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Samstag, 18. April 2020

Jesus empfiehlt Corona-Glauben

"Selig sind, die nicht sehen und doch glauben." (Joh 20,29)

So lautet das berühmte Diktum Jesu am Ende des Evangeliums vom "ungläubigen Thomas" (Joh 20,19-31), das eine Woche nach Ostern in den Kirchen gelesen wird.

Eine der traditionellen Deutungen dieses Wortes besagt, dass die Christen, die keinen Kontakt mehr mit dem leiblichen Jesus haben konnten, auf diese Weise gestärkt werden sollten. Denn ihr Glaube basiert nun mal nicht auf dem Sehen, sondern "nur" auf dem Zeugnis derer, die Jesus noch mit eigenen Augen sehen konnten.

Für die jetzige Zeit empfiehlt sich eine adaptierte Deutung:

Montag, 13. April 2020

Ostermontag – Hasenbrot, das vom Leben erzählt, in "Am Tag davor"

Die Emmausjünger können ihre Trauer und ihre Verzweiflung nur schwer durchbrechen. Sie erkennen den Auferstandenen endgültig erst dann, als er mit ihnen das Brot bricht.
Auch Sorj Chalandon berichtet in "Am Tag davor", das im Milieu der französischen Bergleute spielt, von einem solchen Brot:

Freitag, 10. April 2020

Karfreitag – Schläge und Tritte, voller Trauer, in "Fuchs 8"

Fuchs 8 ist ein besonderer Fuchs, der den Kontakt mit den Menschen sucht.
Sogar ihre Sprache hat er (vom Hören so einigermaßen) gelernt und er traut sich immer wieder in ihre Nähe.
Als die Menschen in ihrem Wald eine Mall errichten, beschließen Fuchs 8 und sein Freund Fuchs 7, ihr einen Besuch abzustatten. Auf dem Rückweg sehen sie zwei Arbeiter auf dem Parkplatz:

Donnerstag, 9. April 2020

Gründonnerstag – Verletzlich, mit gewaschenen Füßen, in "Das Reich Gottes"

Der Autor ringt mit dem Christentum.
Ganz besonders kämpft er mit der Frage, ob er selbst glaubt, und wie die Frühgeschichte des Christentums damit zu tun hat. Davon handelt das monumentale Buch"Das Reich Gottes" von Emmanuel Carrère.
Ganz am Ende berichtet er von der Briefbekanntschaft mit einer Leserin, Bérengère, die ihn einlädt, sich in einer "Arche" die Füße waschen zu lassen.

Samstag, 4. April 2020

Palmsonntag: Kleider liegen auf der Straße

Mit diesen Worten werde ich am Palmsonntag um ca. 10 vor 10 Uhr auf rbb 88,8 zu hören sein:

Massen sind in Jerusalem unterwegs. Es ist fast kein Durchkommen mehr an den Eingangstoren zur Stadt. Denn dieser Wunderheiler aus Nazareth soll kommen. Ein berühmter Mann, den muss man gesehen haben.
Und da ist er endlich, auf einem Esel reitet er ein, seine Jünger bahnen ihm einen Weg durch die Menge. Die Leute reißen Zweige von den Bäumen. "Viele Menschen breiteten ihre Kleider auf der Straße aus" und jubeln ihm zu. So ähnlich beschreibt die Bibel den Einzug Jesu in Jerusalem.

Normalerweise feiern Christen auf der ganzen Welt am heutigen Palmsonntag mit großen Gottesdiensten den Beginn der Karwoche. Ihr Höhepunkt ist nach der Erinerung an den Tod Jesu am Karfreitag die Feier seiner Auferstehung an Ostern.

Sonntag, 29. März 2020

Lasst euch nicht anstecken! Sonntag im Gefängnis

1.
Heute war ich das erste Mal nach meiner Quarantäne wieder im Gefängnis. Gottesdienste dürfen zwar aktuell nicht stattfinden, aber mit den Inhaftierten, mit denen ich regelmäßig im Kontakt bin, wollte ich doch ein paar persönliche Worte wechseln. Und natürlich einen kleinen Gruß aus dem Evangelium vorbeibringen, natürlich einzeln und unter Einhaltung der derzeitigen Regeln.

