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Samstag, 13. März 2021

Perle im Dreck. Das Evangelium vom 4. Fastensonntag (Joh 3,14-21) und die Lage der Kirche.

Wäre dieses Sonntagsevangelium (Joh 3,14-21) eine Muschel, so hieße die Perle in ihm:


Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt,

dass er seinen einzigen Sohn hingab,

damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht,

sondern ewiges Leben hat.“ (v16)


Allerdings liegt diese Perle ungünstig. Denn die Situation der heutigen Kirche ist im Vergleich zu diesem glänzenden Verheißungs-Kleinod eine Schlammkuhle.

Freitag, 22. Januar 2021

Räume öffnen. Zu meinem Selbstverständnis als Gefängnisseelsorger

Vor ein paar Tagen wurde ich gebeten, für einen Pfarrbrief ein paar Worte zu meiner seelsorglichen Arbeit zu verfassen.
Hier sind sie auch für den Blog:

Sonntag, 3. Januar 2021

Gott geht zelten. Der Logoshymnus und die dreckige Kirche

Im fantastischen Logos-Hymnus vom Anfang des Johannes-Evangelium wird die ganze Weihnachtsgeschichte noch einmal in eher philosophischen Worten präsentiert. Auffällig ist dabei, dass im griechischen Text zwischen lauter abstrakten Vokabeln wie Anfang, Wort, Leben und Licht auch vom Zelten die Rede ist.

Sonntag, 29. November 2020

Heilszeit – Ein Adventskalender im Corona-Jahr 2020

Als ich im Laufe des Jahres über ein Thema für diesen Blog-Adventskalender nachdachte, kam mir schnell der Gedanke an Heilung und Heil. 2020, so dachte ich, braucht an seinem Ende eine Pause – eine Zeit, um zu heilen.

Nun ist es leider anders gekommen: Wir können uns (in der Mehrzahl) noch nicht darauf konzentrieren, die Krankheit hinter uns zu lassen, sondern müssen uns weiter vor der Ansteckung und dem Krankwerden schützen. Die fortwährenden Einschränkungen während des Lockdown light haben keinen adventlichen Glanz, auch wenn sie, ganz wie der Advent, vorbereiten sollen auf ein schönes Weihnachtsfest.

Donnerstag, 19. November 2020

Kirche mit Gotteserfahrung! „Ich träume von einer Kirche der Hoffnung“ von Monika Renz

 Wir haben sie gerade nötiger denn je – eine Kirche der Hoffnung, von der Monika Renz in ihrem aktuellen Buch träumt.

Denn angesichts der Aufdeckung von massiver Vertuschung sexueller Gewalt durch Bischöfe und andere Personalverantwortliche klingen die ernsten Fragen der Theologin und Therapeutin fast schon absurd:

"Kann eine Kirche von morgen zu Erfahrung von Würde und Identität beitragen? ... Hat Kirche im Brennpunkt 'Leiden' etwas zu sagen? ... Hat Kirche uns im Thema Urangst und Entfremdung etwas zu sagen?"1

So wie Renz diese Themen aus- und weiterführt, will sie ein Gegenbild zur tatsächlich erfahrenen Realität der Kirche aufbauen. Es geht ihr um eine Kirche, die klar auf existenzielle Sehnsüchte und Bedürfnisse der Menschen antworten kann, die zu den genannten Fragen nach Würde, Identität, Leiden oder Entfremdung Stellung nimmt, indem sie sich auf die Seite der Fragenden und Leidenden stellt.

Mittwoch, 11. November 2020

Vox populi 2. Wie der heilige Martin zum Bischof wurde

Dies ist das Gegenstück zum letzten Beitrag. War ich dort skeptisch, bin ich hier euphorisch, habe ich dort die kritische Zurückhaltung geprobt, erhoffe ich hier einen Fortschritt.

Denn bei Martin können wir sehen, wie Bischofsernennungen auf katholisch auch funktionieren können. Nicht von oben, aus Rom, käme dann das Machtwort, sondern von unten, aus dem Volk Gottes, würde ein Bischof legitimiert.

Martin, der Soldat, der zum Einsiedler geworden war, wurde nach dem Tod des vorherigen Bischofs von Tours vom Volk gesucht, damit er, der heilige Mann aus der klösterlichen Abgeschiedenheit, der neue Bischof werde. Die Legende erzählt, dass Martin gar nicht wollte und sich sogar im Gänsestall versteckte, bis die Gänse ihn durch ihr Geschnatter verrieten.

Sonntag, 1. November 2020

Allerheiligen: Halo-Effekt und echte Heiligkeit

 Theoretisch weiß jeder, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Trotzdem fallen wir immer wieder auf Blender herein.

