sieht in Ihnen etwas äußerst Wichtiges und er möchte eine Zukunft für Sie, die Sie erfüllt und zum Heil führt. Und er will Sie zum Heil machen, auch für jene, die nicht zum auserwählten Volk gehören. 
Sie können ein Licht sein! 
Sie können Herrlichkeit für einen Menschen sein! 
Sie können Menschen retten!

Und seien Sie beruhigt: Auch für Jesus war das nicht leicht. 
Gott verspricht uns kein Leben ohne Leiden, wenn er uns eine große Zukunft und eine Leben in Fülle verheißt.
Wenn jemand für seinen Glauben eintritt, Gottes Liebe zu allen verkündet und danach lebt, dann wird oft genug genau das passieren, was von Jesus gesagt wurde: "er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird." (v34)

Aber darauf muss man sich einlassen. Oder sich ehrlich entscheiden, dass das nichts ist. Sie dürfen sich aber sicher sein: Gott traut es Ihnen zu, er will Sie dabei sogar unterstützen. Allerdings macht er nichts aus Ihnen, wenn Sie nicht mitmachen. Auch Jesus hat sich auf den Weg seines göttlichen Vaters gemacht und ist nicht sein Leben lang der Zimmermann geblieben, der er hätte sein können.
Denn dieser Weg verändert eine Person. Auch dafür muss man bereit sein. Wenn Sie Ihr Leben in die Spur Gottes stellen, dann gehört Ihnen Ihre Zukunft nicht mehr.
Dann lassen Sie sich darauf ein, dass Gott Sie und die Zukunft Ihres Lebens verwandelt.

Das aber fordert Mut, Geduld und das tiefe Vertrauen darauf, dass Gottes Plan für Sie wirklich gut ist.
Wenn Sie das probieren wollen, dann ist der erste Schritt, dass Sie darauf hören, was Gott eigentlich mit Ihnen ganz konkret vorhat – mit Ihren Erfahrungen, Ihrer Lebensgeschichte, Ihren Talenten, Ihren Schwächen, Ihren Wünschen.
Fragen Sie ihn ruhig: Gott, was willst Du von mir? Welche Zukunft siehst Du für mich?
(Manchmal kann auch die Perspektive der Sozialarbeiterin bei der Beantwortung dieser Fragen helfen!)

3. Das Leiden der Eltern
Ein kurzes Wort noch zu Jesu Eltern: Von Maria wird noch gesagt, dass ihr ein Schwert durchs Herz fahren werde (vgl. v35).
Das ist ein bekanntes Thema: Besonders die Mütter haben es schwer mit ihren Kindern und sie leiden besonders daran, wenn ihre Söhne Wege gehen, die nicht mit den Erwartungen übereinstimmen…
Sicher geht oder ging es Ihren Müttern nicht viel besser als der Mutter Jesu.
Manchmal sind die Situationen dann auch schon so festgefahren, dass weitere Erklärungen oder Beteuerungen nichts bringen.
Dann – und auch sonst – ist es eine gute Möglichkeit, für die eigenen Eltern zu beten.
Mit Dank. Um Kraft und gelassene und friedvolle Gedanken, wenn es um die eigenen Kinder geht.

4. Schluss
Lassen Sie sich ein auf den Weg, den Gott mit Ihnen gehen will!
Seien Sie ein Zeichen, dem widersprochen wird – aber ein Zeichen im Geiste Gottes!
Fragen Sie Gott, was Er von Ihnen will!

Wohin soll es gehen, Gott?
Im Wald bei Grünheide, 2018.

Freitag, 18. Januar 2019

Reflexionen aus dem belanglosen Leben im Anschluss an die Hochzeit in Kana

Die Geschichte von der Hochzeit in Kana (Joh 2,1-10), bei der Jesus Wasser zu Wein wandelt, wird oft gedeutet als ein Zeugnis von Jesu Kraft, aus dem normalen Alltagsbestand (das zum Waschen, Trinken, Reinigen bestimmte Wasser) einen Genuss (der tolle Wein) zu machen.

Seit ich mich vor diesem Sonntag mit dem Text auseinandersetze, frage ich mich, ob ich dazu etwas schreiben kann.
Denn seit der Rückkehr aus dem Silvesterurlaub trudeln die Tage nur so an mir vorbei, ohne dass ich einen klaren Gedanken finden kann. Also auch keinen klaren dazu!?

