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Sonntag, 1. November 2020

Allerheiligen: Halo-Effekt und echte Heiligkeit

 Theoretisch weiß jeder, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Trotzdem fallen wir immer wieder auf Blender herein.

In der katholischen Kirche ist das in den letzten Jahren auch bei einigen Gründern Geistlicher Gemeinschaften und Orden der Fall gewesen: der lang protegierte Gründer der Legionäre Christi Marcial Maciel mit seinen diversen Liebschaften und Kindern oder ganz aktuell der des vielfachen Missbrauchs beschuldigte Gründer der Schönstattbewegung Josef Kentenich sind besonders populäre Beispiele dafür, wie Charisma und religiöse Schönrederei den Blick für die dunklen Stellen getrübt haben.

Die Sozialpsychologie bezeichnet dieses Phänomen als "Heiligenschein" oder "Halo-Effekt":

Freitag, 23. Oktober 2020

Gottes- und Nächstenliebe. Irrwege und Praxistipps

Wie viel erfolgreicher könnte das Christentum doch sein,

...wenn es schöne Effekte bieten würde, Heilungen oder überzeugende Weissagungen,

...wenn es reichen würde, ein paar Kerzen anzuzünden oder einen Rosenkranz zu beten,

... wenn tolle Bauwerke, bunte Gewänder und erhabene Musik entscheidend wären,

... wenn die Kenntnis von Geboten oder Verboten, von Bibelversen und Gebeten ausreichen würde.


Aber nein – Jesus sagt im Evangelium des Sonntags (Mt 22,34-40) sehr klar: Es geht um LIEBE.

Samstag, 17. Oktober 2020

Unter Gottes Prägestempel. Ignatius von Antiochien und die zwei Münzen

Während ich noch in den Briefen des altkirchlichen Bischofs Ignatius von Antiochien blätterte und anfing, die ganz unten stehenden Gedanken in den Computer zu tippen, fiel mir ein Kapitel aus seinem Brief an die Magnesier ins Auge, in dem er das Motiv der Münzen aus dem morgigen Evangelium (Mt 22,15-21) variiert – und das sich darum viel besser für einen Beitrag an diesem Tag eignet.

Im fünften Kapitel schreibt der Märtyrerbischof:

"Es gibt zwei Möglichkeiten: Tod oder Leben, und jeder wird dorthin gelangen, wohin er gehört.
Es gibt ja auch zwei Sorten Münzen, die einen gehören Gott und die anderen der Welt. Und jede Münzsorte weist eine besondere Prägung auf. So tragen die Ungläubigen die Prägung dieser Welt – die aber glauben, tragen die Liebe als Prägestempel Gottes, des Vaters, den Jesus Christus uns aufgedrückt hat. An seinem Leiden haben wir nur Anteil, wenn wir uns freiwillig dafür entscheiden, nach dem Vorbild seines Leidens zu sterben.
"1 

Samstag, 10. Oktober 2020

Nimm die Einladung doch an! Und feiere mit! Eine Predigt zu Mt 22,1-10

Was für eine Enttäuschung! Was für eine Frechheit!

Aber auch:

Was für ein Choleriker! Was für eine brutale Überreaktion!

Der Text des Sonntagsevangeliums (Mt 22,1-10) lässt mich mit vielen starken Eindrücken und einer Reihe von offenen Fragen zurück.

Warum sind diese Leute so wenig interessiert an einem großen Fest? Warum fühlen sich alle hier so schnell gereizt und genervt?

Was ist diesem König an seinem Fest so wichtig, dass er sogar Leute, die gar nicht dabei sein wollen, dazuholt?

Ich nähere mich der ganzen Sache mal mit einer persönlichen Geschichte: 

Samstag, 26. September 2020

Gewalt in der Bischofskonferenz und Angela Merkels Vermächtnis

Ich will das auch ausprobieren: Etwas versprechen und dann das Gegenteil davon tun.

So wie mit dem Titel dieses Posts. Vielleicht wird nichts von dem dort Angekündigten in diesem Beitrag auftauchen.

Was macht das mit dir? Was macht das mit einer Person, die diese große Ankündigung liest und deren Erwartungen dann enttäuscht werden?

