„Jetzt wird’s langsam wirklich eng. Ich habe das Gefühl, mein Bauch könnte jeden Moment platzen.
Immerhin haben wir es schon nach Jerusalem geschafft.
Aber diese Stadt ist echt anstrengend – zum Glück müssen wir nicht hier zur Zählung aufs Amt.
Allein die hohen Häuser sind ja eine Zumutung! Und dann die Leute! Ohne Rücksicht rennen die hier durch und rempeln sich durch den Tag!
Donnerstag, 23. Dezember 2021
Erlöst er uns? Maria kurz vor der Niederkunft
Mittwoch, 15. Dezember 2021
Über die Grenzen. Maria und Josef auf dem Weg
„Ja, jetzt versuche ich es doch noch mal.
Die letzten Tage waren wirklich furchtbar anstrengend, weißt du, da ging irgendwann gar nichts mehr. Wir mussten ein paar Tage Pause einlegen und machen jetzt ganz langsam.
Es war so: Der Übergang von Galiläa nach Samarien ist ja meistens kein Problem, aber jetzt sind plötzlich so viele Leute unterwegs, dass wir immerzu warten mussten und gar nicht vorankamen – und dann noch in irgendwelche Kontrollen der Römer geraten sind.
Samstag, 11. Dezember 2021
Von Steinen und Strahlen. Bildmeditation zu Maria und Josef am 3. Adventssonntag
(Ansprache nach dem Evangelium in der Kirche Heilig Kreuz in Frankfurt)
Es ist eine Herausforderung für mich, heute von der Freude im Advent zu sprechen – und diese Freude auch zu fühlen.
Denn wohin ich auch schaue, ist wenig Grund zur Freude zu erkennen: die niemals endende Corona-Krise mit dem sich anschließenden Elend in den Krankenhäusern, der Angst vor Schulschließungen, mit Online-Lehre an der Uni, ausgefallenem Weihnachtsmarkt und vielen weiteren Zwängen, aber auch Tornados in den USA, leidende Flüchtlinge vor den Grenzen der EU und so weiter und so fort.
Freude liegt gerade nicht oben auf.
Samstag, 4. Dezember 2021
Alles im Fluss. Maria und Josef unterwegs
Der Aufbruch ist meistens das Schwerste, ich gebe es ja zu. Mich aufraffen und losgehen – noch dazu in so einer Situation – das kostet mich eine unheimliche Energie. In dieser Krisenzeit ist alles in mir so matt und fühlt sich so anstrengend an. Schon das Aufstehen zehrt an meinen Kräften.
Aber jetzt habe ich meinen toten Punkt überwunden – und siehe da, es ist gar nicht so schlimm!
Donnerstag, 2. Dezember 2021
Will nicht! Maria macht sich auf den Weg
„Ich will nicht!
Das ist viel zu weit!
Was ist das überhaupt für ein Wahnsinn, durch das ganze Land zu juckeln, nur weil deine Familie dort wohnt?!
Außerdem bin ich schwanger! Da muss frau sich ausruhen! Nach innen spüren und nicht Blasen an den Füßen bekommen! Und schon gar nicht losgehen und irgendeinen Nachverfolgungsbogen oder so was ausfüllen.
Es geht einfach nicht! Die paar Monate machens doch dann auch nicht mehr!
Samstag, 14. August 2021
"...aus demselben Stoff gemacht wie wir...". Elena Ferrante an Mariä Himmelfahrt gelesen
Elena Greco, die Ich-Erzählerin von
Elena Ferrantes vierbändiger Reihe "Meine geniale Freundin"
(im deutschen etwas pathetisch Neapolitanische Saga genannt), hat es
geschafft.
Die junge Frau, die aus einfachsten,
nahezu analphabetischen Verhältnissen eines Ghettos (Rione) in
Neapel kommt, hat am Ende des zweiten Bandes "Die Geschichte
eines neuen Namens" nicht nur die Grundschule und das
Gymnasium, sondern auch noch ein Studium hervorragend abgeschlossen.
Und doch merkt sie, dass ihr etwas fehlt, das alle ihre
Mitstudentinnen und -studenten zu haben scheinen. Denn "eigentlich",
sagt sie von sich, "blieb ich eine kulturell angepasste
Dilettantin, ich besaß keine Rüstung, in der ich ruhig
voranschreiten konnte, wie sie es taten."1
Freitag, 1. Januar 2021
Am Anfang steht der Name. Neujahrsgedanke
Am Anfang eines neuen Jahres stehen oft gute Vorsätze und Wünsche. Am Anfang dieses Jahres steht vor allem die Hoffnung, dass die Corona-Pandemie bald vorbei ist.
Am Anfang der Geschichte Jesu steht sein Name. Das heutige Evangelium am Fest der Gottesmutter Maria betont: „Man gab ihm den Namen Jesus, den der Engel genannt hatte, bevor das Kind im Mutterleib empfangen war.“ (Lk 2,21)Über dieses Leben, von dem noch niemand etwas wissen konnte, stellt Gott in der Botschaft des Engels diesen Namen: Jesus. Es ist wie ein Motto, eine Überschrift, fromm ausgedrückt eine Verheißung.
