Mit den Evangelienlesungen der
Fastensonntage kommen momentan Texte zu Gehör, die Gottes
Barmherzigkeit ins Zentrum stellen. Die Ernsthaftigkeit der
menschlichen Sünde wird jedoch nicht unter den Tisch gekehrt. Sie
ist im Vergleich mit Gottes liebevoller Zuwendung allerdings
chancenlos.
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Sonntag, 6. März 2016
Montag, 8. Februar 2016
Beschnitten – Eine Entdeckung zur Nacktheit
Vor kurzer Zeit habe ich in der Sauna
einen beschnittenen Mann nackt gesehen, zum ersten Mal in meinem
Leben.
Im Nachdenken darüber ist mir auf
einmal schlagartig klar geworden, was für eine wahnsinnige und nicht mehr aufhebbare Bindung
diese Art von religiöser Initiation erzeugt.
Wie sehr die Zugehörigkeit zur
Religion in den eigenen Körper eingeschrieben ist, so dass eine
mentale Distanzierung vielleicht möglich ist, aber durch den eigenen
Körper immer wieder konterkariert wird.
Ich bin allenfalls durch
meine Kette mit Kreuz und meinen Ehering ansatzweise
ausdeutbar, beides ist aber reversibel an meinen Körper und kann
jederzeit abgenommen werden. Für einen beschnittenen Mann dagegen
kann jedes Duschen und jede Erfahrung von Nacktheit eine Erfahrung
oder wenigstens Bewusstwerdung der eigenen Religion sein.
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Donnerstag, 4. Februar 2016
Heilsame Enttäuschung über die Kirche – Dietrich Bonhoeffer am 110. Geburtstag
Dietrich Bonhoeffer hat nicht erst in
der Zeit seiner größten Krisen im Gefängnis, sondern auch vorher
schon alles auf Gott gestellt. Denn ihm war klar, dass Gott nicht an
den Rändern voller Not und Ängste, sondern in der Mitte und Stärke
des menschlichen Lebens gefunden werden will.
Das zeigt sich auch in Bonhoeffers Bild
von kirchlicher Vergemeinschaftung, wie er es in der 1939 zum ersten
Mal veröffentlichten Schrift "Gemeinsames Leben"
zeichnet.
Konsequent denkt er von Gott her und
sieht im Lichte dessen auch die inneren Grenzen christlicher
Gemeinschaft sehr wohl – wie es wohl zu jeder Zeit und auch heute
Menschen gibt, die sich an eine Pfarrgemeinde, eine geistliche
Gemeinschaft oder einen Orden binden wollen und deren Grenzen
trotzdem wahrnehmen.
Hier bietet Bonhoeffer einige Sehhilfen
an, wie die Schwächen einer kirchlichen Nahgemeinschaft anzusehen
sein könnten:
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Mittwoch, 3. Februar 2016
Einen Orden verlassen – in Gesellschaft Jesu bleiben
Anfang Februar vor vier Jahren habe ich
den Jesuitenorden verlassen. Ich bin in Frankfurt am Main in ein Auto
gestiegen und mit kurzen Abstechern nach Berlin gefahren.
Das klingt zunächst einfach.
Aber diesem Tag ging selbstverständlich
ein längerer Prozess voraus – und ihm folgte ebenso ein längerer
Prozess.
Wenn ich jetzt, inzwischen als Ehemann
und Vater (und ironischerweise am Ende des von Papst Franziskus
ausgerufenen Jahr der Orden), darauf schaue, dann sehe ich einen
langen inneren und äußeren Weg. Den werde ich hier nicht
ausbreiten, wohl aber ein paar Gedanken – und Fragen. Gefühle und Zustände also anstelle von expliziten Gründen.