Leere Rahmen - Bilder wie immer irgendwie dazu.
Rudow, Berlin, 2018.
Verstärkt wird dieses Gefühl, nichts zu sagen zu haben, durch die eher grundsätzlich Frage, ob ich in diesem Blog noch etwas schreiben will. Religiöse Themen muss ich gerade eher mit Gewalt an mich heranziehen, literarische Entdeckungen mache ich in den gerade gelesenen Büchern auch nicht wirklich.
Und überhaupt – wie bisher aus jedem biblischen Text eine Weisheit an den Haaren ziehen, das ist mir selbst ein bisschen suspekt, und doch weiß ich keine andere Art zu schreiben, keine andere zu denken vielleicht.
Im Endeffekt ist die Stimmung diesbezüglich: Lustlos, ausgelaugt, resigniert. Der Wein ist alle. 

Beste Voraussetzungen also, um nach der Verwandlung Ausschau zu halten, die das Evangelium verheißt...?!

Was ist also das Normale, das rangeschafft wird, damit Jesus etwas daraus macht?

In der Berliner Nasskälte bin ich dauerkränkelnd nach der Rückkehr aus der Toskana, wo alles sonnig, schön und auch ein wenig (aber wirklich nur ein wenig) kalt war.
Jetzt dagegen: Viel Grau, kein weiter Blick mehr, drückende Luft, Schmutz und Ekel in den Straßen.
Die Bücher, die ich gerade lese bzw. gelesen habe, sind nicht schlecht, aber auch nicht umwerfend, was ich vor allem daran merke, dass ich mir keine Notizen mache und keine Seiten merke, aber auch nicht hinwerfe. Na gut, letzteres liegt mir sowieso nicht.
Das Humboldt-Buch von Andreas Wulf war zwar anregend und spannend, aber irgendwann viel zu lang und sich in Neben- und Nachgeschichten verheddernd, außerdem voller Wiederholungen in enervierend immer gleicher Wortwahl.
Dann schleife ich immer noch Esther Kinskys „Hain" hinter mir her. Mein Eindruck, dass es keine Geschichte ist, die eine Entwicklung erzählt, sondern Miniaturen, die manchmal gar nicht schlecht sind, aber auch die sind nervtötend langsam und lang. Der Grundton der Trauer, der das Buch durchzieht, verbessert die Sache nicht.
Weiterhin die Einsicht, dass ich nicht viel zu sagen habe und auch keine ausreichend guten Worte, um das dann wenigstens gut zu präsentieren.
Die Arbeitsstellen könnten dissonanter nicht sein: Einmal fühle ich mich weitgehend überflüssig, einmal bin ich so gefragt, dass ich nur noch hinterher hetze und kein Gefühl für die Qualität meines Tuns mehr habe. Und viele Leute enttäuschen muss.
Die Kinder kränkeln auch, meine Frau arbeitet, wir sehen uns abends, reden etwas, gehen zu Bett.
Politische Ereignisse (Datenleck, Brexit-Chaos, Flüchtlingsschiffe, AfD-Querelen, US-Shutdown, Dauer-Klima-Krise) ziehen eher so neben mir vorbei, ohne dass ich den Eindruck habe, dass mich davon irgendetwas tiefer berühren kann.

Bei all dem fühle ich mich an einer belanglosen Oberfläche festgenagelt, matt, nutzlos und ohne Antrieb. „Bis zum Rand" gefüllte Wasser-Tage (vgl. v7).
Also suche ich mal die Perlen.

Kleines Glück. Trotz allem.
Toskana, 2018.
Was mich beglückt hat in diesen letzten Tagen: 

Die Facebook-Einträge eines ehemaligen Mitstudenten mit zeitversetzten Logbuch-Notizen über einen Aufenthalt in der Psychiatrie: knapp, eindrücklich, offen.
Die Stimme von SabineDevieilhe (zugegebenermaßen entdeckt, weil von youtube empfohlen), die wirklich eine grandiose Offenbarung ist.
Das Schreib- und Lesebedürfnis meiner vierjährigen Tochter.
Der Lesungstext vom Donnerstag, dem 17. Januar, meinem Tauftag – ein Aussätziger kommt zu Jesus und wird geheilt (Mk 1,40-45).
Ein paar kurze Begegnungen mit Kiezbekanntschaften auf der Straße.
Die Umarmungen meiner eineinhalbjährigen kranken Tochter.
Ein Foto, das ich am Mittwoch, 16.01., auf dem Weg zum Gefängnis aufgenommen habe.
Und schließlich der Stil der Essays von David Foster Wallace in „Der Spaß an der Sache", der mich einerseits deprimiert, weil auf den Boden der Realität holt, andererseits aber beflügelt, jetzt überhaupt wieder zu schreiben.

