Die Nymphomanin hat eine Familie. Der
Zwiespalt zwischen ihrer sexuellen Obsession und dem Kind, um das sie
sich kümmern muss, zeigt sich in ihrer emotionalen Gespaltenheit bei
der Pflege des Säuglings. Diese Gespaltenheit kann man auch
nachvollziehen, ohne nymphoman zu sein:
Posts mit dem Label Familie werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Familie werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Samstag, 14. Dezember 2019
Freitag, 13. Dezember 2019
Geliebt 13 – Tolpatsch in "Der Widersacher" von Emmanuel Carrère
Jean-Claude Romand scheint ein
durchschnittlicher Franzose mit einem durchschnittlichen Leben und
einem guten Job zu sein. Eines Tages aber ermordet er erst seine Frau
und seine beiden Kinder, zündet anschließend sein Haus an, tötet
dann seine Eltern und versucht am Ende sich selbst das Leben zu
nehmen. Emmanuel Carrère hat seine Geschichte recherchiert und in
seinem Buch "Der Widersacher" zu sich selbst ins
Verhältnis gesetzt. Hier erzählt er vom frühen
Familienglück:
Mittwoch, 11. Dezember 2019
Geliebt 11 – Familienfoto in "Die 21" von Martin Mosebach
Der IS ermordete 2015 in Libyen 21
Männer, die fast alle der koptischen Kirche angehörten. Dort werden
sie inzwischen als Märtyrer verehrt. Martin Mosebach reiste nach
Ägypten und besuchte viele Personen, die mit den diesen Märtyrern
zu tun hatten.
Unter anderem trifft er auf die Witwen,
die von ihren gestorbenen Männern erzählen:
Dienstag, 10. Dezember 2019
Geliebt 10 – Bett in "GRM. Brainfuck" von Sibylle Berg
Ich muss gleich zu Beginn betonen, dass
dies eins der wenigen Bücher ist, das ich aus Überzeugung nicht bis
zu Ende gelesen, sondern fortgelegt habe, weil es mich von Inhalt und
Stil angewidert hat. Die hier zitierte Stelle ist auch nicht ganz
typisch, da sie einigermaßen positiv klingt und nicht den Sound des
Buches wiedergibt (die Auslassung in der Mitte wäre eher dazu
geeignet – in der Leseprobe
kann man die komplette Stelle und den Kontext erlesen). Gerade
deshalb sei sie aber hier aufgenommen.
Sibylle Berg imaginiert eine
untergehende Welt voller sozialer, ökomomischer und politischer
Abgründe. Einige Jugendliche finden sich zusammen, um gemeinsam zu
überleben.
Hier wird eine von ihnen vorgestellt:
Montag, 9. Dezember 2019
Geliebt 9 – Psalmen in "Geronimo" von Leon De Winter
Die Geschichte der
Ermordung Osama bin Ladens wird bei Leon De Winter eingebettet in
einen größeren Rahmen, der teils Drama, teils Thriller, teils
Sozialstudie und teils Liebesgeschichte ist. Nachdem die Amerikaner
ihr Werk im pakistanischen Abbottabad vollbracht haben, spinnt der
Autor die Geschichte weiter, in der es um ein gerettetes muslimisches
Mädchen im Haus pakistanischer Christen geht:
Dienstag, 19. November 2019
Fremd durch Armut. Gedanken zu Elisabeth von Thüringen
Es war einmal eine
Königstochter aus einem fernen Land, die schon früh einem Grafen
versprochen worden war. Sie verließ in jungen Jahren ihre Heimat, um
bei ihm zu leben. In seinem Lande wohnte sie in feinen Gemächern auf
den verschiedenen Burgen des Grafen und kleidete sich in Samt und
Seide...
So könnte die
beschauliche Geschichte der ungarischen Prinzessin beginnen, die als
Elisabeth von Thüringen (1207-1231) bekannt wurde. Doch wie in
vielen Märchen endet die romantisch-beschauliche Phase recht bald.
Denn Elisabeth fühlte sich angezogen vom Armutsideal ihres
Zeitgenossen Franz von Assisi (ca. 1182-1226).
Donnerstag, 31. Oktober 2019
Alles heiligen. Oder: Wo sind die heiligen Familien?
Es ist zum Haareraufen:
Wenn ich auf den Heiligenkalender der
katholischen Kirche schaue, muss ich feststellen, dass dort viele
Mönche, Bischöfe, Pfarrer, Missionare, Prediger, Päpste, Nonnen
und heilige Jungfrauen zu finden sind.
Aber fast keine Heiligen, die eine
Familie außer ihrer Herkunftsfamilie hatten – mithin fast keine
heiligen Väter oder Mütter.
Während für die frühe Kirche noch
das Martyrium, und damit der Tod, die wichtigste Basis der Heiligkeit
war, wurde mit der Zeit auch das heiligmäßige Leben bedeutsamer –
und das schien sich vor allem in den heiligen Kirchenlehrern,
Eremiten, Wüstenvätern Jungfrauen und Bischöfen zu finden.