Mein Eindruck: Abstand halten ist auf den Fluren der Hafthäuser sehr schwierig, denn während der Aufschlusszeiten sind alle unterwegs, um zu duschen, zu kochen, sich zu unterhalten, an den öffentlichen Apparaten zu telefonieren oder Dinge zu tauschen. Auch das Gespür für die Sinnhaftigkeit der Abstandsregeln schien mir wenig ausgeprägt, bisweilen ist es hier auch schon schwer, grundlegende hygienische Standards einzuhalten – wie soll man dann erst mit den erweiterten Regeln umgehen...

Samstag, 28. März 2020

Der Ruf, der lebendig macht. Beobachtungen zum Tod des Lazarus und zu "Der Tod Jesu"

"...manchmal erblickt er in der Gestalt eines Kindes, das über die Straße rennt oder die Treppe hochflitzt, das Bild von David und verspürt größte Verbitterung darüber, dass allein sein Kind fortgenommen werden musste, während neunundneunzig andere unbeschadet weiterspielen und glücklich sein können. Es erscheint ungeheuerlich, dass ihn die Dunkelheit verschlungen hat, dass es keinen Aufschrei gibt, kein Klagen, kein Haareraufen oder Zähneknirschen, dass die Welt sich weiter um ihre Achse dreht, als wäre nichts geschehen."1

Ein Mensch ist gestorben und es ist schwer auszuhalten, dass es niemanden groß zu kümmern scheint. Ein Einzelschicksal hebt die Welt nicht mehr aus den Fugen; gerade in diesen Tagen bestehen die Horrormeldungen vor allem in der hohen Anzahl der am Virus Gestorbenen.

Simon aus J.M. Coetzees neu erschienenem Buch "Der Tod Jesu" durchlebt das Durcheinander der Gedanken und Gefühle. Enttäuschung, Wut, Unverständnis kommen in ihm auf, als der aus "Die Kindheit Jesu" und "Die Schulzeit Jesu" bekannte Junge David von einer geheimnisvollen Krankheit langsam dahingerafft wird.

Donnerstag, 26. März 2020

Wie sieht Nähe in der Krise aus?

Viele gute Sachen kommen in einer Krise zum Vorschein. Dazu gehört auch, dass eine Menge Hilfsangebote an Nachbarn oder Bedürftige gemacht werden, das Übernehmen von Einkäufen oder die Berliner Gabenzäune beispielsweise.
Durch solche Aktionen entsteht eine neue Nähe zu Menschen, die sonst unter die Räder kommen könnten. Nachbarn, die sonst nicht mehr als einen Gruß miteinander wechseln, können sich Hilfsangebote machen. Online-Tutorials können neue Horizonte aufschließen.

Und das alles, während es auf den Straßen und Plätzen des Landes (und in vielen anderen Regionen weltweit) weitgehende Kontaktverbote gibt. Physische Nähe fällt aus – mentale Nähe kann entstehen.

Beim heutigen Spaziergang im Wald stand mir plötzlich dieser Satz vor Augen:

Samstag, 21. März 2020

Knast im Kopf. Gedanken zu Haft und Ausgangssperre

"Das lasse ich mir nicht bieten! Das ist Nötigung!"

So oder ähnlich höre ich es von Zeit zu Zeit in seelsorglichen Einzelgesprächen in der Haftanstalt, wenn sich Inhaftierte über das Verhalten von Vollzugsbeamten aufregen. Das Gefühl für Beschränkungen der persönlichen Freiheit ist auch in Haft intensiv ausgeprägt. Nach dem Motto: Wenn schon inhaftiert, dann will ich wenigstens nicht noch mehr Einschluss in meiner Zelle als unbedingt nötig.

Da nun in der ganzen Republik Ausgangsbeschränkungen und Betretungsverbote eingeführt werden, fällt mir natürlich sofort ein, dass die Inhaftierten in den Haftanstalten dies tagtäglich erleben: eine strenge Reglementierung der Bewegungsfreiheit.

Samstag, 14. März 2020

Der beste Gottes-Dienst ist kein Gottesdienst

Auch in Berlin sollen in den nächsten Tagen und Wochen keine öffentlichen Gottesdienste mit mehr als 50 Personen mehr gefeiert werden (Hinweis auf der Homepage des Erzbistums am 14.03.2020).