Wahrscheinlich ist es diese Sammlung schon. Ein Wein-Wunder.
Aufschreiben als Therapie und Weg zum Genuss.
Jedenfalls für mich. Jedenfalls ein wenig.

Dienstag, 25. Dezember 2018

Das Geschenk der Weihnacht: Was für ein Glück! Was für eine Aufgabe!

Als unsere zweite Tochter geboren wurde, ging alles ganz schnell. Natürlich hatten wir uns vorbereitet so gut es ging, und mit einem drei Jahre älteren Kleinkind zu Hause ist ja auch schon einiges kindgerecht eingerichtet. Aber die innere Vorbereitung war nicht mehr besonders ausführlich – für Ruhe und Besonnenheit fehlte uns einfach die Zeit.

Samstag, 15. Dezember 2018

3. Adventssonntag – Radiobeitrag zu Gaudete – "Freut Euch! Der Herr ist nahe!"

Folgende Worte von mir sind am Sonntag, 16.12.2018, ab ca. 10 vor 10 auf Radio Berlin 88,8 zu hören:

Es gibt Sätze, die mich sofort wach machen.

"Freu dich doch!", ist so ein Satz.
Wenn ich höre, dass ich mich freuen soll, dann werde ich erstmal aggressiv. Darf ich das bitteschön vielleicht noch selbst entscheiden, wann ich mich freue?
Und selbst wenn die Aufforderung "Freut euch! Der Herr ist nahe!" (Phil 4,4.5) in der biblischen Lesung am Dritten Adventssonntag steht: Das braucht mir mitten im Adventsstress niemand zu raten oder zu gar zu befehlen!

Dienstag, 11. Dezember 2018

Ankunftszeit 11 – Grau in "Ein anderes Brooklyn" von Jacqueline Woodson

Der Vater verlässt mit den Kindern die Mutter und zieht aus der dörflichen Umgebung in Tennessee nach Brooklyn in New York. Jahre später erinnert die erwachsene Heldin ihren Umzug vom Land in die Stadt:

Montag, 19. November 2018

Verwaist. Radio-Worte auf den Weg

In dieser Woche bin ich von Montag bis Samstag jeweils dreimal mit kurzen spirituellen Beiträgen aus dem Gefängnisalltag im Radio zu hören: 5.50 Uhr auf Radio Berlin 88.8; 6:45 Uhr auf Kulturradio; 9:12 Uhr auf Antenne Brandenburg. 
Hier die (ungefähr so vorgetragene) Textfassung von heute:

Wer eine Haft antreten muss, wird zu einem gewissen Grad zu einem Waisen, einem Einsamen. Und er hinterlässt Waisen in seinem persönlichen Umfeld außerhalb des Gefängnisses.[1]

Kinder verlieren ihre Väter, Schwestern ihre Brüder und Eltern ihre Söhne. Sie verschwinden zeitweise aus dem Leben ihrer Angehörigen. Denn zum Aufenthalt in einer Haftanstalt gehört naturgemäß die starke Einschränkung des Kontakts mit Familie, Bekannten und Freunden.

Donnerstag, 4. Oktober 2018

Ehelosigkeit geht nicht nebenbei. Ein Brief aus Erfahrung

Auf Wunsch des zuständigen P. Clemens Blattert SJ habe ich mir vor einiger Zeit mal Gedanken gemacht, was ich als ehemaliger Jesuit einem (potentiellen) Interessenten am Jesuitenorden schreiben würde. Und zwar dies:


Lieber Interessent,

im Jahr 2007 bin ich ins Noviziat des Jesuitenordens eingetreten, habe mich aber 2012 entschieden, wieder auszutreten. Heute schreibe ich Dir ein paar Gedanken, wie es zum Austritt kam – aber auch, warum es sich für Dich lohnen kann, auszuprobieren, ob das Ordensleben etwas für dich ist.

Als ich dem Provinzial schrieb, dass ich glaubte, nicht länger im Orden verbleiben zu können und deshalb um die Entlassung bat, hatte ich zuvor schon lange hin- und her überlegt. Ich hatte viel gebetet, abgewogen, hier ein Für und dort ein Wider bedacht und schließlich eine ganze Reihe von Dingen ausformuliert, die mich störten und Gründe für meinen Austritt darstellen sollten.