In der katholischen Kirche ist das in den letzten Jahren auch bei einigen Gründern Geistlicher Gemeinschaften und Orden der Fall gewesen: der lang protegierte Gründer der Legionäre Christi Marcial Maciel mit seinen diversen Liebschaften und Kindern oder ganz aktuell der des vielfachen Missbrauchs beschuldigte Gründer der Schönstattbewegung Josef Kentenich sind besonders populäre Beispiele dafür, wie Charisma und religiöse Schönrederei den Blick für die dunklen Stellen getrübt haben.

Die Sozialpsychologie bezeichnet dieses Phänomen als "Heiligenschein" oder "Halo-Effekt":

Freitag, 30. Oktober 2020

"5x Nein und 5x Ja." Dokumentation eines Appells polnischer Geistlicher zur aktuellen Situation.

Heute reisen Menschen aus ganz Polen nach Warschau, um dort gegen die Entscheidung des Verfassungsgerichts in Sachen Abtreibungsrecht demonstrieren. Rechte Gruppen, Hooligans, Polizei und Militär wollen sich entgegenstellen. Gewalt liegt in der Luft.

Angesichts dessen bin ich (auch nach meinem letzten Beitrag) sehr froh, dass es in der polnischen katholischen Kirche eine erstaunliche Vielfalt und Fähigkeit zur Abwägung gibt, an die ich angesichts der aufgeheizten Situation schon fast nicht mehr geglaubt hätte.

Dienstag, 27. Oktober 2020

Polen und die Abtreibungsfrage. Ein persönlicher Kommentar

Ich mache keinen Hehl aus meiner Ratlosigkeit.

Wenn ich nach Polen schaue, dann sehe ich eine autoritäre Regierung, die seit Jahren unverhohlen den Rechtsstaat zerstört und den öffentlichen Diskurs unangenehm polarisiert. Dabei hat sie oft konservative Kirchenführer auf ihrer Seite. Als liberal empfindender Mensch spüre ich regelmäßig Abscheu, wenn ich die vielen politischen Tiefschläge sehe und wahrnehme, wie parteiisch sich die Bischöfe oft verhalten.

Die Verschärfung des Abtreibungsrechts durch das von Parteigängern der Regierungspartei PiS besetzte Verfassungsgericht scheint in die Linie zu passen. Seit Tagen protestieren nun Polinnen und Polen auf den Straßen, in den Kirchen und heute auch im Sejm, dem Unterhaus des polnischen Parlaments. Sie sehen dieses Vorgehen als Kriegserklärung an.

Samstag, 17. Oktober 2020

Unter Gottes Prägestempel. Ignatius von Antiochien und die zwei Münzen

Während ich noch in den Briefen des altkirchlichen Bischofs Ignatius von Antiochien blätterte und anfing, die ganz unten stehenden Gedanken in den Computer zu tippen, fiel mir ein Kapitel aus seinem Brief an die Magnesier ins Auge, in dem er das Motiv der Münzen aus dem morgigen Evangelium (Mt 22,15-21) variiert – und das sich darum viel besser für einen Beitrag an diesem Tag eignet.

Im fünften Kapitel schreibt der Märtyrerbischof:

"Es gibt zwei Möglichkeiten: Tod oder Leben, und jeder wird dorthin gelangen, wohin er gehört.
Es gibt ja auch zwei Sorten Münzen, die einen gehören Gott und die anderen der Welt. Und jede Münzsorte weist eine besondere Prägung auf. So tragen die Ungläubigen die Prägung dieser Welt – die aber glauben, tragen die Liebe als Prägestempel Gottes, des Vaters, den Jesus Christus uns aufgedrückt hat. An seinem Leiden haben wir nur Anteil, wenn wir uns freiwillig dafür entscheiden, nach dem Vorbild seines Leidens zu sterben.
"1 

Samstag, 26. September 2020

Gewalt in der Bischofskonferenz und Angela Merkels Vermächtnis

Ich will das auch ausprobieren: Etwas versprechen und dann das Gegenteil davon tun.

So wie mit dem Titel dieses Posts. Vielleicht wird nichts von dem dort Angekündigten in diesem Beitrag auftauchen.

Was macht das mit dir? Was macht das mit einer Person, die diese große Ankündigung liest und deren Erwartungen dann enttäuscht werden?

Ist sie enttäuscht? Oder eigentlich nicht sonderlich überrascht? Lacht sie? Oder hört sie auf mit Lesen?

Das weiß ich alles nicht.

