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Donnerstag, 24. März 2016

Der Gekreuzigte 5 – Navid Kermani vor dem Kreuz

Die geplante Verleihung des Hessischen Kulturpreises an Vertreter der drei abahamitischen Religionen wurde 2009 zum Eklat, weil die christlichen Vertreter, darunter Karl Kardinal Lehmann, sich an einem Essay von Navid Kermani über eine Kreuzigungsdarstellung von Guido Reni störten.
Auf der Suche nach dem Text kann man im Internet auf den Seiten der Neuen Zürcher Zeitung fündig werden oder auch in der hochgelobten Essaysammlung "Ungläubiges Staunen. Über das Christentum".1 Kermani sucht sich darin – ganz im Sinne des Titels – auf den Spuren christlicher Kunstwerke, Riten und Zeugen seine Zugänge zu christlichen Glaubenswahrheiten.

Sonntag, 6. März 2016

"Und doch ist er da und erwartet uns" – Zwei Barmherzigkeitsevangelien

Mit den Evangelienlesungen der Fastensonntage kommen momentan Texte zu Gehör, die Gottes Barmherzigkeit ins Zentrum stellen. Die Ernsthaftigkeit der menschlichen Sünde wird jedoch nicht unter den Tisch gekehrt. Sie ist im Vergleich mit Gottes liebevoller Zuwendung allerdings chancenlos.

Sonntag, 14. Februar 2016

Gekreuzigt – Der Kreuzestod als Basis christlichen Erlösungsglaubens

In dieser Fastenzeit möchte ich mit Hilfe verschiedener Texte, Bilder und Filme auf den Gekreuzigten schauen. In unserer Kulturgeschichte ist das Leiden und Sterben Jesu in verschiedenen Facetten nämlich immer wieder präsent – oder in Andeutungen und Anspielungen wenigstens zu ahnen.

Über lange Jahrhunderte war der ans Kreuz geschlagene Jesus Christus der Prototyp des Leidenden, an dem sich den Gläubigen trotz dieses Leidens zeigte, dass Leiden und Sterben vor Gott nicht sinnlos ist. Zu allen Zeiten vertrauten Menschen darauf, dass Jesu Leiden nicht nur passives Er-leiden, sondern eine stellvertretende Tat ist, die die Kraft hat, unser jeweils persönliches Leiden aufzunehmen und zu transformieren.

Montag, 8. Februar 2016

Beschnitten – Eine Entdeckung zur Nacktheit

Vor kurzer Zeit habe ich in der Sauna einen beschnittenen Mann nackt gesehen, zum ersten Mal in meinem Leben.
Im Nachdenken darüber ist mir auf einmal schlagartig klar geworden, was für eine wahnsinnige und nicht mehr aufhebbare Bindung diese Art von religiöser Initiation erzeugt.
Wie sehr die Zugehörigkeit zur Religion in den eigenen Körper eingeschrieben ist, so dass eine mentale Distanzierung vielleicht möglich ist, aber durch den eigenen Körper immer wieder konterkariert wird. 
Ich bin allenfalls durch meine Kette mit Kreuz und meinen Ehering ansatzweise ausdeutbar, beides ist aber reversibel an meinen Körper und kann jederzeit abgenommen werden. Für einen beschnittenen Mann dagegen kann jedes Duschen und jede Erfahrung von Nacktheit eine Erfahrung oder wenigstens Bewusstwerdung der eigenen Religion sein.

Samstag, 23. Januar 2016

"Dabei hielten sie sich an die Überlieferung..." – Geistesgegenwart durch Tradition

Als Sozialwesen stehen wir Menschen nicht nur in biologischer Beziehung zu unseren Vorfahren, sondern in einer langen Reihe von Traditionen und Überlieferungen, die über unsere persönlichen Herkünfte und Überzeugungen hinausgehen. Das mögen wir im Einzelfall schätzen oder nicht, wir haben immerhin die (relative) Freiheit, uns dazu zu verhalten.
Wenn in einigen Tagen zum Beispiel der Opfer des Nationalsozialismus gedacht wird, kann uns dieses Gedenken beunruhigen oder erschüttern oder aggressiv machen oder wir können es als nicht zu uns gehörig abweisen – inwieweit wir mit einer Reaktion der Sache und uns selbst gerecht werden, steht dann wiederum verschiedenen Interpretationen und Werturteilen offen.

Das Evangelium des heutigen Sonntags berichtet ebenso vom spezifischen Verhältnis, in das sich Menschen zu einer vorgegebenen Tradition stellen.