Ist sie enttäuscht? Oder eigentlich nicht sonderlich überrascht? Lacht sie? Oder hört sie auf mit Lesen?

Das weiß ich alles nicht.

Samstag, 19. September 2020

Supergerechtigkeit. Gefangen im Weinberg

Wie wird man einem Menschen und seinem Tun gerecht?

So fragt beispielsweise das Sonntagsevangelium (Mt 20,1-16) von der Bezahlung der Arbeiter im Weinberg.

Ich möchte auf diese Frage mit einer Provokation aus meiner Arbeitswelt antworten:

Gerecht wäre es, Menschen, die wegen eines Verbrechens inhaftiert sind, besonders anständig und zuvorkommend, besonders freundlich und hilfsbereit zu behandeln und ihnen besonders gute Chancen zu geben, sich weiter zu entwickeln.

Das ist erklärungsbedürftig: Wenn sie es zuvor nicht geschafft haben, (selbst)verantwortlich zu leben, werden sie es wohl kaum lernen, wenn sie in einer Haftanstalt wenig bis keine Möglichkeiten haben, auszuprobieren, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen.

Sie müssten also regulär die Möglichkeit bekommen, echte Verantwortung einzuüben, wo das heutige Gefängnis ihnen fast alle Entscheidungen abnimmt.

Samstag, 12. September 2020

Wie lerne ich, gern zu vergeben? Predigt im Gefängnis

Mitten in die Predigtvorbereitung über das heutige Evangelium von der Vergebung (Mt 18,21-35) wird mir in der Nacht zu Freitag mein Fahrrad aus dem Hof geklaut. Das vierte geklaute Rad in acht Jahren in Berlin.
Da fällt es mir schwer, über Vergebung nachzudenken.
Weil ich selbst betroffen bin.
Sitze ich in der JVA jemandem gegenüber, der von seinen Straftaten erzählt, kann ich leichter Verständnis aufbringen. Ich bin ja nicht der Geschädigte, nur der Seelsorger, der dann die Lebensumstände und den Suchtdruck des Inhaftierten bedenkt und sich wohlwollend verhalten kann.
Aber wenn es um mich selbst geht, werde ich aggressiv.
Und dann dieses Evangelium!

Sonntag, 6. September 2020

Zurechtweisung als Mittel der Konfliktlösung? Über das Evangelium Mt 18,15-20

Wie soll eine Problemlösung aussehen, wenn sie christlichen Idealen folgt?

Das Sonntagsevangelium (Mt 18,15-20) bietet eine Schrittfolge an, wie mit ungehörigem Verhalten unter Christen umgegangen werden soll, damit der einen Seite Vergebung, der anderen Umkehr zu möglich wird. Der Konflikt, also "wenn dein Bruder gegen dich sündigt" (v15), soll, wenn er nicht gelöst werden kann, immer weiter ins Öffentliche gebracht, um es dem, der da Unruhe in eine Gruppe gebracht hat, zu erleichtern, ohne (allzu großen) Gesichtsverlust sein Verhalten zu ändern. Erst wenn auch die immer größere Öffentlichkeit nichts gebracht hat, heißt es, „sei er für dich wie ein Heide oder Zöllner“ (v17), also nicht mehr zur Gemeinschaft dazugehörig.

Sicher geht es in manchen, seltenen Fällen, nicht anders. Aber Leute hinauszuwerfen ist ja auf Dauer keine Lösung.

Samstag, 22. August 2020

Berufung als felsiges Gelände. Eine Auslegung zu Mt 16,13-20

Es kommt, wie es so oft kommt in der Kirche, oder auch in einer Jugendgruppe oder Schulklasse. Wer aktiv ist und sich gern einbringt, dem wird auch zugemutet, noch mehr zu tun. Ich rede hier aus leidvoller Erfahrung.

Und ich gebe zu: ich möchte im Sonntagsevangelium (Mt 16,13-20) nicht unbedingt in der Haut von Petrus stecken. Da sagt er einmal was Richtiges und schon bekommt er eine Aufgabe übergeholfen.

Ob er aber überhaupt ein Fels sein will, wie Jesus ihm da zusagt, wird er nicht gefragt.
Mir ist, als würde mit dem Erstbekenntnis zu Jesus als dem Gesalbten Gottes gleich eine Unmenge an Funktionen verbunden sein, die im Bekenntnis gar nicht direkt angelegt sind.