Donnerstag, 27. September 2018

Das schreckliche Schwanken. "Der Vogelgott" von Susanne Röckel

Ich wusste vorher nicht, was mich bei der Lektüre dieses Romans "Der Vogelgott"1 erwartet – aber ich wurde nicht enttäuscht.

Susanne Röckel hat in dunklen Farben die Geschichte dreier Geschwister gemalt, die in unterschiedlicher Weise einer geheimnisvollen Religion auf die Spur kommen.

Da ist zunächst Thedor, der jüngste der drei, der sonst nie etwas auf die Reihe bekommt. Ausgerechnet er macht sich auf den Weg in die weitgehend unbekannte Region der Aza, um dort humanitäre Hilfe zu leisten – verführt durch einen faulig riechenden und doch charismatischen Unbekannten, der ihm den Eindruck vermittelt hatte, gerade er sei dort besonders vonnöten. In der Fremde angekommen scheint es zunächst, als sei er vergessen worden.

Samstag, 22. September 2018

Kinder in die Mitte! Von Kind- und Vatersein. Von Vertrauen und Verantwortung.

1. "Jesus stellte ein Kind in ihre Mitte und nahm es in die Arme" (Mk 9,36)
Dieser zentrale Satz aus dem Evangelium des Sonntags (Mk 9,30-37) lässt bei manch einem die Alarmglocken schrillen.
Denn die Rede davon, dass eine religiöse Autorität ein Kind in die Arme nimmt, hat in der katholischen Kirche ihre Unschuld verloren. Seit erneut Berichte über die sexuellen Übergriffe durch katholische Geistliche in den USA und in Deutschland bekannt wurden, ist das religiöse Sprechen über Kinder eine heikle Sache geworden.
Jedenfalls tue ich mich schwer, hier fromme Gedanken zu diesem Thema zu verkünden.

Viel Schatten durch das Licht.
Jakobskirche, Stralsund, 2018.
Denn ich bin Mitarbeiter einer Institution, die über Jahre und Jahrzehnte hinweg das eigene Ansehen über den Schutz und die Würde der Opfer sexueller Gewalt gestellt hat. Durch ständiges Wegsehen und systematische Vertuschung, durch klammheimliche Versetzungen der Täter und die Beschimpfung der Aufklärer als Nestbeschmutzer hat die katholische Kirche sich oft genug als unwillens und unfähig erwiesen, dem Verbrechen in ihrer Mitte ein Ende zu machen. Das Leiden der Opfer von sexuellen Übergriffen ist nun nicht mehr ungeschehen zu machen.

Was aber möglich ist: Den Opfern nun endlich zuzuhören und zu erfahren, was durch den Missbrauch zerstört worden ist.
Dann muss es um Gerechtigkeit gehen: Täter müssen klar benannt und zur Rechenschaft gezogen werden, soweit dies noch möglich ist.
Schießlich die Frage nach den Strukturen: Beschwerdewege und Schutzmechanismen sind inzwischen in vielen Teilen der Kirche etabliert und es ist zu hoffen, dass damit auch ein Mentalitätswandel einhergegangen ist. Aber reicht das? Papst Franziskus hat den Klerikalismus, also die Überhöhung geistlicher Amtsträger, als Ursache angeprangert. Auch die kirchliche Sexualmoral, die Hierachien, die undurchsichtigen Versetzungen tragen ihren Teil bei.

Wie dem auch sei: Meine Kirche hat vor dem Anspruch Jesu kläglich versagt, denn nicht die Sorge für die Kinder stand im Zentrum, sondern ihr eigener Schutz. Verantwortungslosigkeit pur! Dieses Versagen müssen wir heute mit Trauer und Scham erkennen.

Aber es ist eine zwiespältige Sache, als Mitglied der Kirche irgendwie sich selbst und dann doch nicht sich selbst anzuklagen, da ich ja persönlich oft genug gar keinen Einfluss auf solche Dinge habe.

2. "Wer ein Kind aufnimmt, der nimmt mich auf" (Mk 9,37)
Deshalb will ich den Blick von der heutigen Situation zurück auf Jesu Intention lenken:
Jesus war voller Ehrfurcht und Wertschätzung gegenüber den Kindern.
Er stellte sie bisweilen als religiöse Vorbilder hin: "Wer das Reich Gottes nicht so annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen." (Lk 18,17) Und das tut er in einer Zeit, als der Kitsch von Babys, die auf den großen Händen der Erwachsenen schlafen, undenkbar war, als noch keine Kinderbilder mit riesigen Kulleraugen existierten und noch kein süßes Jesuskind mit blonden Locken verehrt wurde.
Kinder waren keine Vorbilder, sie waren in den Augen seiner Zeitgenossen nur unfertige Erwachsene und reichlich defizitär. Dagegen rückt Jesus ihre Offenheit für Gott und sein Wirken ins Zentrum.