Donnerstag, 14. Januar 2016

"Ich will euch trösten" – Über die Jahreslosung 2016

2016 scheint ein Jahr zu werden, das Trost besonders nötig hat – sei es wegen terroristischer Gewaltakte, sei es wegen sexueller oder rassistischer Übergriffe.
Politischerseits braucht es gewiss mehr als Trost, aber gesellschaftlich und individuell scheint die Jahreslosung wie für den Beginn dieses Jahres 2016 ausgesucht:

"Gott spricht: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet." (Jes 66,13)1

Sonntag, 10. Januar 2016

Taufe des Herrn - Teilhabe am Leben Christi

Wie zum letzten, so auch zu diesem neuen Jahr eines meiner Lieblingsbibelworte. Diesmal stammt es aus dem Galaterbrief: "Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir." (Gal 2,20)

Paulus bringt seine Überzeugung über das neue Leben der Christen zum Audruck. Und zwar des Lebens Christi selbst, das den Menschen nach dem Glauben der Kirche durch die Taufe geschenkt wird.

Mittwoch, 30. Dezember 2015

Zum Jahresschluss: Religiöse und geschlechtliche Liebe

Wie Gottes- und Nächstenliebe zusammenhängen können, mag nicht für viele Menschen eine ernsthafte Fragestellung sein. In einer besonderen Weise ist mir die Beziehung von Gottes- und Nächstenliebe jetzt am Jahresende im Buch "Große Liebe" von Navid Kermani begegnet. Er beschreibt mit dem religiösen Vokabular der islamischen Mystik die Geschichte einer einwöchigen Liebesbeziehung, in der er sich selbst als Pubertierenden beschreibt.

Montag, 28. Dezember 2015

Heil in anderen Religionen? Oder: Gottes Wirkwort überall

Die Frage nach den verschiedenen Religionen und nach Gottes Plan mit ihnen beschäftigt mich derzeit bei der Lektüre von Jacques Dupuis' Opus Magnum: "Unterwegs zu einer christlichen Theologie des religiösen Pluralismus".
Gerade an Weihnachten beschäftigt mich auch, was Gott, wenn wir aus christlich-theologischer Perspektive schauen, mit den Bekennern dieser Religionen vorhat, im Sinne einer Theologie der Religionen, die danach fragt, "welche Bedeutung die Pluralität des lebendigen Glaubens und der religiösen Traditionen, die uns umgeben, in Gottes Plan für die Menschheit hat."1

Sonntag, 29. November 2015

Doppelte Geschwindigkeit! Advent ist Entgegengehen

Das heutige Tagesgebet vom Ersten Adventssonntag ließ verlauten, dass Advent nicht Warten im Sinne eines tendenziell passiven Harrens bedeutet, sondern dass wir selbst uns in Bewegung setzen sollen:

"Hilf uns, dass wir auf dem Weg der Gerechtigkeit Christus entgegengehen
und uns durch Taten der Liebe auf seine Ankunft vorbereiten

Montag, 16. November 2015

Wie belanglos kann man sein? Über das Schließen der Augen.

Nach Terroranschlägen, wie sie in Paris verübt wurden, kann man als sich in dieser Web-Öffentlichkeit äußernder Mensch nicht kommentarlos übergehen zum weiteren Geschehen, wenn man sich zu allgemeinen Themen äußert.
Oder doch?
Natürlich kann man. Die großen Aufreger sind durch, Betroffenheit wurde allerorten spürbar geäußert, Trauerbekundung scheint heute schon kein Gebot der Stunde mehr zu sein und pietätlos wäre es auch nicht.

Mittwoch, 7. Oktober 2015

Soldatenfamilienerntedankwochenendgestaltung

Der Blog hat zur Zeit das Nachsehen, denn ich bin zu Genüge mit einer Reihe anderer Dinge beschäftigt. Neben dem Kinde, der täglichen Erwerbsarbeit und vielen kleinen und großen Nichtigkeiten gestalte ich von Zeit zu Zeit auch das Programm von Familienveranstaltungen der Militärseelsorge. Am letzten Wochenende war dies ein Familienwochenende zum Thema "Erntedank". Ein paar meiner Gedanken zum Erntedank in der Familie passen vielleicht auch hierher, zumal passenderweise ja auch die Bischofssynode zum Thema Familie in Rom begann.

Samstag, 19. September 2015

Nicht mein Vorwärtskommen, sondern Gottes Ankommen bei mir

1
Jesus spricht im Evangelium des Sonntags (Mk 9,30-37) zunächst von Leid und Tod und Rettung. Dass "der Menschensohn" an die "Menschen" ausgeliefert wird, ist aber für die Jünger zu weit weg, sie sind emotional nicht angesprochen von dieser Aussage.
Denn sie hatten bei diesen Worten im Hinterkopf sicher die Vorstellung der endzeitlichen Gestalt eines "Menschensohnes" aus dem Himmel, der eine "ewige, unvergängliche Herrschaft" (Dan 7,14) antritt. Diese Verknüpfung wird nun durch die Worte Jesu auf den Kopf gestellt, wenn gerade jener von Gott kommende Herrscher in Menschengestalt nun an Menschen ausgeliefert werden soll.
Augenscheinlich können sie weder "Leid" und "Menschensohn" noch den "Menschensohn" und sich selbst in eine sinnvolle Beziehung zueinander bringen. Dabei hatte sie Jesus extra mitgenommen, um ihnen gerade diese wichtige Sache zu sagen.