Dienstag, 19. März 2019
War Josef der leibliche Vater Jesu? Zwei Antworten von Joseph Ratzinger
Zum Fest des heiligen
Josef möchte ich kurz zwei unterschiedliche Antworten zu oben
genannter Frage referieren. Zwei Antworten, die interessanterweise
von ein und dem selben Autor stammen, allerdings liegen zwischen
ihnen 44 Jahre.
Samstag, 2. Februar 2019
Deine Zukunft gehört dir nicht! Visionen an Darstellung des Herrn
Das Evangelium
am Fest der „Darstellung des Herrn" hat eine doppelte Botschaft:
Es sagt nämlich, dass unser Leben
eigentlich Gott gehört – aber auch, dass er uns mit einer vollen
Zukunft beschenken will. Gott erhebt Anspruch auf unser Leben – und
zugleich gibt er uns das Versprechen, dass er eine wunderbare Vision
dafür hat.
1. Erläuterung zum jüdischen
Hintergrund1
Wenn die Eltern Jesu etwas mehr als
einen Monat nach seiner Geburt in den Tempel kommen, um ihren Sohn
vor Gott hinzubringen („darzustellen", wie es im Namen des Festes
heißt), dann erfüllen sie damit zwei Gebote, die in der Torah zu
finden sind.
Das ist sperrige Kost, die ich hier gern nur kurz erläutern und stehen lassen möchte:
Im Tempel. Propsteikirche, Leipzig, 2018. |
Zum einen geht das Denken jener Zeit
davon aus, dass eine Frau sich nach der Geburt rituell reinigen, das
heißt in einen Zustand versetzen muss, in dem sie vor Gott hintreten
kann. Für diese Wiedereingliederung in das religiöse Leben bringt
sie im Tempel eine Gabe dar (vgl. Lev 12,1-8).
Das zweite mit dem Besuch erfüllte Gebot besagt, dass der
Erstgeborene bei Gott „ausgelöst", also sozusagen umgetauscht
werden muss. Dahinter wiederum steht der Gedanke, dass jede männliche
Erstgeburt Gott gehört.
Dieser Anspruch Gottes auf das erste
Kind zweier Menschen geht nach der biblischen Überlieferung zurück
auf die Verschonung der Erstgeborenen der Juden beim Auszug aus
Ägypten (im Gegensatz zu den Erstgeborenen der Ägypter). Während
die einen (die Juden) gerettet wurden, mussten die anderen (die
Ägypter) sterben (Ex 13,12-15).
Diese historische Bevorzugung soll nun gewissermaßen von den einzelnen Gläubigen wieder aufgeholt werden.
Abgesehen von den Hinweisen auf die
Exodus-Geschichte stecken aber auch noch grundsätzlichere Hinweise
im Text:
Der Evangelist betont außerdem die
Gesetzestreue der Eltern Jesu, die sich ganz in der Frömmigkeit
ihrer Religion bewegen, die ja nicht die Religion der ersten
Leserschaft ist. So zeigt er Kontinuität und Differenz zur Religion Israels auf.
Dazu kommt, dass im Hereinbringen des
Kindes in den Tempel die Zugehörigkeit Jesu zu Gott besonders
herausgestellt wird – bemerkenswert ist, dass dies eigentlich für
alle gilt, der Evangelist (der den Tempel vermutlich nicht mehr
gekannt hat) stellt Jesu Verbindung zu seinem im Tempel verehrten
Vater jedoch noch einmal besonders heraus, wenn er betont, dass sie
das Kind brachten, "um es dem Herrn zu weihen."
(v22)
Ein weiteres Motiv taucht auf, nämlich
dass Kinder, und zwar alle Kinder, als eine Gottesgabe angesehen
werden.
Die Eltern kommen zu Gott und bitten
ihn mit dem Opfer gewissermaßen noch einmal um ihr Kind, das sie
doch schon haben – das zeigt, dass Kinder nicht ihren Eltern
gehören. Sie sind, trotz aller Abhängigkeit von den Eltern und
trotz der engen Blutsbande, freie Wesen und stehen nicht nur als
Kinder von irgendwem, sondern direkt als sie selbst vor Gott.
Das betont die individuelle Freiheit jeder Person vor Gott.
2. Die Zukunft vorhersagen
Der greise Simeon sagt Jesus etwas
Großes voraus. Seit Jahren wartet er darauf, den Erlöser zu sehen
und nun wird dieser Wunsch ihm erfüllt. Er sagt vom Kind, dass es
das Heil und das Licht der Heiden sei, dass es Herrlichkeit für
Israel bedeute (vgl. v31.32) und dass es die Verhältnisse umkehren
werde: viele sollen "durch ihn zu Fall kommen und viele
aufgerichtet werden". (v34)
Aber dieses Vorhersagen ist zutiefst zwiespältig:
Auch in der Situation der Haft gibt es
immer wieder Leute, die Ihnen sagen, wo es für Sie -
höchstwahrscheinlich – hingeht. Jedes Mal, wenn der Plan für den
weiteren Verlauf des Vollzugs geschrieben wird, muss eine Diagnose
erstellt werden. Dann entscheidet irgendwer, dass Sie jetzt bereit
sind, stundenweise frei hinauszugehen – oder dass es eben noch
nicht so weit ist.
Oder es geht gar darum, dass eine Verlegung in den
Offenen Vollzug ansteht – auch hier muss jemand sagen:
„Ja, er wird es unter den Bedingungen größerer Freiheit
schaffen." Oder: „Nein, das kann er nicht."