Mittwoch, 9. September 2020

"Boże Ciało" heißt Leib Christi. Eine theologische Filmkritik

"Boże Ciało" heißt übersetzt Leib Gottes, verstanden als Leib Christi. Deshalb ist die Übersetzung des polnischen Films "Boże Ciało" (2019) mit dem lateinischen "Corpus Christi" für die deutsche Vermarktung richtig.

Aber "Boże Ciało" heißt auch noch etwas anderes. Es ist nämlich der volkstümliche polnische Name für das "Fest des heiligsten Leibes und Blutes Christi", das im deutschen Sprachraum in der Regel "Fronleichnam" genannt wird.

Wenn polnische Zuschauer sich den Film von Jan Komasa ansehen, werden sie darum sicher auch an besagtes Fest denken, an dem die Handlung des Filmes zu einem Höhepunkt kommt. Mit dem für Deutschland gewählten Titel gerät die zweite Bedeutung stärker in den Blick. Leider geht dabei aber die Doppeldeutigkeit, die dem polnischen Titel eignet, verloren.

Worum geht es im Film nun?

Sonntag, 6. September 2020

Zurechtweisung als Mittel der Konfliktlösung? Über das Evangelium Mt 18,15-20

Wie soll eine Problemlösung aussehen, wenn sie christlichen Idealen folgt?

Das Sonntagsevangelium (Mt 18,15-20) bietet eine Schrittfolge an, wie mit ungehörigem Verhalten unter Christen umgegangen werden soll, damit der einen Seite Vergebung, der anderen Umkehr zu möglich wird. Der Konflikt, also "wenn dein Bruder gegen dich sündigt" (v15), soll, wenn er nicht gelöst werden kann, immer weiter ins Öffentliche gebracht, um es dem, der da Unruhe in eine Gruppe gebracht hat, zu erleichtern, ohne (allzu großen) Gesichtsverlust sein Verhalten zu ändern. Erst wenn auch die immer größere Öffentlichkeit nichts gebracht hat, heißt es, „sei er für dich wie ein Heide oder Zöllner“ (v17), also nicht mehr zur Gemeinschaft dazugehörig.

Sicher geht es in manchen, seltenen Fällen, nicht anders. Aber Leute hinauszuwerfen ist ja auf Dauer keine Lösung.

Freitag, 28. August 2020

"Trotzdem!" lesen! Eine Rezension zu Christiane Florins neuem Buch

Vielleicht steht Christiane Florin bis zu einem gewissen Punkt für einen Großteil westdeutscher Katholiken um die 50: Aufgewachsen in einem katholischen Umfeld und darin leidlich engagiert, wird der Blick auf die Kirche mit der Zeit immer kritischer.
Doch bei Florin ist es noch mehr: Sie befasst sich in unterschiedlicher Weise beruflich mit Religion und Glaube und nicht zuletzt mit der Kirche; erst bei Christ & Welt, seit vier Jahren im Deutschlandfunk bei "Religion und Gesellschaft".
Nach dem Buch "Weiberaufstand" von 2017 (und einer dazugehörigen Website) hat sie nun ein neues Buch mit einem breiteren Fokus vorgelegt: "Trotzdem! Wie ich versuche, katholisch zu bleiben"1

Und dieses Buch trifft ins Mark.

Samstag, 22. August 2020

Berufung als felsiges Gelände. Eine Auslegung zu Mt 16,13-20

Es kommt, wie es so oft kommt in der Kirche, oder auch in einer Jugendgruppe oder Schulklasse. Wer aktiv ist und sich gern einbringt, dem wird auch zugemutet, noch mehr zu tun. Ich rede hier aus leidvoller Erfahrung.

Und ich gebe zu: ich möchte im Sonntagsevangelium (Mt 16,13-20) nicht unbedingt in der Haut von Petrus stecken. Da sagt er einmal was Richtiges und schon bekommt er eine Aufgabe übergeholfen.

Ob er aber überhaupt ein Fels sein will, wie Jesus ihm da zusagt, wird er nicht gefragt.
Mir ist, als würde mit dem Erstbekenntnis zu Jesus als dem Gesalbten Gottes gleich eine Unmenge an Funktionen verbunden sein, die im Bekenntnis gar nicht direkt angelegt sind.

Freitag, 14. August 2020

Betteln verboten?! Oder: Dieser Jesus stößt mich ab.

Es fällt mir sehr schwer, dem Evangelium etwas Positives über die Haltung Jesu abzugewinnen (vgl. Mt 15,21-28).