Freitag, 14. August 2020

Betteln verboten?! Oder: Dieser Jesus stößt mich ab.

Es fällt mir sehr schwer, dem Evangelium etwas Positives über die Haltung Jesu abzugewinnen (vgl. Mt 15,21-28).

Da kommt eine heidnische Frau drei Mal für ihre kranke Tochter zu Jesus und seinen Jüngern – und wird immer wieder abgewiesen, bis Jesus sich bei ihrem dritten Einwand endlich erbarmt.

Oft wird darauf hingewiesen, dass Jesus hier als Lernender dargestellt sei. Er geht schließlich über sich und seinen Auftrag hinaus. Das mag sein, aber es tröstet mich nicht über seine Schroffheit hinweg.

Samstag, 8. August 2020

Der sinkende Fels in der Nacht. Drei Auslegungen zum Sonntagsevangelium

Kurzgefasst die wesentlichen Inhalte des aktuellen Sonntagsevangeliums (Mt 14,22-33):
Die Jünger sind in der Nacht allein im Boot auf dem See. Jesus kommt über das wilde Wasser und sagt: "Habt Vertrauen, fürchtet euch nicht!" (Mt 14,27) Petrus wagt es und will über das Wasser zu Jesus gehen. Doch er bekommt Angst und sinkt, als er um Hilfe ruft, hilft ihm Jesus.

Und drei Lesevorschläge:

Als eine Geschichte der Freundschaft lässt sich das Sonntagsevangelium lesen.
Seit Jesus die Brüder Petrus und Andreas am Anfang seines öffentlichen Auftretens gerufen hat (Mt 4,18ff), wuchs ihre Beziehung immer tiefer und enger. Petrus lernte Jesus kennen, Jesus lernte Petrus kennen. Jesus zeigt sich vornehmlich als Prediger, als selbstbewusst über dem Sabbat Stehender, als Wunderheiler. Und Petrus geht mit, er steht meist dabei und lernt. Später wird er sich noch mehr exponieren, vorerst ist er einer unter den anderen Jüngern.
Und hier tritt er zum ersten Mal im Matthäusevangelium stärker hervor.
Besonders in Männergruppen gibt es ja immer einige, die ein bisschen auftrumpfen müssen. Auch Petrus scheint auf dem See eine besondere Nähe zu Jesus herstellen zu wollen und verlässt vor den Augen der anderen Jünger das sichere Boot, um dem Freund auf dem Wasser entgegen zu gehen.

Samstag, 1. August 2020

Die Brotvermehrung. Oder: Wie Jesus mit seiner Massendemo umgeht und was gute MitarbeiterInnen ausmacht

Eine Klärung gleich zu Beginn: Diese Massenaufläufe, die Jesus laut Evangelium (Mt 14,13-21) verursacht hat, hätten unter Corona-Bedingungen natürlich sofort aufgelöst werden müssen. Keiner hatte eine Maske dabei, Brot wird von Hand zu Hand weitergereicht, Abstand wurde nicht eingehalten. Immerhin trug wohl niemand eine schwarz-weiß-rote Reichsflagge oder einen Aluhut.

Kurz: Das Evangelium hat wieder einiges an Stoff zu bieten. Es zeigt Jesus als Freund eines Knackis; präsentiert eine Basisanweisung für Christen; weist auf die Wichtigkeit von guten Mitarbeitern hin.

Samstag, 25. Juli 2020

Für meinen Schatz investiere ich was. Ein Radiobeitrag zum Sonntagsevangelium

So ähnlich werde ich morgen früh um ca. 10 vor 10 im Radio auf rbb 88,8 zu hören sein:

Die Geschichte beginnt wie im Märchen:
Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben war. Ein Mann entdeckte ihn und grub ihn wieder ein. Und in seiner Freude ging er hin, verkaufte alles, was er besaß, und kaufte den Acker.“ (Mt 13,44)
Jesus erzählt diese Geschichte, um zu verdeutlichen, was er mit dem Himmelreich meint. Etwas, das uns fasziniert und unsere ganze Aufmerksamkeit und unsere ganze Energie beansprucht.