Was die Zukunft bringt. Werbetafeln am S-Bahnhof Sonnenallee, Berlin, 2018. |
Wir alle wissen, dass Vorhersagen über
das Leben eines Menschen unmöglich sind. Alle, die das trotzdem tun
müssen, tun es (hoffentlich) im Wissen um ihre eigene Beschränktheit bezüglich
solcher Aussagen.
Simeon scheint sich jedoch sehr sicher
zu sein, ihm wird vom Evangelisten jedenfalls bescheinigt, dass der Geist ihn
in den Tempel geführt habe (vgl. v27).
Als Erwachsener fragen Sie sich
natürlich, ob sich das, was andere da über Sie sagen, auch mit dem
deckt, was Sie selbst in sich sehen. Im positiven Fall, wenn
Ihnen etwas zugetraut wird, ist das wahrscheinlich eher so.
Man muss ja ehrlicherweise sagen: Wenige
Leute möchten gern über sich hören, dass sie zu bestimmten Dingen,
die sie tun sollen, nicht in der Lage sind. Mir scheint oft, dass nur
selten jemand ausspricht (um im Kontext Haft zu bleiben): Ja, Sie
haben recht, es stimmt, für den Offenen Vollzug bin ich doch gar
nicht bereit.
Das Schöne ist nun, dass es eine
Perspektive gibt, die noch unendlich viel weiter geht als die
Perspektive eines Sozialarbeiters oder einer Sozialarbeiterin. Es ist
die Perspektive Gottes.
Denn Gott hat Großes mit Ihnen vor!
Nicht nur mit einigen Wenigen, sondern mit jedem, der hier sitzt.
Gott sieht in Ihnen etwas äußerst
Wichtiges und er möchte eine Zukunft für Sie, die Sie erfüllt und
zum Heil führt. Und er will Sie zum Heil machen, auch für
jene, die nicht zum auserwählten Volk gehören.
Sie können ein
Licht sein!
Sie können Herrlichkeit für einen Menschen sein!
Sie
können Menschen retten!
Und seien Sie beruhigt: Auch für
Jesus war das nicht leicht.
Gott verspricht uns kein Leben ohne Leiden, wenn
er uns eine große Zukunft und eine Leben in Fülle verheißt.
Wenn jemand für seinen Glauben
eintritt, Gottes Liebe zu allen verkündet und danach lebt, dann wird
oft genug genau das passieren, was von Jesus gesagt wurde: "er
wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird." (v34)
Aber darauf muss man sich einlassen. Oder sich ehrlich entscheiden, dass das nichts ist. Sie dürfen sich aber sicher sein: Gott traut es Ihnen zu, er will Sie dabei sogar unterstützen. Allerdings macht er nichts aus Ihnen, wenn Sie nicht mitmachen. Auch Jesus hat
sich auf den Weg seines göttlichen Vaters gemacht und ist nicht sein
Leben lang der Zimmermann geblieben, der er hätte sein können.
Denn dieser Weg verändert eine Person.
Auch dafür muss man bereit sein. Wenn Sie Ihr Leben in die Spur
Gottes stellen, dann gehört Ihnen Ihre Zukunft nicht mehr.
Dann lassen Sie sich darauf ein, dass
Gott Sie und die Zukunft Ihres Lebens verwandelt.
Das aber fordert Mut, Geduld und das tiefe Vertrauen
darauf, dass Gottes Plan für Sie wirklich gut ist.
Wenn Sie das probieren wollen, dann ist
der erste Schritt, dass Sie darauf hören, was Gott eigentlich mit
Ihnen ganz konkret vorhat – mit Ihren Erfahrungen, Ihrer
Lebensgeschichte, Ihren Talenten, Ihren Schwächen, Ihren Wünschen.
Fragen Sie ihn ruhig: Gott, was willst
Du von mir? Welche Zukunft siehst Du für mich?
(Manchmal kann auch die Perspektive der Sozialarbeiterin bei der Beantwortung dieser Fragen helfen!)
3. Das Leiden der Eltern
Ein kurzes Wort noch zu Jesu Eltern:
Von Maria wird noch gesagt, dass ihr ein Schwert durchs Herz fahren
werde (vgl. v35).
Das ist ein bekanntes Thema: Besonders
die Mütter haben es schwer mit ihren Kindern und sie leiden
besonders daran, wenn ihre Söhne Wege gehen, die nicht mit den
Erwartungen übereinstimmen…
Sicher geht oder ging es Ihren Müttern
nicht viel besser als der Mutter Jesu.
Manchmal sind die Situationen dann auch
schon so festgefahren, dass weitere Erklärungen oder Beteuerungen
nichts bringen.
Dann – und auch sonst – ist es eine
gute Möglichkeit, für die eigenen Eltern zu beten.
Mit Dank. Um Kraft und gelassene und
friedvolle Gedanken, wenn es um die eigenen Kinder geht.
4. Schluss
Lassen Sie sich ein auf den Weg, den
Gott mit Ihnen gehen will!
Seien Sie ein Zeichen, dem
widersprochen wird – aber ein Zeichen im Geiste Gottes!