Heute nun geht er noch einen Schritt weiter und spricht von der engen Verbindung zwischen dem Aufnehmen eines Kindes und dem Aufnehmen Gottes selbst: "Wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt nicht nur mich auf, sondern den, der mich gesandt hat." (v37)

Kinder ändern die Lebensperspektive.
Inselkirche, Hiddensee, 2018.
Aber was soll das bedeuten: ein Kind "aufnehmen"?
In den seltensten Fällen laufen irgendwo Kinder auf der Straße herum, die man dann aufnimmt. Darum wird es also nicht gehen.

Kinder zu haben aber bedeutet, bei aller Freude und Lockerheit, die sie ins Leben bringen können, in erster Linie Arbeit. Es ist ein mühevolles Tun, den eigenen Tagesrhythmus an einem Kind auszurichten, es mit Geduld an Hygiene und Essen heranzuführen, vollgekackte Windeln zu wechseln, in der Krankheit und bei jedwedem Geschrei ruhig und geduldig zu bleiben, und nicht zuletzt die Balance zu finden zwischen nachsichtiger Liebe und den Regeln.
Diese Mühe muss man, wenn ein Kind erst einmal da ist, einfach auf sich nehmen, denn ohne die liebevolle Sorge kann ein Kind nicht leben.

Eindrucksvoll zeigt das der aktuelle Roman "Neujahr" von Juli Zeh, in dem sich dem Familienvater Henning im Urlaub die schreckliche Erfahrung des Verlassenseins wieder ins Gedächtnis drängt. Vor vielen Jahren waren seine Eltern beim Urlaub auf Lanzarote am Morgen plötzlich aus dem Ferienhaus verschwunden gewesen und hatten den Vierjährigen mit seiner zwei Jahre jüngeren Schwester allein gelassen. Die Autorin beschreibt aus der Sicht des zunächst besonnen agierenden Henning, den immer wieder und immer stärker die Panik anfällt, bis ihn die ungeheure Verantwortung, in die er urplötzlich gestellt ist, fast umwirft, einen verzweifelten Kampf ums Überleben und die sinnlose Suche nach einem Sinn der Verlorenheit.
Kindliche Überforderung und die völlige Unfähigkeit, in dieser haltlose Situation einen Halt zu finden, haben ihre traumatisierenden Spuren in seinem Leben als Ehemann und Vater hinterlassen. Es ist eine dem eben genannten Missbrauch verwandte Form der Traumatisierung.

Mich hat dieser Roman völlig fertig gemacht – und zugleich vollends fasziniert. Denn er zeigt (neben vielen anderen Dingen) aus verschiedenen Perspektiven, wie unabdingbar wichtig die elterliche Sorge für das Wohl eines Kindes ist.

Wenn Jesus nun dazu auffordert, Kinder aufzunehmen, dann geht es genau um diese Verantwortung, in der Erwachsene gegenüber Kindern stehen. Dasein, sich kümmern, liebevoll mitgehen und zeigen, dass sie nicht allein sind. Das ist ein Dienst, bei dem man selbst nicht an erster Stelle steht.
Insofern gehört der Schutz von Kindern zum Zentrum des Christlichen!

3. "Vater unser im Himmel" (Mt 6,9)
Zugleich ist diese Haltung, religiös gesprochen, die Art von Väterlichkeit, die wir auch von Gott als unserem himmlischen Vater erwarten dürfen.

Hier kreuzen sich nämlich die theologischen Linien: Einerseits dürfen wir uns vertrauensvoll als gesegnete Kinder Gottes fühlen und ihn im Vaterunser als unseren Vater ansprechen. Andererseits sind wir in die Pflicht genommen, Kindern verantwortlich und dienend zu begegnen.
Beide inneren Haltungen, die des vertrauenden Kindes und die des verantwortlichen Erwachsenen, haben Platz in uns und beide können uns zu dem einen Ziel führen: dass wir Gott näher kommen.