Einen Schatz zu finden ist dabei das eine. Und es muss gar keine Schatztruhe voller Gold und Silber sein. Wenn ich aufmerksam für die kleinen Dinge bin, die mein Leben wertvoll machen, finde ich schnell eine Reihe Beispiele – und sei es nur ein saftiges Stück Wassermelone, ein Sonnenstrahl, der auf den Baum vor dem Fenster fällt oder das Lächeln meines Gegenübers.
Der Genuss solcher kleinen Gelegenheiten ist eine wichtige Sache. Viel wichtiger aber ist es, einen Schatz auch für mein Leben fruchtbar werden zu lassen – das meint Jesus, wenn er sagt, dass der Mann den Acker mit dem Schatz darin kaufte.

Freitag, 17. Juli 2020

Umarme das Unkraut! Ein Gleichnis Jesu gegen den Strich gelesen

Es gibt durchaus andere Möglichkeiten, mit Unkraut umzugehen als Jesus es tut. Da wuchert es zum Ärger der Bauern fröhlich zwischen dem guten Weizen und Jesus verbietet den Jüngern, die störenden Gewächse auszureißen. 

Der Fokus Jesu ist bei diesem Beispiel darauf gerichtet, dass nicht Menschen zu entscheiden haben, wer oder was bei Gott Ansehen findet, sondern dass es Gottes ureigene Sache ist. Außerdem neigen wir Menschen (siehe chemische Schädlingsbekämpfung) dazu, mit dem Unkraut auch noch alles andere auszurotten (vgl. Mt 13,24-30).

Doch man hätte den Fokus auch anders legen können, wie mit dem „Schlechten“ umzugehen ist, das sich da heimlich unters „Gute“ mischt.

Freitag, 10. Juli 2020

Der Sänger und der Sämann. Ein Song von Leonard Cohen

Einer der Songs aus Leonard Cohens vorletztem Album heißt "Treaty" – also "Abkommen" oder "Vertrag". (Am besten erst mal in Ruhe anhören!)

Darin schildert der große Songwriter mit der rauchigen Stimme eine Beziehung zwischen Faszination und Skepsis. Aus einigen Versatzstücken kann man sein angesprochenes Gegenüber mit Jesus identifizieren, andere Zeilen lassen eher Zweifel aufkommen.
Da die religiöse Weite Cohens bekannt ist und seine Auseinandersetzung mit Jesus und dem Christentum auch in anderen Texten auftaucht, will ich hier davon ausgehen, dass Jesus gemeint ist.

Der Text beginnt so:

Samstag, 4. Juli 2020

"Kommt alle zu mir!" Jesus und die Kirchenaustrittszahlen.

In den letzten Tagen haben die hohen Kirchenaustrittszahlen von 2019 für einen Schock in der kirchlichen (Medien-)Landschaft gesorgt. 
270000 Menschen sind allein im letzten, an kirchlichen Skandalen immerhin nicht besonders reichen Jahr, aus der katholischen Kirche ausgetreten. Ebenso viele aus der evangelischen. Dass es so viele waren, erschreckt manche bis ins Mark: Sind wir so wenig einladend?

Ich persönlich glaube, dass sich da nur etwas deutlich zeigt, was bei den meisten der Menschen innerlich sowieso schon passiert war: Es ist die Abwendung von einer Institution, der man (jedenfalls im Westen Deutschlands) lange Zeit qua "normaler" Sozialisation angehörte. Ohne eigenen Entschluss. Bei Wegzug aus dem heimatlichen Umfeld fiel der Kontakt zur Kirche oft auch weg. Eine Art individueller Selbstaufklärung. Religion war schon lange irrelevant.

Ist die Darstellung dieser bislang verborgenen Realität in sichtbaren Austritten nun etwas schlechtes? Ich glaube nicht. Es ist eine Offenlegung.