Fragen Sie Gott, was Er von Ihnen will!
Wohin soll es gehen, Gott? Im Wald bei Grünheide, 2018. |
1 Vgl.
zum Folgenden die Hinweise unter
http://www.perikopen.de/Gedenktage/2Feb_Darstellung_Lk2_22-40_Dorn.pdf.
Labels:
Alltag,
Bibel,
Demut,
Familie,
Freiheit,
Gefängnis,
Geistkraft,
Grundsätzliches,
Ignatianisch,
Israel,
Jesus,
Kindereien,
Lebenshilfe,
Sonntagsevangelium,
Spiritualität,
und,
Vertrauen
Freitag, 18. Januar 2019
Reflexionen aus dem belanglosen Leben im Anschluss an die Hochzeit in Kana
Die Geschichte von der
Hochzeit in Kana (Joh 2,1-10), bei der Jesus Wasser zu Wein wandelt,
wird oft gedeutet als ein Zeugnis von Jesu Kraft, aus dem normalen
Alltagsbestand (das zum Waschen, Trinken, Reinigen bestimmte Wasser)
einen Genuss (der tolle Wein) zu machen.
Seit ich mich vor diesem
Sonntag mit dem Text auseinandersetze, frage ich mich, ob ich dazu
etwas schreiben kann.
Denn seit der Rückkehr
aus dem Silvesterurlaub trudeln die Tage nur so an mir vorbei, ohne
dass ich einen klaren Gedanken finden kann. Also auch keinen klaren
dazu!?
Leere Rahmen - Bilder wie immer irgendwie dazu. Rudow, Berlin, 2018. |
Verstärkt wird dieses
Gefühl, nichts zu sagen zu haben, durch die eher grundsätzlich
Frage, ob ich in diesem Blog noch etwas schreiben will. Religiöse
Themen muss ich gerade eher mit Gewalt an mich heranziehen,
literarische Entdeckungen mache ich in den gerade gelesenen Büchern
auch nicht wirklich.
Und überhaupt – wie
bisher aus jedem biblischen Text eine Weisheit an den Haaren ziehen,
das ist mir selbst ein bisschen suspekt, und doch weiß ich keine
andere Art zu schreiben, keine andere zu denken vielleicht.
Im Endeffekt ist die
Stimmung diesbezüglich: Lustlos, ausgelaugt, resigniert. Der Wein ist alle.
Beste Voraussetzungen
also, um nach der Verwandlung Ausschau zu halten, die das Evangelium
verheißt...?!
Was ist also das Normale,
das rangeschafft wird, damit Jesus etwas daraus macht?
In der Berliner Nasskälte
bin ich dauerkränkelnd nach der Rückkehr aus der Toskana, wo alles
sonnig, schön und auch ein wenig (aber wirklich nur ein wenig) kalt
war.
Jetzt dagegen: Viel Grau,
kein weiter Blick mehr, drückende Luft, Schmutz und Ekel in den
Straßen.
Die Bücher, die ich
gerade lese bzw. gelesen habe, sind nicht schlecht, aber auch nicht
umwerfend, was ich vor allem daran merke, dass ich mir keine Notizen
mache und keine Seiten merke, aber auch nicht hinwerfe. Na gut,
letzteres liegt mir sowieso nicht.
Das Humboldt-Buch von
Andreas Wulf war zwar anregend und spannend, aber irgendwann viel zu
lang und sich in Neben- und Nachgeschichten verheddernd, außerdem
voller Wiederholungen in enervierend immer gleicher Wortwahl.
Dann schleife ich immer
noch Esther Kinskys „Hain" hinter mir her. Mein Eindruck,
dass es keine Geschichte ist, die eine Entwicklung erzählt, sondern
Miniaturen, die manchmal gar nicht schlecht sind, aber auch die sind
nervtötend langsam und lang. Der Grundton der Trauer, der das Buch
durchzieht, verbessert die Sache nicht.
Weiterhin die Einsicht,
dass ich nicht viel zu sagen habe und auch keine ausreichend guten
Worte, um das dann wenigstens gut zu präsentieren.
Die Arbeitsstellen könnten
dissonanter nicht sein: Einmal fühle ich mich weitgehend
überflüssig, einmal bin ich so gefragt, dass ich nur noch hinterher
hetze und kein Gefühl für die Qualität meines Tuns mehr habe. Und
viele Leute enttäuschen muss.
Die Kinder kränkeln auch,
meine Frau arbeitet, wir sehen uns abends, reden etwas, gehen zu
Bett.
Politische Ereignisse
(Datenleck, Brexit-Chaos, Flüchtlingsschiffe, AfD-Querelen,
US-Shutdown, Dauer-Klima-Krise) ziehen eher so neben mir vorbei, ohne
dass ich den Eindruck habe, dass mich davon irgendetwas tiefer
berühren kann.
Bei all dem fühle ich
mich an einer belanglosen Oberfläche festgenagelt, matt, nutzlos und
ohne Antrieb. „Bis zum Rand" gefüllte Wasser-Tage (vgl. v7).
Also suche ich mal die
Perlen.
Kleines Glück. Trotz allem. Toskana, 2018. |
Was mich beglückt hat in
diesen letzten Tagen:
Die Facebook-Einträge
eines ehemaligen Mitstudenten mit zeitversetzten Logbuch-Notizen über
einen Aufenthalt in der Psychiatrie: knapp, eindrücklich, offen.