Da kommt eine heidnische Frau drei Mal für ihre kranke Tochter zu Jesus und seinen Jüngern – und wird immer wieder abgewiesen, bis Jesus sich bei ihrem dritten Einwand endlich erbarmt.

Oft wird darauf hingewiesen, dass Jesus hier als Lernender dargestellt sei. Er geht schließlich über sich und seinen Auftrag hinaus. Das mag sein, aber es tröstet mich nicht über seine Schroffheit hinweg.

Sonntag, 9. August 2020

Edith Stein, fromme Feministin

Wäre das heute denkbar: Eine kritisch denkende Atheistin, die für Frauenrechte streitet und sich als Vernunftmensch versteht, wird katholisch?

1891 in Breslau in eine jüdische Familie geboren, erklärt Edith sich als 15jährige, sie habe sich "auch das Beten ganz bewusst und aus freiem Entschluss abgewöhnt."1 Das Judentum sagt ihr nichts mehr. Ab 1911 studiert sie Philosophie und promoviert 1917 bei Edmund Husserl in Freiburg.
Dabei beginnt ihre intensive existenzielle Suche, die sie 1922 zur Entscheidung für die Taufe und damit in die katholische Kirche führt. 1933 schließlich tritt sie in den Kölner Karmel ein.

Natürlich war sie auch damals eine Ausnahmegestalt.

Samstag, 1. August 2020

Die Brotvermehrung. Oder: Wie Jesus mit seiner Massendemo umgeht und was gute MitarbeiterInnen ausmacht

Eine Klärung gleich zu Beginn: Diese Massenaufläufe, die Jesus laut Evangelium (Mt 14,13-21) verursacht hat, hätten unter Corona-Bedingungen natürlich sofort aufgelöst werden müssen. Keiner hatte eine Maske dabei, Brot wird von Hand zu Hand weitergereicht, Abstand wurde nicht eingehalten. Immerhin trug wohl niemand eine schwarz-weiß-rote Reichsflagge oder einen Aluhut.

Kurz: Das Evangelium hat wieder einiges an Stoff zu bieten. Es zeigt Jesus als Freund eines Knackis; präsentiert eine Basisanweisung für Christen; weist auf die Wichtigkeit von guten Mitarbeitern hin.

Montag, 6. Juli 2020

Wer ist wirklich Christ? Vom christlichen Glauben als Asylgrund

Eine kurze Nachbemerkung zu den Kirchenaustritten 2019, die ich im letzten Beitrag schon thematisiert hatte.

Die innere Entfremdung vieler Christinnen und Christen von „ihrem“ Glauben setzt früher ein, als es die aktuellen Zahlen vermuten lassen. Wie Andreas Püttmann in einem Kommentar für katholisch.de darlegt, ist es angesichts der lange schon dokumentierten gesunkenen Zustimmungswerte zu zentralen christlichen Glaubensinhalten eigentlich erstaunlich, wie viele Menschen überhaupt noch in der Kirche bleiben, wenn sie deren Glauben gar nicht mehr teilen.

Es muss, das ist die logische Folge, eine Unmasse an Kirchengliedern geben, die grundlegende Überzeugungen „ihrer“ Kirche nicht teilen und deren Christsein sich auf die regelmäßige Zahlung der Kirchensteuer beschränkt. Trotzdem nennen wir sie Christen (mal abgesehen davon, dass auch Ausgetretene weiterhin Getaufte sind).

Samstag, 4. Juli 2020

"Kommt alle zu mir!" Jesus und die Kirchenaustrittszahlen.

In den letzten Tagen haben die hohen Kirchenaustrittszahlen von 2019 für einen Schock in der kirchlichen (Medien-)Landschaft gesorgt. 
270000 Menschen sind allein im letzten, an kirchlichen Skandalen immerhin nicht besonders reichen Jahr, aus der katholischen Kirche ausgetreten. Ebenso viele aus der evangelischen. Dass es so viele waren, erschreckt manche bis ins Mark: Sind wir so wenig einladend?

Ich persönlich glaube, dass sich da nur etwas deutlich zeigt, was bei den meisten der Menschen innerlich sowieso schon passiert war: Es ist die Abwendung von einer Institution, der man (jedenfalls im Westen Deutschlands) lange Zeit qua "normaler" Sozialisation angehörte. Ohne eigenen Entschluss. Bei Wegzug aus dem heimatlichen Umfeld fiel der Kontakt zur Kirche oft auch weg. Eine Art individueller Selbstaufklärung. Religion war schon lange irrelevant.

Ist die Darstellung dieser bislang verborgenen Realität in sichtbaren Austritten nun etwas schlechtes? Ich glaube nicht. Es ist eine Offenlegung.