Wie passend für diese sich überschlagenden Ereignisse das Evangelium für den morgigen Sonntag: In Jesu Gespräch mit der Samariterin am Jakobsbrunnen (Joh 4,5-42) geht es auch darum, welcher Ort der richtige sei, um Gott anzubeten.
"Glaube mir, Frau, die Stunde kommt, zu der ihr weder auf diesem Berg noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet" (v21), sagt Jesus der Frau.

Wichtig ist für Jesus nicht der Ort des Gebetes, sondern dass gebetet wird – und zwar "im Geist und in der Wahrheit" (v23).

Freitag, 21. Februar 2020

Feindesliebe: Überblick und/oder Überforderung

1. Überblick
Auch wenn es unter einem anderen Vorzeichen geschrieben ist, so halte ich das folgende Gedicht von Barbara Zeizinger doch für eine gute Erläuterung zur Thematik der christlichen Feindesliebe, die im Evangelium des nächsten Sonntags (Mt 5,38-48) erscheint.

Sonntag, 16. Februar 2020

Modernisierung der Normen. Noch einmal zur Bibel und zu Jesu Antithesen

Ein Abschnitt aus meiner aktuellen Lektüre passt so gut zum heutigen Sonntagsevangelium, dass ich ihn der Predigt einfach noch nachschieben muss. 

In "Die Entstehung der Bibel"1 las ich gerade, wie die israelitische Elite, die im Anschluss an den Untergang Jerusalems 587 v.C. nach Babel deportiert worden war, dort nicht nur trauerte und ihre Theologie vom Handeln Gottes in der Geschichte grundlegend neu entwarf. Diejenigen, die später die Autoren der biblischen Schriften wurden, taten überdies einen grundlegenden Schritt über sich hinaus, indem sie "sich der Intellektualität ihrer Umgebung öffneten".2

Samstag, 15. Februar 2020

Innerlicher und intensiver! Was größere Gerechtigkeit heißen kann.

Es gibt beliebte Vorstellungen davon, wie Christen sein sollten:
Viele sagen, dass man von ihnen mehr erwarten könne als von anderen.
Sie sollten diejenigen sein, die sich auszeichnen durch Gutes. Die moralisch besser handeln. Die, wenn sie das nicht schaffen, sich wenigstens mehr bemühen. Und wenn auch das nicht klappt, dass sie immerhin zu ihren Fehlern stehen.

Samstag, 25. Januar 2020

Kafarnaum und Višegrad. Herkunft bei Jesus und Saša Stanišić

"Ich sehe zum verfallenen Haus meiner Urgroßeltern, ich verstehe so vieles nicht. Nicht, wie das Knie funktioniert. Ernsthaft religiöse Menschen so wenig wie Menschen, die Geld und Hoffnung in Magie, Wettbüros, Globuli oder Hellseherei (außer Nena Mejrema) setzen. Ich verstehe das Beharren auf dem Prinzip der Nation nicht und Menschen, die süßes Popcorn mögen. Ich verstehe nicht, dass Herkunft Eigenschaften mit sich bringen soll, und verstehe nicht, dass manche bereit sind, in ihrem Namen in Schlachten zu ziehen. Ich verstehe Menschen nicht, die glauben, sie könnten an zwei Orten gleichzeitig sein (falls das aber wirklich jemand kann, möchte ich es gern lernen)."1

So schreibt Saša Stanišić in seinem preisgekrönten Buch "Herkunft" von seiner Skepsis gegenüber bestimmten Vorstellungen von Abstammung und Herkunft. Ihn scheint das Fluide und nicht Festgelegte mehr zu faszinieren und zu überzeugen. Und ich muss sagen, dass ich mir viel von dieser Skepsis einerseits und Faszination andererseits zu eigen machen kann. Wenn auch nicht alles.

Mittwoch, 22. Januar 2020

Regeltreue ist kein christliches Primärziel. Drei Fragen zum Tagesevangelium

Eigentlich sollte ich heute einen Gottesdienst im Haftkrankenhaus feiern. Aber durch verschiedene Umstände sitze ich nun zu Hause und stelle die Fragen, die sich aus dem Tagesevangelium (Mk 3,1-6) ergeben, einfach hier im Blog.