Die Stimme von SabineDevieilhe (zugegebenermaßen entdeckt, weil von youtube empfohlen),
die wirklich eine grandiose Offenbarung ist.
Das Schreib- und
Lesebedürfnis meiner vierjährigen Tochter.
Der Lesungstext vom
Donnerstag, dem 17. Januar, meinem Tauftag – ein Aussätziger kommt
zu Jesus und wird geheilt (Mk 1,40-45).
Ein paar kurze Begegnungen
mit Kiezbekanntschaften auf der Straße.
Die Umarmungen meiner
eineinhalbjährigen kranken Tochter.
Ein Foto, das ich am
Mittwoch, 16.01., auf dem Weg zum Gefängnis aufgenommen habe.
Und schließlich der Stil
der Essays von David Foster Wallace in „Der Spaß an der Sache",
der mich einerseits deprimiert, weil auf den Boden der Realität
holt, andererseits aber beflügelt, jetzt überhaupt wieder zu
schreiben.
Wahrscheinlich ist es diese Sammlung schon. Ein Wein-Wunder.
Aufschreiben als Therapie
und Weg zum Genuss.
Jedenfalls für mich. Jedenfalls ein wenig.
Labels:
Alltag,
Auferstehung,
Brüche und Grenzen,
Dank,
David Foster Wallace,
Demut,
Esther Kinsky,
Familie,
Gefängnis,
Kindereien,
Kirchenjahr,
Literatur,
Sonntagsevangelium,
Spiritualität,
Taufe,
und
Dienstag, 25. Dezember 2018
Das Geschenk der Weihnacht: Was für ein Glück! Was für eine Aufgabe!
Als unsere zweite Tochter
geboren wurde, ging alles ganz schnell. Natürlich hatten wir uns
vorbereitet so gut es ging, und mit einem drei Jahre älteren
Kleinkind zu Hause ist ja auch schon einiges kindgerecht
eingerichtet. Aber die innere Vorbereitung war nicht mehr besonders
ausführlich – für Ruhe und Besonnenheit fehlte uns einfach die
Zeit.
Samstag, 15. Dezember 2018
3. Adventssonntag – Radiobeitrag zu Gaudete – "Freut Euch! Der Herr ist nahe!"
Folgende Worte von mir sind am Sonntag, 16.12.2018, ab ca. 10 vor 10 auf Radio Berlin 88,8 zu hören:
Es gibt Sätze, die mich sofort wach
machen.
"Freu dich doch!", ist so ein
Satz.
Wenn ich höre, dass ich mich freuen
soll, dann werde ich erstmal aggressiv. Darf ich das bitteschön
vielleicht noch selbst entscheiden, wann ich mich freue?
Und selbst wenn die Aufforderung "Freut
euch! Der Herr ist nahe!" (Phil 4,4.5) in der biblischen Lesung am
Dritten Adventssonntag steht: Das braucht mir mitten im Adventsstress
niemand zu raten oder zu gar zu befehlen!
Dienstag, 11. Dezember 2018
Ankunftszeit 11 – Grau in "Ein anderes Brooklyn" von Jacqueline Woodson
Der
Vater verlässt mit den Kindern die Mutter und zieht aus der
dörflichen Umgebung in Tennessee nach Brooklyn in New York. Jahre
später erinnert die erwachsene Heldin ihren Umzug vom Land in die
Stadt:
Montag, 19. November 2018
Verwaist. Radio-Worte auf den Weg
In dieser Woche bin ich von Montag bis Samstag jeweils dreimal mit kurzen
spirituellen Beiträgen aus dem Gefängnisalltag im Radio zu hören:
5.50 Uhr auf Radio Berlin 88.8; 6:45 Uhr auf Kulturradio; 9:12 Uhr auf
Antenne Brandenburg.
Hier die (ungefähr so vorgetragene) Textfassung von heute:
Wer eine Haft antreten muss, wird zu
einem gewissen Grad zu einem Waisen, einem Einsamen. Und er
hinterlässt Waisen in seinem persönlichen Umfeld außerhalb des
Gefängnisses.[1]
Kinder verlieren ihre Väter,
Schwestern ihre Brüder und Eltern ihre Söhne. Sie verschwinden
zeitweise aus dem Leben ihrer Angehörigen. Denn zum Aufenthalt in
einer Haftanstalt gehört naturgemäß die starke Einschränkung des
Kontakts mit Familie, Bekannten und Freunden.
Donnerstag, 4. Oktober 2018
Ehelosigkeit geht nicht nebenbei. Ein Brief aus Erfahrung
Auf Wunsch des zuständigen P. Clemens Blattert SJ habe ich mir vor einiger Zeit mal Gedanken gemacht, was ich als ehemaliger Jesuit einem (potentiellen) Interessenten am Jesuitenorden schreiben würde. Und zwar dies:
Lieber Interessent,
im Jahr 2007 bin ich ins Noviziat des Jesuitenordens eingetreten, habe mich aber 2012 entschieden, wieder auszutreten. Heute schreibe ich Dir ein paar Gedanken, wie es zum Austritt kam – aber auch, warum es sich für Dich lohnen kann, auszuprobieren, ob das Ordensleben etwas für dich ist.
