Es fiel mir erst auf, als ich das
Evangelium (Joh 9,1-41) heute im Gemeindegottesdienst hörte. Gelesen
hatte ich den Lesungstext mehrmals, ohne dass es zündete, aber beim
Hören kam mir dann ein Gedanke.
Die Rede vom dem Mann, den Jesus von
seiner Blindheit heilte, wird regelmäßig begleitet von dem Hinweis,
dass er "von Geburt an" (v1.19.20 u.ö.) blind war.
Vieles dreht sich bei dem Konflikt mit den Pharisäern
dementsprechend darum, ob es ein wirkliches Wunder war, das Jesus an
einem Blindgeborenen vollbrachte, oder ob ein Irrtum vorliegt (v9),
oder ob es sich um eine böse Täuschung seitens der Jesusanhänger
handelt, bei dem ein kurze Zeit "Erblindeter" nun zum
Schein geheilt sei.
Das Evangelium spielt mit der
Doppelbedeutung des "Sehens" als physisches Sehenkönnen
und als meta-physisches Erkennen. Im Hintergrund stehen nämlich,
typisch für Johannes, die theologischen Fragen, was sehen und Jesus
als den Messias zu erkennen eigentlich heißt und was es (in
johanneischer Sicht: für die Juden) bedeutet, diesen Jesus, der das
"Licht der Welt" (v5) ist, abzulehnen.