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Versöhnung
Dienstag, 26. Januar 2016
Erinnern mit Widerständen und Erinnern als Widerstand - Zum Tag des Gedenkens an die Opfer des NS
Ruth Klüger schrieb Anfang der 1990er
Jahre ihre Reflexionen über die Ghettos und Lager, in denen sie
einen Großteil ihrer Kindheit verbringen musste. Damals gab es
bereits eine ansehnliche Zahl von Zeitzeugenberichten, "so
daß ich heute nicht von den Lagern erzählen kann, als wäre ich die
erste, als hätte niemand davon erzählt, als wüßte nicht jeder,
der das hier liest, schon so viel darüber, daß er meint, es sei
mehr als genug, als wäre dies alles nicht schon ausgebeutet worden -
politisch, ästhetisch und auch als Kitsch."1
Warum also heute trotzdem davon
erzählen, warum nicht besser schweigen, warum vor allem an diesem
Ort das Thema wiederum aufgreifen?
Aus Befangenheit "in einer Art
Schreckensrührung",2
wie Ruth Klüger sie in manchen wohlmeinenden Deutschen sieht oder
weil Deutschland immer noch "ein von Hitler traumatisiertes
Land" ist, wie Alain Finkielkraut jüngst in der Zeit
unterstellte?
Selbstverständlich hat das Nachdenken
über die Shoah hierzulande oft eine pädagogische und vielleicht
auch therapeutische Komponente.
Zugleich aber geht der gesellschaftlich-ethische Gehalt des Erinnerns der Shoah tiefer, als die gängigen mahnenden
Schulddiskurse und das stets wiederholte plakative (wenngleich
notwendige) "Nie wieder!" suggerieren.
Dazu zwei Erwägungen.
Samstag, 23. Januar 2016
"Dabei hielten sie sich an die Überlieferung..." – Geistesgegenwart durch Tradition
Als Sozialwesen stehen wir Menschen
nicht nur in biologischer Beziehung zu unseren Vorfahren, sondern in
einer langen Reihe von Traditionen und Überlieferungen, die über
unsere persönlichen Herkünfte und Überzeugungen hinausgehen. Das
mögen wir im Einzelfall schätzen oder nicht, wir haben immerhin die
(relative) Freiheit, uns dazu zu verhalten.
Wenn in einigen Tagen zum Beispiel der
Opfer des Nationalsozialismus gedacht wird, kann uns dieses Gedenken
beunruhigen oder erschüttern oder aggressiv machen oder wir können
es als nicht zu uns gehörig abweisen – inwieweit wir mit einer
Reaktion der Sache und uns selbst gerecht werden, steht dann wiederum
verschiedenen Interpretationen und Werturteilen offen.
Das Evangelium des heutigen Sonntags
berichtet ebenso vom spezifischen Verhältnis, in das sich Menschen
zu einer vorgegebenen Tradition stellen.
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Weihnacht
Dienstag, 5. Januar 2016
Krippe mit Mauer und Pyramide ohne Mitte - Heilige Drei Könige
Seit 2013 begleitet mich die
abgebildete Krippe, die ich von einer Reise ins Heilige Land
mitgebracht habe und die mir immer wieder zu denken gibt.
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Weihnacht
Freitag, 25. Dezember 2015
Erste und zweite Weihnachtswahrheit
Weihnachten können wir vor der Krippe stehen und das kleine Kind anbeten.
Wir können im Kreis der Familie die Krise kriegen.
Wir können gehetzt von einer
Feier zur nächsten taumeln und auf den Beginn des nächsten Arbeitsjahres warten.
Wir können uns angewidert vom Trubel vor irgendeinen Bildschirm zurückziehen.
Wir können uns angewidert vom Trubel vor irgendeinen Bildschirm zurückziehen.
Mittwoch, 16. Dezember 2015
"Das hier ist Wasser". Gedanken von David Foster Wallace
Was trägt mein Leben und was kann ich
über äußere Erfolgsmerkmale hinaus tun, damit es auch im
wirklichen, inneren Sinne gelingt?
Das ist die Frage, um der es David
Foster Wallace vor nunmehr zehn Jahren bei seiner Abschlussrede vor
Absolventen des Kenyon College ging. Seine Ausführungen wurden unter
dem Titel "This is water" bzw. "Das hier ist
Wasser"1
veröffentlicht und verdienen es, auch als Adventsgedanken
aufgegriffen zu werden.