Als ich dem Provinzial schrieb, dass ich glaubte, nicht länger im Orden verbleiben zu können und deshalb um die Entlassung bat, hatte ich zuvor schon lange hin- und her überlegt. Ich hatte viel gebetet, abgewogen, hier ein Für und dort ein Wider bedacht und schließlich eine ganze Reihe von Dingen ausformuliert, die mich störten und Gründe für meinen Austritt darstellen sollten.
Lieber Interessent,
im Jahr 2007 bin ich ins Noviziat des Jesuitenordens eingetreten, habe mich aber 2012 entschieden, wieder auszutreten. Heute schreibe ich Dir ein paar Gedanken, wie es zum Austritt kam – aber auch, warum es sich für Dich lohnen kann, auszuprobieren, ob das Ordensleben etwas für dich ist.
Als ich dem Provinzial schrieb, dass ich glaubte, nicht länger im Orden verbleiben zu können und deshalb um die Entlassung bat, hatte ich zuvor schon lange hin- und her überlegt. Ich hatte viel gebetet, abgewogen, hier ein Für und dort ein Wider bedacht und schließlich eine ganze Reihe von Dingen ausformuliert, die mich störten und Gründe für meinen Austritt darstellen sollten.
Donnerstag, 27. September 2018
Das schreckliche Schwanken. "Der Vogelgott" von Susanne Röckel
Ich wusste vorher nicht, was mich
bei der Lektüre dieses Romans "Der Vogelgott"1
erwartet – aber ich wurde nicht enttäuscht.
Susanne Röckel hat in
dunklen Farben die Geschichte dreier Geschwister gemalt, die in
unterschiedlicher Weise einer geheimnisvollen Religion auf die Spur
kommen.
Da ist zunächst Thedor,
der jüngste der drei, der sonst nie etwas auf die Reihe bekommt.
Ausgerechnet er macht sich auf den Weg in die weitgehend unbekannte
Region der Aza, um dort humanitäre Hilfe zu leisten – verführt
durch einen faulig riechenden und doch charismatischen Unbekannten,
der ihm den Eindruck vermittelt hatte, gerade er sei dort besonders
vonnöten. In der Fremde angekommen scheint es zunächst, als sei er
vergessen worden.
Samstag, 22. September 2018
Kinder in die Mitte! Von Kind- und Vatersein. Von Vertrauen und Verantwortung.
1. "Jesus stellte ein Kind
in ihre Mitte und nahm es in die Arme" (Mk 9,36)
Dieser zentrale Satz aus dem Evangelium des Sonntags (Mk 9,30-37) lässt bei manch einem die Alarmglocken
schrillen.
Denn die Rede davon, dass eine
religiöse Autorität ein Kind in die Arme nimmt, hat in der
katholischen Kirche ihre Unschuld verloren. Seit erneut Berichte über
die sexuellen Übergriffe durch katholische Geistliche in den USA und
in Deutschland bekannt wurden, ist das religiöse Sprechen über
Kinder eine heikle Sache geworden.
Jedenfalls tue ich mich schwer, hier
fromme Gedanken zu diesem Thema zu verkünden.
Viel Schatten durch das Licht. Jakobskirche, Stralsund, 2018. |
Denn ich bin Mitarbeiter einer
Institution, die über Jahre und Jahrzehnte hinweg das eigene Ansehen
über den Schutz und die Würde der Opfer sexueller Gewalt gestellt
hat. Durch ständiges Wegsehen und systematische Vertuschung, durch
klammheimliche Versetzungen der Täter und die Beschimpfung der
Aufklärer als Nestbeschmutzer hat die katholische Kirche sich oft
genug als unwillens und unfähig erwiesen, dem Verbrechen in ihrer
Mitte ein Ende zu machen. Das Leiden der Opfer von sexuellen
Übergriffen ist nun nicht mehr ungeschehen zu machen.
Was aber möglich ist: Den Opfern nun endlich zuzuhören und zu erfahren, was durch den Missbrauch
zerstört worden ist.
Dann muss es um Gerechtigkeit gehen:
Täter müssen klar benannt und zur Rechenschaft gezogen werden,
soweit dies noch möglich ist.
Schießlich die Frage nach den
Strukturen: Beschwerdewege und Schutzmechanismen sind inzwischen in
vielen Teilen der Kirche etabliert und es ist zu hoffen, dass damit
auch ein Mentalitätswandel einhergegangen ist. Aber reicht das?
Papst Franziskus hat den Klerikalismus, also die Überhöhung
geistlicher Amtsträger, als Ursache angeprangert. Auch die
kirchliche Sexualmoral, die Hierachien, die undurchsichtigen
Versetzungen tragen ihren Teil bei.
Wie dem auch sei: Meine Kirche hat vor
dem Anspruch Jesu kläglich versagt, denn nicht die Sorge für die
Kinder stand im Zentrum, sondern ihr eigener Schutz.
Verantwortungslosigkeit pur! Dieses Versagen müssen wir heute mit
Trauer und Scham erkennen.