Montag, 24. August 2015

JosephsReligion 4 – Hiobtrauer und Allmachtsphantasie

Eine großartige Idee Thomas Manns in seiner Josephssaga war es, den um seinen totgeglaubten Sohn Joseph trauernden Jakob (vgl. Gen 37,33-35) als Hiobsgestalt darzustellen (mehr zu Jakob hier).
Bis in einzelne Formulierungen hinein orientert sich der Autor an der mit Gott hadernden biblischen Klagegestalt des Hiob – während der biblische Text über Jakobs Trauer dürre zwei Verse umfasst.
Es zeigen sich da einerseits die biblischen Kenntnisse des Autors als auch seine Lust am Hinüberziehen dessen, was ihm aus der alttestamentlichen Tradition als für seine Dramaturgie verwendbar erscheint. Und Hinüberziehen kann er mit großem Geschick.

Mittwoch, 22. Juli 2015

JosephsReligion 3 – Jakob und die fremden Götter

Thomas Manns Josephsroman ist ein religionskundlich-theologischer Leckerbissen. Nach einigen Gedanken zur Darstellung von Abraham und Isaak möchte ich heute auf eine Stelle im ersten Teil hinweisen, in der es um den künftigen Stammvater Jakob geht.
Zusammen mit seinem Schwiegervater Laban, der die Landsgötter verehrt und ihre Kultstätten in der Stadt stolz anpreist, geht Jakob nach Vertragsabschluss durch Charran. Szenen, die um die Ereignisse in Gen 29 kreisen und sie ausformulieren, bebildern Thomas Manns Darstellung der verschiedenartigen Religionen beider. Die Stadt wird als Moloch gezeichnet, die für den Hirten Jakob nichts von Interesse bietet. Stattdessen erinnert er sich (bemerkenswerterweise gemeinsam) an seinen Gott – und an die Augen der geliebten Rahel.

Mittwoch, 24. Juni 2015

Wer kommt nach uns? - Johannes der Täufer, Hilde Domin und die Umweltethik

Das Geburtstagskind des Tages, Johannes der Täufer, hat sein Leben als Vorläufer Jesu gelebt.
In diesem Vorläufer-Sinne kann er ein gutes Vorbild sein, um Bescheidenheit zu lernen. Denn Johannes wusste sich als Glied einer Kette, in der er eine wichtige, aber letztlich nur vorletzte, hinweisende Funktion hatte: er stand in der Tradition der zornigen alttestamentlichen Propheten – und zugleich war er ganz ausgerichtet auf den, der nach ihm kommen sollte.

Donnerstag, 14. Mai 2015

Himmlische Liturgie - Die Heimkehr des Sohnes

Die Ostkirche hat zu den Ereignissen des Lebens Jesu und der Heilsgeschichte schon immer liturgische Linien gezogen. In der Feier der Liturgie wird durch diese Blickweitung nicht nur die konkret vor Augen liegende Situation der Feiernden hineingenommen, sondern auch das Leben Jesu und vor allem die himmlische Liturgie lassen sich in unserem Feiern erkennen.

Montag, 11. Mai 2015

JosephsReligion 2 – Isaaks Tod und Jesu Tod

Wie vor ein paar Wochen schon angekündigt, folgt hier nun ein weiteres literarisch-theologisches Gedankenstück zu Thomas Manns Josephs-Roman. Abrahams Monotheismus aus der Sicht des Autors hatte ich damals in den Blick genommen – darum wird es hier folgerichtig um Isaak gehen.

Montag, 6. April 2015

Der Emmausgang ist eigentlich ein Liturgieablauf

Dass die Geschichte der beiden Emmausjünger (Lk 24,13-35) die urchristliche Gemeinde für die Gegenwart Christi in der eucharistischen Feier sensibilisieren sollte, dürfte nachvollziehbar oder bekannt sein. Die Jünger, die Jesus beim Brotbrechen erkennen (v35), stehen für alle Christen, die sich zu dieser Feier versammeln; auch die heutigen Christen können dieses Offenhalten für die Gegenwart Gottes unter sich aus dem Text mitnehmen.
Aber wenn man die Geschichte genauer liest, lässt sich in ihrer Komposition außerdem der Ablauf eines typischen Gottesdienstes erkennen.

Samstag, 28. März 2015

Heulkrampf und Trösteramt – 14 Thesen im Zugehen auf die Heilige Woche

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Wenn Christen auf der ganzen Welt in diesen Tagen des Leidens Jesu und seines Todes am Kreuz gedenken, können viele von ihnen diese Passion aus ganz persönlichen Gründen mitvollziehen und sich mit ihrer Lebenssituation wiederfinden im Schmerz Jesu und in der Trauer der Jünger.