Montag, 14. Dezember 2015
Lord have your way in me – Gotteinung nach Johannes vom Kreuz
Der geistliche Kern des
Weihnachtsfestes, auf das wir zugehen, ist nicht die Erinnerung an
ein vergangenes Ereignis. Der geistliche Kern ist die Gegenwart
Gottes durch Jesus Christus in unseren Herzen, so wie es Angelus
Silesius im "Cherubinischen Wandersmann" ausdrückt:
"Wird Christus tausendmal zu
Bethlehem geboren / Und nicht in dir, du bleibst noch ewiglich
verloren."1
Auch der Heilige des heutigen Tages,
Johannes vom Kreuz, hat sich in verschiedenster Weise mit der Nähe zu Gott befasst und vielen Menschen seiner Zeit Rat gegeben.
Donnerstag, 19. November 2015
Elisabeth - Macht und Ohnmacht in Marburg
Die ungarische Königstochter Elisabeth, die in jungen Jahren mit einem thüringischen Landgrafen verheiratet wurde, sich nach dessen Tod auf dem Fünften Kreuzzug und reichlichen Konflikten um die Regelungen des Erbes als Witwe zuerst aus ihrer Burg und schließlich nach Marburg zurückzog, um ihr Leben ganz in den Dienst Christi und der Armen zu stellen, sie ist eine der zwiespältigsten und zugleich eindrucksvollsten Gestalten des Mittelalters.
Montag, 16. November 2015
Wie belanglos kann man sein? Über das Schließen der Augen.
Nach Terroranschlägen, wie sie in
Paris verübt wurden, kann man als sich in dieser Web-Öffentlichkeit
äußernder Mensch nicht kommentarlos übergehen zum weiteren
Geschehen, wenn man sich zu allgemeinen Themen äußert.
Oder doch?
Natürlich kann man. Die großen
Aufreger sind durch, Betroffenheit wurde allerorten spürbar
geäußert, Trauerbekundung scheint heute schon kein Gebot der Stunde
mehr zu sein und pietätlos wäre es auch nicht.
Mittwoch, 21. Oktober 2015
Alle Macht der Welt - Ein Gedanke aus "Judas" von Amos Oz
Im Roman "Judas" von Amos
Oz steht ein bemerkenswerter Gedanke, der in unterschiedlichen
Fassungen an diversen Orten in der Literatur, der Philosophie oder in
religiösen Werken auftaucht - die Frage nach der Macht und ihren Grenzen.
Im vorliegenden Roman taucht sie auf im Kontext der politischen Probleme des Nahen
Ostens, die immer noch höchste Relevanz besitzen, wie nämlich der
Staat Israel und seine Nachbarn koexistieren könnten.
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Samstag, 19. September 2015
Nicht mein Vorwärtskommen, sondern Gottes Ankommen bei mir
1
Jesus spricht im Evangelium des
Sonntags (Mk 9,30-37) zunächst von Leid und Tod und Rettung. Dass
"der Menschensohn" an die "Menschen" ausgeliefert
wird, ist aber für die Jünger zu weit weg, sie sind emotional nicht
angesprochen von dieser Aussage.
Denn sie hatten bei diesen Worten im
Hinterkopf sicher die Vorstellung der endzeitlichen Gestalt eines
"Menschensohnes" aus dem Himmel, der eine "ewige,
unvergängliche Herrschaft" (Dan 7,14) antritt. Diese
Verknüpfung wird nun durch die Worte Jesu auf den Kopf gestellt,
wenn gerade jener von Gott kommende Herrscher in Menschengestalt nun
an Menschen ausgeliefert werden soll.
Augenscheinlich können sie weder
"Leid" und "Menschensohn" noch den "Menschensohn"
und sich selbst in eine sinnvolle Beziehung zueinander bringen. Dabei
hatte sie Jesus extra mitgenommen, um ihnen gerade diese wichtige
Sache zu sagen.