Denn das ist ja das Ziel des Evangeliums: Jesus will zeigen, auf welchem Wege wir Gott begegnen können.
Zusammengefasst lässt sich aus dem bisher Genannten verallgemeinernd sagen, dass wir Gott begegnen können, wenn wir Verantwortung übernehmen, wenn wir dienen, wenn wir nicht uns selbst an erste Stelle setzen.
(Entgegengesetzt also zu dem Verhalten, wie es Priester und Bischöfe im Zuge des Missbrauchs und des Umgangs mit dem Missbrauch an den Tag legten – bzw. verschleierten.)

Darauf deutet auch der andere wichtige Satz des Evangeliums hin: "Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein." (v35)

Das eben Erwähnte findet sich darin wieder – und noch mehr.
Der Satz erinnert nämlich daran, dass die Werte, von denen ich eben sprach, nicht selbstverständlich, nicht leicht zu leben und schon gar nicht populär sind. Denn sie zu leben bedeutet, Abstriche zu machen, nicht zu drängeln, runterkommen vom eigenen hohen Ross.

Den Verantwortlichen in der Kirche stünde das in diesen Zeiten gut an. Papst Franziskus geht nach meiner Ansicht in vielen Bereichen schon mit einem guten Beispiel voran.

Aber auch alle anderen Christen, die Gott als Vater anrufen, sagen mit dieser Anrede Gottes, dass sie selbst nicht auf dem ersten Platz stehen. Sondern dass sie ihm im Gebet ihr Leben anvertrauen – die Verherrlichung seines Namens, das tägliche Brot, die eigene Schuld, die Rettung vor den Versuchungen und allem Bösen. Wer so betet, stellt sich selbst nicht in die erste Reihe.

So kann das Beten des Vaterunsers uns vielleicht eine gute Erinnerung sein an das, was uns das Evangelium auträgt:
Zu Gott als Vater sprechen bedeutet auch, auf den Schutz der Schwächsten zu achten. Es bedeutet, sich nicht nach vorn zu stellen, sondern Verantwortung zu übernehmen und zu dienen.

Blick in Abgründe / Blick nach draußen.
Heimvolkshochschule Seddiner See, 2016.

Montag, 16. Juli 2018

Wann ist mein Handy eigentlich aus? Zur Besinnung

Wann bin ich eigentlich mal nicht erreichbar auf dem Smartphone?
Solche Momente gibt es – aber, ich gebe es zu, nur sehr selten. Mein Telefon hat meinen Alltag fest im Griff, fester als ich will.
Dass es grundsätzlich ausbleibt, kommt nur an drei Punkten vor.

Samstag, 7. Juli 2018

Von Mutationen und Wunderblockern. Eine Predigt im Gefängnis

Das heutige Evangelium (Mk 6,1-6) ist ein Evangelium über Vorurteile, über die Bindung an die Familie und über die Voraussetzung von Wundern.

Wie wir schon vor ein paar Wochen gehört haben, versucht Jesus alles, um sich von seiner Familie abzugrenzen. Er emanzipiert sich radikal. Und doch versuchen jetzt Leute, die ihn von klein auf kennen, Jesus eben auf seine Familie zu reduzieren.
Sie können nicht glauben, dass dieser ihnen schon altbekannte Jesus plötzlich wirklich was Neues zu sagen hat: „Woher hat er das bloß?“ (v2) Wie kommt er denn auf so etwas, als Kind war er doch immer normal?! Was will er uns da plötzlich erzählen? Welche Fähigkeiten bildet er sich da ein? Kann er nicht einfach ein Zimmermann bleiben und nicht versuchen, jemand anderes zu sein?

Mittwoch, 27. Juni 2018

Radikale Lebensreife. Aus Rudyard Kiplings „Brief an meinen Sohn“

Aus Konflikten, Enttäuschungen, Zweifeln und vielen Begrenztheiten besteht das Leben zu weiten Teilen. In der großen Politik ebenso wie im Privatleben, im Fußball wie in der Religionsausübung. 
Mit diesen Problemen umzugehen erfordert charakterliche Reife, die oftmals schmerzhaft erworben werden muss. Durch die Drangsal hindurch erst lernen wir mit der Drangsal umzugehen. 
Aber wir können uns natürlich vorbereiten - oder es wenigstens versuchen. 

Eine kritische Hilfestellung bietet der Brief des Schriftstellers und Nobelpreisträgers Rudyard Kipling an seinen Sohn von 1910. Seine Aufzählung von Haltungen einer reifen Persönlichkeit ist weise und immer noch gültig, wenn wir auch manches anders ausdrücken würden, weniger pathetisch vor allem.