Die Frau im Evangelium des Sonntags (Mt
15,21-28) gehört eindeutig einer fremden Religion an. Das hindert
sie aber nicht, sich bittend an Jesus zu wenden. Auf diese Weise
drückt sie die enorme Bedeutung aus, die sie ihm zuspricht.
Das Evangelium macht mit dieser Episode
nicht nur den Lernprozess Jesu deutlich, denn dieser wendet sich der Frau
nach anfänglicher Ablehnung doch noch zu, sondern es zeigt
auch die Attraktivität Jesu für Menschen außerhalb des engen
Kreises derer, die sich explizit zu ihm bekennen.
Auch wenn die Terrorattacken dieser
Tage etwas anderes zu insinuieren scheinen – das gilt besonders für
den Islam: Wahrscheinlich
gibt es "keine andere Religion neben dem Christentum,
die in den normativen Grundlagen ihres eigenen Glaubens eine so tiefe
Wertschätzung von Person und Werk Jesu von Nazaret vorfindet wie der
Islam."1
Aus diesem Grund möchte ich den
Evangelientext zum Anlass nehmen, um, angeleitet von Klaus von
Stoschs Überlegungen, einige Blicke aus koranischer Perspektive auf
Jesus zu werfen. Da ich selbst kein tiefer Kenner der Materie bin,
halte ich mich an seine Ausführungen in "Herausforderung
Islam. Christliche Annäherungen."2