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Montag, 24. August 2015
JosephsReligion 4 – Hiobtrauer und Allmachtsphantasie
Eine großartige Idee Thomas Manns in
seiner Josephssaga war es, den um seinen totgeglaubten Sohn Joseph
trauernden Jakob (vgl. Gen 37,33-35) als Hiobsgestalt darzustellen (mehr zu Jakob hier).
Bis in einzelne Formulierungen hinein
orientert sich der Autor an der mit Gott hadernden biblischen
Klagegestalt des Hiob – während der biblische Text über Jakobs
Trauer dürre zwei Verse umfasst.
Es zeigen sich da einerseits die
biblischen Kenntnisse des Autors als auch seine Lust am Hinüberziehen
dessen, was ihm aus der alttestamentlichen Tradition als für seine
Dramaturgie verwendbar erscheint. Und Hinüberziehen kann er mit
großem Geschick.
Dienstag, 30. Juni 2015
mürbe werden
Müde bin ich.
Das Kind den ganzen Tag schon so
unruhig. Etwas Sammlung täte gut. Aber überall drängt Unruhe sich
vor. Innen und außen Druck und Geschrei und Leerlauf. Neuköllner
Vorherrschaft einer aggressiven, sich selbst ungewissen Menschheit.
Die eigene Aggression im Straßenverkehr bemerken. Arbeitet sich das
in mich hinein?
Und überall Baustellen!
Mittwoch, 24. Juni 2015
Wer kommt nach uns? - Johannes der Täufer, Hilde Domin und die Umweltethik
Das Geburtstagskind des Tages, Johannes
der Täufer, hat sein Leben als Vorläufer Jesu gelebt.
In diesem Vorläufer-Sinne kann er ein
gutes Vorbild sein, um Bescheidenheit zu lernen. Denn Johannes wusste
sich als Glied einer Kette, in der er eine wichtige, aber letztlich
nur vorletzte, hinweisende Funktion hatte: er stand in der Tradition
der zornigen alttestamentlichen Propheten – und zugleich war er
ganz ausgerichtet auf den, der nach ihm kommen sollte.
Dienstag, 28. April 2015
Das Kind als Sakrament – Geheimnis, Zeichen, Werkzeug, Heil
Ein Kind ist mehr als es selbst. Wie
jeder Mensch lässt es etwas ahnen von der Größe des Schöpfers und
der Schönheit seiner Welt. Und am Kind treten für Gläubige (und
bisweilen auch für Ungläubige) beide, wundersame Schöpfergröße
und überwältigende Weltschönheit, besonders leuchtend hervor.
Donnerstag, 9. April 2015
Die Wunden zeigen - "Das verschwundene Museum" im Bode-Museum
Zerstörtes Gesicht. Bode-Museum, Berlin, 2015. |
Krieg tangiert immer auch die Kunst.
Die Zerstörungen von jahrtausendealten Kulturgütern durch die
IS-Terroristen im Nahen Osten zeigen dies ebenso wie die
Streitigkeiten um mögliche Restituierungen bei der Sammlung Gurlitt
und in staatlichen Sammlungen. Im letzten Jahr zogen zudem die
"Monuments Men" von George Clooney durch die Kinos und
versuchten, Kunstwerke vor dem Krieg und den Nazis zu retten.
Im Berliner Bode-Museum wird seit
einigen Tagen in einer beeindruckenden Ausstellung gezeigt, welche
Verluste der von deutschem Boden ausgehende Krieg den Berliner
Skulpturen- und Gemäldesammlungen zugefügt hat.
Dienstag, 3. März 2015
"Der Herr zeige es euch" – Über die Gewissensprüfung
Am letzten Sonntag waren die
Erstkommunionkinder in Vorbereitung auf ihr großes Fest
aufgefordert, sich im Gottesdienst die Dialoge zwischen dem Liturgen
und den Gläubigen zu notieren. Manche machten das sehr
pflichtbewusst, andere eher lässig. Als ich einen Blick auf einen
der Zettel warf, las ich "Der Herr zeige es euch" und
musste grinsen. Da war wohl etwas durcheinander geraten, denn das
hatte der Priester sicher nicht gesagt.
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