Donnerstag, 24. Dezember 2020
"Einseitiges Telefonat" zum Weihnachtsfest
Die wunderbare Nora Gominger hat die Weihnachtsgeschichte aus Sicht einer Person geschrieben, die alle Ereignisse mit eigenen Augen miterlebt und sie kurz und bündig für ihr Gegenüber am anderen Ende des Telefons darstellt.
Es ist sehr erhellend, wie das Mitteilungsbedürfnis und die dürren Worte, das neuzeitliche Beschäftigtsein und die Perspektive der Rechtfertigung zusammen zu einem lyrischen Weihnachtserlebnis werden:
Samstag, 19. Dezember 2020
Vierter Advent: Verkündigung an ... dich (Predigt nach Lk 1,26-38)
Im letzten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in einen Berliner Knast namens Plötzensee zu einem Inhaftierten gesandt. Der war zwar einige Zeit lang straffrei geblieben, aber dann gab es einen klitzekleinen Vorfall und er saß wieder einmal ein.
Der Name des Inhaftierten war Robert.
Der Engel trat in seine Zelle und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadeter, der Herr ist mit dir.
Robert erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe.
Da sagte der Engel zu ihm: Fürchte dich nicht, Robert; denn du hast bei Gott Gnade gefunden.
Dienstag, 8. Dezember 2020
Heilszeit 8 – Rein in "Milchmann" von Anna Burns
Im folgenden Text wird der Freund der Erzählerin in den höchsten Tönen gelobt.
Und wie das geschieht, erinnerte mich doch sehr an das heutige Fest der "Unbefleckten EmpfängnisMariens" – Inhalt des Festes ist der Glaube daran, dass Maria von Geburt an rein war, also schon vorweg von den Leiden und Sünden des Menschseins geheilt, um Jesus auf die Welt zu bringen. Klingt vielleicht verrückt, aber nicht viel verückter als das folgende Liebesbekenntnis:
Dienstag, 24. Dezember 2019
Ich will hier raus! - Gott will hier rein! Oder: Weihnachten macht verletzlich
Donnerstag, 15. August 2019
Vorsicht: Frau mit Krone. Mariä Himmelfahrt in der Kritik
Mittwoch, 22. Mai 2019
Großartiges Ich. Unverlierbare Würde. Über Maria und das Grundgesetz
„Der Mächtige hat Großes an mir getan.“ (Lk 1,49)
Freitag, 19. April 2019
Karfreitag – Zweimal berührt. Bildbetrachtungen
Samstag, 8. Dezember 2018
Ankunftszeit 8 – Beschenkt in "Der Typ ist da" von Hanns-Josef Ortheil
Dienstag, 11. September 2018
Die gekrönte Last
Nach einer kurzen Stilleübung waren mir folgende Gedanken wichtig:
Sie werden tagtäglich durch viele Aufgaben in Anspruch genommen. In der Familie und im Haushalt, aber auch hier bei der Arbeit mit den Senioren. Gerade diese Arbeit erfährt nicht viel Dankbarkeit und Anerkennung, und der Wert der Pflege wird in unserer Gesellschaft oftmals nur unzureichend gewürdigt.
Wenn dazu auch noch ein besonderer Schicksalsschlag wie eine Krankheit oder ein persönlicher Verlust kommt, dann kann es sein, dass man das Leben als eine Last empfindet, die man nicht mehr tragen will.
Symbolisch habe ich Ihnen dafür dieses 100kg-Gewicht mitgebracht.
Dienstag, 14. August 2018
Wen bevorzuge ich als Gefängnisseelsorger? Gedanken zu Mariä Himmelfahrt
Himmelwärts mit Hindernissen. Vogelnetze, Zoologischer Garten, Berlin, 2017. |
Das passt natürlich wunderbar zu grundlegenden Aussagen über Gott. Und auch dem modernen Bewusstsein für Gerechtigkeit kommt es entgegen.
Wie aber passt es zusammen mit dem, was die Kirche über Maria sagt, die der katholische Glaube mit so viel wunderbaren Wendungen und Namen besingt?
Man nehme nur die Marienlieder:
Maria ist dort die Gnadenreiche, Makellose, Engelsgleiche, Wunderschön prächtige, hohe und mächtige, liebreich holdselige himmlische Frau, Mutter der Barmherzigkeit, Patronin voller Güte, Pforte der Seligkeit, ...
Und bei allem Idealismus gibt es selbstverständlich auch für Seelsorger Personen, die einem näher sind als andere. Vielleicht würde ich sie nicht sooo ausufernd loben, aber die Unterschiede sind schon deutlich da, ob ich das nun will oder nicht.
Der Himmel steht uns offen! Blankensteinpark, Friedrichshain, Berlin, 2018. |