Aber es ist eine zwiespältige Sache,
als Mitglied der Kirche irgendwie sich selbst und dann doch nicht
sich selbst anzuklagen, da ich ja persönlich oft genug gar keinen
Einfluss auf solche Dinge habe.
2. "Wer
ein Kind aufnimmt, der nimmt mich auf" (Mk 9,37)
Deshalb will ich den Blick von der
heutigen Situation zurück auf Jesu Intention lenken:
Jesus war voller Ehrfurcht und
Wertschätzung gegenüber den Kindern.
Er stellte sie bisweilen als religiöse
Vorbilder hin: "Wer das Reich Gottes nicht so annimmt wie ein
Kind, der wird nicht hineinkommen." (Lk 18,17) Und das tut
er in einer Zeit, als der Kitsch von Babys, die auf den großen
Händen der Erwachsenen schlafen, undenkbar war, als noch keine
Kinderbilder mit riesigen Kulleraugen existierten und noch kein süßes
Jesuskind mit blonden Locken verehrt wurde.
Kinder waren keine Vorbilder, sie waren
in den Augen seiner Zeitgenossen nur unfertige Erwachsene und
reichlich defizitär. Dagegen rückt Jesus ihre Offenheit für Gott
und sein Wirken ins Zentrum.
Heute nun geht er noch einen Schritt
weiter und spricht von der engen Verbindung zwischen dem Aufnehmen
eines Kindes und dem Aufnehmen Gottes selbst: "Wer ein
solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf; wer aber
mich aufnimmt, der nimmt nicht nur mich auf, sondern den, der mich
gesandt hat." (v37)
Kinder ändern die Lebensperspektive. Inselkirche, Hiddensee, 2018. |
Aber was soll das bedeuten: ein Kind
"aufnehmen"?
In den seltensten Fällen laufen
irgendwo Kinder auf der Straße herum, die man dann aufnimmt. Darum
wird es also nicht gehen.
Kinder zu haben aber bedeutet, bei
aller Freude und Lockerheit, die sie ins Leben bringen können, in
erster Linie Arbeit. Es ist ein mühevolles Tun, den eigenen
Tagesrhythmus an einem Kind auszurichten, es mit Geduld an Hygiene und
Essen heranzuführen, vollgekackte Windeln zu wechseln, in der
Krankheit und bei jedwedem Geschrei ruhig und geduldig zu bleiben,
und nicht zuletzt die Balance zu finden zwischen nachsichtiger Liebe
und den Regeln.
Diese Mühe muss man, wenn ein Kind
erst einmal da ist, einfach auf sich nehmen, denn ohne die liebevolle
Sorge kann ein Kind nicht leben.
Eindrucksvoll zeigt das der aktuelle
Roman "Neujahr" von Juli Zeh, in dem sich dem
Familienvater Henning im Urlaub die schreckliche Erfahrung des
Verlassenseins wieder ins Gedächtnis drängt. Vor vielen Jahren
waren seine Eltern beim Urlaub auf Lanzarote am Morgen plötzlich aus
dem Ferienhaus verschwunden gewesen und hatten den Vierjährigen mit
seiner zwei Jahre jüngeren Schwester allein gelassen. Die Autorin beschreibt aus der Sicht
des zunächst besonnen agierenden Henning, den immer wieder und immer
stärker die Panik anfällt, bis ihn die ungeheure Verantwortung, in
die er urplötzlich gestellt ist, fast umwirft, einen verzweifelten Kampf ums Überleben und die sinnlose
Suche nach einem Sinn der Verlorenheit.
Kindliche Überforderung und die
völlige Unfähigkeit, in dieser haltlose Situation einen Halt zu
finden, haben ihre traumatisierenden Spuren in seinem Leben als
Ehemann und Vater hinterlassen. Es ist eine dem eben genannten
Missbrauch verwandte Form der Traumatisierung.
Mich hat dieser Roman völlig fertig
gemacht – und zugleich vollends fasziniert. Denn er zeigt (neben
vielen anderen Dingen) aus verschiedenen Perspektiven, wie
unabdingbar wichtig die elterliche Sorge für das Wohl eines Kindes
ist.
Wenn Jesus nun dazu auffordert, Kinder
aufzunehmen, dann geht es genau um diese Verantwortung, in der
Erwachsene gegenüber Kindern stehen. Dasein, sich kümmern,
liebevoll mitgehen und zeigen, dass sie nicht allein sind. Das ist
ein Dienst, bei dem man selbst nicht an erster Stelle steht.
Insofern gehört der Schutz von Kindern
zum Zentrum des Christlichen!
3. "Vater unser im Himmel"
(Mt 6,9)
Zugleich ist diese Haltung, religiös
gesprochen, die Art von Väterlichkeit, die wir auch von Gott als
unserem himmlischen Vater erwarten dürfen.
Hier kreuzen sich nämlich die
theologischen Linien: Einerseits dürfen wir uns vertrauensvoll als
gesegnete Kinder Gottes fühlen und ihn im Vaterunser als unseren
Vater ansprechen. Andererseits sind wir in die Pflicht genommen,
Kindern verantwortlich und dienend zu begegnen.
Beide inneren Haltungen, die des
vertrauenden Kindes und die des verantwortlichen Erwachsenen, haben
Platz in uns und beide können uns zu dem einen Ziel führen: dass
wir Gott näher kommen.