Freitag, 26. Juni 2020

Die schmuddelige Inkarnation nicht abschütteln. Oder: Sein Kreuz auf sich nehmen. Notiz zu Mt 10,37-42

Das Evangelium Mt 10,37-42, das an diesem Sonntag in den Gottesdiensten verkündet werden soll, muss ein schwerer Predigt-Brocken sein. Jedenfalls habe ich in den letzten Wochen eine ungewöhnlich hohe Zahl an Zugriffen auf einen älteren Beitrag zu diesem Evangelium auf diesem Blog registriert.
Und tatsächlich fordert Jesus uns ja auch ziemlich heraus: ihn mehr zu lieben als unsere Liebsten, das Kreuz auf sich zu nehmen, sein Leben wegen ihm zu verlieren und so fort.

Das widerspricht allerdings dem verbreiteten Missverständnis, dass Religion eine Art Beruhigungspille sei. Außerdem entspricht es nicht unserem Bedürfnis, dass es uns möglichst oft und möglichst lang möglichst gut geht.

Samstag, 20. Juni 2020

Fürchte dich nicht! Du bist ein wertvoller Mensch

Bist du ein wertvoller Mensch?
Wenn ja, woran erkennst du das?
Es sollte nicht an einer Uniform oder einer Hautfarbe hängen!
Was macht deinen Wert aus?
Kann man dir deinen Wert nehmen?
Und überhaupt: Was macht es aus, ob du wertvoll bist oder nicht?

Das sind einige der Fragen, die in mir auftauchten, als sich meine Aufmerksamkeit an einigen Zeilen des Sonntagsevangeliums festhakte.

Kunstvoll kurvt dieser Text (Mt 10,26-33) an verschiedene Themen heran – an den Stellenwert von Heimlichkeiten, an das Verhältnis von Leib und Seele, an die Bedeutung von missionarischen Bekenntnissen – und eben an die Frage nach dem Wert eines Menschen.

Samstag, 13. Juni 2020

Bloß nicht zu denen! Über Jesu Verbot, zu Heiden und Samaritern zu gehen

Es ist eine Aussage, die mir regelmäßig aufstößt – Jesu Verbot, zu den Nichtjuden zu gehen. "Geht nicht den Weg zu den Heiden und betretet keine Stadt der Samaríter" (Mt 10,5), sagt er im Evangelium des Sonntags (Mt 9,36-10,8) zu seinen Aposteln. Nur den "verlorenen Schafen des Hauses Israel" (v6) sollen sie die Frohe Botschaft von Gottes heilender Nähe verkünden.
Das schockiert mich und passt nicht recht zu meiner sonstigen Auslegung des Christentums.
Bedeutet das den Ausschluss aller anderen Gruppen von der Gottesherrschaft? Will Gott nicht bei ihnen sein? Kurz: Gibt es Menschen, die bei Gott nicht gewünscht sind?

Donnerstag, 11. Juni 2020

Fronleichnam und die Frage nach dem "überwesentlichen" Brot für morgen

Es ist nicht wichtig, wie dieses Brot schmeckt. Es ist nicht wichtig, wie es aussieht. Es ist noch nicht einmal besonders wichtig, aus welchen Körnern es zubereitet wurde.
Wichtig ist in erster Linie das, was es zuinnerst ausmacht, also sein Wesen, seine tiefste Bedeutung. Noch konkreter schreibt Eckhard Nordhofen: "Sein Wesen ist seine Geschichte. Die ist unsichtbar, man kann sie aber erzählen."1

1.
In seinem viel diskutierten Buch "Corpora. Die anarchische Kraft des Monotheismus", dem ich hier auch schon einen begeisterten Beitrag gewidmet habe, beschäftigt sich Nordhofen mit den Medien, durch die Gott mit den Menschen in Kontakt tritt. Waren für die Israeliten das Offenbaren des göttlichen Namens und die Heilige Schrift die entscheidenden Kontaktstellen Gottes mit der Welt, so steht für die Christen mit dem Johannesprolog fest: "Gott, das ewige Wort, wird nicht Schrift, sondern Fleisch."2 (Auch Jesus selbst hat in seiner Auseinandersetzung mit besonders schrifttreuen Juden regelmäßig die Schrift relativiert und das menschliche Herz ins Zentrum gestellt.)

Das neue Gottesmedium ist ein Mensch. Doch Jesus ist nicht nur als Mensch geboren, sondern auch als Mensch gestorben – wie aber kann der in Jesus menschgewordene Gott dann seine Gegenwart in der Welt retten?