"Ich sehe zum
verfallenen Haus meiner Urgroßeltern, ich verstehe so vieles nicht.
Nicht, wie das Knie funktioniert. Ernsthaft religiöse Menschen so
wenig wie Menschen, die Geld und Hoffnung in Magie, Wettbüros,
Globuli oder Hellseherei (außer Nena Mejrema) setzen. Ich verstehe
das Beharren auf dem Prinzip der Nation nicht und Menschen, die süßes
Popcorn mögen. Ich verstehe nicht, dass Herkunft Eigenschaften mit
sich bringen soll, und verstehe nicht, dass manche bereit sind, in
ihrem Namen in Schlachten zu ziehen. Ich verstehe Menschen nicht, die
glauben, sie könnten an zwei Orten gleichzeitig sein (falls das aber
wirklich jemand kann, möchte ich es gern lernen)."1
So schreibt Saša Stanišić
in seinem preisgekrönten Buch "Herkunft" von seiner
Skepsis gegenüber bestimmten Vorstellungen von Abstammung und
Herkunft. Ihn scheint das Fluide und nicht Festgelegte mehr zu
faszinieren und zu überzeugen. Und ich muss sagen, dass ich mir viel
von dieser Skepsis einerseits und Faszination andererseits zu eigen
machen kann. Wenn auch nicht alles.