Denn das ist ja das Ziel des
Evangeliums: Jesus will zeigen, auf welchem Wege wir Gott begegnen
können.
Zusammengefasst lässt sich aus dem
bisher Genannten verallgemeinernd sagen, dass wir Gott begegnen
können, wenn wir Verantwortung übernehmen, wenn wir dienen, wenn
wir nicht uns selbst an erste Stelle setzen.
(Entgegengesetzt also zu dem Verhalten,
wie es Priester und Bischöfe im Zuge des Missbrauchs und des Umgangs
mit dem Missbrauch an den Tag legten – bzw. verschleierten.)
Darauf deutet auch der andere wichtige
Satz des Evangeliums hin: "Wer der Erste sein will, soll der
Letzte von allen und der Diener aller sein." (v35)
Das eben Erwähnte findet sich darin
wieder – und noch mehr.
Der Satz erinnert nämlich daran, dass
die Werte, von denen ich eben sprach, nicht selbstverständlich,
nicht leicht zu leben und schon gar nicht populär sind. Denn sie zu
leben bedeutet, Abstriche zu machen, nicht zu drängeln, runterkommen
vom eigenen hohen Ross.
Den Verantwortlichen in der Kirche
stünde das in diesen Zeiten gut an. Papst Franziskus geht nach
meiner Ansicht in vielen Bereichen schon mit einem guten Beispiel
voran.
Aber auch alle anderen Christen, die
Gott als Vater anrufen, sagen mit dieser Anrede Gottes, dass sie
selbst nicht auf dem ersten Platz stehen. Sondern dass sie ihm im
Gebet ihr Leben anvertrauen – die Verherrlichung seines Namens, das
tägliche Brot, die eigene Schuld, die Rettung vor den Versuchungen
und allem Bösen. Wer so betet, stellt sich selbst nicht in die erste
Reihe.
So kann das Beten des Vaterunsers uns
vielleicht eine gute Erinnerung sein an das, was uns das Evangelium
auträgt:
Zu Gott als Vater sprechen bedeutet
auch, auf den Schutz der Schwächsten zu achten. Es bedeutet, sich
nicht nach vorn zu stellen, sondern Verantwortung zu übernehmen und
zu dienen.
Blick in Abgründe / Blick nach draußen. Heimvolkshochschule Seddiner See, 2016. |
Labels:
Brüche und Grenzen,
Demut,
Familie,
Gebet,
Jesus,
Juli Zeh,
Kindereien,
Kirche,
Lebenshilfe,
Literatur,
Sexueller Missbrauch,
Sonntagsevangelium,
und,
Verantwortung,
Vergleicherei,
Vertrauen
Montag, 16. Juli 2018
Wann ist mein Handy eigentlich aus? Zur Besinnung
Wann bin ich eigentlich mal nicht
erreichbar auf dem Smartphone?
Solche Momente gibt es – aber, ich
gebe es zu, nur sehr selten. Mein Telefon hat meinen Alltag fest im
Griff, fester als ich will.
Dass es grundsätzlich ausbleibt, kommt
nur an drei Punkten vor.
Samstag, 7. Juli 2018
Von Mutationen und Wunderblockern. Eine Predigt im Gefängnis
Das heutige Evangelium (Mk 6,1-6) ist
ein Evangelium über Vorurteile, über die Bindung an die Familie und
über die Voraussetzung von Wundern.
Wie wir schon vor ein paar Wochen
gehört haben, versucht Jesus alles, um sich von seiner Familie
abzugrenzen. Er emanzipiert sich radikal. Und doch versuchen jetzt
Leute, die ihn von klein auf kennen, Jesus eben auf seine Familie zu
reduzieren.
Sie können nicht glauben, dass dieser
ihnen schon altbekannte Jesus plötzlich wirklich was Neues zu sagen
hat: „Woher hat er das bloß?“ (v2) Wie kommt er denn auf so etwas,
als Kind war er doch immer normal?! Was will er uns da plötzlich
erzählen? Welche Fähigkeiten bildet er sich da ein? Kann er nicht
einfach ein Zimmermann bleiben und nicht versuchen, jemand anderes zu
sein?
Mittwoch, 27. Juni 2018
Radikale Lebensreife. Aus Rudyard Kiplings „Brief an meinen Sohn“
Aus Konflikten, Enttäuschungen,
Zweifeln und vielen Begrenztheiten besteht das Leben zu weiten
Teilen. In der großen Politik ebenso wie im Privatleben, im Fußball
wie in der Religionsausübung.
Mit diesen Problemen umzugehen
erfordert charakterliche Reife, die oftmals schmerzhaft erworben
werden muss. Durch die Drangsal hindurch erst lernen wir mit der
Drangsal umzugehen.
Aber wir können uns natürlich
vorbereiten - oder es wenigstens versuchen.
Eine kritische Hilfestellung bietet der
Brief des Schriftstellers und Nobelpreisträgers Rudyard Kipling an
seinen Sohn von 1910. Seine Aufzählung von Haltungen einer reifen
Persönlichkeit ist weise und immer noch gültig, wenn wir auch
manches anders ausdrücken würden, weniger pathetisch vor allem.
Abonnieren
Posts (Atom)