Freitag, 17. Januar 2020

"Seht das Lamm Gottes" – Kurze Gedanken zu einem Satz von Johannes dem Täufer

Ich bin gerade nicht fähig, lange Sätze zu geistlichen Themen zu schreiben. Würde auch gern aktuelle Bezüge zu kirchlichen und weltlichen Geschehnissen herstellen, kann's nur nicht.
Darum bloß einige kurze Sätze zum Evangelium am 2. Sonntag im Jahreskreis (Joh 1,29-34):

Montag, 30. Dezember 2019

Von Umbruch und Neuanfang. Geistliche Gedanken zum Jahreswechsel

Dieser Radiobeitrag ist als eine Art Mini-Feature am 31.12. um 19:05 Uhr auf rbb Kultur zu hören. Wer viel Zeit hat, kann ihn hier lesen:


Musik 1: Leonard Cohen, "It seemed the better way" (Anfang, Instrumental)

O-Ton 1: "Was mich immer wieder umtreibt, ist, dass ich nicht nur einmal, sondern mehrfach schon Äußerungen gehört habe, in denen es hieß: "Naja, das hättste Dir ja vorher überlegen sollen, ne? Jetzt biste ja im Gefängnis, ne?"

Der Inhaftierte Winfried, der in Wirklichkeit einen anderen Vornamen hat, lebt seit mehr als zwei Jahren in der Justizvollzugsanstalt Berlin-Plötzensee. Er hat die Reaktionen seiner Umwelt erlebt, die meistens nicht freundlich waren:

Und das ist so 'ne Art Abwehrhaltung gegenüber Wünschen oder Zielen, die man hier im Vollzug erreichen möchte, um einen dadurch halt zu stoppen.
Und man braucht mir nicht sagen, dass ich mir das hätte früher überlegen müssen, da ich seit zweieinhalb Jahren jeden Tag 24 Stunden drüber nachdenke und es mich quält, hier zu sein. Aber ich möchte ja auch weiterkommen, mich weiter entwickeln, mich persönlich da rausarbeiten, ja, aber es führt halt, es führt halt, es führt kein Weg da raus. Man muss die Zeit absitzen und dann schauen, wie man zurecht kommt."

Dienstag, 24. Dezember 2019

Ich will hier raus! - Gott will hier rein! Oder: Weihnachten macht verletzlich

Wer will dort schon hin? – Mitten in der Provinz, nicht in der Stadt, nicht mal auf dem Dorf, sondern irgendwo außerhalb der menschlichen Siedlungen in einem heruntergekommenen Stall kommt das Kind zur Welt, das die Welt retten soll.

Wer will hier schon hin? – Keine Privatsphäre, kein Lieblingsessen, kein Internet, kein S-Bahnhof, keine Familienzimmer, keine Weihnachtsamnestie. Hier müssen Sie Weihnachten verbringen, im Haftkrankenhaus am Rande des Berliner S-Bahnrings, direkt neben der Stadtautobahn.

Aber was soll ich Ihnen sagen? Das, was Sie sich nicht ausgesucht haben, hat Gott sich ausgesucht.
Wenn Sie sagen: Ich will hier raus! - muss ich Ihnen antworten: Gott will hier rein.

Sonntag, 15. Dezember 2019

Dürfen wir uns denn freuen? Notiz zum Dritten Advent

Johannes der Täufer stellt die entscheidende Frage an Jesus:
"Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen andern warten?" (Mt 11,3)

Oder anders gefragt: Ist denn Grund zur Freude da? Bist du der Messias? Sind die Erfolge groß genug? Ist das Entscheidende endlich passiert? Können wir aufatmen?

Wenn wir heute den Sonntag "Gaudete" feiern, also "Freut euch!", dann stellt sich diese Frage durchaus ernsthaft: Dürfen wir uns denn freuen?
Können wir uns freuen angesichts der Weltlage, angesichts der Armut, angesichts der Wohnungsnot, angesichts der Klimaveränderungen...?
Ist das Schlechte nicht so viel stärker und größer als das Gute?